Wie „verkauft“ man einem Kind einen IQ-Test
Das Thema IQ-Test bei Grundschulkindern wurde ja auch in diesem Forum schon mal angesprochen, IQ-Wert bei Kindern. In dem Thread geht es aber nur um den Wert. Mit einem IQ-Test sind aber auch noch andere Probleme verbunden. Wie verkauft man einem (wahrscheinlich) überdurchschnittlich begabten Kind diesen Test? Das Kind wird auf jeden Fall nachfragen.
Wieso genau die Frage ein Problem ist, ist gar nicht so einfach erklärt. Dass das Kind überdurchschnittlich begabt ist, ist schon im Kleinkindalter vermutet worden. Allerdings wurden keine umfangreichen Tests durchgeführt, da in diesem Alter auch ein vorübergehender Entwicklungsvorsprung nicht auszuschließen ist. Im Kindergarten wurde das Kind zwar auch immer als sehr leistungsfähig beurteilt, wegen seiner ruhigen Art aber auch als eher unauffällig beschrieben. In der Schule nun kommt das Kind richtig aus sich heraus und fällt eben auf, da es das Wissen mit Leichtigkeit aufnimmt und schon leicht überheblich wirkt, weil es ihm eben unverständlich ist, das andere Kinder sich bei weitem schwerer tun. Nun wurden verschiedene Möglichkeiten erwogen, wie man das Kind am besten fördern kann, am Anfang sollte aber eben ein solcher Test stehen. Ob der aber das Kind vielleicht noch weiter abheben lässt, wenn man ihm erklärt, dass man testen möchte wie es um seine Intelligenz bestellt ist, weiß man ja nicht.
Ein weiteres Problem ist, dass das Kind sehr selbstkritisch ist. Wenn es mal einen kleinen Fehler macht, dann ist es erst mal sehr unglücklich und musste langsam lernen, dass es völlig normal ist, dass man auch mal Fehler macht. Dieses Gleichgewicht wurde nun langsam hergestellt. Würde nun aber das Ergebnis vielleicht schlechter ausfallen als erwartet ist fraglich wie das Kind darauf reagieren würde. Für die Eltern wäre ein schlechteres Testergebnis vielleicht sogar eine Erleichterung, da diese bei den bisherigen Vorschlägen zur Förderung des Kindes Bauchschmerzen haben. Natürlich würde sie ein bestätigendes Testergebnis auch freuen und sie könnten sich dann eher entschließen, den vorgeschlagenen Fördermöglichkeiten zustimmen. Letzten Endes steht aber das Kind im Vordergrund.
Die Eltern müssen dem Kind ja nicht unbedingt sagen, dass es sich um einen Intelligenztest handelt und wenn das Kind dann darin gut ist, hat es mehr oder weniger die schriftliche Bestätigung, dass es intelligenter ist als die anderen Kinder. Klar, dass das Kind dann überheblich wird und sich die Situation verschärft.
Ich würde einfach sagen, dass es eine Austestung ist um zu sehen, welche Kurse für das Kind dann eben am besten geeignet sind. Du hast ja geschrieben, dass es darum geht, dass entschieden werden soll welche Förderung das Kind bekommt. So gesehen würde ich an diesem Punkt ansetzen. Ich würde da aber eben auch nicht sagen, dass das eben Förderkurse für speziell intelligente Kinder sind. Ich würde eben eher sagen, dass es viele verschiedene Möglichkeiten gibt und bei dem Test kommt dann eben heraus, welcher Kurs am besten wäre.
Bei einem Nachhilfe oder Förderkurs sage ich dem Kind ja auch nicht, dass es hingehen soll, weil es dumm ist oder zu wenig intelligent ist. Was ja im übrigen in der Regel ja auch gar nicht so ist. Jeder, aber wirklich jeder hat seine Stärken und Schwächen, auch oder ich würde sogar sagen erst recht ein hochintelligentes Kind! Das eine Kind ist besonders toll im Turnen oder im Tanzen oder ist eben sehr handwerklich begabt, das andere Kind liebt wieder eher die Mathematik oder was auch immer. Keine einzige Variante ist besser oder schlechter.
Und genau das würde ich diesem eventuell hochintelligenten Kind vermitteln vor allem wenn die Eltern sich unbedingt so einen Intelligenztest wünschen. Wobei ich dazu sagen muss, dass ich davon allgemein nicht so ewig viel halte, aber das ist ja wieder eine andere Sache.
Ich würde dem Kind erzählen, dass es da einen Wettkampf für Kinder gäbe, bei dem man seine Pfiffigkeit beweisen müsse. Dafür müsse man Testaufgaben lösen und wenn man dabei gut abschneiden würde, könne man XYZ gewinnen. Um die Auszahlung des Gewinns kommt man dann am Ende natürlich nicht herum, denn selbstverständlich "gewinnt" das Kind. Das testende Institut würde ich einweihen, andere Erwachsene oder Kinder nicht, da kommt es nur zu Verwicklungen und Versprechern.
Abstrus? Ja wenn der Kleine denn so schwierig ist. Früher wurde man gepackt, hingesetzt und es wurde gesagt: "Mach das jetzt, sonst gibt es kein Abendbrot!" oder wahlweise, wenn der Druck höher sein musste: "Mach das jetzt , sonst kommst du ins Kinderheim!" Unangenehm, aber man hat es dann gemacht. Aber heute sind die Seelen der Kleinen ja so empfindlich, da muss man dann eben geschickt und schmerzfrei betrügen, wenn das Kind die Wahrheit nicht verträgt.
Mache ich mich lustig? Na ja, ich wundere mich, wieviel angeblich überdurchschnittlich intelligente Kinder heute entdeckt werden. Früher gab es auch solche Kinder, die nannten wir dann (wir waren ja selber Kinder) Klugscheißer oder Großkotz und die Eltern tuschelten: "Der redet wie ein Großer!" und dann wurde gekichert, die Augen wurden verdreht und im Grunde hielt man die Eltern dieser Kinder für "irgendwie seltsam", denn irgendwo musste es ja herkommen.
Ich höre ja schon auf zu ätzen, mehr als den "Betrug" gibt meine Intelligenz nicht her.
Es wäre interessant zu wissen, welche Fördermöglichkeiten bisher genannt wurden. Denn damit kann man vielleicht einem Kind besser erklären, warum es zu diesem Test gehen soll.
Rein spekulativ nehme ich mal an, das man den Eltern vorgeschlagen hat, das Kind eine Klasse überspringen zu lassen. Das sowas eventuell später erst Probleme bringen kann, ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Aber wenn dieser Vorschlag zur Diskussion steht, dann sollte man es auch dem Kind so erklären.
Immerhin stünde mit dieser Entscheidung auch ein Klassenwechsel an. Man ist plötzlich das jüngste Kind und muss sich in einem vorhanden Gefüge einbringen und sich quasi seinen Platz erkämpfen.
Da du aber schreibst, das dieses Kind teilweise seinen Klassenkameraden gegenüber überheblich wirkt, sollte man da ansetzen. Dem Kind ist ja bewusst, das es mehr kann, als die meisten anderen Mitschüler. Also kann man auch dahingehend erklären, das man testen möchte, wie viel mehr Wissen es hat. Mit großartigen Fachbegriffen würde ich da gar nicht kommen.
Ich hab diesen ganzen "Testkram" selbst hinter mir - gehöre auch zu den "gestraften" Hochbegabten (es kann manchmal auch fürchterlich nerven, insbesondere wenn man kontinuierlich mit "Dummheit" konfrontiert wird).
Es gab, da ich "ungünstig" Geburtstag habe, so einen Test von wegen "früher in die Schule" - die Antwort der "Tester" war "ist definitiv möglich, aber ihr Kind hat keine Lust - lieber ein Jahr länger "spielen" lassen und dann ggf. ein Jahr überspringen" - und genauso kams auch.
Ich hab in der Grundschule sehr bald nur noch Mist gebaut, weil mir der ganze Laden zu langweilig war, und zum Glück haben meine Eltern schnell gemerkt, daß es wortwörtlich gemeint war, wenn ich über Klassenkameraden sagte, daß die mir "zu doof" seien. Als mich dann der Schuldirektor mal live erlebte, wurde der an sich anberaumte Schulpsychologentermin direkt gecancelt und statt dessen kam ein Test - auf den ich zuerst keine Lust hatte, aber die Negativ-Motivation meines Vaters ("ach, das kannst du ja nicht") hat voll gefruchtet so schnell wie der Test fertig war hat der Bauklötze gestaunt.
Solche Tests sind für jede Altersklasse vorhanden - meiner hat damals den Rahmen gesprengt, das Ergebnis war "über 120 - mehr kann dieser Test nicht messen". Da ich später zu unterschiedlichen Gelegenheiten weitere Tests gemacht habe (nicht zuletzt auch mal bei Günther Jauch, aber auch anderswo), und die alle Ergebnisse lieferten, die nahe beieinander und über 140 waren, scheint es wohl gestimmt zu haben. Kommentar des Rektors seinerzeit: "Da war die Lehrerin überfordert und hat die Hochbegabung nicht erkannt".
Und das ist leider kein EInzelfall - Hochbegabte werden oft erst für "Störer" usw gehalten, weil sie sich dem Rest verweigern - daß es sie "langweilt", weil unterfordert, fällt eben nicht jedem sofort auf. Besonders schlimm ist es, wenn hochbegabte Kinder bei Eltern aufwachsen, die selber eher minderbemittelt sind - die verstehen es dann doppelt nicht.
@Punktedieb, danke für die Ideen, denn manchmal sieht man den Wald vor Bäumen nicht. Denn es stimmt sicher, das man als Erwachsener das Ergebnis eher in schwarz-weiß sieht statt in Grautönen. Da ist es ist sicher eine sehr gute Alternative zu sagen man wolle testen wie viel besser das Kind ist, da auf jeden Fall ein Ergebnis herauskommt - ohne Wertung. Und dann lässt sich sicher auch die Idee besser vermitteln, warum ein Klassenwechsel sinnvoll
ist.
Die Alternative ist wohl wirklich erst mal eine Klasse zu überspringen, da die einzige weitere Alternative Unterricht in einer speziellen Schule ist, verbunden mit Internat und das kommt derzeit nicht in Frage.
@fushicho, der Einschultest hatte das gleiche Ergebnis wie bei Dir und ebenso äußert das Kind die Vermutung dieser oder jener Klassenkamerad sei wahrscheinlich doof. Die Lehrer geben übrigens zu überfordert zu sein, weil sie genug durchschnittliche und unterdurchschnittliche Schüler haben. Wollte man die begabten Schüler fördern, bräuchte man im Endeffekt einen weiteren Betreuer als Ansprechpartner für die begabteren Schüler - das ist aber nirgendwo vorgesehen. Allerdings hat das Kind noch Lust auf Leistung.
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