Bestrafung für strengen Vater
Etwas fast unglaubliches spielte sich vor einiger Zeit in Frankreich ab: ein Vater war mit dem Zeugnis seines Sohnes unzufrieden und bestrafte ihn auf ungewöhnliche Art und Weise. Der Vater stopfte seinem Sohn das geknüllte Zeugnis in den Mund und wollte den Jungen dazu zwingen, das Zeugnis herunter zu schlucken. Der Junge erstickte fast daran, was den Vater aber nicht davon abhielt, dem Jungen noch einige Ohrfeigen zu geben.
Lehrer des Jungen wurden aufmerksam als der Junge mit aufgeplatzter Lippe und einem blauen Auge in der Schule erschien. Die Meldung an die Behörden hatte ein gerichtliches Nachspiel zur Folge: der Mann wurde zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt und zu einer (symbolischen) Entschädigung von einem Euro - zahlbar an den Sohn.
Die Strafe für den Vater halte ich für vollkommen gerechtfertigt. Frankreich ist schließlich ein Rechtstaat und da sollte derlei auf keinen Fall geduldet werden, auch nicht in den vier Wänden und egal aus welchem Grund. Ein nicht zur Zufriedenheit des Vaters ausreichendes Zeugnis rechtfertigt auf gar keinen Fall diese vollkommen überzogene Reaktion.
Worüber ich mich aber schon wieder aufregen könnte, ist das symbolische Schmerzensgeld von einem Euro. Was soll ein Kind bitte mit einem Euro anfangen? Natürlich, das ist ein nettes Taschengeld und es lassen sich am Kiosk bestimmt ein paar Süßigkeiten damit kaufen. Aber sind fünf Kaugummis wirklich eine Entschädigung für dermaßen brutale Gewalt? Wenn der Mann schon zur Zahlung von Schmerzensgeld verurteilt wird, dann bitte auch anständig. Das Geld muss ja dem Jungen nicht sofort gegeben werden, sondern kann auch auf ein Konto überwiesen werden, wo er es als Jugendlicher oder Erwachsener abheben kann.
Was mich aber noch viel mehr wundert, ist, dass das Kind wohl noch in der Familie zu leben scheint. Stand in dem Artikel etwas davon, dass die Familie weiterhin betreut wird oder der Vater etwas gegen seine Aggressionen unternehmen muss? Andernfalls wäre es meiner Meinung nach extrem unverantwortlich, das Kind in diesem gewaltbereiten Umfeld zu lassen. Irgendwie glaube ich bei diesem brutalen Vorfall nicht ganz daran, dass dies das erste und letzte Mal gewesen sein soll.
Das finde ich noch relativ gütig, dieses Urteil. Ich finde es absolut unverständlich, dass ein erwachsener Mensch sich nicht beherrschen kann und so mit seinem eigenen Sohn umspringt. Der eigene Vater sollte doch wissen, dass Schule nun mal auch nicht für jeden so einfach ist und statt dem Sohn Gewalt anzutun, hätte er sich mal mit ihm zusammensetzen sollen und überlegen sollen, ob das Kind überhaupt noch zur Schule gehen will oder lieber eine Ausbildung macht, ob Nachhilfe in einigen Fächern nötig ist oder sogar die Schule gewechselt werden muss. Was soll der Sohn auch schon davon lernen, dass er sein Zeugnis verschlucken soll? Die Strafe hätte meiner Meinung nach sogar etwas härter ausfallen können.
@anemone, aber Du hast schon mal ein wenig nachgedacht, bevor Du hier geschrieben hast?! Denn es ging gar nicht so um die Höhe der finanziellen Entschädigung sondern mehr um die Symbolik! Und selbst wenn es nicht die Symbolik wäre: klar kann man immer schön fordern, aber kennst Du die finanzielle Situation der Familie? Außerdem hat das Gericht doch auch mit dieser relativ milden Strafe etwas erreicht: zum einen wurde mit diesem Fall gezeigt, dass auch häusliche Gewalt sehr ernst genommen wird, nicht unbedingt immer so normal - auch in einem Rechtsstaat. Zum anderen haben Vater und Sohn nach dem Gerichtstermin erklärt, dass sie sich jetzt besser verstünden. Klar kann man viel erzählen, aber wenn es stimmt, dann ist das auf Dauer gesehen doch viel besser.
Es ist mir schon klar, dass die genaue Höhe der Entschädigung hier nicht im Vordergrund stand und es mehr um den symbolischen Wert ging, wovon ich aber in diesem Fall nicht so besonders viel halte. Kein erwachsener Mensch hätte sich mit einer symbolischen Entschädigung von einem Euro zufrieden gegeben, sei die Familie auch in einer noch so akuten, finanziellen Notsituation. Soweit ich weiß, kann Schmerzensgeld in Raten gezahlt werden, insoweit wird auf die finanzielle Situation Rücksicht genommen; aber mehr auch nicht. Selbst, wenn der Junge noch so klein war, dass ein Euro ihn erfreuen konnte; meinst du wirklich, ihm ist der symbolische Wert bewusst? Ich finde jedenfalls, dass man ein Kind nicht anders entschädigen sollte, als es bei einem Erwachsenen der Fall gewesen wäre.
Da diese Entschädigung aber hier wirklich nur Nebensache war, will ich das jetzt nicht über zwei Seiten hinweg ausführen. Wenn es tatsächlich so sein sollte, dass zwischen Vater und Sohn nun eine bessere Beziehung existiert, hatte das Verfahren immerhin etwas Gutes, wobei mich dennoch immer noch interessieren würde, inwieweit die Familie Hilfe in Anspruch nimmt. Ich halte es für sehr klischeehaft, dass der Vater seinem Sohn erst diese Gewalt antut und nach dem Verfahren seine Aggressionen im Griff haben soll. Ich denke, dass es ein schweres Stück Arbeit ist, in diesem Maße die eigene Selbstbeherrschung ohne fremde Hilfe zu erlernen.
Anemone hat geschrieben:Ich finde jedenfalls, dass man ein Kind nicht anders entschädigen sollte, als es bei einem Erwachsenen der Fall gewesen wäre.
Da stimme ich Dir durchaus zu. Wenn Du Dich so gut in der Gesetzeslage Frankreichs auskennst, dass Du mit Sicherheit sagen kannst, dass einer erwachsenen Person in Frankreich ein höheres Schmerzensgeld zugestanden worden wäre, dann brauchen wir diese Diskussion ja nicht weiter fortzusetzen.
Zwei Jahre auf Bewährung, das ist eine sehr milde Strafe für das hohe Aggressionspotential, das der Vater gezeigt hat. Besser wäre gewesen, der Vater wäre dazu verpflichtet worden, ein Anti-Aggressionstraining zu machen. Das wäre wirksamer gewesen und hätte den Sohn und die ganze Familie besser geschützt.
Interessant wäre es mal, wenn der Vater sein eigenes Zeugnis hätte vorzeigen müssen, ob das wohl besser war? Wie auch immer, die Handlungsweise des Vaters seinem Sohn gegenüber, ist so unangemessen und in keinster Weise zu dulden. Es ist nur gut, dass die Lehrer hier eingeschritten sind im Sinne des Kindes. Die Eltern sind unfähig, den Kindern bei den Hausaufgaben zu helfen, denken aber auch nicht daran, den Kindern Nachhilfeunterricht geben zu lassen, weil sie selbst nicht dazu in der Lage sind.
Auch wenn die beiden sagen, das Verhältnis sei jetzt besser geworden, glaube ich das nicht. Das wird wohl nur eine Schutzbehauptung seitens des Vaters sein, wozu der Sohn ja sagen muß, um nicht erneut Probleme mit dem Vater zu bekommen.
Das arme Kind. Was soll das für eine Strafe sein, das Kind zu zwingen, das zerknüllte Zeugnis zu verschlucken und dabei sogar zu riskieren, daß der Junge erstickt? Einen strengen Vater würde ich das nicht nennen, eher einen sadistischen, übermäßig aggressiven Menschen, der in seine Schranken gewiesen werden muß. Das Kind trägt ein Trauma davon und der Mann zahlt einen symbolischen Euro, kriegt mit dem Finger gewedelt und gesagt "Du böser Du", anders kann ich das nicht sehen. Darüber hinaus müßte ein Betreuer vom Jugendamt diese Familie im Auge behalten, denn das reicht für mich schon in den Bereich der Mißhandlung, da kann sich ein Kind nicht selbst helfen.
Der Mann müßte in ein Antiaggressionstraining gesteckt werden und eine ihn wirklich treffende Strafe bekommen. Was dieses lächerliche Schmerzensgeld angeht, müßte das deutlich höher ausfallen, auch, wenn dem Jungen im Nachhinein die Angst und den Schmerz keiner mehr nimmt. Nur gut, daß die Lehrer da nicht weggesehen und an entsprechender Stelle vorstellig geworden sind.
Ich finde, da hätte aber noch eine um einiges schlimmere Strafe angemessen sein können! Seinem eigenen Sohn so etwas anzutun, nur weil er ein schlechtes Zeugnis hatte, was den Vater nicht zufrieden stellt? Ich glaube ich müsste schon tot sein, wenn das bei mir zuhause so ablaufen würde
Seine Freiheitsstrafe finde ich okay daran gibt es nichts auszusetzen, aber dass der Vater seinem Sohn einen Euro bezahlen soll? Das scheint mir ein schlechter Witz zu sein. Der Junge ist doch bestimmt echt geschädigt davon und wird auch keine Bindung mehr zu seinem Vater haben, geschweigedenn mit ihm erneut zusammen leben nach diesem Vorfall.
Da hätte der Vater wenigstens mehr abdrücken sollen beziehungsweise hätte eine höhere Summe als "Schmerzensgeld" aufgebrummt bekommen sollen, denn das ist echt lächerlich!
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