Ossis & Wessis: Nur 35 % sehen Zusammengehörigkeit
Also da ich in so einem direkten "grenzgebiet" wohne fällt mir das extrem auf.es sind 10 Minuten zu Fuß und ich bin im "Westen". Hab sogar von der Schule hier in Mecklenburg nach Schleswig-Holstein wechseln müssen weil selbst die Lehrer die "Wessi" Schüler nicht akzeptiert haben. Ich verstehe das ganze nicht wirklich aber ich denke das ganze ist auch nicht mehr zu verstehen ich meine es ist immerhin 17 Jahre her.
Naja genausowenig wie man die DDR nicht beschönigen sollte sollte man auch keinen Unsinn erzählen und hahnebüchernen Geschichten wie:
karlchen16 hat geschrieben:Niemand kannte den Bildungsweg, Schulausbildung und Berufsausbildung. Auch die Benotung von schulischen Leistungen konnte man nicht real definieren. War man systemnahe eingestellt, bekam man bessere Noten, wo aber real kein fundiertes Wissen dahinter steckte. Viele haben gehoft und sich gewünscht es wird alles gut.
[..]
Es muss auch aufgehört werden, die ehemalige DDR schön zu reden. Es war nichts schön. Leute die anderer Meinung waren bekamen hohe Haftstrafen oder wurden erschossen. Die Todesstrafe wurde erst 1984 abgeschaft. Die Menschen wurden bespitzelt. Junge Menschen wurden zu Soldaten erzogen.
Gut einige werden jetzt sagen es gab keine Arbeitslosen. Richtig, aber man konnte sich mit seinen Lohn oder Gehalt nicht viel kaufen, weil es nichts zu kaufen gab. Da ist die Situation für manche jetzt auch nicht schlechter. Jetzt haben sie kein Geld zum Kaufen, früher hatten sie Geld und konnten nicht kaufen, weil es keine Waren gab.
Denn genau durch solche Geschichten, die der Realität entbehren bleiben Vorurteile aufrecht erhalten - eben nach dem Motto: Hast Du keine Ahnung wovon Du redest, werde ich mir nicht die Mühe machen, meine Vorurteile zu überwinden.
Die DDR war kein hermetisch abgeschlossener Raum in den keine Mücke rein und rauskam, sondern man wusste schon viel übereinander - und natürlich wusste man auch, wie der Bildungsweg dort aussieht, sonst hätte man nach der Wende gar nicht so schnell reagieren können bzw. nachbessern müssen.
Dass sich Noten nur über Systemnähe ergaben ist genauso ein Unsinn, bitte mal ernsthaft bleiben und keine Klischees bedienen. Wenn ich zu dumm war, um 1+1 zu rechnen, dann bekam man auch keine 1 nur weil man in der FDJ war. Das war schon unter Adi nicht so dass der der den besten Hitlergruß konnte nachträglich zum Mathegenie trotz anerkannter Blödheit gemacht wurde. Soviel zu deinem real fundierten Wissen, irgendwo ist das auch logisch und somit lächerlich.
Dass nichts schön war ist genauso ein Schwachsinn - die Annahme ist natürlich komplett gedankenfrei, denn selbst in den schlimmsten Regimen gibt es "schöne" Sachen für die Menschen, und sei es die KdF Fahrt nach Norwegen gewesen. Es gibt immer zwei Seiten von einer Medaille.
Dass man sich nichts kaufen konnte ist genauso ein Argument von hinterm Mond, man konnte sich nur nicht das kaufen was man wollte und nicht jeweils in den entsprechenden Mengen, was eine Begeliterscheindung der schlechten Konsumwirtschaft war. Wenn es keine Waren gegeben hääte, wär man irgendwann nur noch in Fellen und hungernd durch die Gegend gelaufen.
Dir ist schon klar dass der Aufstand vom 17. Juni durch die Sowjets niedergeschlagen wurde und es sich nicht um eine Demonstration handelte, sondern um einen Streik der in einen Aufstand umschlug.
Leute die anderer Meinung waren wurden erschossen? Natürlich an, jeder Ecke. Naja, träum weiter. Junge Menschen wurden zu Soldaten erzogen? Ach, was denkst Du was bei der Bundeswehr gemacht wird, eine Ausbildung zum Landschaftsgärtner und Systemgastronomen, der zufällig mal ein Gewehr in der Hand hat?
Die Todesstrafe wurde nicht 1984 abgeschafft, sondern 1987! Das letzte Todesurteil wurde 1972 gegen einen mehrfachen Kinderschänder verhängt und ausgeführt - na gut, der war halt mit seiner Meinung gegen das System, da er sich gerne an Kindern vergriff und das in der DDR komischerweise verboten war, deswegen wurde er wohl auch hingerichtet. Unmöglich, jemanden deswegen zu töten, geb ich Dir Recht. Kleiner Tipp: In Hessen ist die Todesstrafe rein theoretisch noch erlaubt, in Bayern wurde sie erst 1998 abgeschafft, diese Zahlen sind also totaler Blödsinn.
Naja, als Lehrer würde ich sagen, "Setzen, 6", da dass wirklich nur eine Sammlung der gängigen Vorurteile war und nichts davon richtig und solche Meinungen so dämliche Ost-West Klischees nur fördern. Gerade durch solche Aussagen "ohne fundiertes Wissen" werden im Osten Menschen befördert, weiter in ihrer Ostalgie zu schwelgen und rumzujammern, dass sie und ihr Situation doch keiner verstehen würde und alle nur falsches über sie denken.
Das ist leider schon fast normal. Die Lehrer in den neuen Ländern sind in der Demokratie noch nicht ganz angekommen. Das hängt aber mit der Berufsausbildung zusammen. Eine Kindergarten Erzieherin hat in der DDR den Beruf studiert, während in der BRD dieser Beruf ein ganz normaler Ausbildungsberuf war. Und hier kommen schon die Unterschiede zu Tage. Es ist nur ein Punkt ich könnte hunderte solcher Punkte aufzählen. Hier kommen natürlich auch die unterschiedlichen Einstellungen zum Beruf und zur Ausübung des Berufes her.
karlchen16 hat geschrieben:Eine Kindergarten Erzieherin hat in der DDR den Beruf studiert, während in der BRD dieser Beruf ein ganz normaler Ausbildungsberuf war. Und hier kommen schon die Unterschiede zu Tage.
Natürlich, die Unterschiede z.B. die das Diplompädagogen, Diplomerzieher, Diplomvorschulerzieher etwas anderes sind als Kindererzieher? Sollte man natürlich wissen bevor man soetwas behauptet, nun ja.
Also hier kann ich mich KrashKidd nur anschließen, bemühe Dich doch bitte einmal sachliches Wissen anzumerken und nicht nur dumpfe Vorurteile, denn Argumente sollten schon sachlich, also nachvollziehbar sein und nicht durch einfaches Nachgoogeln in der Luft zerploppen wie Seifenblasen. Ansonsten schließ ich mich mal teilweise dem Rest an.
karlchen16 hat geschrieben:Das ist leider schon fast normal. Die Lehrer in den neuen Ländern sind in der Demokratie noch nicht ganz angekommen.
Naja, das ist das eigentlich bedenkliche so viele Jahre danach, dass es trotzdem noch einige Ewiggestrige gibt, hüben wie drüben, die immernoch wider besseres Wissen ausgeleierte Geschichten und Vorurteile bedienen.
Das ist alles schwierig zu sagen, da keiner weis, wie es heute wäre, wenn die Mauer noch da wäre. Ich habe schon ein Gesamtdeutsches Gefühl, aber die "Ossis" interessieren mich so viel wie die Hamburger, NRW´ler, Hessen, oder sonst wer. Ach ja, i kum aus dem Königreich Bayern.
celi-michi hat geschrieben:Ach ja, i kum aus dem Königreich Bayern
Du meinst vom Weiswurstequator.
Aber mal zum Thema, ich denke wenn einige aufhören würden zu jammern, dann würde es auch denjenigen besser gehen. Ob es anders wäre, wenn die Mauer noch stehen würde, man weis es. Mir geht es, nur weil die Mauer weg ist, nicht schlechter.
Natürlich es gibt positives und negatives. Man sollte das Positive für sich nutzen und das Negative für sich doch positiv zu gestalten. Jeder sollte das machen was er kann. Jammern und Schimpfen bring uns leider nicht weiter. Die Devise kann und sollte nur lauten, es besser zu machen. Ost und West müssen zusammen wachsen in politischer und wirtschaftlicher Hinsicht. Nur so denke werden dann auch die Vorurteile abgebaut. Vorurteile sind kontraproduktiv und schaden uns letztendlich allen.
Ich muss ebenfalls zugeben, dass es für mich da so gewissen Diffferenzen zwischen Bürgern aus Ostdeutschland und Leuten aus Westdeutschland gibt. Dabei sehe ich aber eher Defizite bei den Menschen die auf dem Land wohnen. Und ich kann das auch bestätigen, dass dort jeder, egal wie gebildet er war einen halbwegs guten Job erlang hat.
Ja es gibt diese Unterschiede zwischen Ost und West auch noch im 19 Jahr nach Mauerfall. Und das wird wohl auch noch eine Weile so bleiben. Was mir auch in dieser Diskussion wieder auffällt: Vorurteile, die man irgendwo aufgeschnappt hat und nun stereotyp wiederholt, ohne sich mal eine eigene Meinung zu bilden! Und das wiegelt selbst die ruhigsten Menschen gegeneinander auf.
Natürlich war in der DDR nicht alles schön und man sollte auch nicht alles was dort ist verharmlosen oder verniedlichen. Nur konnte man sich auch in DDR ein gemütliches Leben einrichten. Die unschönen Dinge waren bekannt, man umging sie halt und richtete sich darin ein, in dem man mit dem Strom schwamm. Das tun ja übrigens viele Menschen auch heute noch!
Und nun stelle man sich vor, man bekommt ein neues Leben übergestülpt und jemand anders behauptet, dass das alte Leben totaler Schwachsinn gewesen sei. Und überhaupt, wieso man es in dem alten Leben so lange ausgehalten haben. Dabei hat sich wohl nach dem 2. Weltkrieg keiner Gedanken darüber gemacht, was die Wohnortwahl mal für Konsequenzen hat. Und die Menschen, die zur Zeit des Mauerfalls in der DDR wohnten haben sich das größtenteils gar nicht ausgesucht.
Welcher Mensch würde in so einer Situation nicht zur Selbstverteidigung greifen und die ganzen schönen Erinnerungen hervorkramen. Noch dazu wo diese im Rückblick ohnehin überwiegen! Das würde wohl jeder ungerechtfertigt Angegriffene tun! Und da passt es denn auch hervorragend, wenn Dinge, die in der DDR als gar nicht so schlecht empfunden worden, in der BRD wieder "neu erfunden" werden. Das stärkt die geschundene Ossi-Seele.
Um es mal zusammen zu fassen. Alle Bevölkerungs-Schichten sollten sich mal die Mühe machen, in das Leben der anderen Zone während der rund 40-jährigen Trennung ein objektiven Blick zu werfen (bisher ist das meist nur bei den bildungsnahen Schichten der Fall). Dadurch können nämlich Verletzungen der anderen Seite vermieden werden und so auch Vorurteile abgebaut werden. Und wenn man bei der Recherche mal einen Nörgler oder Jammerlappen antrifft, dann sollte man sich nicht verunsichern lassen: solche Menschen gab es schon immer und wird es immer geben. Die stellen aber nicht die Mehrzahl der Bevölkerung.
Und noch zum Schluss, dankbar für die Wiedervereinigung können beide Seiten (Ost und West) sein, denn beide hatten davon Vorteile!
Ich glaube die Leute sollten die Wiedervereinigung einfach mal zur Geschichte legen. Ich kann das beidseitige 'früher war alles besser' nicht mehr hören.
Warum sollte ich jemanden blöd finden, weil er in einer Diktatur geboren wurde oder im Kapitalismus? Es war ja nicht so, als hätten sie eine Volksbefragung gemacht und jeder hätte wählen dürfen, wo er gerne Leben möchte. Du wirst irgendwo geboren und dann machst du das Beste draus. Und ich hoffe, dass das in und nach meiner Generation besser wird, aber ich sehe das auch an meinen Eltern, wie sehr das Getrenntsein sich im Leben verankert.
Mir persönlich ist das einfach nur egal, ich frage doch jemanden nicht, ob er aus den alten oder neuen Bundesländern kommt, bevor ich entscheide ob ich ihn mag. Ich habe sogar Freunde aus dem 'Westen', als ob man sich dafür schämen müsste!! Abgesehen davon sind Osten und Westen geographische Einteilungen und jemand der aus Hamburg kommt ist genausowenig aus dem 'Westen' wie jemand aus München. Die sind aus dem Norden und Süden von Deutschland.
Und was soll das überhaupt so zu tun, als müsse ich mich als 'ein Volk' fühlen? Wo bleibt denn da der Lokalpatriotismus!? Ich identifziere mich mit 'meiner' Stadt, 'meinem' Bundesland und mit Deutschland als geographische Einteilung Europas, aber ein Bayer ist kein Westfale und ein Berliner ist kein Thüringer.
Also wer sich jetzt noch über 'Ost' und 'West' aufregt, der hat wirklich zu viel Freizeit und leidet an einem anstrengenden Fall von Oberflächlichkeit.
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