Ordnungssinn von Kleinkindern?

vom 13.01.2011, 12:15 Uhr

Mein Sohn ist derzeit zwei Jahre alt. Es gibt dabei immer wieder Situationen wo ich mich über seinen Ordnungssinn wunder. Meiner Meinung nach ist der Ordnungssinn bei ihm nämlich schon sehr stark ausgeprägt und mich würde interessieren, ob so ein Ordnungssinn entwicklungsbedingt eine normale Phase ist, die mehr oder weniger jedes Kind durchmacht, oder ob er vom Charakter her eben mehr oder weniger ordnungsliebend ist.

Mir kommt es zwar nicht sehr übertrieben vor, aber oft wundere ich mich eben schon. Das fängt zum Beispiel schon damit an, wenn wir nach Hause kommen. Natürlich habe ich ihm schon von der Erziehung her beigebracht, dass man sich gleich die Schuhe ausziehen muss und so weiter. Aber er nimmt da dann auch gleich seine Schuhe und stellt sie ganz exakt und in einer Linie auf seinen Platz. Meistens ziehe ich zuerst meinem Sohn die Schuhe aus und dann ziehe ich meine Schuhe aus. Auch diese Schuhe nimmt er dann immer und stellt sie ganz ordentlich und in einer Linie auf. Ich habe ihm zwar natürlich schon gezeigt, wo die Schuhe hingehören, aber so exakt müsste er es nicht machen.

Beim Essen ist er auch sehr pingelig. Wenn etwas neben den Teller fällt, stört ihn das total. Jeder Krümel muss gleich weggeräumt werden. Mein Sohn hat auch sehr lange gebraucht, bis er dazu bereit war selber zu essen. Er hat in seinen zwei Jahren niemals in einen Brei oder so freiwillig gegriffen und er hat sich auch lange geweigert selber mit Löffel oder so zu essen. Da hat er eher ganz auf das Essen verzichtet.

Ich habe mir da dann sogar schon ein wenig Gedanken gemacht, weil er eben bis vor kurzem sich hauptsächlich füttern ließ. Wie bei vielen anderen Punkten aber auch, braucht mein Sohn eben viel Zeit. Siehe da, plötzlich von heute auf morgen nimmt er selber den Löffel und isst damit. Das Erstaunliche dabei ist, dass er nun sogar schöner isst als viele anderen Kinder. Es geht kaum etwas daneben. Ich habe den Eindruck, dass ihn das eben selber sehr stören würde und so hat er so lange darauf gewartet, bis er motorisch eben in der Lage ist ohne großartigem Herumprobieren es selber zu schaffen.

Auch beim Spielen ist er sehr ordentlich. Wenn bei uns ein Babytreffen mit drei weiteren Kindern ist, wunder ich mich immer, wie rund es da zum Teil zugeht. Die anderen Kinder nehmen ein Spielzeug nach dem anderen, lassen es irgendwo liegen, leeren die Bausteinbox mitten im Zimmer aus und gehen dann wieder weiter, holen sich Stofftiere und verteilen sie dann in der Wohnung und so weiter. Es ist zwar nicht übertrieben und ich denke, dass das bei einer Gruppe von Zweijährigen durchaus normal ist, aber ich bin da dann immer ein wenig verblüfft, weil ich all diese Aktionen von meinem Sohn nicht kenne.

Die anderen klettern auf den Kindertisch rauf, kommen so an ein höher gelegenes Regal hin und wollen dann die Gegenstände darauf runterziehen. Auch das kenne ich so nicht. Dann hat mein Sohn ein eigenes Kasterl, wo er seine Bilderbücher verstauen kann. Wenn er sich da ein Buch rausnimmt, dann sieht er es sich eine Zeit lang an, aber dann räumt er es auch wieder weg um das nächste zu holen. Dieses Kasterl haben die anderen mit der Zeit natürlich auch entdeckt und da geht es dann anders zu. Da wird das Kasterl geöffnet und mit einem großen Ratsch werden dann alle Bücher rausgeschmissen und dann wird auf dem Bücherberg herumgetrampelt.

Die Mamas räumen dann zwar die Bücher gleich wieder in das Kasterl ein und sagen zu ihren Kindern, dass sie nicht darauf treten sollen, aber das ist den anderen eigentlich mehr oder weniger egal. Sie helfen zwar mit viel Glück den Mamas die Bücher reinzuräumen, aber kaum sind die Bücher wieder drinnen, werden sie gleich wieder rausgeschmissen.

Solche Beispiele gibt es noch genügend. Ich glaube aber gar nicht, dass die anderen Kinder nun verzogen sind oder so. Sie testen eben einfach alles nur aus und schauen wo die Grenzen sind und so weiter. Aber trotzdem würde mein Sohn vieles davon nicht machen. Nicht unbedingt, weil er ja ein ach so braver ist, sondern eben weil er denke ich seine Ordnung braucht.

Er liebt es zum Beispiel auch mit Matchboxautos zu spielen. Davon hat er auch einige und die werden in Reih und Glied exakt eingeparkt. Da könnte man eine Schnur ziehen und alle Autos sehen in die gleiche Richtung. Er liebt es auch mit Bausteinen zu spielen und Türme zu bauen. Da ist er aber auch ganz exakt und es wird Baustein über Baustein genau übereinander gelegt. Wenn er dann umfällt, schmeißt mein Sohn mit großer Freude auch den Rest um und da fliegen die Bausteine dann auch weiter durch die Gegend. Die werden dann aber auch gleich wieder eingesammelt, weil ihn das eben selber stört.

Welche Erfahrungen habt oder hattet ihr mit euren Zweijährigen? Ich denke, dass es ja auch entwicklungsbedingt so eine Zusammenräum- und Einräumphase gibt, oder doch nicht? Stört eure Kinder Unordnung auch so? Ich selber habe dabei nicht einmal einen sehr stark ausgeprägten Ordnungssinn. Bei mir steht durchaus öfters einiges noch herum und ich räume selber nicht immer gleich alles weg, wenn ich ehrlich bin. Also wenn bei mir immer alles feinsäuberlichst weggeräumt wär, könnte ich es noch eher nachvollziehen, dass er es dann eben nachmacht, aber so ist es gar nicht.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Das erinnert mich, genau wie in dem anderen Thread beschriebene "Pinkeligkeit" sehr an einen Jungen, den ich vor 10 Jahren kennengelernt habe. Er war damals auch 2 1/2 Jahre und hat sich genauso verhalten. Bei ihm wurde eine Art des Autismus festgestellt. Die Ärzte nannten es Asperger Syndrom. Er war auch sehr pingelig in allem. Mochte keinen Schmutz und war exakt in allem, was er machte.

Ich glaube nicht, dass man es als so völlig normal einstufen kann, wenn ein 2 jähriges Kind dermaßen exakt ist, wenn ihm das nicht wirklich von Anfang an beigebracht wurde und man als Mutter nicht auf die Exaktheit bestanden hat. Sicher kann man auch vieles anerziehen. Aber du schreibst ja selber, dass du nicht so pingelig bist.

Wie verhält sich dein Sohn denn sonst? Spielt er, auch wenn andere Kinder dabei ist, mehr oder weniger alleine? Mag er toben und großen Krach oder meidet er ihn?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


So übertrieben, dass es mir krankhaft vorkommt, ist es eigentlich nicht. Aber vielleicht sieht man das als Mutter dann doch etwas anders? Also das Verhalten ist denke ich schon ein wenig anders als bei den anderen Kindern in dem Alter, sonst hätte ich denke ich auch diesen Beitrag nicht geschrieben.

Krach und andere Kinder sind ja auch so ein Thema für sich. Er mag tobende Kinder überhaupt nicht und hat sich bis etwa Weihnachten da immer auf meine Schoß zurückgezogen. Seit einiger Zeit geht es indirekt gesehen etwas besser. Er spielt sich mit anderen Kindern mehr und scheint da zunächst einmal zumindest manchmal seine Freude zu haben, aber das ganze dürfte ihn total belasten, weil seine Haut danach regelrecht aufblüht, aber erst, wenn der ganze Trubel mehr oder weniger vorbei ist.

Mit einzelnen Kindern spielt er sich jedoch schon sehr gerne. Da geht er auch auf die Kinder zu und zeigt sein Spielzeug her und so weiter. Allerdings sieht er es da eben auch nicht so gerne, wenn das andere Kind eben seine Ordnung zerstört, was ja natürlich durchaus auch vorkommt. Wenn ich dann aber dazwischenfunke und sage, dass das andere Kind ruhig machen darf und dass das in Ordnung ist, dann ist das für ihn auch ok.

An die Kinder vom Babytreffen müsste er eigentlich schon sehr gut gewöhnt sein. Diese Treffen finden seit seitdem er drei Monate alt ist wöchentlich statt. Trotzdem kann er sich irgendwie nicht daran gewöhnen und er mag diese Treffen nicht. Oft blüht seine Haut danach auch wieder auf. Ich mache sie eben weiter, weil ich ihn ja nicht ganz zu Hause einsperren kann. An manchen Treffen geht es besser, an manchen geht es gar nicht. Ob er nach solchen Treffen nun fertig ist, weil es zu turbulent zugeht oder ob es ihn eben fertig macht, dass seine Spielsachen da natürlich schon durcheinander geraten, weiß ich nun natürlich nicht.

Meine Mama ist Kindergärtnerin und auch ihr ist eben aufgefallen, dass er sehr ordentlich ist und so weiter. Dass sie es übertrieben findet, hätte sie nicht gesagt. Aber ich muss dazu schon auch sagen, dass meine Mama schon seit guten 30 Jahren nicht mehr berufstätig ist, weil sie bei meinen Geschwistern und mir zu Hause geblieben ist. Ob man vor allem früher auf solche Auffälligkeiten geachtet hat, weiß ich nun auch nicht.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Mein Sohn ist auch sehr sehr ordentlich, alles muss abends vor dem Schlafen gehen , oder wenn wir weggehen an seinem Platz sein. Kommen wir Heim, dann legt er sich in der Diele hin und hält mir die Beine hin und sagt "Schuhe aus". Diese nimmt er dann und stellt sie an ihren Platz in den Schuhschrank. So geht das dann auch mit der Jacke oder aber anderen Sachen.Aber das war es auch schon, er stellt halt alles wieder hin wo es her kam aber er macht das alles nicht mm genau.

Bei einer Bekannten ist das so, wie du das beschreibst, also das schon nichts neben den Teller fallen darf und so und dort hatte die Kinderärztin schon gesagt das es Kinder gäbe die dieses " pingelige" haben und oftmals versteckt sich dahinter eine Form des Autismus. Das kann man aber erst frühstens ab Kindergartenalter "untersuchen " lassen.

» Kathie1401 » Beiträge: 593 » Talkpoints: 0,41 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Mein Halbbruder war auch immer extrem ordentlich, pingelig und exakt, das hat sich dann aber so mit ca. 7 Jahren geändert, jetzt kommt er langsam in die Pubertät und sein Zimmer sieht aus wie das jedes anderen Jugendlichen und die Diskussionen um aufräumen etc. sind auch diesselben.

:lol:
Er hat auch immer Schuhe ganz ordentlich weg geräumt und hat immer mit dem kleinen Handstaubsauger sofort gesaugt und alles gewischt. Ich muss dazu sagen das weder mein Vater noch meine Stiefmutter so extrem sauber sind, ordentlich ja, aber sie rennen beide nicht den ganzen Tag mit Putzzeug rum ;), scheinbar war mein Bruder da aber sehr eigen und alles musste seinen Platz haben, er hat morgens sogar sein Kissen ganz ordentlich ins Bett gelegt und die Decke auch, ab dem Zeitpunkt wo er das geschafft hat.

Ich denke das viele Kinder einen gewissen Ordnungssinn haben, Kinder lieben nun mal Regeln und feste Plätze, bei manchen ist das sehr ausgeprägt, bei anderen nur in gewissen Situationen vorhanden.

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» aries24 » Beiträge: 1748 » Talkpoints: 9,84 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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