Freunde sammeln im sozialen Netzwerk
Freund interpretiert ja wirklich der eine so, der andere so - das ist selbst im realen Leben so. Ich kenne jedenfalls etliche Menschen, die mit dem Begriff Freund recht inflationär umgehen und viele Menschen als Freunde bezeichnen, die ich eher als Bekannte bezeichnen würde. Aber so feine Unterschiede macht man vielleicht als Jugendlicher (noch) nicht, andere machen sie nicht mal im fortgeschritteneren Alter.
Genauso ist das natürlich auch bei Facebook und auf anderen Plattformen. Auch hier gibt es eben viele Menschen, die alle Menschen als Freunde bezeichnen, die sie auch gerade mal so gesehen haben. Aber egal, ob online oder im realen Leben: warum jemand so etwas tut, kann wohl nur die Person selbst erklären. Ich würde aber nicht denken, dass eine Person so arm dran ist, dass sie mit Facebook-Freunden ihr tristes reales Leben kompensieren wollen.
Du räumst diesem Phänomen mehr Raum ein als es eigentlich verdient. Ich habe bei Facebook auch schon diese Erfahrung gemacht, dass man von vielen Leuten einfach hinzugefügt wird, auch wenn man zuvor noch nie etwas mit ihnen zu tun hatte. Wie du bereits richtig erkannt hast, gibt es Leute, die gezielt durch soziale Netzwerke klicken und dabei versuchen, ihrer "Freundesliste" möglichst viele neue "Freunde" hinzuzufügen. Das kann aber unterschiedliche Ursachen haben, auch wenn ich die Sache selbst ziemlich übertrieben und sinnlos finde. Das sieht aber sicher jeder anders.
Was mich an solchen Dingen ebenfalls stört, ist der inflationäre Gebrauch der Worte "Freund" und "Freundschaft". Leider gibt es viele Leute, die überhaupt nicht wissen, was ein wirklicher Freund ist und es durch ihre oberflächliche Art auch nie erfahren werden. Solche Leute trifft man aber nicht nur bei Facebook und Co., sondern auch im realen Leben. Im realen Leben finde ich so etwas allerdings noch weitaus erschreckender, wenn zum Beispiel jemand einen Menschen, den er seit zwei Tagen kennt, schon als richtig guten oder gar besten Freund bezeichnet. Viele legen dieses Verhalten im Laufe des Lebens ab, wenn sie erkennen, dass die Qualität einer Freundschaft zählt und nicht die Quantität der überhaupt vorhandenen Freunde. Manche lernen es nie, was aber auch nicht schlimm ist, da solche Leute dann meistens unter sich bleiben und diejenigen, die einen Freund im eigentlichen Sinne wirklich wertschätzen können, sich nicht mit solchen Personen abgeben. Im nachfolgenden Zusammenhang nutze ich diese Wörter teilweise auch im Facebook-Zusammenhang, auch wenn eine Freundschaft wirklich etwas komplett anderes ist als das, was bei Facebook oft Freundschaft genannt wird.
Speziell bei Facebook ist es ja so, dass es diese Spielchen gibt. Um dort weiterzukommen, muss man auch Freunde (im Sinne von: verlinkte Personen aller Art) haben, die dieses Spiel ebenfalls spielen. Ich habe letztes Jahr auch mal für kurze Zeit eines dieser Spielchen gespielt, kam dann aber nicht weiter, weil ich eben nicht so viele Freunde bei Facebook habe und nicht einfach unbekannte Leute hinzufügen möchte. Andere tun aber genau das und fügen x-beliebige Leute hinzu - in der Hoffnung, diese auch als Spielpartner gewinnen zu können.
Auf der anderen Seite gibt es dann noch jene, die wirklich der Meinung sind, dass es toll ist, mit möglichst vielen Profilen verlinkt zu sein, um dann mit seinen 2000 Freunden angeben zu können. Da es immer wieder Leute gibt, die sich genau von so etwas tatsächlich beeindrucken lassen, bekommen diejenigen, die Freundschaftseinladungen Spam-artig verschicken, auch noch die Anerkennung, die sie sich wünschen. Da aber in dem Fall beide Seiten wohl ähnlich gestrickt sind und eigentlich keine Ahnung von Freundschaft an sich haben, ist mir das egal und diese Leute bleiben dann eben unter sich.
Wenn mich jemand einfach so hinzufügen will, lehne ich die Einladung einfach ab und damit hat sich die Sache dann für mich erledigt. Falls derjenige zufällig zweimal so dämlich ist, mich hinzufügen zu wollen, obwohl er schon beim ersten Mal abgeblitzt ist und mich danach kommentarlos (also ohne Mail oder dergleichen) einfach noch einmal via Klick auffordert, sein Freundschaftsangebot anzunehmen, blockiere ich ihn einfach. Damit ist das "Problem" dann endgültig vom Tisch. Selbst wenn mich jemand anschreibt, füge ich ihn meistens nicht hinzu. Bei Facebook hat mich noch kein Geschreibsel interessiert, allerdings habe ich auf anderen Seiten auch selten schon mal wirklich interessante Mails bekommen, so dass ein Austausch zu einem bestimmten Thema (Industriekultur, Fotografie, Geocaching oder Genderthemen) stattfinden konnte. Wenn dann nur ein "Hallo, wie geht es dir?" kommt, ist das für mich ebenso wertlos wie eine Freundschaftseinladung ohne Hintergrund und ohne vorherigen, vernünftigen Kontakt.
Ich bin auch bei diversen solcher Plattformen registriert und habe hier und da einige in meiner Liste stehen. Darunter sind auch viele Leute, die ich nicht so gut kenne oder nicht als "Freund" bezeichnen würde. Darüber mache ich mir aber keine Gedanken. Für mich ist jemand, den ich in einem dieser Netzwerke hinzufüge nicht so bedeutsam, wie jemand im richtigen Leben. Natürlich habe ich auch dort richtige Freunde in meiner Liste, aber eben auch viele, mit denen ich nur bekannt bin.
Ich sehe es ehrlich gesagt auch nicht so tragisch, wenn mich jemand anklickt und mich anfragt, ob wir befreundet sein wollen. Für mich sind diese Netzwerke auch eine Art Kontakt und ich kann dadurch auch zu anderen Menschen Kontakte knüpfen, die ich bisher noch nicht kannte. Was ist schon schlimm daran? Oder aber man sammelt einfach die Leute in der eigenen Liste, fertig. Aber das ganze hat mit Sicherheit keine tiefere Bedeutung.
Ich lehne auch viele ab, die ich nicht kenne oder mit denen ich nichts anfangen kann. Aber manchmal nehme ich auch Kontakt auf und es entsteht ein nettes Gespräch, was mich wiederum dazu bringt, diese Person aufzunehmen. Dennoch zählt diese Person nicht zu meinen "Freunden", auch wenn es in diesen Netzwerken so heißt. Aber wie sollte man es auch anders nennen? Bei wer-kennt-wen ist es eben jemand, den ich kenne und nicht mein Freund. Dennoch sind da auch Freunde darunter. So viele Möglichkeiten für andere Begriffe hast du da nicht.
Anfangs war es für viele sicherlich auch eine Art Hobby, ihre Freundesliste mit vielen Gesichtern zu füllen. Da gab es auch viele Gruppen, die sich so ähnlich nannten wie "jeder kennt jeden" oder so. Das war auch eine Art Sport und mir hat das nichts ausgemacht. Jeder kann für sich entscheiden, ob er jemanden aufnimmt oder nicht. Und wenn es tatsächlich mal nervt, kann man Personen blocken.
Was man vielleicht auch bei diesen sozialen Netzwerken nicht vergessen darf, ist der Punkt, dass da nicht jede Freundschaftseinladung aus persönlichem Interesse an der Person gemacht wird, sondern weil viele Leute da ja auch sehr gern die ganzen Minispiele spielen. Und darunter gibt es dann auch immer wieder Spiele, bei denen viele "Freunde", die das gleiche spielen einem Vorteile bringen oder zum Aufstieg notwendig sind und dann versucht man eben viele Leute zu finden, um bei den ganzen Spielen weiterzukommen.
Über Sinn oder Unsinn kann man natürlich streiten, aber ich denke schon, dass dies auch ein wichtiger Punkt ist, warum einige Leute an wildfremde Leute Freundschaftseinladungen schicken und somit ihre Freundesliste auffüllen, ohne sich wirklich für die Menschen zu interessieren.
Genauso werden die sozialen Netzwerke ja auch zur Werbung genutzt. Da macht man eine schicke Gruppe auf oder erstellt einen Account und schickt dann an soviele Menschen wie möglich eine Freundschaftseinladung oder Gruppeneinladung um auf bestimmte Produkte, Veranstaltungen oder Künstler aufmerksam zu machen. Auch über diesen Weg kommen dann oft wieder etliche Freunde dazu.
Und seine Freundesliste regelmäßig ausmüllen, macht wohl auch kaum jemand. Warum auch, wer seine echten Freunde sind sollte man auch so wissen und sieht sie auch im richtigen Leben oder telefoniert bzw. mailt mit ihnen unabhängig der sozialen Netzwerke. Zumindest diejenigen die wirlich noch wissen was wahre Freundschaft bedeutet, werden so handeln.
Aber ich denke ebenso wie viele hier, dass es sicher auch genug Leute gibt, für die es eine Bestätigung zu sein scheint, wenn sie da hunderte oder tausende Freunde haben und sich versuchen darüber zu profilieren. Teilweise sicher auch, weil sie es im echten Leben nicht schaffen würde, wirkliche Bestätigung zu bekommen.
Ich gebe meinen Vorrednern recht - man sollte das Wort Freund im Social Network nicht mit der Bedeutung im realen Leben gleichsetzen. Für das Ansammeln langer Freundeslisten gibt es mehrere mögliche Gründe.
Zuerst gibt es durchaus Netzwerke, Gruppierungen, die für eine bestimme Anzahl Freunde Boni vergeben, Extras freischalten oder sonstige Belohnungen avancieren.
Außerdem gibt es Minigames, vor allem bei Facebook, wo große Freundeslisten deutliche Vorteile im Spiel bringen.
Weiterhin gibt es User, die große Freundeslisten als Prestiges ansehen, praktisch eine moderne Art, sich zu vergleichen.
Und zu guter letzt bleibt natürlich die Werbung. Dies möchte ich mal am Beispiel Twitter darstellen. Dort bieten viele Dienste an, gelegentlich eine Werbebotschaft über den eigenen Twitter-Account zu senden. Wieviel es dafür gibt und ob man überhaupt für Werbeanzeigen freigeschalten wird, hängt natürlich von der Freundes/Follower-Anzahl ab, praktisch den Empfängern der Werbung.
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