Digitale Bestatter- würdet ihr den Service nutzen?

vom 24.01.2011, 14:50 Uhr

Wie ich bereits hier Digitale Bestatter- neuer Berufszweig in den USA schrieb, scheint sich in den USA nun der Berufszweig des digitalen Bestatters zu entwickeln. In einer Zeit in der in den meisten Familien mindestens ein Mitglied in einem sozialen Netzwerk wie zum Beispiel Facebook registriert ist, sicherlich sinnvoll.

Die meisten Menschen legen ja schon vor ihrem Tod in einem Testament fest, was sie für Wünsche für nach ihrem Ableben haben. Meistens denkt man dann aber sicherlich nur an die realen Ereignisse und denkt nicht an diverse Accounts auf verschiedenen Internetseiten.

Und meistens weiß auch kein Außenstehender, was nun für den Verstorbenen wichtig war und was nicht. Wenn ich mir meine Internetaktivitäten so ansehe, denke ich bei manchen Seiten, es wäre schade wenn dort keine Erinnerung von mir bleiben würde. Bei anderen Seiten wäre es mir egal. Und bei ein paar Seiten wäre es mir heute lieber, wenn nach meinem Ableben keine Spuren mehr von mir zu finden wären. Allerdings käme ich mir auch komisch vor, wenn ich in meinem Testament nun schreiben würde, der und der Account sollt gelöscht werden und dort soll das und das gemacht werden. Zumindest mein Vater wäre mit solchen Anweisungen überfordert und mein Bruder würde mich für durchgeknallt halten.

Auf der anderen Seite denke ich aber auch, so viele Menschen regeln irgendwelche Dinge die ihnen wichtig sind, in einem Testament. Und die digitale Welt gehört für viele Menschen heute zum Alltag dazu. Mir würde es nach dem Tod eines Angehörigen schwer fallen, zu entscheiden, welchen seiner Accounts ich behalten soll, wo ich mitteilen darf, dass mein Angehöriger verstorben ist und wo nicht und so weiter. Auf der anderen Seite wäre es mir persönlich vielleicht auch Recht, wenn diverse Sachen meiner Angehörigen im Netz verschwinden würden. Vor ähnlichen Entscheidungen könnten halt auch meine Angehörigen stehen, denke ich. Und es ist sicherlich dann auch schwer zu entscheiden, wie man nun vorgehen soll. Weil man halt auch oft keinen Einblick in die Aktivitäten des Verstorbenen im Internet hat.

Würdet ihr die Dienste eines digitalen Bestatters nutzen wollen? Ich meine im Grunde kann einem ja egal sein, was mit der virtuellen Existenz nach dem Tod passiert. Auf der anderen Seite regelt man ja auch andere Sachen vor dem Tod, wie halt so Sachen, was soll mit dem Lieblingskleidungsstück passieren, wie soll beerdigt werden und so weiter.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Das wird ja auch nicht gerade wenig kosten, wenn man so einen Service in Anspruch nehmen will. Deswegen würde ich wahrscheinlich zu Lebzeiten darin nicht investieren. Ich habe hier eine Liste mit Leuten, die auf jeden Fall benachrichtigt werden sollten, wenn mir was zustößt und die wird mein Mann wahrscheinlich finden, wenn es soweit ist. Dann wird mein Mann sich schon darum kümmern, denke ich.

Ich würde so einen Service nicht in Anspruch nehmen, weil ich auch denke, dass ich sowas einem fremden Menschen nicht zumuten will und auch nicht will, dass jemand, den ich gar nicht kenne eher Bescheid weiß als der Admin eines Forums, der mich dann löschen kann. So richtig habe ich auch nicht verstanden, wie dann dieser Service darüber Bescheid bekommt, dass ich verstorben bin, damit er das in die Wege leiten kann. Dann muss sich ja auch ein Angehöriger darum kümmern oder habe ich das ganze System dieses Services nicht verstanden?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Ich glaube nicht, dass ich so einen Service nutzen würde. Ich bin nicht auf sonderlich vielen Internetseiten aktiv, bei denen man sich nach meinem Ableben um meinen Account kümmern müsste, die Arbeit dieses Bestatters würde sich also sehr in Grenzen halten und kaum rentieren. Zudem sind meine angehörigen so fit in Sachen Internet, dass ich ihnen zutrauen würde, diese Aufgabe für mich zu erledigen. Natürlich könnte man argumentieren, dass es ihnen vielleicht zu viel Schmerz bereiten würde, sich um meine Accounts zu kümmern, aber sie müssten ja auch den Web-Bestatter informieren, wenn es so weit wäre, dann könnten sie sich auch gleich um meinen letzten Willen in dieser Sache kümmern, das wäre vermutlich ein ähnlich geringer Aufwand.

Wenn ich so darüber nachdenke, gibt es eigentlich kaum eine Seite, um die man sich nach meinem Ableben kümmern müsste. Hier bei Talkteria würde ich zum Beispiel gar nicht wollen, dass die Administration informiert wird oder es dann gar noch ein Thema im Mitglieder-Forum gibt, in dem alle ihre Beileidsbekundungen zum Ausdruck bringen. Ich schreibe sehr gerne hier, daran liegt es nicht, aber für die meisten hier bin ich doch einfach nur die Userin Anemone, zu der man als Mitglied dieser Community einfach kaum Bezug hat. Einige wissen durch das Lesen meiner Beiträge vielleicht noch ein paar Details über meine Lebensumstände oder meine Interessen, aber mehr auch nicht. Das heißt jetzt nicht, dass ich hier zu niemandem engeren Kontakt haben will, aber sobald mir ein Mitglied hier wichtig wird und man sich oft schreibt, werden E-Mail-Adressen ausgetauscht und dann ist eine Benachrichtigung über das Forum nicht mehr nötig. Der Rest, also die anonyme Masse, muss meiner Meinung nach nicht informiert werden und es reicht vollkommen, wenn ich einfach nicht mehr auftauche. Was bringt es denn jemandem, der mich kaum kennt, darüber informiert zu werden, was mit mir passiert ist?

Bei Facebook bin ich auch noch und hier würde ich vermutlich darum bitten, dass jemand meiner Angehörigen dort meinen Account löscht. Ich verbringe kaum Zeit auf dieser Seite und auch Dinge wie mein Profil oder meine Pinnwand dort sind mir komplett unwichtig. Ich habe einfach absolut keinen Bezug zu dieser Seite und nutze sie nur, um hin und wieder einigen Leuten private Nachrichten zu schreiben, wobei ich da nach kurzer Zeit eigentlich auch lieber zur E-Mail wechsle. Dort bin ich mit vielen Leuten aus meinem alltäglichen Umfeld befreundet, mit denen ich aber eigentlich nicht viel zu tun habe; man hat diese Leute eben nur in der Liste, um sie bei organisatorischen Fragen schneller zu finden. Wenn sich jetzt beispielsweise in der Schule mein Tod herumsprechen würde, wäre meine Pinnwand binnen kürzester Zeit voll von Beileidsbekundungen; und das von Leuten, mit denen ich kaum etwas zu tun hatte oder die mich überhaupt nicht mochten. Das empfände ich als sehr heuchlerisch. Andererseits muss ich diese Bekundungen ja sowieso nicht mehr lesen und wenn sie den Leuten helfen, das Geschehen zu vergessen, bitte. Mir wäre es lieber, wenn das Profil verschwände, aber es ist dann auch nicht so wichtig, dass ich ein externes Unternehmen damit beauftragen würde.

Viel wichtiger wäre mir, dass sich jemand mein E-Mail-Adressbuch vornimmt und dort eine kurze Nachricht an alle Personen in der Kategorie „Freunde“ verschickt. Das sind die Leute, die mir wirklich am Herzen liegen, deswegen sollten sie auf jeden Fall davon erfahren. Ich weiß aber nicht, ob ich ein Unternehmen für diese Aufgabe wählen würde, denn die Angehörigen könnten wahrscheinlich deutlich persönlichere Worte für diese Rundmail finden und den Freunden im Gegensatz zum Unternehmen nach einer gewissen Zeit der Schmerzverarbeitung auch für Rückfragen zur Verfügung stehen.

» Anemone » Beiträge: 1740 » Talkpoints: 764,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich finde diesen Gedanken an sich nachvollziehbar, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich sowas nicht in Anspruch nehmen würde. Zuerst einmal verstehe ich auch nicht wirklich, wie genau das eigentlich funktionieren soll. Wenn ich jetzt diesen Dienst in Anspruch nehmen will, funktioniert das dann so, dass die zuständigen Leute dann meine Account in Foren und Communitys und ICQ, Emails und so weiter einfach löschen? Kann das nicht genauso einfach ein Freund oder Bekannter tun, wenn man ihm die Logindaten überlässt, ist dafür ein extra Service, der vermutlich auch jede Menge Geld kostet? Das verstehe ich nicht ganz und außerdem werden die Beiträge, die man in Foren geschrieben hat doch eh nicht verschwinden, diese bleiben doch erhalten oder etwa nicht?

Davon mal abgesehen würde ich vermutlich nie so weit gehen, weil ich meine Internetaktivitäten eigentlich nicht als wirklich wichtig oder so ansehe und es mir vermutlich egal wäre, was damit ist. Die paar Beiträge die ich geschrieben habe und die paar Kommentare können da auch ruhig stehen bleiben. Außerdem fände ich es irgendwie auch ein bisschen schade, wenn alle meine Sachen gelöscht würden, dann ist es, als hätte ich praktisch nie existiert. Das hat auch was trauriges.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



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