Warum gibt es so wenig Andrologen?

vom 04.01.2011, 22:35 Uhr

Frauenärzte gibt es in jeder Stadt mehrere und Männer müssen zu einem Urologen gehen, weil Andrologen (Ärzte für Männerheilkunde) kaum zu finden sind. Warum gibt es für Männer kaum Fachärzte. ich muss sagen, dass ich als Frau ja auch zu einem Urologen gehen kann, wenn ich Probleme habe und wenn dann das Wartezimmer voll Männer ist, dann müssen sich die Männer doch dumm vorkommen, weil jeder glaubt, dass sie Probleme mit dem besten Stück haben. Dabei macht ein Urologe ja auch noch andere Diagnostik.

Ich frage mich, warum es so wenig Andrologen gibt und wenn es sie gibt, dann meist nur in Unikliniken. Ich glaube, dass einige Männer eher zu einem speziellen Männerarzt gehen würden, wenn sie Probleme haben, als zu einem Urologen.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Soweit ich informiert bin, gibt es keine Facharztrichtung, die sich Andrologie nennt. Es gibt Ärzte, die sich auf die männlichen Kundschaft konzentrieren, allerdings handelt es sich dabei meistens um Fachärzte der Urologie, die sich dann noch gesondert weiter gebildet haben. Oft besitzen sie auch fundierte Kenntnisse der Endokrinologie oder sogar eine Facharztweiterbildung in diesem Bereich.

Die normalen Probleme, die speziell bei Männern auftreten können, kann ein Urologe und/oder Endokrinologe in der Regel gut lösen. Für "Härtefälle" gibt es dann eben noch besser qualifizierte Spezialisten, die zum Beispiel auch in dem entsprechenden Bereich forschen. Solche Leute findet man eben überwiegend an den Universitäten und damit auch an den Unikliniken.

Diamante hat geschrieben:... und wenn dann das Wartezimmer voll Männer ist, dann müssen sich die Männer doch dumm vorkommen, weil jeder glaubt, dass sie Probleme mit dem besten Stück haben.


Warum das denn? Wenn einzelne Männer damit irrationale Probleme haben, kann man davon nicht auf die breite Masse der Männer schließen, denn:

Diamante hat geschrieben: Dabei macht ein Urologe ja auch noch andere Diagnostik.


Das wissen die Männer, die dort sitzen nämlich garantiert auch - und sicher auch jeder andere, der einen Urologen aufsucht. Die Männer, die solche albernen Sorgen haben, kann ich nicht verstehen. Das sind sicher die gleichen Leute, die auch niemals zu einer Urologin, also einer Ärztin, gehen würden. :lol:

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Doch Cologneboy, es gibt eine Fachrichtung für Männerheilkunde. Das sind die Andrologen. Ich habe einmal ein Praxisschild in meiner alten Heimat gesehen. Da war ein praktizierender Androloge. Dieser Arzt ist für Männerkrankheiten, Errektionsprobleme, Prostataprobleme, unerfüllten Kinderwunsch usw. zuständig. In Unikliniken gibt es auch eine Abteilung der Andrologie. Schau mal hier klick

Ich meine mit dem "dumm" vorkommen, dass die Frauen ja auch einen Arzt haben, der sich nur mit Frauenheilkunde beschäftigt und wenn Männer einen eigenen Arzt hätten, würden sie wahrscheinlich eher mal zum Arzt gehen, als wenn sie zu einem Arzt gehen, der sich auch mit Nieren udn Blasenproblemen beschäftigt.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Wenn jemand auf seinem Schild damit wirbt, Androloge zu sein, ist das zwar in Ordnung, aber es zeigt eben nur, dass der Arzt umfassende Kenntnisse in diesem Bereich besitzt. Das könnte man damit vergleichen, dass andere Ärzte auch Ernährungsberatung oder Akupunktur anbieten. Das sind auch keine Facharztrichtungen, sondern Zusatzqualifikationen.

Eine Facharztrichtung ist eine Ausbildung, die man nach dem Studium in drei bis fünf (manchmal mehr) Jahren absolviert und mit einer Prüfung abschließt. Diese Weiterbildungen sind anerkannt.

In unserem Fach "Berufsfelderkundung" hatten wir mal so eine Übersicht, die ich gerade aber nicht finde. Ich meine, dass man die auf der Homepage der Bundesärztekammer finden kann. Bis dahin hilft nur Wikipedia. Ich meine nicht, dass sich hier in der letzten Zeit etwas getan hätte und sich eine neue Facharztrichtung mit dem Namen "Andrologie" etabliert hätte. Man kann Androloge sein, ja. Aber eben kein Facharzt für Andrologie. Zumindest kenne ich keine Weiterbildung nach klassischer Art, wie für andere Fachärzte (Allgemeinmediziner, diverse Chirurgen, Humangenetiker und andere).

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich noch mal! Ich habe endlich etwas gefunden. Hier findest du eine Übersicht über die Facharztausbildungen. Dort steht dann "Facharzt (FA) für...".

Und hier findest du einen groben Leitfaden für die Zusatz-Weiterbildung "Andrologie". Eine eigene Facharztrichtung ist es nicht.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Na dann mal ein wenig genauer erklärt. Wer sich Androloge nennen möchte braucht eine zusätzlicher Ausbildung zu seinem Facharzt in den Richtungen Urologie, Dermatologie oder Innere Medizin. Diese zusätzliche Ausbildung geht über 18 Monate un soweit ich das jetzt rausgefunden habe, wird sie auch mit einem Examen abgeschlossen.

Da sich aber dieser Männerarzt, wenn man es mal so nennen will, erst nach und nach etabliert, ist es auch kein Wunder, das man eben noch nicht so viele behandelnde Ärzte findet. Zumal eine solche Zusatzausbildung auch Zeit und Geld kostet. Und vor allem Zeit ist bei den Ärzten nicht unbedingt vorhanden, wenn man sieht wie lange man auf einen Termin bei einem Facharzt warten muss.

Das ein Urologe halt nicht nur für Männer da ist, sollte eigentlich jedem Mann bewusst sein. Zumal man keinem Patienten ansieht, ob er nun Probleme mit der Prostata oder nur der Blase hat. Wer sich da schon albern hat, wird wohl noch nichtmal seinen Hausarzt damit behelligen.

Allerdings kann es auch passieren, das einem beim Andrologen Frauen im Wartezimmer begegnen. Denn er ist ja in erster Linie Facharzt für einen der oben genannten Bereiche und damit auch für Frauen mit entsprechenden Problemen der Ansprechpartner. Genauso wie auch Frauen ihre Männer eventuell zu einem solchen Arzt begleiten und dadurch mit im Wartezimmer sitzen. Oder kommen sich Frauen komisch vor, wenn ein Mann beim Gynäkologen auftaucht?

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


In meiner alten Heimat gab es vor 22 Jahfren einen Andologen. Aujf seinem Schild stand "Dr. med. xy , Facharzt für Andrologie, Männerheilkunde" Ich weiß das deswegen so genau, weil dieser Arzt damals bei meinem Exmann die Vasektomie durchgeführt hat. Und ich dachte, wenn es so einen Arzt vor 22 Jahren schon gab, dann sollte er sich doch langsam etabliert haben.

Für die Fachrichtungen Pädiatrie, Gynäkologie, Urologie usw. braucht man ja auch eine Zusatzausbildung. Und dafür haben die Ärzte ja auch die Zeit sich weiterzubilden. ich habe mich halt nur gefragt, warum es in dieser Richtung so wenig Ärzte gibt.

Dass mit dem komisch fühlen, wenn man als Mann im Wartezimmer unter Frauen sitzt, wenn man wirkliche Männerprobleme hat meinte ich so, dass ein Mann, wenn er weiß, dass es für ihn ein Arzt in der Fachrichtung Männerheilkunde" gibt eher dorthin geht, wenn er Beschwerden hat, als zu einem Urologen. Ich würde auch lieber zu einem Frauenarzt gehen, der sich spezialisiert hat auf Frauenkrankheiten als zu einem normalen Hausarzt, der alles behandelt.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich habe leider weder irgendwelche Fachkenntnisse über die Ausbildung zu einem solchen Arzt, noch wieso es zurzeit so wenige gibt, aber ich hätte da eine Theorie, wie sich das erklären lassen könnte. Frauenarztpraxen sind meistens voll. Ich muss mir zwei Wochen im voraus einen Termin machen lassen, vor den Ferien manchmal bis zu einem Monat. Frauen überwinden sich leicht und schaffen es, zum Frauenarzt zu gehen, ihr Leid zu schildern und sich untersuchen zu lassen. Aber Männer sind da anders.

Als mein Vater mal eine Blasenentzündung hatte, hat er lieber wochenlang gelitten, als zum Urologen zu gehen und sich untersuchen zu lassen, aus Angst er müsse da die Hose ausziehen. Ich denke, dass das für Männer einfach schwerer ist, weil doch viele mit den Komplexen kämpfen und sich denken, zu groß oder zu klein, was wird der Arzt denken und sich schämen und so weiter. Das ist zumindest mein Eindruck. Als Urologe hat man noch einen etwas weiteren Fachbereich, weil da sowohl Männer als auch Frauen kommen können und es einfach ein Gebiet ist, dass sich mit Nephrologie, Gynäkologie, Neurologie und Onkologie überschneidet. Und die Bereiche der Andrologie sind damit eigentlich auch abgedeckt.

Also wozu sollte ein Arzt sich nur auf Andrologie spezialisieren und damit riskieren, wenig Patienten zu haben, anstatt gleich Urologe zu werden, wo man doch für Männerheilkunde und noch so einige weitere Beschwerden zuständig ist. Es ist nur mein Eindruck, dass Männer sich vor dem Arzt mehr schämen als Frauen und wenn das so ist, dann wäre man als Androloge doch um einiges erfolgloser, als ein Urologe. Männer würden mit weniger peinlichen Krankheiten wie eben Blasenentzündung oder Nierenschmerzen doch eher kommen, als wegen Potenzproblemen schätze ich. Das ist zumindest mein Eindruck, belehrt mich eines besseren.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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