Die Schulsysteme in Deutschland

kilkennyman hat geschrieben:Irgendwie ist das doch seltsam. Früher hatten wir in ganz Deutschland ein einheitliches Schulsystem, in dem die einzelnen Schuljahre für die Schulen festgelegt waren.

Seltsam finde ich, dass ich mich in Deinem "Früher" nicht wiederfinde. Die Bundesländer sind heute (was die Schulpolitik angeht) einander viel näher, als noch vor wenigen Jahrzehnten. Kooperation ist wesentlich wahrscheinlicher und im Namen der sog. Wettbewerbsgleichheit achten die Bundesländer immer mehr auf "Gleichheit". Aber auch durch die Standardisierung der Untersuchungen zwingt man die Kultusminister, mehr und mehr an einem Strang zu ziehen. Das es dabei immer noch Variationen gibt, ist kein Zeichen von fehlenden Konzepten, sondern die übliche Suche nach dem besten Weg.

Was letztlich auch heute noch gleich ist, ist die Idee des dreigliedrigen Systems (Haupt- und Realschule sowie das Gymnasium). Wie darunter oder davor die Grundschule organisiert wird, ist doch tatsächlich nebensächlich. Daher verstehe ich nicht, wo Du den fundamentalen Bruch zu dem von Dir (noch) nicht näher ausgeführtem "Früher" siehst. Weil etwas immer schon auf eine Art gemacht wurde, heißt es doch noch lange nicht, dass man nicht auch Änderungen wagen soll.

kilkennyman hat geschrieben:Was für einen Hintergrund steckt hinter dieser Uneinigkeit der Bundesländer?

Vom Grundsatz geht es gar nicht um Uneinigkeit. Aber Bildung ist Ländersache und jedes Bundesland darf das Steuer so lenken, wie es für den Moment am besten scheint! Da spielen vorhandene Gelder, Anzahl an Schülern sowie politische Interessen eine Rolle. Und das alles ist nicht gleich über alle Bundesländer!

Du stellst Dir ja auch nicht die Frage, wieso nicht alle so Auto fahren, wie Du es machst - weil oder obwohl Du es doch vermutlich richtig machst. Wer soll sich denn wem warum anpassen, wenn es die eigenen Hoheitsgebiete betrifft?

kilkennyman hat geschrieben:Das sorgt doch nur für Verwirrung! Ich denke eine Einheitslösung wäre doch für alle am Besten - oder was denkt Ihr darüber?

Gerne noch mal die Frage, welcher Teil hier für Verwirrung sorgt. Selbst der Übertritt von Kindern von einem Bundesland in ein anderes ist geregelt und es gibt Prozesse, die diese Fälle abbilden. Weshalb sich also von Gegebenheiten verwirren lassen, die nicht verwirrend sind?

Eine Einheitslösung wäre eben nicht im Sinne aller und würde vermutlich jede Idee zum Fortschritt um Jahrzehnte verlangsamen. So hat man über die verschiedenen Bundesländer mehr Experimentierfläche! Jedes Bundesland kann sich selbst bei der Suche nach dem Bildungsoptimum entfalten. Und andere Länder übernehmen dann die Dinge, welche sie für Sinnvoll erachten bzw. Dinge, die sich bewährt haben! Ein Einheitsbrei bedeutet doch nichts weiter, dass ein Fehler eine breitere Masse trifft und der Schaden damit (künstlich) vergrößert wäre.

Nebenbei hat diese Kulturhoheit der Länder auch Verfassungsrang! Wieso sollte dieser Punkt, welcher Autonomie vom Bund bedeutet, freiwillig aufgegeben werden?