Keine Arbeit annehmen bei geringem Lohn?
Ich gehe nächste Woche ja in einen Zoofachhandel und mache Inventur mit. Dort verdiene ich 5 Euro 15 die Stunde. Neulich habe ich mich mit einigen Bekannten und Freunden darüber unterhalten und die Sprache kam auch darauf, dass ich schon für 1 Euro 92 die Stunde in einem Supermarkt putzen gegangen bin. Auch habe ich schon in Haushalten geputzt, wo ich 4 Euro 50 verdient habe.
Alle meine Freunde und auch die Bekannten haben eigentlich geschlossen gesagt, dass sie für diesen Lohn nicht arbeiten gehen würden und wenn andere dafür arbeiten gehen, machen sie die Löhne kaputt. Dann würde sich nie etwas daran ändern, dass man mehr Lohn bekommt. Ich kam mir dann ziemlich blöd vor, weil ich auf jeden Fall diese Inventur mache und ich dann nach 8 Stunden Arbeit 40 Euro und ein paar Cent verdient habe.
Sollte man bei so geringen Löhnen wirklich "nein" sagen? Aber dann machen doch andere Leute für diesen Lohn diese Arbeit. Alle Menschen bekommt man doch nicht unter einen Hut und wenn ich diese Arbeit nicht annehme, dann machen andere es und es ändert sich doch nichts. Wie würdet ihr reagieren? Hier in der Gegend bekommt man kaum einen Job für jemanden, der lange aus dem Beruf raus ist und einen Putzjob oder einen 400 Euro Job sucht, wo man mehr verdient.
Ich habe mich schon auf Stellen beworben, wo man für einen 400 Euro Job 25 Stunden die Woche arbeiten muss um dann an die 400 Euro zu kommen. Das ist ein Halbtagsjob, wenn man es genau nimmt. Aber wenn man so einen Job bekommen kann und ihn nicht annimmt, weil die Löhne zu gering sind, dann ändert man an den Löhnen doch nichts. Dann kommt die nächste und macht den Job.
Ich sehe das ein wenig gespalten. Generell habe ich auch schon freiwillig für 6 Euro die Stunde gearbeitet. Allerdings als Fachkraft. Allerdings halt nur als quasi Nebenjob und die festen Kosten waren gedeckt. Als Vollzeitjob hätte ich das nicht machen können. Sprich wenn die festen Kosten gedeckt sind, sprich ein Grundeinkommen vorhanden sind und es nur um einen Zusatzverdienst geht, sind Jobs mit einem niedrigen Einkommen schon halbwegs ok. Und in deinem Fall besteht ja, so weit ich das weiß, ein Haushaltseinkommen und dein Gehalt ist nur ein Zusatzverdienst. Ein Zusatzverdienst auf den ihr zwar angewiesen seid, aber du musst mit deinem Einkommen keine Familie alleine ernähren.
Wenn man in einer Ehe lebt und einer der Ehepartner schon das Grundeinkommen erarbeitet, lohnt oftmals auch kein Job mit dem man mehr als 400 Euro verdient. Wäre der Job mit den 25 Stunden den du ansprichst, Brutto besser vergütet, würde das meiste eh bei der Steuer und sonstigen Abgaben landen und ich schätze mal, dass du dann Netto nicht viel mehr als 400 Euro hättest.
Ansonsten denke ich, je mehr Leute Jobs machen, bei denen so schlecht bezahlt wird, um so mehr Arbeitgeber suchen billige Arbeitskräfte. Ich hatte auch schon einen Arbeitsplatz, der mir gekündigt wurde, weil mein Arbeitgeber lieber ungelernte und billigere Kräfte einstellte. Wohl bemerkt in einem Fachgeschäft. Auf der einen Seite möchten die Arbeitgeber hohe Umsätze haben, sind aber nicht bereit in die Beratung Geld zu investieren. In dem Fall halt durch eine Fachkraft.
Da die Arbeitslosigkeit recht hoch ist, können die Arbeitgeber halt schon mal hingehen und weniger Geld bezahlen. Irgendeiner wird den Job auch für weniger machen. Das kann es aber irgendwie nicht sein. Denn je mehr Menschen wenig verdienen, um so mehr Menschen sind auf Leistungen aus dem Hartz 4 Topf angewiesen.
Inventurjobs und die genannten Löhne halte ich durchaus für normal. Ist halt auch nur was kurzfristiges und nichts dauerhaftes. Für eine Vollzeitjob auf Dauer wäre der Lohn ziemlich gering.
Das ist eine schwierige Sache, man möchte etwas Geld verdienen und man möchte auch nicht ausgenutzt werden. Deswegen wird wohl der Punkt, an dem man sagt, man arbeitet für einen bestimmten Stundenlohn nicht mehr, bei jedem woanders liegen. Ausschlaggebend ist sicherlich auch noch, wie dringend man das Geld braucht.
Deine 5 Euro und 15 Cent pro Stunde sind nicht gerade viel, private Putzfrauen bekommen bei uns in der Gegend zwischen 8 und 10 Euro die Stunde. Wenn dir der Stundenlohn aber hoch genug ist, warum solltest du dann nicht dafür arbeiten? Wenn das Geld am Monatsende knapp ist, dann helfen 40 Euro schon ein Stück weiter. Allerdings hätte ich für 1,92 die Stunde, keine Arbeit angenommen, denn das ist viel zu wenig und das geht schon sehr in die Richtung des Ausnutzens einer Notlage.
Wer für so wenig Geld arbeitet, der macht wirklich die Löhne kaputt, ich kann mir gar nicht vorstellen, dass dieser niedrige Stundenlohn überhaupt erlaubt ist. Leider können viele mit ihrem normalen Verdienst nicht über dir Runden kommen und müssen etwas dazu verdienen. Man sollte nach 8 Stunden Arbeit am Tag, genügend Geld für ein normales Leben verdient haben, dies ist aber oft nur Wunschdenken. Gerade bei den 400-Euro-Jobbern wird oftmals zu wenig gezahlt, bei meiner Frau ist das nicht anders.
Ich sehe es ähnlich wie du Diamante: wenn du den Job nicht machst, dann macht ihn jemand anderer. Und so hast du dir wenigstens ein paar Euro dazu verdient. Das finde ich immer noch ehrenhafter, als von vornhinein zu sagen, dass man für das Geld nicht arbeiten geht. Wenn ich es müsste, würde ich für den geringsten Lohn arbeiten gehen, Hauptsache ich komme über die Runden oder kann mir ein paar Euro nebenher verdienen.
Dennoch ändert man nichts an dem System, wenn man einen Job mit so geringem Stundenlohn verweigert. Denn so lange es Menschen gibt, welche solche Jobs annehmen, so lange wird es Angebote geben. Hier liegt es an den Arbeitgebern, einen Menschenwürdigen Lohn zu geben und die Leute angemessen zu bezahlen. Das ist leider immer noch nicht so der Fall.
Leute, die einfach so sagen "für das Geld gehe ich nicht arbeiten" haben meiner Ansicht nach noch nie wirklich Geld zum Leben gebraucht und hatten es nicht. Wenn man mal in so einer Situation steckt, dann macht man alles, egal zu welchem Lohn. So sehe ich es zumindest, denn ich würde das machen. Hauptsache man ist in Arbeit und muss nicht sagen, dass man unterstützt wird. Oder aber man bezieht Unterstützung und möchte aber dennoch nicht ganz abhängig sein. Egal welche Gründe dazu führen, diese geringen Löhne machen nicht andere Löhne kaputt. Wie soll das auch gehen? Arbeitgeber suchen für gewisse Tätigkeiten Leute, die auch für wenig Geld diese Arbeiten ausführen. Sie werden nicht mehr zahlen, nur weil einer sagt, er macht den Job nicht. So lange hier vom Staat nichts unternommen wird, wird es solche Angebote geben und damit auch Menschen, die sie annehmen.
Ich finde das übrigens gar nicht verwerflich, Diamante. Ich finde es gut, dass du dir nicht zu schade dafür bist, solche Arbeiten mit geringem Lohn zu machen. Deine Freunde oder Bekannte hingegen kann ich nicht verstehen, weil sie leichtfertig so etwas von sich weisen.
Wenn man, um sich etwas dazu verdienen ab und an mal für rund 5 Euro die Stunde arbeiten geht, dann würde ich sagen, dass das noch in Ordnung ist. Auch etwa 4 Euro würden meiner Meinung nach gerade noch so gehen aber alles darunter würde ich auch entschieden ablehnen, das ist einfach nicht in Ordnung. Und meiner Ansicht nach sollten das alle Menschen ablehnen. Gerade die 1 Euro 92 pro Stunde, sind wirklich absolut unakzeptabel das würde ich schon als sittenwidrig bezeichnen, da würde mir kein Grund einfallen, der diese geringe Summe rechtfertigen würde.
Ich denke schon, dass es die Löhne kaputt macht, wenn man für unter 4 Euro arbeitet. Wenn sich keiner findet, der für solche Hungerlöhne arbeiten geht, dann müssten die Firmen es erhöhen. Nur leider wird da ein einziger Mensch nicht viel ändern, wenn er geht, steht dann vielleicht der nächste in den Startlöchern und arbeitet für diesen Lohn. Dummerweise denken halt viele Leute so, dass sie allein nichts bewegen können und nehmen solche Arbeit dann an und genau deshalb wird sich diese schlimme Entwicklung auch so schnell nicht verändern.
Mir hatte man als Absolventin nach einem Praktikum einen Job (und dabei handelte es sich nicht um einen Aushilfsjob) für 3 Euro die Stunde angeboten mit der Begründung "Die Arbeit wäre nicht mehr wert". Ich habe dem Chef sehr deutlich gesagt, wie schlimm und beleidigend sein Angebot sei und habe dankend abgelehnt und ich hoffe sehr, dass auch andere Menschen das so machen, denn nur so gibt es eine Chance dem System und diesem Abwärtstrend der Löhne wenigstens irgendwie etwas entgegen zu setzen.
Bei einem Vollzeitjob bin ich der Meinung, sollte man sowas nicht annehmen, eben weil es die Löhne kaputt macht. Und man muss es ja auch von der Seite sehen, das man eben sein Leben damit ja finanzieren soll. Nur leider wird es immer Leute geben, die weit unter ihrem Wert einen Vollzeitjob annehmen und diese brauchen dann eben ergänzendes Hartz IV.
Wobei es eben ja nicht Sinn und Zweck der Sache ist, das Vollzeiteinkommen vom Staat ewig aufgestockt werden. Darum gibt es ja immer wieder Branchen, wo ein Mindestlohn diskutiert und auch durchgesetzt wird. Einfach um langfristig auch die Staatskasse zu entlasten.
Wenn man nun so einen Job, wie eine Inventur für 5 Euro und ein bisschen mitmacht, dann ist das Ok. Denn die Geschäfte werden den Lohn nicht hochsetzen, wenn sich niemand findet. Eher machen sie noch einen Tag länger zu, um die Inventur zu schaffen. Und für einen Tag mal so nebenbei 40 Euro verdienen, würde ich auch mitnehmen, wenn ich da rankäme.
In meinem Bekanntenkreis gibt es auch eine Person, die sich weigerte für 400 Euro jeden Tag eine Stunde zu arbeiten, weil sie wegen der ungünstigen Arbeitszeit auch noch täglich selbst mit dem PKW fahren müsste (Fahrrad möchte sie nicht) und daher eigentlich nur sehr wenig von dem Lohn übrig bliebe. Ob man denn so eine Chance einfach ablehnen könne, wurde daher auch schon mal im Bekanntenkreis eifrig diskutiert. Gleich mal vorn weg: die Stelle war auch nach Ablehnung dieser Person schnell besetzt, weil es eben genug Personen gibt, die solche Stellen annehmen und teilweise dann eben drei solche Jobs haben. Daher stellt sich mir die Frage auch nicht, ob man mit einer Ablehnung wirklich viel erreichen kann. Im Moment nämlich nicht, da es immer noch genug Arbeitnehmer gibt, die auch für sehr geringe Löhne arbeiten gehen.
Prinzipiell bin ich auch schon für sehr wenig Geld arbeiten gegangen - in einem Praktikum habe ich mal einen Stundenlohn von etwa 2,50 DM verdient. Das Praktikum war aber von begrenzter Dauer und ich habe damit ganz klare Ziele verfolgt. Diese Ziele habe ich dann auch recht schnell erreicht: ich habe sehr viel gelernt und mit dieser Erfahrung dann schnell einen deutlich besser bezahlten Job gefunden. In so einem Zusammenhang ist sicher nichts gegen kurzfristig niedrige Entlohnung einzuwenden.
Auch bei solchen Nebenjobs von kurzer Dauer, wie eben bei einer Inventur ist es sicher annehmbar, wenn mal Stundenlöhne von etwa 5 Euro gezahlt werden. Damit will man sich meist nur ein wenig dazu verdienen. Wenn man sich dabei vielleicht noch anderweitige Vorteile erarbeitet um so besser. Für alle anderen Jobs ist 5 Euro aber doch zu wenig. Denn damit kann man sich nicht wirklich allein finanzieren, was aber doch möglich sein müsste, wenn man arbeitet. Aber wie schon eingangs erwähnt, da es immer noch genug Personen gibt, die die Arbeit auch für sehr wenig Geld ausführen, muss jeder für sich selbst entscheiden, für wenig oder auch viel Geld er arbeiten geht.
Hier spielt auch ein wenig die eigene Sicht und Einstellung eine Rolle. Will man tatsächlich einen minimalen, vielleicht auch aktuell aussichtslosen Beitrag zur Verbesserung der Welt beitragen, auch wenn man dafür Opfer bringen muss, oder schaut man zu, dass es einem einfach selber passt?
Wer für so einen geringen Lohn arbeiten geht, macht natürlich das Lohngefüge kaputt. Denn kein Arbeitgeber wird mehr zahlen, wenn er für weniger die gleich qualifizierten Leute bekommt. Wenn z.B. die Zoofachhandlung niemanden für diesen Stundenlohn findet, dann müssten sie die Inventur selber machen oder aber den angebotenen Lohn erhöhen, bis sich eben jemand findet. So beeinflussen sich der Preis und die Nachfrage auch auf dem Arbeitsmarkt.
Leider sind aber die Machtpositionen aktuell (eigentlich war es noch nie anders) so, dass der Arbeitgeber einem Heer von Arbeitssuchenden entgegen steht und so natürlich darauf hoffen kann, für wirklich wenig Geld genug Leute finden zu können. Das ist der Punkt, wo die eigene Opferbereitschaft zum tragen kommt.
Du siehst auch dem Umstand, dass wenn Du den Job nicht machst, ein anderer den Job für ebenfalls so wenig Geld annimmt. Das ist aber der Weg, der garantiert niemanden zum Umdenken bewegen wird! Wenn Du nun den Job ausschlägst, dann ist wenigstens für Dich das Umdenken im vollen Gang. Aber Du bist ja letztlich nicht allein. Und allein aus der Tatsache, dass Du es gemacht und davon berichtet hast, könnte sich eine kleine Bewegung ergeben. Evtl. (was Du jetzt ja nicht weißt) würdest Du bei ein paar Bekannten und Freunden den Mut wecken, dass die auch so reagieren - und die geben deren Erfahrungen weiter. Und vielleicht dauert es dann noch mal zig Jahre, bis breite Schichten überzeugt worden sind, dass man sich nicht alles gefallen lassen muss und gemeinsam mehr erreicht, als allein. Irgendwann kann es dann geschehen, dass eben nicht mehr genügend Leute gefunden werden, die für so wenig Geld arbeiten, und der Arbeitgeber muss mehr zahlen.
Schneller geht es natürlich, wenn sich so eine (kleine) Bewegung organisiert und dann z. B. über die zuständige Gewerkschaft (lieber also über den Staat und Gesetzte) für solche Tätigkeiten Mindestlöhne erzwungen werden. Das sind natürlich alles große Änderungen, welche nicht innerhalb von wenigen Tagen durchzusetzen sind. Aber man könnte mit einem eigene Opfer (dem Verzicht auf den schlecht bezahlten Job) ein Zeichen setzten.
Das sich an den Löhnen nichts ändern würde, sehe ich genauso wie Diamante, denn irgendjemand wird sich immer finden und diese Jobs wird es daher immer geben. Jugendliche reißen sich um diese Gelegenheitsjobs und irgendjemand muss die Arbeit ja schließlich machen. Die Jobs einfach nicht anzunehmen, wäre keine Lösung. Mal abgesehen davon, wäre es auch nicht besonders gerecht für Inventur mehr als 5 oder 6 Euro zu bezahlen, der niedrige Lohn ist gerechtfertigt und daran sollte sich auch gar nichts ändern.
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