Digitale Bestatter- neuer Berufszweig in den USA

vom 24.01.2011, 14:49 Uhr

Die digitale Welt der Kommunikation boomt. Mittlerweile dürfte fast in jeder Familie ( Familien und nicht Haushalten)mindestens ein Internetanschluss vorhanden sein. In den meisten Familie dürfte mindestens ein Familienmitglied in irgendeiner Community registriert sein. Viele Menschen scheinen heute nicht mehr ohne Facebook und Konsorten auskommen zu können. Aber was passiert an sich nach dem Tod der User mit den Daten?

Viele Menschen habe mit Sicherheit ein Testament. Nur ganz ehrlich, wer denkt beim Schreiben seines Testaments an die digitalen Spuren die man hinterlassen hat? Wahrscheinlich die wenigsten.

In Amerika scheint sich nun ein neuer Berufszweig zu entwickeln, der sich bewusst mit dem beschäftigt, was in der digitalen Welt des Internets nach dem Tod mit den Daten passieren soll. Auf manchen Seiten kann man selbst vorher genau festlegen, was nach dem Tod mit den Daten passieren soll. Es können Passwörter und ähnliches hinterlegt werden und die digitalen Bestatter kümmern sich nach dem Tod des Users um die Durchführung der Anweisungen. Wobei der Ablauf wohl unterschiedlich ist. Auf manchen Seiten muss der Tod erst bestätigt werden. Auf anderen Seiten läuft das Verfahren nach anderen Richtlinien. Auf einer Seite ist es so, dass man in regelmäßigen Intervallen ein Passwort eingibt. Wird der Intervall nicht eingehalten, werden die hinterlassenen Anweisungen durchgeführt.

Ist dieser neue Berufszweig eine Marktlücke? Denkt ihr er wird Erfolg haben? Oder findet ihr das Ganze einfach nur makaber?

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Makaber finde ich das nicht. Aber wie erfährt denn dieser digitale Bestatter vom Tod des Users? Wie teuer ist denn so ein Service in Amerika? Ich finde so was eigentlich ziemlich überflüssig. Wenn jemand Angehörige hat, dann kann dieser ja einem im Netz Bescheid geben und dann spricht sich das bei einem Vieluser schon rum. Ich weiß nicht, ob sich das hier in Deutschland durchsetzen wird. Aber in Amerika ist ja bekanntlich alles möglich.

Weißt du, wie man diesen Service in Anspruch nimmt und was man da machen müsste, wenn man diesen Service in Anspruch nehmen will? Muss man dann alle Seiten aufschreiben, wo man sich mal angemeldet hat? Muss man diesem "Bestatter" dann zu Lebzeiten schon diese Daten durchgeben? Was ist, wenn ich mir das anders überlege? Ich finde das sehr außergewöhnlich und hätte, denke ich, kein Vertrauen zu einer wildfremden Person.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Ich bin an sich durch Zufall auf das Berufsbild gestoßen. Grundlage war ein Artikel in der Zeit Online zum Tod im Netz und was danach passiert. Ich hatte nur keinen Plan, wie ich den Artikel hier zu Diskussion stellen kann. Und ich fand aus dem Artikel halt ganz speziell diese neue Berufsrichtung interessant und erhoffte mir wohl auch mehr Informationen dazu. Ich verlink mal den Artikel: Zeit Online Artikel .

In dem Artikel sind unten die amerikanischen Seiten aufgeführt. Meine Englischkenntnisse sind für so Seite aber entschiedene zu mies. Deshalb habe ich dort auch nicht weiter gesucht. Allerdings gibt es wohl auch generell zu dem Thema deutsche Seiten, die in dem Artikel auch genannt werden. Allerdings halt keine reine Bestatter Seiten. Sondern eher Erinnerungsseiten, die man selbst anlegen kann.

Wenn ich das aus dem genannten Artikel richtig raus lese, legt man halt bei den Seiten einen Account an. Dort hinterlegt man die Adressen und die Passwörter. Wenn man stirbt, werden die Seitenbetreiber von vorher genannten Hinterbliebenen informiert, die dann die Bestattungsroutine einleiten. So ist es wohl auf den meisten solcher Seiten.

Eine andere Variante ist, halt einen Account anzulegen, die Daten zu hinterlegen. Nun muss man halt regelmäßig sich einloggen. Wenn man das nicht macht, wird die Bestattungsroutine eingeleitet. Halte ich persönlich nicht für wirklich sinnvoll, da es einfach zu viele Gründe gibt, warum man nicht ins Internet kann.

Was mir an der Sache eher Bauchweh bereitet, ist halt auch das Vertrauen. Es wird ja an sich geraten, für jede Seite ein anderes Passwort zu nutzen. Und einer der Gründe ist dabei ja auch, dass man mal an einen unseriösen Webmaster geraten kann, der dann mit dem Passwort versucht sich auf allen möglichen Seiten einzuloggen. Die Sorge hätte ich nun bei so einem Dienst. Ich meine die könnten alles mögliche mit meinen Daten machen. Immerhin sind denen dann sowohl die Seiten, wie auch die Usernamen UND das Passwort bekannt.

Die Kosten sind mir unbekannt. Da hatte ich mir auch weniger Gedanken drum gemacht. Ich nahm wohl unbewusst an, die Dienste sind kostenfrei. Beziehungsweise werden sich über Werbung finanzieren.

Die deutschen Seiten habe ich mal grob angesehen. Sind mir zu unübersichtlich, beziehungsweise muss man sich registrieren. Was mir momentan dann doch zu makaber wäre.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Hallo,
ich finde das schon etwas makaber, da es nachdem jemand gestorben ist, wohl kaum noch jemanden interessiert, was mit seinen Daten im Internet passiert. Das ist dann wohl das geringste worum sich die Betroffenen Menschen Gedanken machen sollten. Ich denke auch nicht, dass das auf Dauer viel Erfolg haben wird.

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» conansc » Beiträge: 1135 » Talkpoints: 1,83 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich habe von diesen Angeboten auch schon vor einiger Zeit gehört und fand das ziemlich seltsam. Wirklich makaber finde ich das nicht, allerdings verbinde ich den Tod auch nicht mit unbedingt mit etwas Makaberem. Ich finde den Gedanken, dass man sterben muss, grundsätzlich schon gruselig, allerdings ist das für mich (teilweise noch, teilweise aber auch erst mittlerweile) so ein abstraktes Thema, dass ich darüber recht unbefangen sprechen und nachdenken kann.

Eigentlich ist das Angebot nachvollziehbar. Vielleicht finden manche Leute den Gedanken befremdlich, dass auch nach ihrem Ableben bestimmte Inhalte noch weiterhin einsehbar sind - so wie zu Lebzeiten. Für diese Menschen ist es vielleicht tröstlich, zu wissen, dass nach ihrem Tod auch ihre Daten aus dem Internet verschwinden. Vielleicht denken sie dabei auch an ihre Freunde und Verwandten, die auf den jeweiligen Seiten, falls sie diese selbst auch benutzen, dann nicht mehr mit Fotos oder Beiträgen der Toten konfrontiert werden. Für diese ist es vielleicht sehr traurig, wenn sie immer wieder mal über Fotos und Beiträge stolpern und dann schmerzlich daran erinnert werden, dass der Mensch hinter dem Profil nicht mehr lebt. Wenn niemand sonst das Passwort kennt, können die Verwandten den Account ja auch nicht von sich aus stilllegen.

Ich persönlich würde die Leistungen eines digitalen Bestatters wohl nicht in Anspruch nehmen. Ich bin zwar auf ein paar Seiten angemeldet, allerdings habe ich mir noch keine großen Gedanken darum gemacht, was mit meinen Daten nach meinem Tode passiert. Auch wenn jeder Mensch, also auch ich, theoretisch jeden Tag sterben kann, denke ich persönlich jetzt noch nicht daran. Wer weiß, ob ich mittelfristig überhaupt noch bei den Seiten angemeldet sein werde, bei denen ich aktuell angemeldet bin. Wichtige Daten sind dort ohnehin nicht gespeichert, so dass ich mir darum auch keine Sorgen mache. Vielleicht bin ich einfach zu naiv, um die Vorzüge eines digitalen Bestatters für mich persönlich zu sehen.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


@ conansc
Mich persönlich interessiert es wenig, ob meine Daten noch im Netz sind. Ich habe sie ja bewusst ins Netz gestellt. Aber bei manchen stört es vielleicht die Angehörigen, dass nach dem Tod noch Bilder zu sehen sind. Bilder die nur der Verstorbene löschen könnte. Nur um mal ein Beispiel zu nennen.

Und ich meine das Internet gehört für viele heute zum Leben dazu. Um weltliche Sachen kümmert man sich ja auch. Zum Beispiel um das Ausräume der Wohnung des Verstorbenen, Kündigung von Abos und Mitgliedschaften. Warum dann nicht im Internet? Wobei mancher sicherlich auch kostenpflichtige Dienste nutzt.

Und ich finde es zum Beispiel auch nicht sonderlich prickelnd, wenn ich mir vorstelle, es besucht jemand mein Profil in einem sozialen Netzwerk in sagen wie zwei Jahren und fragt mich, ob wir uns mal wieder treffen wollen und ich wäre bereits seit über einem Jahr Tod. Da fände ich es zum Beispiel gut, wenn mein Profil zwar bleiben würde, aber halt auch kenntlich gemacht werden würde, dass es mich nicht mehr gibt.

@ Cologneboy2009
Ich kann deine Sichtweise verstehen. Ich glaube mir persönlich ging es auch nicht darum, dass man mich aus dem Internet löscht. Ganz ehrlich? Ich fände es komisch, wenn ich nun sterben würde und in zwei Jahren jemand mit meinem Nick hier schreiben würde. Und ich glaube, für andere User wäre das auch ein komisches Gefühl oder?So bin ich noch auf anderen Seiten angemeldet und fände es komisch, wenn irgendwann mal jemand mit meinem Nick die Community nutzt. Das sind vielleicht Punkte, an die momentan keiner denkt oder?

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


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