Lidl- bezahltes Studium, wo ist der Haken?

vom 18.01.2011, 14:30 Uhr

Ich hatte hier Bezahltes Studium durch Discounter? schon etwas zum Thema geschrieben. Die Studiengänge sind in meinen Augen nicht einmal so unattraktiv, allerdings weiß ich nicht ganz genau was sich dahinter verbirgt. Auf jeden Fall können dort der Bachelor of Arts für Handel und für Warenwirtschaft und Logistik erworben werden, ebenso der Bachelor of Science für Wirtschaftsinformatik. Lidl fungiert als Studienpartner und es handelt sich um ein duales Studium.

Heißt das nun dass ähnlich wie bei einem normalen Auszubildenden abwechselnd gearbeitet und studiert wird? Das hört sich doch alles erst einmal sehr interessant an, gerade für Leute denen das nötige Kleingeld fehlt und auch für diejenigen die sicher gehen wollen dass sie nach dem Studium auch einen Arbeitsplatz bekommen.

Wo ist aber da der Haken an der Sache?

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Der "Haken" ist das Bachelorstudfium - das ist im Prinzip überhaupt nichts wert. Es zählt eigentlich Master oder gar nichts, der "Bachelor" ist eine Unart aus der amerikanischen Studienordnung übernommen, ist in etwa anzusiedeln wo mal das Vordiplom bzw die Zwischenprüfung war und nix ganzes und nix halbes.

Daß ein Abzockerkonzern wie Lidl irgendetwas uneigennütziges macht, glauben auch nur Bildzeitungsleser die die Hose noch mit der Kneifzange zumachen. Lidl wird dieses "Quasi-Stipendium" sicher mit dem verrechnen, was sonst "Ausbildungsvergütung" wäre, dadurch wird sicherlich der Betrag sinken, für den Steuern und Abgaben gezahlt werden müssen - also ein finanzieller Vorteil für Lidl (oder wen auch immer, ich hab gestern erst eine entsprechend lächerliche Reklame gesehen von McDonalds, von wegen "als Arbeiterkind hat man doch sonst keine Chance" - geht in die selbe Schiene).

Auf die Möchtegern-Studenten kommt dann Doppelbelastung zu - arbeiten zu (oft beschissenen) Bedingungen - denn Stellen bei McD oder Lidl bleiben aus gutem Grund oft unbesetzt - und dazu noch ein Studium, und ich glaube kaum, daß diese "Arbeitgeber" das Studium bedingungslos finanzieren, sondern sicherlich maximal die (illusorische) Regelstudienzeit. Und dann steht man am Ende da, hat nicht mal den Bachelor, kein Geld (weil wovon willst du was ansparen), auch keinen Job mehr (weil der Konzern sicher nur befristete Verträge ausgibt und dann dennächsten Deppen einstellt) - merkst du nun wieviele "Haken" da sind?

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» fushicho » Beiträge: 371 » Talkpoints: 17,15 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Das "bezahlte" Studium ist eine Sonderform der Ausbildung und üblich in Baden-Württemberg (=Hauptsitz von Lidl). Es heißt Duales Studium und ist ähnlich einer dualen Ausbildung organisiert: es gibt einen theoretischen
Teil an der Dualen Hochschule und einen praktischen Teil im Unternehmen. In der Studien- und Ausbildungszeit bekommt der "Student" eine Vergütung.

In der Regel sind diese Ausbildungsgänge bei den Unternehmen sehr angesehen, kombiniert man hier doch Theorie und Praxis sehr gut miteinander. Der Student lernt während seiner Ausbildung das Unternehmen sehr gut kennen und kann nach seiner Ausbildung sofort eingesetzt werden. An den Dualen Hochschulen kann man sich informieren, welche Unternehmen diese Ausbildungsmöglichkeit anbieten.

Einstiegsvoraussetzung: Abitur. Hier gibt es weitere Informationen für Baden-Württemberg: www.dhbw
Der Abschluss den man erwirbt ist der Bachelor of Arts, Bachelor of Engineering oder Bachelor of Science.
Am Besten, man informiert sich bei den Dualen Hochschulen und deren Unternehmenspartner selber.

» ChrisBabel » Beiträge: 3 » Talkpoints: 1,25 »



Gut, ich hatte den Haken eher bei eventuell vorhandenen Knebelverträgen vermutet.

Das ein Bachelor nichts wert ist sehe ich für bestimmte Wirtschaftszweige anders. Vielleicht reicht ja auch ein Bachelor vollkommen aus um Marktleiter oder Regionalleiter zu werden? Einen weiterführenden Studiengang kann man ja danach immer noch machen, auch ohne den Sponsor. Mit der Doppelbelastung und der eventuellen Ausnutzung und natürlich der Regelstudienzeit gebe ich dir aber uneingeschränkt recht.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Knebelverträge kommen u.U. noch dazu - im Falle eines "Studienerfolges" in der Regelstudienzeit kannst du sicher sein, daß Lidl (oder wer auch immer) sich eine "billige" Arbeitskraft sichern will, du also einn Wisch unterschreiben mußt, bei Erfolg garantiert Zeitraum x zu Gehalt y arbeiten zu müssen... und das bei der derzeitigen Inflation... fällt dir was auf?

Ist im Prinzip das umgekehrte Verfahren dazu, wieso zB Telekommunikationsanbieter ihre Kunden möglichst langfristig an sich binden wollen, denn ein anderer könnte (nein, wird) ja sicher günstiger werden.

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» fushicho » Beiträge: 371 » Talkpoints: 17,15 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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