Praktikum im sozialen Bereich gesucht
Zu den Hausbesuchen. Meine Betreuerin lebt auch nicht an meinem Wohnort, sondern weiter weg und sie pendelt halt täglich. Und bevor sie ihren Job hier angefangen hat, wohnte sie am anderen Ende von Deutschland. Die ersten zwei Gespräche fanden mit der Sozialarbeiterin zusammen statt, weil die Situation eh generell schwierig war. Wobei ich die Betreuerin gesehen habe und an sich sofort sagen konnte, dass könnte klappen. Die Sozialarbeiterin wusste, dass meine Betreuerin nicht von hier ist, grinste und meinte zu mir, dann könnte ich ja erst mal eine Stadtführung machen. Da war ich begeistert dabei. Und ich fand das auch eine gute Art sich kennen zu lernen. Und wenn ich meiner Betreuerin halt heute von irgendwas an meinem Wohnort erzähle, kann ich immer noch sagen, da ist das und das, was ich ihr gezeigt habe. Und ich würde es mir gerade total spannend vorstellen, einem blinden Menschen meinen Wohnort zu zeigen.
Ein häufiger Wechsel der Klienten findet an sich nicht statt. Man hat quasi einen Klientenstamm. Ein Hilfeplan ist auf mindestens 12 Monate ausgelegt. Das Einzige was wäre sind halt Urlaubs- und Krankheitsvertretungen, was sich aber sicherlich regeln lassen würde.
Gerade im medizinischen und psychischen Bereich sind Homepages oft ein Thema für sich. Meistens sind sie nichtssagen oder aufgehübscht mit Informationen die der Realität nicht entsprechen. In wie weit eine längere Betreuung über sozialpsychiatrische Dienste stattfindet, weiß ich spontan halt auch nicht. Allerdings sind die wenigsten wie ich so eng angebunden. Sprich Anlaufstellen wie halt einen Sozialdienst haben psychisch kranke Menschen selten. Und Probleme treten trotzdem öfters auf. Und da sind diese Dienste durchaus eine gute Anlaufstelle. Leider wohl auch die Einzige, die ich in Erfahrung bringen konnte.
Gruppenvisiten und ähnliches gehört oft halt zu dem Klinikalltag dazu. Da ist halt generell die Anwesenheit des Sozialdienstes durchaus nötig. Wobei da weniger Therapie stattfindet. Eher auch eine Art Treffpunkt um einen Termin auszumachen. Und in den Visiten ( hier findet Oberarztvisite und Stationsarztvisite statt) ist es an sich auch sinnvoll. Hier wird die allerdings nicht wie im Krankenhaus üblich in den Patientenzimmern abgehalten, sondern in einem Arztzimmer. Da sitzen dann quasi die Ärzte, jemand vom Sozialdienst, jemand von der Ergotherapie, jemand von der Pflege und die Stationstherapeuten. Reden tut der Sozialdienst da wenig, wenn überhaupt. Das sollte an sich grob das kleinere Problem sein, weil sich das Team an sich darauf einstellen können sollte. Allerdings läuft halt zwischen dem Team auch einiges non verbal ab, dass gebe ich zu. Und ich gebe zu, mich persönlich würde es brennend interessieren, wie ein blinder Mensch die Stimmung in den Visiten wahrnimmt.
Das dir der Zugang zu Einzelgesprächen verwehrt wurde, liegt nicht zwingend an deiner Behinderung. Einmal ist die Schweigepflicht im psychischen Bereich noch mal ein wenig anders. Dann muss man sowohl dem Patienten, wie auch dir als Praktikantin gerecht werden. Und auf andere Probleme, wie Vertrauensverhältnisse aufbauen, gewalttätige Patienten etc. hatte ich ja bereits genannt.
Ich denke aber, dass die Richtung Soziale Arbeit und Psychologie generell gut kombiniert werden könnte. Auch oder vor allem weil du blind bist. Ich denke, in dem Bereich gibt es wenig Fachpersonal.
Wie stellst du dir eine Kombination von sozialer Arbeit und Psychologie vor? Über das Studium der sozialen Arbeit habe ich mich zumindest grundlegend informiert und es deckt, insofern ich das richtig verstanden habe, diverse Felder ab, zu denen nicht nur die Geschichte der Sozialarbeit, Propädeutik und Rechtswissenschaften, sondern auch Fächer wie „Erziehung“, „Betreuung“ und „Beratung“ gehören. Dass diese beiden Studiengänge gut ineinandergreifen, leuchtet mir natürlich ein, aber welche beruflichen Vorteile hätte es deiner Meinung nach für mich ganz speziell mit meiner Einschränkung, mich auf beide Studiengänge festzulegen, wenn man mal davon absieht, dass ich durch meine bessere Qualifikation dann eventuell auch bessere Einstellungschancen hätte?
Ich denke mal, es wäre für mich schon möglich, die grundsätzliche Stimmung in einer Visite wahrzunehmen. Man kann auf so viele unterschiedliche Dinge achten, die Stimmlautstärke, die Sprechgeschwindigkeit und das Tempo, der Rhythmus des Atmens, das Verhalten (Hat jemand z.B. Schwierigkeiten, sich ruhig auf dem Stuhl zu halten?), und so weiter. Allerdings ist es mir eben persönlich lieber, wenn ich dazu einen einzelnen Gesprächspartner vor mir sitzen habe, weil man auf diese Anzeichen viel besser achten kann, wenn man sich nur auf eine Person konzentrieren muss, weswegen ich mir eine solche Gruppenvisite, bei der ich dann unter Umständen auch auf zwanzig Menschen achten müsste, ziemlich schwierig vorstelle. Auch die Blicke, die z.B. das Team austauscht, würde ich natürlich nicht bemerken. Mit ein bisschen Konzentration könnte ich zwar wohl auch die im Team herrschende Stimmung noch erahnen, aber auf einen Blick eines Arztes abrufbereit zu sein, ginge natürlich nicht.
Dass man als Betreuerin mit dem Klienten erst einmal etwas macht, wodurch man sich ein bisschen besser kennen lernt, leuchtet natürlich ein, zumal bei einer Stadtführung in deinem Falle ja auch beide profitiert haben. So etwas könnte ich mir durchaus auch vorstellen, nur hätte ich dann halt Bedenken, dass der Betreute ein zu starkes Verantwortungsgefühl für mich entwickelt, weil er mich ja eigentlich nicht mitten in der Stadt irgendwo stehen lassen könnte, wenn ihm das zu viel wird, und eine solche Handlung mit seinem Gewissen wohl auch nicht vereinbaren könnte. Gerade dieses Verantwortungsgefühl könnte bei einem Betreuten in vielen Situationen aufkommen. Trotzdem denke ich inzwischen auch, dass das Erlernen der Wege zu den Wohnungen von Klienten durchaus möglich sein dürfte, wenn es wirklich nicht so viele sind und sich auch die Betreuungspläne in der Regel nicht so schnell ändern, womit mir durchaus noch die Möglichkeit bliebe, einen Weg mit einer gewissen Vorlaufzeit neu zu lernen. Die Krankheitsvertretung stelle ich mir da schon ein bisschen schwieriger vor, aber ich denke, das dürfte wohl auch machbar sein.
Ich habe inzwischen beim sozialpsychiatrischen Dienst angefragt, ob es dort möglich wäre, ein Praktikum zu absolvieren und warte bisher noch auf eine Antwort. Da ich vermute, dass ich hier noch die wenigsten Probleme als blinde Praktikantin hätte, wollte ich es einfach mal auf einen Versuch ankommen lassen. Damit, dass die Homepages wohl oft sehr beschönigend berichten, könntest du wohl Recht haben, ich persönlich hatte nur eben einfach den Eindruck, man spezialisiere sich dort vor allem auf kurzfristige Notfallberatungen und vermittele dann weiter, aber da könnte ich mich natürlich auch getäuscht haben und muss mir wohl selbst ein Bild machen.
Sowohl meine Betreuerin, wie auch die Sozialarbeiterin sind an sich Diplom Sozialpädagogen. Die haben beide, und auch andere in den Berufsfeld die ich kenne, eindeutig psychische Kenntnisse. Deshalb gehe ich davon aus, dass es doch Teil des Studiums ist. Wenn auch nicht im Detail. Allerdings arbeiten auch alle in einem Bereich, der sich nur mit psychisch kranken Menschen beschäftigt. Also kommen sicherlich nur betriebsinterne Punkte dazu. Bei der Sozialarbeiterin weiß ich zum Beispiel, dass sie eine DBT- Schulung mit gemacht hat. DBT ist in dem Fall eine besondere Therapie bei Borderline. Bei anderen weiß ich, dass sie Zusatzqualifikationen haben, wie halt Kunsttherapeut. Das war aber kein zusätzliches Studium, sondern so weit ich das weiß, halt Fortbildungsmaßnahmen.
In deinem Fall denke ich halt, dass es im Bereich von blinden Menschen durchaus Bedarf bestehen könnte. Wie du selbst schon gesagt hast, ist es einfach anders, mit jemand sprechen zu können, der manche Sachen einfach genauso wahrnimmt. Und ich stelle mir das gerade für blinde Menschen schon schwer vor. So ein Standardding von manchen ( machen nicht alle) ist, zu sagen: Ja ich kann ihre Gefühle verstehen. Und als Patient denkt man irgendwann nur, boah du hast doch keine Ahnung. Zumindest höre ich das von anderen Patienten oft, mein Arzt/ Therapeut verkneift sich diese Phrase meistens zum Glück. Beziehungsweise verbinden ihn und mich halt Sache, die halt nicht jeden verbinden. Was mir und sicherlich auch ihm, eine ganz andere Kommunikation ermöglicht.
Wobei ich denke, dass du nicht unbedingt zwei Studiengänge machen brauchst. Sondern halt erst mal sehen solltest, wie weit interessiert dich Psychologie oder die Arbeit mit psychisch kranken Menschen und dann das Ganze eher über Zusatzqualifikationen zu machen. Ich denke generell, wenn man halt Soziale Arbeit studieren möchte und von Anfang an weiß, man will in die Richtung mit psychisch kranken Menschen, dann kann man den Weg in die Richtung auch schon ebnen. Darauf wollte ich hinaus.
Ich denke, dir geht es mit dem Praktikum vor allem darum, heraus zu finden, wie du mit den Schicksalen und Problemen psychisch kranker Menschen selbst umgehst. Ich halte da einen Praktikumsplatz, der sich auf Krisensituationen spezialisiert hat, durchaus für geeignet. Da würden mir halt spontan nur Kliniken einfallen- da hast du deine Probleme schon geschildert, oder halt solche Dienste. Im Bereich betreuten Wohnen zum Beispiel, egal ob nun ambulant oder gesetzlich, wirst du eher auf stabile Menschen treffen.
Was mir sonst spontan noch einfiel: Telefonseelsorge. Wobei da halt nicht nur psychisch kranke Menschen anrufen, aber durchaus Menschen in einer psychischen Notsituation.
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