Kinder mit Dingen bestechen oder Belohnung

vom 13.01.2011, 14:28 Uhr

In einem anderen Beitrag, in dem es darum ging ob man als Elternteil sein Kind zum Arztbesuch zwingen sollte, habe ich ja schon geschrieben, dass Blut abnehmen für mich immer sehr schlimm war. Leider kam es aber doch öfter mal vor, dass Blut abgenommen werden musste. Meine Mutter hat mir dann immer versprochen, dass ich mir hinterher eine Kleinigkeit aussuchen durfte, wenn ich eben tapfer war. Es war dann meist ein Zeitschrift oder wir sind etwas Frühstücken gegangen. Also nichts wirklich großes oder teures, eben eine kleine Belohnung für die Tapferkeit. Wenn wir zum Zahnarzt, zur Kontrolle mussten, durften wir uns hinterher immer aus einem Glas in der Praxis etwas aussuchen. Meistens war dort Kaugummis oder kleine Modeschmuckringe drin, wie es sie früher für Kinder gab. Eine Zeit lang mussten wir dann jeden Tag Medikamente nehmen. Diese hat uns meine Oma gegeben und als wir das dann überstanden hatten, haben wir kleine Rechen für Kinder bekommen, damit wir beim Laub haken auch helfen konnten. :D

Vor einiger Zeit habe ich dann im Krankenhaus eine Mutter erlebt, die ihr Kind mit Süßigkeiten ruhig stellte. Das Kind war sehr unruhig und laut, da die Beiden warten mussten, bis sie aufgerufen wurden. Die Mutter sollte, dass sich das Kind wieder neben sie setzte, allerdings reagierte das Kind nicht darauf. Als die Mutter dann ein Päckchen Süßigkeiten aus der Tasche zog, wurde das Kind schon aufmerksamer und die Mutter hielt ihm dann etwas Süßes hin und forderte das Kind dann auf, sich erst neben sie zu setzen. Ich musste direkt an einen Hund denken, den man mit Leckerlis versucht, etwas beizubringen. Ich fand es ganz schlimm, dass eine Mutter ihr Kind besticht, damit es etwas tut.

Bei uns war es damals ja nur eine kleine Belohnung oder ein Anreiz, damit wir unsere Medikamente nehmen oder eben mit zum Arzt gehen und uns danach auf etwas freuen konnten. Selbst als Erwachsener belohnt man sich ja manchmal noch, nach dem man eine schwierige Aufgabe geschafft hat. Kann man wirklich zwischen kleiner Belohnung und Bestechung unterscheiden oder ist es doch ein und das Selbe?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Belohnen und Bestrafen ist ja auch eine Art Konditionierung und diese wird eben meistens bei Tieren, geistig gestörten Menschen und auch bei Kleinkindern verwendet, um ein bestimmtes Verhalten hervorzurufen oder ein unerwünschtes abzugewöhnen. Diese Methode ist in gewisser Hinsicht ja auch Notwendig, weil man eben nicht zu einem Kleinkind gehen kann und ihm sagen kann ''Du darfst nicht auf die Stra0e gehen, weil das gefährlich ist''. Das Kleinkind würde die Worte nicht verstehen und erst gar nicht die Wichtigkeit. Daher muss man sie mit anderen Mitteln dazu bringen, sich wie gewünscht zu verhalten und dazu zählen nun mal auch Belohnungen und Strafen.

Es ist daher notwendig und völlig in Ordnung Zielgruppen, die Worte gar nicht oder nur schwer erfassen können, wie eben Tiere, geistig Behinderte und kleine Kinder, mit diesen Mitteln zu lenken und ihnen so das richtige Verhalten näher zu bringen. Es ist völlig in Ordnung Kleinkinder mit Gummibärchen und Schokolade zu belohnen, wenn diese Angst vor dem Arzt haben oder ähnliche Situationen und wenn es gefährlich wird, müssen kleine Strafen oder eben Entzug (beispielsweise kein Fernsehen) her. Anders ist es auch gar nicht möglich, Kindern richtiges Verhalten beizubringen.

Leider nur tun sich damit einige Erwachsene sehr schwer. Einem Kleinkind Fernsehverbot zu geben, wenn es auf die Straße gelaufen ist, ist sinnlos, weil es den Zusammenhang nicht versteht. Genauso sinnlos ist es, ein Kleinkind mit Gummibärchen zu belohnen, wenn man vom Arzt nach Hause kommt, da auch dies dem Kind nicht deutlich ist. Belohnungen müssen gezielt und überlegt gesetzt werden und unter all den Belohnungen, darf man nie vergessen, dass dies nur eine Methode ist, Kinder zu erziehen, solange man noch nicht vernünftig mit ihnen reden kann. Ist das Kind älter, dann ist es nicht mehr in Ordnung, ihm Gummibärchen beim Arzt zu geben oder es damit zu bestechen, damit es das Zimmer aufräumt. Belohnungen, welche und in welchen Situationen, sollten gut durchdacht sein.

Es gibt gewisse Grenzen und viele Eltern machen sich das Leben mit diesen Belohnungen leicht und dies führt dazu, dass die Kinder die Autorität vor ihnen verlieren oder sogar nie erlernen. Dann tun sie ungeliebte Sachen nicht, weil sie notwendig sind, sondern weil sie belohnt werden. Werden die Belohnungen langweilig, die Kinder anspruchsvoller, wird das später zum Problem der Eltern und auch der Kinder. Die Eltern können die Kinder nicht mehr richtig kontrollieren, weil irgendwann einfach das Belohnungssystem, was doch immer so gut funktioniert hat, nicht mehr klappt und die Kinder erlernen somit niemals Selbstständigkeit und eigenständiges Handeln.

Daher ist meine Meinung zu diesem Thema ganz klar Ja, solange man verantwortungsbewusst und überlegt vorgeht, Ab einem bestimmten Alter gilt es mit dem Kind zu reden und ihm Fehlverhalten zu erklären und dann ist mit dem Belohnen Schluss. Kleine Kinder brauchen das einfach, da man mit ihnen nun mal nicht reden kann, aber mit dem Alter gehört sich das Belohnen nicht mehr, dass führt nur zu Entwicklungsstörungen, Erziehungsproblemen und Verhaltensstörungen beim Kind. Ich weiß ja nicht, wie alt das Kind war, was du im Krankenhaus gesehen hast, aber wenn die Mutter nicht will, dass das Kind später auch nur seine Hausaufgaben macht und zur Schule geht, weil es belohnt wird, dann sollte sie langsam mit dem erziehen anfangen und dem Kind Respekt und Manieren beibringen.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Du hast Recht, das klingt schon wirklich sehr nach einem Hund und seinem Herrchen. Aber gut, jeder erzieht seine Kinder eben anders. Aber ich finde schon, dass generell eine Belohnung für Kinder eine sinnvolle Sache ist, wenn es sich eben in Grenzen hält. Wichtig ist, finde ich, dass Kinder nicht für jede Kleinigkeit belohnt werden. Bei Dingen wie der Blutabnahme beim Arzt, die ein Kind nun mal nur schwer nachvollziehen kann, verstehe ich, dass man einen Anreiz schafft das Ganze ganz tapfer und wie ein großer durchzustehen. Was gar nicht geht hingegen sind so Dinge wie (natürlich überzogen) "Putz dir jetzt die Zähne, dann gibts nachher ein Bonbon". Es gibt Dinge, die auch kleine Kinder schon verstehen können beziehungsweise, die sie lernen können oder sollten. Gerade bei alltäglichen Sachen ist das sehr wichtig, da man das Kind ja nicht permanent mit einer Belohnung ködern kann.

Man muss eben von Fall zu Fall entscheiden, wie man richtig handelt. Und manchmal handeln Eltern gerade in der Öffentlichkeit ganz anders als im normalen und gewohnten Umfeld. Vielleicht war es der Mutter auch einfach peinlich, dass sich ihr Sprössling so gar nicht zu benehmen wusste und sie hat die Süßigkeiten als einzige Möglichkeit gesehen, das Kind wenigstens vorübergehend ruhig zu stellen. Klar wundert man sich, wenn man soetwas beobachtet, aber man sollte aus einer einzigen Situation nie auf den Gesamtzustand schließen. Da kann man sich nämlich ganz schnell täuschen. :wink:

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» dassi87 » Beiträge: 279 » Talkpoints: -1,74 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Crispin hast du selber Kinder? Weil sich mir nach deinem Beitrag die Frage stellt, dass du in einer Wunschvorstellung lebst. Ich habe 3 Kinder, sie sind 16, 12 und 9 Jahre alt. Natürlich waren oder sind noch immer meine Kinder nicht immer brav. Doch trotzdem habe ich auch sicher meine Kinder auch schon mit Kleinigkeiten bestochen bzw. belohnt.

Für mich ist der einzige Unterschied, dass ich die Kinder für etwas belohne, wenn sie selber etwas geleistet haben. Da fällt auch der Zahnarztbesuch mit ein, wo sie brav waren, tapfer waren etc. Wenn ich sie besteche, möchte ich selber davon profitieren. Zum Beispiel, dass ich meine Ruhe habe, oder so in der Art.

Meine Kinder wissen sich natürlich zu Benehmen, aber auch ihnen wurde schon einmal in einem Krankenhaus fad, weil sie lange warten mussten, da wirken Süßigkeiten oder Kleinigkeiten Wunder. Das hat aber jetzt nichts damit zu tun, dass ein Kind keine Manieren oder Respekt hat (Vor wem auch immer?) Natürlich bleiben Kinder, schon gar nicht kleine ruhig sitzen, wenn sie irgendwo warten müssen. Da weiß aber schon jedes Elternteil, wie sie mit den kleinen Monstern umzugehen hat. Und solange es nur um Süßigkeiten oder Kleinigkeiten geht ist nichts tragisches dabei.

Meine Kinder machen aber auch genauso ihre Hausaufgaben, ohne dass sie dafür belohnt werden. Zwar versuchen sie natürlich auch die gleiche Strategie. (Sohnemann möchte mich mit seinem Bauchspeck bestechen, damit er eine bestimmte Serie im Wohnzimmer schauen darf, dass er bei mir im Bett schlafen darf, etc. und je nach Situation lasse ich mich bzw. mein Mann sich auch von ihnen bestechen), dennoch sind meine Kinder sehr lieb und Respektieren mich und haben auch genug Manieren, damit ich mich mit ihnen nicht in der Öffentlichkeit genieren muss.

» Redangel » Beiträge: 1289 » Talkpoints: 2,82 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Also um mein Kind dazu zu bringen, das es sich dort hinsetzt, wo ich das gern möchte, finde ich Süßigkeiten als falsches Lockmittel. Gerade bei solchen banalen Dingen neigen dann Kinder schnell dazu für alles eine Belohnung einzufordern. Und es gibt leider genug Eltern, die da schnell nachgeben, weil es Diskussionen mit den Kindern erspart und man eben so seine Ruhe hat.

Wenn die Kinder dagegen etwas besonderes leisten, wie eben schon aufgeführte Untersuchungen/Behandlungen bei diversen Ärzten, dann sind das schon Dinge, die man belohnen kann. Denn solche Besuche sind ja nunmal nicht an der Tagesordnung, so das ein Kind halt auch frühzeitig lernt, was Alltag ist und dadurch nicht extra vergütet wird.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Für mich ist es einfach Bestechung, wenn man einem Kind etwas verspricht als Lohn dafür, dass es eine bestimmte Verhaltensweise an den Tag legt. Belohnung wäre es, wenn man denn einem Kind etwas gutes zukommen lässt, weil es zwar auch ein bestimmtes Verhalten gezeigt hat, aber in dem Fall ohne weiteres zutun.

Trotzdem besteche ich meine Kinder auch ab und an. Besonders der Kleine hat ja eine extreme Angst vor bestimmten ärztlichen Behandlungen. Diese finden zwar nicht oft statt aber manchmal muss es eben sein und dann besteche ich ihn schon, indem ich ihm für Mut eine Belohnung verspreche. Sicher hat Crispin da in einem gewissen Maße recht, dass man ab einem gewissen Alter Kindern bestimmte Dinge auch erklären können sollte. Allerdings gibt es so manch irrationales in unserem Leben und dazu gehören auch nun mal Ängste. Das kennen auch Erwachsene, wie viele Menschen haben denn auch im fortgeschrittenen Alter noch Angst vor bestimmten Behandlungen und bestechen sich dann selbst in dem sie sich dann eine Belohnung ausdenken. Daher sollte man meines Erachtens von Kindern nicht das verlangen, was man selbst eher nicht leisten kann.

Trotzdem ist es aber auch in meinen Augen sehr wichtig, dass sich eine Belohnung oder eben Bestechung nicht abnutzt. Für Routineuntersuchungen beispielsweise gibt es bei nichts - keine Belohnung, keine Bestechung. Das ist auch meist recht harmlos. Auch sonst gibt es eben Belohnungen/Bestechungen nur über einen kurzem Zeitraum. Hat das Kind erst mal einen Anreiz und tut dann etwas erwünschtes, dann merkt es oft genug auch nach gar nicht mal so vielen Wiederholungen, dass das gewünschte gar nicht so tragisch ist. Und dann kann auch die Belohnung weg fallen.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Also wenn es wirklich um bestechen geht wenn man will das sich das Kind hinsetzt u etwas zu essen zu bekommen, dann besteche ich mein Kind den halben Tag lang denn bei uns gibts erst was zu trinken oder zu essen wenn er sich hinsetzt denn ich habe ehrlich gesagt keine lust dauernd saftflecken und so auf dem Teppich zu haben. Sicher war die Situation im Krankenhaus noch ein wenig anders aber auch dort finde ich es nicht schlimm. Wäre das Kind weiter umher gerannt und hätte öaut gemacht gäbe es hier dann vielleicht wieder ein Thema über unerzogene Kinder ;) Unser Sohn bekommt auch jedes mal eine Belohnung wenn er sein Zimmer fein mit aufgeräumt hat. Er bekommt dann ein Smartie und dann ist er überglücklich und von einem 2 jährigen muss man normalerweise noch nicht verlangen das sie alleine bzw. von sich aus mit aufräumen. Wenn ich erst 100 mal sagen muss "Hilf jetzt mit aufräumen" dann gibt es natürlich nichts.

» chica1989 » Beiträge: 297 » Talkpoints: 0,06 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich finde es völlig in Ordnung ein tapferes Kind für einen Arztbesuch mit einer Kleinigkeit zu belohnen, ich mache das auch mit meiner Tochter so, das wir nach dem Arztbesuch immer einen Donut essen gehen, schließlich sind Impfungen nicht wirklich schön.

Das mit den Süßigkeiten finde ich auch nicht so wirklich toll, das ist eher das falsche Lockmittel, die Kleine weiß doch genau das sie wenn sie sich ungezogen benimmt, was süßes bekommt ;) Die erzieht da gerade wunderbar ihre Mutter und diese bekommt es noch nicht mal mit. :wink:

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» aries24 » Beiträge: 1748 » Talkpoints: 9,84 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Naja, ich glaube Belohnungen und Bestechungen kann man nicht so gut voneinander trennen. Es kommt ja mitunter immer auf die jeweilige Situation, den Grund und das, was das Kind schließlich erhält, an. Den Fall mit der Mutter im Krankenhaus habe ich ja nicht live miterlebt, aber ich könnte mir jedenfalls auch vorstellen dass sie es gar nicht so sehr der Bestechung wegen gemacht hat, sondern einfach zur Ablenkung! Also quasi nach dem Motto: "Vielleicht ist das Kind ja mal ruhig, wenn ich ihm ein paar Süßigkeiten gebe." und nicht "Wenn du jetzt endlich ruhig bist, gebe ich dir auch etwas zu Naschen!".

Meiner Meinung nach ist es völlig in Ordnung, Kindern zur Belohnung etwas Süßes oder eine andere schöne Kleinigkeit zu geben bzw. zu erlauben, aber man sollte es dabei auf keinen Fall übertreiben. Das wird sonst sicher schneller als einem lieb ist zur Gewohnheit für das Kind, es wird verwöhnt und wird sich schon vorher denken: "Wenn ich das jetzt mache, bekomme ich bestimmt das und das." Also, Fazit: In kleinen Mengen finde ich das super geeignet. Aber man sollte dringend darauf achten nicht die Grenze zu überschreiten.

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» porcelain » Beiträge: 1071 » Talkpoints: 5,47 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Bei uns gibt es natürlich auch die Belohnung und Bestechung. Ohne geht es einfach nicht. Wenn sie mal besonders brav war und eben beim Arzt oder bei der Impfung brav war oder ähnliches dann gibt es schon mal eine Belohnung. Und die kann auch schon mal etwas süßes sein. Aber eher selten. Unsere Belohnung und auch Bestechung ist meistens Obst weil die meine Kleine so gerne isst. Wenn sie mal eine Schale Himbeeren oder Schwazbeeren in die Finger bekommt bleibt garantiert nichts davon übrig und man hört nur ein leises „lala“ also leer.

Allerdings muss ich auch sagen dass ich meistens ein kleines Packerl Gummibären mit habe. Also die ganz kleinen wo nur ein paar Bärchen drinnen sind. Wenn es wirklich mal notwendig ist das sie brav ist oder ich mal kurz keine Zeit habe und sie jammert dann gibt’s halt mal einen Gummibär. Ich weiß nicht was dagegen sprechen würde. Es kommt ja immer auf die Menge der Süßigkeiten an. Zu Hause bekommt unsere Tochter eben so gut wie gar keine Süßigkeiten. Hier gibt es doch viele andere Möglichkeiten, aber unterwegs finde ich diese kleinen Gummibären einfach praktisch. Das heißt jetzt nicht das sie jedes Mal wenn wir unterwegs sind eine Packung Gummibären bekommt, aber hin und wieder kommt es halt vor.

» wiesel » Beiträge: 1303 » Talkpoints: 0,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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