Weihnachtsessen im Jahr 1961

vom 27.12.2010, 17:12 Uhr

Nachdem wir uns an Weihnachten die Bäuche vollgeschlagen hatten, erzählte mir meine Frau, wie sie immer Weihnachten erlebt hatte und was es bei ihnen auf Weihnachten zu essen gab. Sie hatte 5 Geschwister und sie hatten nie genügend Geld. Alles viel eine Nummer kleiner aus, wie bei anderen Leuten, das war auch beim Weihnachtsessen nicht anders.

So gab es am Heiligen Abend wie bei fast allen in dieser Zeit, Würstchen und Kartoffelsalat. Darin unterschied sich jetzt ihr Weihnachten von dem Weihnachten anderer Kinder nicht. Am ersten Weihnachtsfeiertag gab es dann etwas Besonderes. Es gab keine Gans, keine Ente und auch keinen Truthahn, dafür war nicht genügend Geld da. Es gab ein größeres Brathühnchen und das musste für 8 Personen reichen.

Damit auch jeder satt wurde, wurde das Brathühnchen erst einmal angekocht. Dadurch bekam man eine tolle Suppe, die aus Suppengrün, also Lauch, Sellerie und Möhre bestand, dazu gab es dann noch Nudeln oder Reis. Mann musste aufpassen, dass man das Hühnchen nicht zu lange kochte, denn dann zerfiel es und man konnte es nicht mehr grillen. Kochte man das Hühnchen nicht lange genug, schmeckte die Suppe nicht, also war das alleine schon kein leichtes Unterfangen.

Das Hühnchen wurde dann noch gefüllt, dazu nahm man getrocknete Brötchen oder Semmelmehl und Hackfleisch. Diese Füllung sorgte dann dafür, dass jeder satt wurde. Man kann sich schon vorstellen, dass jeder der sechs Kinder am liebsten eine der beiden Keulen haben wollte, aber das ging eben nicht. Dennoch wurden alle satt und alle waren mit ihrem Stück vom Brathühnchen zufrieden. Naja, auf jeden Fall hatte sich niemand über die Aufteilung beschwert. Ihre Geschichte über das Weihnachtsessen von damals lässt einen schon nachdenken. Ich hatte als Kind mehr Glück und bei uns musste man zum Glück nicht so tricksen.

Heute beschäftigt uns nicht die Überlegung, wie wir alle auf Weihnachten satt bekommen, sondern, was wir aus all dem Überfluss einkaufen und zubereiten. Wir können essen, was wir wollen, Gans, Ente, Truthahn oder Steak, wir kaufen das, worauf wir Lust haben und „fressen“ und auf Weihnachten den Bauch voll. Wenn ich dabei an das Weihnachten von 1961 von meiner Frau denke, dann habe ich doch ein klein wenig ein schlechtes Gewissen.

» urilemmi » Beiträge: 2263 » Talkpoints: 7,31 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich bin 1962 geboren und meine Schwester 1959. Wir waren also 4 Personen in unserem Haushalt. Wir hatten zwar auch nicht viel Geld, aber immerhin konnten wir uns durch Beziehungen eine Gans leisten, die dann aber für einige Tage reichen musste. An Heilig Abend gab es Kartoffelsalat und Würstchen, wie in vielen Familien. Am ersten Feiertag wurde dann die Gans gemacht. Diese wurde dann so aufgeteilt, dass sie für 3 Tage reichte. An den Feiertagen gab es Suppe aus den Innereien der Gans mit einer dicken Einlage aus Gemüse und Reis und die Reste von der Gans wurden dann einen Tag nach den Feiertagen kalt auf Brot gegessen.

Je nachdem, was wir von unserem Bekannten, der Bauer war, bekommen haben, war es auch manchmal keine Gans, sondern eine kleinere Ente oder auch Hähnchen. Je nachdem wieviel Hähnchen, wurde es auch auf diese 3 Tage aufgeteilt. Eine Suppe gab es immer an den Feiertagen als Vorsuppe. Das hat schon vor dem Hauptgang satt gemacht. Als Beilage zu dem Geflügel gab es reichlich Knödel und reichlich Rotkohl, so dass jeder satt wurde.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


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