Der Mörder taucht immer am Anfang auf?
Irgendjemand meinte mal zu mir, dass in Thrillern und anderen Geschichten, die sich um Mordgeschichten drehen, der Täter immer bereits am Anfang auftaucht, aber eben nicht als der Böse. Bei den Thrillern, die ich in der letzten Zeit gelesen habe, konnte ich diese Einschätzung auch nachvollziehen. Es gibt natürlich auch Ausnahmen, aber meistens war es eben so, dass der Täter schon auf den ersten 50 Seiten auftauchte - nur eben nicht als Täter.
Könnt ihr diese Erfahrung ebenfalls bestätigen oder habt ihr bislang überwiegend Bücher gelesen, in denen der Täter erst sehr spät die Bildfläche betreten hat?
Im Grunde genommen ist dieses Schema ja ganz interessant, da es zusätzlich sehr gruselig ist, wenn der Täter sich zum Beispiel die ganze Zeit im Umfeld des Protagonisten befindet, sich diese Bedrohung aber erst später nach und nach entwickelt. So etwas ist natürlich gruseliger, als wenn der Täter einfach ein Durchreisender ist. Seit diesem Gespräch vor einiger Zeit gehe ich aber in jedem neuen Thriller erneut auf "Mördersuche" und überlege mir bei jedem anfänglich genannten Charakter, ob er oder sie nicht vielleicht der Täter ist. Geht es euch auch so oder lest ihr das Buch einfach nur und schaut dann, was auf euch zukommt?
Eigentlich lese ich diese Mord und Aufdeckungsbücher nicht so gerne, aber bei denen, die ich kenne, kann ich deine These nur bestätigen. In den meisten Filmen und Büchern ist das so gemacht, weil der Zuschauer oder Leser sich eben bemüht mitzudenken und den Mörder zu entlarven, aber man wird immer wieder hinters Licht geführt, bis man so verwirrt ist, das man gar nicht mehr darauf kommt, das es der enge Freund des Hauptdarstellers sein könnte oder eine andere Person, die ständig dabei ist und so unschuldig erscheint.
Aber leider finde ich diese Taktik inzwischen sogar etwas ausgeleiert. Bei vielen Filmen und Büchern ist die Lösung schon so offensichtlich, dass man schon von vornherein sagen kann, es war der Gärtner oder der nette Nachbar, der schon die ganze Zeit über im Spiel ist. Der ÜberrSchungseffekt ist irgendwann einfach nicht mehr da und deshalb lese ich solche Bücher eigentlich ungern.
Ich lese schon ganz gern Krimis und wenn ich die letzten Krimis oder Thriller Revue passieren lasse, dann wird der Täter (oft genug auch Mörder) wirklich erstmals schon zu Beginn des Werkes eingeführt beziehungsweise tritt dann erstmals in Aktion. Was nun für mehr Spannung sorgt, kann man aus meiner Erfahrung schlecht sagen. Das hängt doch viel zu sehr vom Autor ab. Ich habe schon etliche Romane gelesen, in denen der Täter in der Tat gleich zu Anfang namentlich erwähnt wurde und man also sofort wusste, wer es war. Trotzdem war das Buch bis zum Ende spannend, weil die Handlung trotzdem nicht einfach vorhersehbar war.
Ich habe auch schon Krimis gelesen, bei denen der Täter nicht namentlich eingeführt wurde und bis kurz vor Ende unklar war, wer nun der Täter war und diese waren total langweilig, weil trotz dieser Ungewissheit die Handlung entweder zu langatmig oder aber zu vorhersehbar war. Aber auch in diesem Bereich habe ich schon Romane gelesen, die trotzdem spannend blieben.
Obwohl ich selber zwar eher selten Krimis lese, kann ich deine Meinung nur bestätigen. Meistens ist es die Person, die von Anfang an dabei ist, aber am unschuldigsten rüberkommt. Der bereits am Anfang Verdächtigte ist es eigentlich selten.
Einerseits muss ich zwar zugeben, dass dieses Schema inzwischen wirklich schon sehr häufig verwendet wurde, aber ich denke trotzdem, dass es auf den Autor ankommt. Manche Schriftsteller schaffen es einfach, die langweiligste und einfallsloseste Geschichte super zu verpacken. Trotzdem stört es mich auch, wenn der Mörder erst ganz am Ende auftaucht. Irgendwie kann man dann vorher nicht selbst überlegen wer es sein könnte und der Mörder ist dann irgendein "Unbekannter", dessen Charakter man gar nicht kennt.
Deswegen werde ich auch weiterhin Krimis nur selten lesen. Wenn, dann muss es schon ein toller Autor sein und die Geschichte muss wenigstens irgendetwas Außergewöhnliches haben.
Ich lese eigentlich ausschließlich Krimis und ich kann nur sagen, dass es mal so und mal so ist! Oft taucht der Mörder/Dieb oder worum es auch geht am Anfang auf und stellt eine Randfigur beziehungsweise eine andere Rolle dar.
Das ist denke ich in dem Großteil meiner gelesenen Büchern so gewesen und es ist auch immer wieder spannend, wenn sich am Ende herausstellt, wer was und wie gemacht hat.
Allerdings habe ich auch viele Bücher gelesen, die in manchen Kapiteln aus der Sicht des Mörders berichtet haben. So wird zum Beispiel im ersten Kapitel aus der Ich-Perspektive berichtet, was diese Person tut und vorhat.
Hat man sich dann zum zweiten Kapitel vorgearbeitet wird auf einmal aus einer ganz anderen Perspektive darauf Bezug genommen und man kennt den Mörder oft bis zum Ende nur aus der Ich-Perspektive.
Das hat mir auch sehr gefallen, weil es meiner Meinung nach, um einiges spannender war, obwohl man schon aus der Sicht der Mörders vieles meinte vorausahnen zu können, was im Endeffekt nicht der Fall war!
Sowohl als auch. Ich bin eigentlich nicht so der Krimi-Fan, was aber nicht heißt, dass ich noch nie ein solches Buch gelesen habe. Wie gesagt, mir gefällt sowas eben nicht so gut und ich mag eher andere Geschichten und Genres. Aber komischerweise ist es wirklich so, dass der Täter meistens zu Anfang auftritt. Ist ja auch eigentlich logisch, ein Buch, in dem wilde Verdächtigungen gegen irgendwelche Personen erwiesen werden oder nur im Dunkeln getappt wird, wäre ja in den meisten Fällen langweilig. Besonders, wenn sich irgendwann herausstellt, dass eine völlig fremde Person die Tat begangen hat. Da baut sich einfach keine Spannung auf.
Ich habe aber auch schon mal Kriminalbücher gelesen, in denen zu Beginn der Mörder quasi als Hauptfigur gilt. Also, das genau beschrieben hat, was derjenige im Moment vorhat, nicht selten auch in der Ich-Perspektive. Die wahren Täter tauchen meistens in den Bücher schon am Anfang oder etwa in der Mitte auf, so habe ich bisher die Erfahrung gemacht.
Die Aussage von deinem Bekannten deckt sich auf jeden Fall mit meinen Beobachtungen. Ich habe das schon vor längerer Zeit festgestellt und inzwischen ist es wirklich so, dass ich hinter jedem harmlosen Spaziergänger, der am Anfang eines Thrillers die Leiche findet den Mörder vermute.
Im Prinzip ist das nichts anderes, als die Fortführung der klassischen Regel für Drehbuchschreiber - wenn du eine Pistole im ersten Akt zeigst, musst du sie im dritten auch benutzen, und wenn du im dritten Akt eine Pistole benutzen willst, musst du sie im ersten Akt gezeigt haben.
Das macht die Geschichte natürlich irgendwo etwas vorhersehbar, aber die Alternative dazu wäre ein Mörder, der im vorletzten Akt aus dem Hut gezaubert wird und ich denke, dass es nur sehr wenige Schriftsteller hinbekommen würden, daraus eine Geschichte zu machen, die den Leser nicht enttäuscht zurück lässt.
Die letzten Thriller, die ich gelesen habe, waren die Bücher der Millennium Trilogie von Stieg Larsson und die folgen diesem Schema nur sehr bedingt. Wahrscheinlich liegt das aber auch daran, dass sie nicht aus der Sicht eines Polizisten oder ähnlichem geschrieben sind.
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