Pantoffelheldinnen und -helden
Ich kenne jemanden, der verheiratet ist. Wenn er alleine ist, spielt er sich gerne auf, erzählt die tollsten Geschichten und möchte, dass alle ihn für einen tollen Hecht halten. Das wirkt teilweise schon sehr lustig.
Wenn dann aber seine Frau dabei ist, wird er auf einmal ganz still. Wenn seine Frau dann mitbekommt, was er in ihrer Abwesenheit wieder erzählt hat, fragt sie ihn manchmal auch recht offensiv und durchaus vor anderen Leuten: „Hast du das wirklich gesagt?“ Dann rudert er zurück, versucht sich schlecht zu rechtfertigen und wird ganz still.
Ich finde so etwas ziemlich schräg. Dabei ist es unwichtig, ob es sich nun um einen Mann oder um eine Frau handelt. Ich frage mich grundsätzlich, warum manche Leute sich in Abwesenheit ihres Partners so verhalten. In dem aktuellen Fall ist es so, dass der Mann auch viel Unsinn erzählt, der nachweislich nicht stimmt. Ich frage mich, ob er deshalb so still ist, wenn seine Frau dabei ist, weil sie die Wahrheit kennt und andere Leute, die ihn nicht so gut kennen, ihm seine teilweise haarsträubenden Geschichten eher abnehmen.
Kennt ihr auch Leute, die sich aufspielen solange sie alleine sind, sich dann aber, wenn ihr Partner oder ihre Partnerin dabei ist, plötzlich ganz anders verhalten und weniger auftrumpfen? Was haltet ihr von solchen Pantoffelhelden und -heldinnen?
Ich kenne jetzt nicht direkt Leute die in einer Beziehung sind und so komische Aktionen starten. bei uns ist es eher so , dass sie ganz schlecht über ihre Vermieter sprechen und auch sagen sie würden bald mal hin gehen und denen die Meinung geigen. Fragt man dann jedoch irgendwie mal nach, heißt es Schwanz einkneifen. Ich finde solche Leute einfach nur total lächerlich, die sich in der Öffentlichkeit damit brüstken was sie alles machen werden.
Und dann kommt dabei raus das ja eh nichts passiert ist und das finde ich einfach nur unheimlich dämlich, wenn man schon nicht den mumm hat etwas zu machen, muss man doch auch gar nicht darüber reden.
Ich habe auch mal so jemanden kennen gelernt. Damals habe ich ein Praktikum in einem Chemielabor gemacht und der Leiter der Abteilung war ein ziemlich grimmiger Mann, der es wirklich genoss, andere herum zu kommandieren, besonders Auszubildende und Praktikanten wie mich. Ständig mischte er sich ein und verbesserte einen oder stellte Fragen, die man nicht beantworten konnte, weil sie einfach zu fachspezifisch waren und machte einen dann schlecht, wenn man die Antowrt nicht wusste. Der Mann ging einem wirklich auf die Nerven und sein Verlangen jeden und alles zu erniedrigen machte die Arbeit mit ihm für mich schon geradezu unmöglich.
Einmal dann, kam seine Frau gegen Abend zum Labor und wollte ihn abholen, da sie zusammen verabredet waren und zu Bekannten wollten. Und zu meinem Entsetzen war der Mann in Anwesenheit dieser Frau eine ganz andere Person. Auf einmal war er nett und freundlich zu allen und machte keinen mehr zum Affen. Seine Frau schüchterte ihn völlig ein und er traute sich nicht mehr, sich so aufzuspielen, wie man es von ihm gewohnt war. Und das auch zurecht, denn seine Frau war um einiges schlagfertiger, als wir es uns wagten und sie hätte ihn vermutlich ihrerseits erniedrigt und zurecht gewiesen, denn sie schien etwas intelligenter zu sein, als er. Und was war vermutlich auch der Grund, wieso er es ständig nötig hatte, sich an der Erndiedrigung anderer zu laben, denn zu Hause fühlte er sich seiner Frau untergeordnet und nutzte daher seine Arbeitsstelle, um sein Ego aufzupuschen.
Ich denke, dass ist oftmals der Grund, wieso Menschen sich in Gesellschaft aufspielen und zu Hause dann den Schwanz einziehen. Oftmals fühlen sie sich ihrem Partner in Sachen Intelligenz oder Finanzen untergeordnet und besonders Männer verkraften das nicht so gut und versuchen es dann wieder auszugleichen, indem sie sich woanders aufspielen, um sich besser zu fühlen. Ich finde das ziemlich affig, denn selbst wenn man sich von seinem Partner unterdrückt fühlt, sollte man den Mut haben, es ihm zu sagen und vielleicht eine Scheidung in Erwägung ziehen, denn keiner sollte dieses Pantoffelhelden-Dasein nötig haben. Und wer sein Leben trotzdem nicht ändert, ist in meinen Augen selbst Schuld an seinem Schicksal und da habe ich auch kein Mitleid mehr.
Ist es nicht traurig, wenn es schon so weit gekommen ist, das man sich über so eine Art und Weise in den Vordergrund spielen muss?
Ich habe eine gute Bekannte, bei der kenne ich es leider nicht anders. Sie ist ständig unterwegs und erzählt dabei allen, wie toll sie doch ist und vor allem wie erfolgreich. Ist dann allerdings ihr Partner dabei, wird sie ganz und gar kleinlaut und streitet auch viele Sachen einfach ab. Sie hat das dann nie gesagt. Meist haben es die anderen dann falsch verstanden.
Ich persönlich weiß von ihr, das sie eine ganz liebevolle Mama von 3 Kindern ist, sich aber viel lieber in ihrem vorherigen Beruf verwirklicht hätte. Manchmal versucht sie über diesen Weg, einfach ein wenig aus zu reißen und in ihrer ganz persönlichen Welt zu leben. Kann man das nicht auch ein klein bischen nachvollziehen? Wer ist schon mit dem zufrieden, was er hat?
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