Seminarfach ernst nehmen?

vom 28.01.2011, 15:19 Uhr

Hallo,
seit einigen Jahren gibt es in der gymnasialen Oberstufe das Seminarfach. Ich finde dieses Fach total unnötig und langweilig. Da ich die Noten, die ich dort kriege, sowieso wegstreichen kann und auch werde, habe ich mich gefragt, wieso ich überhaupt noch etwas in diesem Fach machen sollte. Die Noten gehen ja sowieso nicht in die Abiturnote ein. Aus diesem Grund werde ich in Zukunft lieber mehr für andere Fächer tun als für das Seminarfach.

Da wollte ich euch mal fragen wie ihr das seht. Findet ihr dieses Fach auch so unnötig? Macht ihr in diesem Fach etwas oder seht ihr das auch so wie ich? Natürlich kann man mit dieser Note seine anderen Noten verbessern, aber wenn man das nicht braucht, kann man auf das Seminarfach doch auch verzichten oder?

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» conansc » Beiträge: 1135 » Talkpoints: 1,83 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich hab den Sinn dieses Faches auch noch nicht wirklich verstanden, unsere Lehrer aber anscheinend auch noch nicht. Ein Freund und ich haben mal bei unserem Tutor( so etwas wie ein Klassenlehrer) nach dem Sinn gefragt, aber auch er konnte uns nicht wirklich weiterhelfen und er ist immerhin der Stellvertretende Schuldirektor. Im Unterricht selber müssen wir immer irgendwelche Texte durchlesen, unterstreichen und zusammenfassen. Eigentlich genau das, was wir seit der ersten Klasse im Fach Deutsch lernen. Dann müssen wir jedes Semester eine Facharbeit schreiben über ein Thema, das mit der UNESCO zu tun hat, wobei teilweise kaum etwas darüber im Internet steht.
Ich persönlich hasse das Fach, zum einen, weil ich den Sinn noch nicht wirklich verstanden habe und zum anderen, weil mir die Arbeit, die man in diesem Schulfach machen muss, absolut nicht gefällt. Vielleicht liegt es ja auch einfach an dem Lehrer, der uns zugeteilt wurde. Er mag mich nicht und ich mag ihn nicht. Aber alle anderen Lehrer, die dieses Fach in meinem Jahrgang unterrichten sind auch nicht gerade "das Wahre". Braucht man dafür eigentlich eine Ausbildung oder gibt es sogar einen Studiengang "Seminar-fach"?

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» GerTuts » Beiträge: 132 » Talkpoints: 63,48 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Hallo,
genau darin liegt ja das Problem dieses Faches. Man braucht überhaupt keine Ausbildung um dieses Fach zu unterrichten. Die Lehrer an unserer Schule haben das Fach einfach von heute auf morgen gekriegt und mussten es dann einfach unterrichten. Mehr als einige Infos zu dem Material und den Themen wissen die Lehrer selbst auch nicht, was schon ein Problem ist, da unsere Lehrer einfach nicht wissen, was sie da unterrichten sollen.

Uns wurde gesagt, dass die meisten Schüler die an die Universität gehen keine Ahnung von Präsentationen und selbständigem Arbeiten haben. Deswegen wurde vor einigen Jahren dieses Seminarfach eingeführt. Da man das allerdings so schnell gemacht hat und es deswegen nicht sehr gut durchdacht hat, weiß nun keiner so genau, was und wie diese Dinge den Schülern in diesem Fach beigebracht werden sollen. Man soll in dem Seminarfach ja eigentlich lernen Präsentationen zu machen und selbstständig Dinge zu erarbeiten. Doch ich finde es trotzdem unnötig, da wir überhaupt nichts von diesen Dingen lernen.

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» conansc » Beiträge: 1135 » Talkpoints: 1,83 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Dafür ist jetzt ein eigenes Fach eingeführt worden? Mein Sohn hat vorletztes Jahr Abitur in Hamburg gemacht und an seiner Schule war das ein Unterrichtspunkt in den naturwissenschaftlichen Fächern. Da hieß es dann lernen zu lernen und es war in der 6./7. Klasse. Sie mussten, wie du schon geschrieben hast, Texte lesen und die wichtigsten Punkte heraussuchen und sie durften in den Computerraum und Präsentationen vorbereiten.

Später dann kam dieses Wissen in anderen Fächern in Referaten zum Einsatz. Aber ein extra Unterrichtsfach wurde dafür nicht geschaffen, sondern es wurde in den Unterricht integriert. Wenn ich so eure Kommentare lese, muss ich sagen, dass ich die Umsetzung bei euch auch unglücklich finde. Denn so Praxisorientiert ist es doch gleich viel spannender und macht mit unter sogar Spaß.

Es stimmt schon, dass einige Studenten Probleme haben Präsentationen zu erstellen oder Texte zu analysieren, aber ohne einen konkreten Kontext so etwas zu lernen finde ich kontraproduktiv. Eine Bekannte von mir klagte auch, dass sie leider in der Schule nicht gelernt hätte eine Powerpoint Präsentation zu machen und sie ganz froh ist, dass sie in ihrem Studiengang so etwas erst im zweiten Semester hat. Die hätte sich im Nachhinein vielleicht sogar über so einen nicht fachbezogenen Unterricht gefreut, nur um es wenigstens schon mal gemacht zu haben.

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» akasakura » Beiträge: 2635 » Talkpoints: 1,50 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich komme aus NRW und ich habe noch nie was von diesem Seminarfach gehört. Was genau soll das denn sein und was wird dort unterrichtet? Da ich momentan auch in der Oberstufe bin, werde ich bald nur mit den ''Ergänzungsfächern'' zu tun haben. Wer in der elften Klasse weder Geschichte noch Sozialwissenschaften weitergewählt hat, muss dieses mittels dann in der 13. Stufe in Form von Zusatzkursen am Nachmittag nachholen. Die Stundenanzahl ist aber sehr gering (alle zwei Wochen eine Stunde) und die meisten Lehrer sind da auch sehr locker und geben erstaunlich gute Noten, mit denen man seinen Schnitt eigentlich nur verbessern kann. Da aber eben nur eine bestimmte Anzahl an Fächern für das Abitur gewertet wird, müssen einige Fächer eben rausfallen und werden nicht gezählt. Dabei werden aber die besten Noten genommen, heißt als demnach, wenn ich im Zusatzkurs 15 Punkte und meinetwegen in einem Nebenfach wie Sport nur 10, dann werden die 15 Punkte gezählt, heißt also, ich kann mit diesen Zusatzkursen noch einiges herausschlagen.

Falls du das gleiche unter diesen ''Seminarfäschern'' verstehen solltest, dann solltest du jetzt also wissen, dass man damit durchaus was erreichen kann und diese nicht so nutzlos sind, wie sie erscheinen. Gerade weil der Unterricht sehr knapp ist, geben die Lehrer eher gute Noten, da diese es selbst nicht so eng sehen und das kann sich eigentlich bei den Schülern nur zum Vorteil auswirken.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


bijin hat geschrieben:Dafür ist jetzt ein eigenes Fach eingeführt worden? Mein Sohn hat vorletztes Jahr Abitur in Hamburg gemacht und an seiner Schule war das ein Unterrichtspunkt in den naturwissenschaftlichen Fächern. Da hieß es dann lernen zu lernen und es war in der 6./7. Klasse. Sie mussten, wie du schon geschrieben hast, Texte lesen und die wichtigsten Punkte heraussuchen und sie durften in den Computerraum und Präsentationen vorbereiten.


Das von dir beschriebene Unterrichtsfach gibt es seit neuestem auch bei uns in der Schule und heißt "Lernmethodik". Dieses Fach wird allerdings nur in den unteren Jahrgangs-stufen unterrichtet und nicht mehr in der Oberstufe. Seminar-fach ist aber eigentlich etwas ganz anderes. Hier lernst du nicht zu lernen, sondern lernst, ohne gelerntes etwas zu vollbringen. Wie mussten zum Beispiel ohne jegliche Ahnung in kürzester Zeit eine Hausarbeit schreiben, wovon wir zuvor noch nie etwas gehört hatten. Außerdem macht es auch ziemlich wenig Sinn, einem Schüler der elften Klasse beizubringen, wie er in späteren Klassen Präsentationen zu führen hat, da einige sowieso nur noch ein Jahr Schule haben und danach anfangen zu Arbeiten. Hätte man dieses Fach schon früher (in der siebten Klasse zum Beispiel) eingeführt, so hätte man das Gelernte eventuell auch noch einmal später in den höheren Klassen umsetzen können, aber so sehe ich darin keinen Sinn.

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» GerTuts » Beiträge: 132 » Talkpoints: 63,48 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich habe auch noch nie etwas von den Seminarfächern gehört, zumindest nicht so, wie sie bei euch durchgeführt werden. Bei uns in Bayern gibt es ein W-Seminar und ein P-Seminar; beide werden in jeweils zwei Stunden pro Woche unterrichtet. Im w-Seminar geht es grob gesagt um das Verfassen der Facharbeit, wobei natürlich zuvor das übergeordnete Thema der Arbeit kurz umrissen wird und man auch die Arbeit mit Quellen und wissenschaftlichen Texten übt. Im P-Seminar geht es darum, ein eigenes Projekt auf die Beine zu stellen, das kann zum Beispiel darin bestehen, ein übersichtliches Schulbuch mit gut strukturierten Lerninhalten auf den Markt zu bringen. Im ersten Halbjahr beschäftigt man sich außerdem mit der Berufsfindung, übt Bewerbungen und lernt durch Persönlichkeitstests auch die eigenen stärken und schwächen kennen.

Bei euch scheinen da beide Inhalte in einem fach unterrichtet zu werden, aber wenn ich an deiner stelle wäre, würde ich das Fach keinesfalls auf die leichte Schulter nehmen. Später, im universitären Leben, gehören wissenschaftliche Arbeiten zum Alltag und vermutlich wirst du in ein paar Jahren dankbar sein, dass du diese Technik in der Schule bereits kennen lernen konntest und durch die Benotung auch ein Feedback erhalten hast, woran du noch arbeiten kannst.

Auch Techniken wie das Präsentieren wirst du immer wieder brauchen. Mag sein, dass man das in der fünften und sechsten Klasse schon einmal in den Grundzügen gelernt hat, aber es schadet doch auch nicht, es noch einmal zu wiederholen, zumal die Präsentationen zu komplexeren Themen sich auch in der Vortragsweise von den früheren Vorträgen unterscheiden sollten. Auch, dass ihr mit Sachtexten arbeitet und lernt, wie ihr diese übersichtlicher gestalten könnt, soll doch im Grunde genommen nur eine Hilfe und Vorbereitung auf die Facharbeit und Universität sein, denn bei umfangreichen Werken ist es sehr wichtig, dass man die wichtigen und für das eigene Thema relevanten Inhalte herausarbeiten kann. An deiner Stelle würde ich versuchen, so viel Nützliches aus dem Seminar zu ziehen wie nur irgend möglich, das ist viel sinnvoller, als nur die Zeit abzusitzen.

Was das Einbringen in die Abiturnote betrifft: Bei uns in Bayern müssen die Seminare eingebracht werden, das kann bei euch natürlich anders sein. Trotzdem denke ich, dass diese Seminare eine gute Möglichkeit sind, um an gute Noten zu kommen. Wenn du jetzt in einem anderen Fach eine Klausur in den Sand setzt, dann ist es doch immer beruhigend, deinen Schnitzer mit einer guten Seminarnote ausgleichen zu können, oder nicht? Wenn du stetig mitarbeitest und eine vernünftige Facharbeit abgibst, steht einer guten Note nichts mehr im Wege. Diese Note als Puffer solltest du nicht verachten, denn niemand garantiert dir, dass du nicht doch mal in einer Klausur ein Blackout hast.

» Anemone » Beiträge: 1740 » Talkpoints: 764,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich gehörte in Niedersachsen zu dem ersten Jahrgang, der das Seminarfach hatte. Der Sinn von diesem sonderbaren Fach hat sich mir auch nie ganz erschlossen. Bei uns war es, dass die Themen immer fächerübergreifend waren und man so lernen sollte, nicht nur stumpfsinnig für ein einziges Fach zu lernen, sondern das Gelernte auch in anderen Fächern anwenden zu können. Bei uns gab es dann zum Beispiel die Kombinationen Musik und Deutsch, Chemie und Kunst, Sport und Biologie. Das Fach hatte dann jeweils ein bestimmtes Thema.

Das einzig Wichtige in diesem Fach war aber nur die Facharbeit, die dann auf einmal Seminararbeit hieß. Das Ergebnis dieser Arbeit steht letztendlich auf dem Abiturzeugnis drauf und zeigt halt, ob man wissenschaftlich arbeiten kann oder nicht. Dass man dafür nun ein eigenes Fach braucht, finde ich nicht. Vorher wurde diese Facharbeit in einem ganz normalen Fach geschrieben, jetzt gab es ein eigenes Fach, das zwei Stunden pro Woche unterrichtet wurde. Für uns war es nur zusätzliche Arbeit, auf die wir alle hätten verzichten können.

» SuperGrobi » Beiträge: 3876 » Talkpoints: 3,22 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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