Mindestlohn wird umgangen

vom 27.12.2010, 17:02 Uhr

Die Mindestlöhne oder die Löhne, die von den Gewerkschaften festgelegt werden, werden leider oftmals nicht gezahlt. Wenn ich den Beitrag von Diamante lese, die für 1,92 Euro geputzt hat, dann sieht man, zu was die Firmenbosse alles fähig sind. So ist dieser Mindeststundenlohn zwar eine tolle Sache, nutzt aber nichts, wenn es solche Schlupflöcher gibt.

Meine Frau arbeitet in einer Putzfirma. Dort gibt es einen Stundenlohn, der bezahlt werden muss. Dieser wird aber umgangen, indem man nicht nach Stunden, also der benötigten Zeit bezahlt, sondern nach dem Projekt als solches. Wenn zum Beispiel jemand für ein Projekt am Tag 3 Stunden benötigt, um es zu reinigen, bekommt man für das Projekt nur 2 Stunden Zeit bezahlt. Das heißt also, man muss viel schneller arbeiten, um auf seinen Stundenlohn zu kommen. Das geht oftmals nicht und somit hat man in der Stunde weniger verdient, wie es eigentlich vorgeschrieben ist. Die von den Firmen angesetzte Zeiten kann niemand einhalten und um es sauber zu bekommen, reinigt man eben von der Zeit her länger, obwohl diese nicht gezahlt wird.

» urilemmi » Beiträge: 2263 » Talkpoints: 7,31 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Das kenne ich nur zu gut. Ich habe eine Ausbildung in einem Hotel gemacht und mich dort in der Pause mal mit den Zimmermädchen die dort reinigen unterhalten. Sie werden nicht direkt nach der Anzahl der gereinigten Zimmer bezahlt. Es wird anders aufgerechnet. Für ein Zimmer wo der Gast eine weitere Nacht bleibt wird eine Zeit von 20 Minuten vorgegeben und wenn der Gast abgereist ist und das Zimmer komplett gemacht werden muss 30 Minuten. Am Ende des Tages wird dann zusammen gezählt wie viele Abreise und Bleiber man hatte und das wird in Stunden umgerechnet. Wer länger braucht hat Pech gehabt. Das man aber auch erst mal diesen Arbeitswagen mit Bettwäsche usw. bestücken muss zählt nicht. Auch hat man ja manchmal weite Wege von Zimmer zu Zimmer zurück zu legen, vielleicht weil die Zimmer in verschiedenen Etagen sind, das wird natürlich nicht mitgerechnet.

» nadpat » Beiträge: 1077 » Talkpoints: 2,22 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


urilemmi hat geschrieben:die für 1,92 Euro geputzt hat

Das Problem hier ist zunächst, dass niemand (weder Arbeitnehmer noch Arbeitgeber) ernsthaft davon ausgehen, dass vom bezahlten Lohn gelebt werden soll. Denn bei einem solchen Stundenlohn (vor Steuern ...), kommt man so auf fast 20 Euro pro Tag. Wenn man davon ausgeht, hierbei vielleicht 10 Stunden pro Tag zu arbeiten. Und wenn dies dann 5x die Woche bei 4 Wochen im Monat gemacht wird, erhält man am Ende 400 Euro. Das davon eben Rücklangen gebildet werden sollen, die Miete und das Essen sowie die Krankenkasse zu bezahlen sein soll, glaubt ja keiner!

Die Tricks, die Stundenlöhne zu umgehen, sind ja leider weder kreativ noch neu. Und obwohl jedem der Mist bekannt ist, kommen die Chefs oder Ideengeber damit regelmäßig durch. Leider ist die Furcht der Angestellten (die ja tatsächlich berechtigt ist) vor dem Verlust der (schlecht bezahlten) Arbeit so groß, dass kaum jemand wagt, gegen das fast schon verbrecherische Vorgehen vorzugehen und aufzubegehren.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



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