Apotheken- Nachforderungen an Krebspatienten

vom 17.01.2011, 15:11 Uhr

Wie im Focus zu lesen war schreiben deutschlandweit etliche Apotheken ihre krebskranken Kunden an und fordern nachträglich hohe Summen für die bereits bezahlten Medikamente. Im Einzelfall sind sogar 52 000 Euro eingefordert wurden. Diese Schreiben gingen ausschließlich an Krebspatienten mit privater Versicherung und besonders verwerflich, auch an deren Angehörige wenn der Patient bereits verstorben ist. Begründet wird das mit Korrekturen oder versehentlich zu niedrig festgelegten Preisen.

Hintergrund dieser Forderungen sind höchstwahrscheinlich Verluste bei der Herstellung von Zytostatika. Diese individuellen Medikamente wurden von den Apotheken selber zubereitet und bis 2009 konnten diese deshalb 90 Prozent auf den Einkaufspreis aufschlagen. Jetzt sind es pauschal nur noch 70 Euro. Die Apotheken die damals diese Preisspanne nicht voll ausgenutzt haben suchen jetzt ihre abgelegten Rechnungen hervor und versuchen ihre Kunden zur Zahlung zu bewegen in dem sie ihnen mitteilen dass der Betrag damals falsch angesetzt wurde.

Der Sprecher des Verbandes dieser Apotheken rechtfertigt das damit dass die Apotheken nur nachfordern was ihnen damals rechtmäßig zugestanden hätte. Ihre Kunden sehen das natürlich anders und sehen darin einen klaren Rechtsbruch und ein unanständiges Verhalten der Apotheken.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Irgendwie habe ich noch nicht ganz verstanden, wie das abgelaufen sein soll. Zudem halte ich es doch für arg fragwürdig, im Nachhinein etwas berechnen zu wollen, was man doch längst bezahlt hat? Der Kauf kam doch eigentlich zustande, in dem der Patient das Geld an die Apotheke gezahlt hat, dafür hat der oder die dann das Medikament bekommen. Die Apotheken haben jetzt konkret was in 2010 falsch gemacht? Wieviel wäre denn 90% vom Einkaufspreis gewesen?

Stand denn im Focus etwas dazu, ob die Rechnungen eigentlich noch rechtmäßig erstellt werden dürfen?

» ygil » Beiträge: 2551 » Talkpoints: 37,52 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Das ist wirklich schlimm und zeigt wieder einmal sehr deutlich, was für eine Geldquelle doch die Krebspatienten darstellen und was für ein Umsatz doch mit dieser Krankheit gemacht werden kann. So sehr, dass nicht einmal Apotheken davor zurück schrecken, sich ungehindert daran bedienen zu wollen. Das ist einfach nur traurig und eigentlich einfach nur widerlich.

@ygil: Ich habe den Artikel noch ein wenig ausführlicher gefunden auf der Webseite der Frankfurter Rundschau, dort steht das Ganze ein wenig deutlicher erklärt. So meint dort der Sprecher der PVK, dass die Forderungen der Apotheken wohl nach deren Rechtsauffassung (also der PKV) unbegründet seien. Hier mal ein Link zu dem Artikel.

Wie auch immer, ich finde es wirklich schlimm und hoffe sehr, dass sich die Patienten und auch die Hinterbliebenen gegen diese miesen Forderungen erfolgreich wehren können. Es kann doch nicht sein, dass man in der Apotheke ein Medikament abholt, seinen Teil erfüllt, indem man bezahlt und dann monatelang (wenn nicht noch länger) Angst haben muss, ob da noch Nachforderungen kommen und wohl möglich noch für den Fall, Geld auf die hohe Kante legen müsste. Das ist echt unglaublich. Ich würde es begrüßen, wenn alle diese Apotheken öffentlich gemacht werden würden (wenngleich das sicher auch nicht viel helfen würde :( ).

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» Yazz » Beiträge: 1325 » Talkpoints: 10,38 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Wie hoch die Gewinnspannen sind kann ich nicht sagen, das wird wohl auch so etwas wie ein Staatsgeheimnis sein. Wenn ich dann aber etwas von Nachforderungen von bis zu 52 000 Euro pro Patient lese dann könnte ich mir aber durchaus vorstellen dass es sich nicht nur um Peanuts handeln kann. Ich finde es einfach nur unmöglich so mit wirklich todkranken Leuten und deren Hinterbliebenen umzugehen. Ich finde es gut dass die privaten Krankenversicherungen ihre Kunden dabei behilflich sein will diese Forderungen der Apotheken zurückzuweisen. Welche Rechtsauffassung letztendlich sich durchsetzen wird werden garantiert die Gerichte entscheiden. Dass die PKV letztendlich auch nicht ganz uneigennützig handelt und damit auch ihr Geld retten will ist natürlich in meinen Augen auch verständlich.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



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