Mache ich mir unnötig Hoffnungen?
Gestern hat sich mein Freund von mir getrennt. Wir waren seit Anfang Oktober letzten Jahres ein Paar. Für uns beide ist es verhältnismäßig eine sehr lange Zeit gewesen, wenn ich an unsere früheren Beziehungen denke. Ich selber war immer noch glücklich und vor allem noch in der Phase des Frisch-verliebt-Seins. Mit anderen Worten, ich habe immer noch ständig an ihn denken müssen und hatte "Schmetterlinge im Bauch".
Die Trennung kam für mich sehr plötzlich. Er meinte, er liebe mich noch, aber er sei einfach nicht mehr glücklich in der Beziehung. Eine andere Erklärung habe ich nicht bekommen. Das hat mich schon ziemlich schockiert und ich bin gerade total am Boden zerstört. Vor allem aber mache ich mir die ganze Zeit Selbstvorwürfe. Wenn er anscheinend nicht glücklich war, wieso habe ich es dann nicht gemerkt?
Aber es gibt einfach ein paar Dinge, die mich stutzig machen. Jetzt weiß ich nicht, ob ich mir das alles nur einrede und brauche eure Meinung dazu. Wir haben nach der Trennung ungefähr 3 Stunden telefoniert. Währenddessen hat er die ganze Zeit in Erinnerungen geschwelgt, dass wir eine so schöne Zeit zusammen hatten. Er wiederholte, dass er nach wie vor tiefe Gefühle für mich habe, aber sich "nicht traue", mir die drei Worte zu sagen. Was er damit gemeint hat, verstehe ich nicht, aber in dem Moment war ich zu aufgelöst, um danach zu fragen.
Darüber hinaus sagte er noch, er habe Angst, irgendwann festzustellen, dass diese Trennung ein riesengroßer Fehler war. Aber wenn man sich jetzt schon darüber Gedanken macht, das könne ein Fehler sein, dann kann doch irgendetwas nicht stimmen? Dann wollte er mir auch noch weißmachen, die Trennung täte ihm ebenfalls sehr weh und er fühle sich deswegen schon seit Tagen sehr schlecht.
Und da gibt es noch etwas. Wir führten eine Art Beziehungsbuch, das ihr euch hier anschauen könnt. Ich bin längst mit meinem Teil davon fertig, während er gerade eine Seite geschrieben hat. Als ich ihn gefragt habe, ob es es behalten will, antwortete er: "Eigentlich hatte ich vor, es demnächst auszufüllen und dir wiederzugeben." Wer ist bitteschön so masochistisch, nach der Trennung so ein Buch auszufüllen? Das würde bedeuten, dass er sich wochenlang mit unserer gemeinsamen Zeit auseinandersetzen müsste.
Ich finde das alles mehr als seltsam. Nun sind meine Freundinnen geteilter Meinung. Einige sagen, ich solle mich da nicht hineinsteigern und mir unnötig Hoffnungen machen. Andere sagen, dies seien doch Indizien dafür, dass er offenbar doch noch an mir hängt. Jetzt weiß ich nicht, wie ich mich verhalten soll. Wir sehen uns ohnehin demnächst, weil wir uns noch ein paar persönliche Dinge wiedergeben müssen. Soll ich bei der Gelegenheit auf all das zu sprechen kommen oder es einfach lassen?
Es ist natürlich einerseits nicht gut, wenn du dir Hoffnungen machst und dich die ganze Sache so stark verletzt, andererseits muss ich aus der Sicht eines Mannes sagen, dass es für mich so aussieht, als ob er tatsächlich noch an dir hängen würde. Er zweifelt an der Trennung, frag ihn am besten noch mal ganz genau, wieso er sich getrennt hat und was ihn denn nun zweifeln lässt. Die drei Worte, die er sich nicht traut zu sagen, werden vermutlich "Ich liebe Dich" sein, jedenfalls gehe ich mal davon aus.
Wenn du also wirklich in der Lage bist, das Ganze mit ihm zu bereden, dann solltest du das auch tun, denn eine Beziehung, die so lange gehalten hat, sollte man nicht einfach wegwerfen.
Ein wirklich schwierige Situation, das kann man nicht leugnen, aber sich Hoffnungen zu machen, würde dich wahrscheinlich nur trauriger stimmen. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass er die Beziehung einfach aus einer Stimmung heraus beendet hat, obwohl sie doch so gut lief. Wenn er nicht mehr glücklich war, kann man so schnell sicherlich nichts daran ändern. Allerdings kann ich nicht abstreiten, dass er sich in einigen Dingen wirklich widerspricht und nicht glaubwürdig argumentiert.
Ich glaube, dass er sich nicht traut die drei Worte zu sagen, weil er nicht mit Gewissheit behaupten kann, dass sie noch zutreffen. Eine Partnerschaft zu beenden, obwohl man den Anderen noch liebt, macht für mich jedenfalls keinen Sinn, außer es gibt eine gute Erklärung (wie zum Beispiel Betrug oder Ähnliches). Auch wenn er dir noch Hoffnungen macht, in dem er sagt, dass doch alles schön war und er es sicherlich bereuen wird, solltest du ihn nicht allzu ernst nehmen. Ich denke, dass er dich eher aufmuntern und nicht traurig stimmen will, weil du ihm nun einmal nicht völlig egal bist. Da du seine bisher längste Beziehung warst, hat er dich sicherlich in sein Herz geschlossen, das will ich nicht bestreiten.
Trotzdem würde ich an deiner Stelle versuchen, mich nicht zu sehr von ihm abhängig zu machen. Etwas kann in eurer Beziehung nicht gestimmt haben, und das muss nicht unbedingt an dir liegen. Vielleicht kann er sich einfach nicht an andere Menschen binden oder hat eure Partnerschaft mit ganz anderen Augen gesehen als du. Es ist eigentlich schon fast fies von ihm, dir noch solche hoffnungsvollen Worte in den Hörer zu flüstern, wenn er doch selbst Schluss gemacht hat. Ich halte es jedenfalls für keine allzu gute Idee sich an ihn zu klammern, aber wer weiß schon, was er eigentlich mit all seinen Handlungen beabsichtigt.
Allein die Aussage, das er dich liebt, aber in der Beziehung selbst nicht glücklich ist, ist ein Zeichen, das eigentlich nur Veränderungen bei euch nötig sind. Nur da sollte er offen drüber reden, was er möchte und was ihm nicht gefällt. Das kann er nicht und entzieht sich der gesamten Situation.
Ähnliches habe ich erst kürzlich bei mir erlebt, wo ich auch den kompletten Rückzug antreten wollte. Allerdings sind mein Partner und ich auch erwachsen genug um darüber zu reden, mit was ich genau meine Probleme bei einer gemeinsamen Zukunft habe. Und ich war schlichtweg nur überfordert mit dem was er für Zukunft für Wünsche hat, weil ich es so aufgefasst habe, das dies alles sehr schnell umgesetzt werden soll.
Eventuell sind da bei euch ähnliche Probleme und je nach Erziehung kann es durchaus sein, das er einfach nicht drüber reden kann. Jedenfalls nicht von allein. Es wäre also durchaus eine Möglichkeit, das du ihn direkt darauf ansprichst, was ihn so unglücklich gemacht hat, das er die Trennung vorgezogen hat.
Also ich würde in so ein Partnerschaftsbuch nicht allzu große Hoffnungen setzen. Vielleicht will er eure gemeinsame Zeit auch einfach nur schön in Erinnerung behalten und dich nicht weiter verletzen, so dass er praktisch schon nachdem eigentlich Schluss ist, doch noch dieses Buch ausfüllt.
Bitte verstehe mich nicht falsch, aber bevor du dir Hoffnungen machst, die unbegründet sind, warte doch erst einmal ab, bis er das Buch zurückbringt. Eventuell könnt ihr noch einal miteinander ein klärendes Gespräch führen, wo du erfährst, wie es wirklich mit seinen Gefühlen für dich bei ihm steht.
Ich sehe keinen Widerspruch darin, dass dein Freund sich von dir getrennt hat und nun signalisiert, dass er dich noch liebt, dass es ihm schlecht geht und dass er sich eure gemeinsame, aber vergangene Zeit noch einmal vor Augen führt. Auch wenn es für dich vielleicht unvorstellbar erscheint: derjenige, der sich trennt, leidet oft ebenso unter einer Trennung wie derjenige, der verlassen wird. Dein Freund hat ja selbst auch gesagt, dass er sich nicht aufgrund von fehlender Liebe zu dir getrennt hat, sondern weil er einfach nicht mehr glücklich war. Manchmal reicht Liebe einfach nicht aus. Liebe ist wichtig, keine Frage, aber Liebe allein ist keine ausreichende Basis, um allein darauf eine Beziehung aufzubauen.
Dass du dir noch Hoffnungen machst und jeden Hauch einer Chance überbewertest, ist ziemlich normal. Nachdem sich meine Freundin, die ich über alles geliebt habe, vor einigen Jahren von mir getrennt hat, brach eine Welt für mich zusammen. Ich hatte gerade ein Studium begonnen und konnte fast zwei Jahre nicht hingehen, weil es mir von morgens bis abends einfach nur schlecht ging. Ich habe überall nach einer Chance für uns gesucht. Sie sagte mir anfänglich auch, dass sie mich noch liebt und ich habe ihr das nicht geglaubt. Mittlerweile erscheint mir das verständlicher. Sie liebte mich irgendwie noch, konnte aber nicht mehr mit mir zusammen sein – und hat sich dann auch anderweitig umgesehen.
Ich hatte bis vor kurzem eine kurze Beziehung, die ich nach knapp eineinhalb Jahren beendet habe. Ich liebte meinen Freund noch, konnte aber nicht mit seinem Verhalten und den teilweise bewussten Verletzungen umgehen. Als ich es aussprach, habe ich es erst einmal bereut – bis ich gemerkt habe, dass es mir viel besser damit geht. In der ersten Zeit leidet auch derjenige, der geht. Manchmal sogar mehr als derjenige, der verlassen wird. Wenn es nicht mehr anders geht, ist eine Trennung aber die einzige Lösung, die einem bleibt, es sei denn, man will sich selbst zerstören.
Du solltest dich langsam mit dem Gedanken vertraut machen, dass dein Freund nicht wieder kommt. Er war nicht mehr glücklich mit dir und selbst wenn ihr noch einmal so etwas wie einen Neuanfang wagen würdet, könntet ihr das Glück nicht erzwingen. Solche Geschichten scheitern meistens (nicht immer) nach kurzer Zeit, wenn die alten Fehler wieder in den Vordergrund treten. Wenn du dir nun Hoffnungen machst, verschwendest du viel Zeit mit leiden. Natürlich leidet man nach einer Trennung, aber irgendwann muss man den Weg heraus suchen, sonst geht man kaputt.
Dein Freund liebt dich noch, hat aber erkannt, dass die Beziehung keine Zukunft hat. Auch er muss sich nun schmerzhaft entlieben. Das ist für ihn ebenso schwer wie für dich. Es ist normal, dass er ebenfalls, so wie du, zwischendurch Hoffnungen hat und sich noch nicht komplett von allem distanzieren kann. Wenn ihr euch nun noch einmal trefft, solltest du ihn nicht dazu drängen, euch noch einmal eine Chance zu geben. Ihr müsst erst einmal beide Abstand voneinander bekommen, so dass ihr in Ruhe über die Sache nachdenken und sie verarbeiten könnt. Erst dann könnt ihr, vielleicht in ein paar Monaten, mal schauen, wie es euch damit geht. Aber darauf solltet ihr beide keine Hoffnungen stützen.
Für mich klingt es auch eher danach, als müsstet ihr euch mal zusammensetzen und reden. Wenn noch Gefühle da sind, dann solltet ihr mal darüber reden, warum er nicht mehr glücklich ist. Da finde ich es schon komisch, dass er direkt Schluss macht.
Natürlich ist es nicht gut, wenn du dir Hoffnungen machst und ihr dann nicht wieder zusammen kommt. Sprich ihn doch nochmal darauf an und frage ihn, wieso er unglücklich in der Beziehung ist und ob ihr an diesem Problem nicht arbeiten könnt.
Nicht umsonst gibt es das Sprichwort, dass Liebe manchmal nicht genug ist. Es ist schwer, das zu verstehen, weil man gleichzeitig weiß, dass Liebe viel bewegt und doch immerhin die Basis für eine glückliche Beziehung ist. Aber manchmal reicht das eben wirklich nicht aus, ich habe auch schon einige Fälle erlebt, deren Entwicklung ich nicht nachvollziehen konnte, eben weil es sich definitiv um Liebe handelte.
So sehe auch ich keinen Widerspruch in dem, was Dein Freund Dir sagte, verstehe aber auch Deine Angst, dass Eure Trennung ein Fehler war. Da Dein Thread nun allerdings schon bald ein halbes Jahr alt ist, will ich gar nicht weiter Ratschläge geben, weil ich denke, dass sich zwischenzeitlich sicher einiges verändert hat. Vielleicht magst Du nochmal berichten, ob Ihr einen neuen Versuch gewagt habt oder ob Du mittlerweile über die Trennung hinweggekommen bist?
moin! hat geschrieben:Da Dein Thread nun allerdings schon bald ein halbes Jahr alt ist, will ich gar nicht weiter Ratschläge geben, weil ich denke, dass sich zwischenzeitlich sicher einiges verändert hat. Vielleicht magst Du nochmal berichten, ob Ihr einen neuen Versuch gewagt habt oder ob Du mittlerweile über die Trennung hinweggekommen bist?
Du hast Recht, weitere Ratschläge sind nicht mehr nötig, denn die Sache hat sich geklärt. Er hat die ganze Geschichte mit der Trennung offenbar wirklich ziemlich bereut. Man hat es ihm angemerkt, weil er mich immer noch regelmäßig sehen oder mit mir telefonieren wollte. Hinzu kam noch, dass wir uns immer noch wie ein Pärchen benahmen. Abgesehen davon, dass wir uns relativ häufig sahen, hatten wir auch immer noch Sex. Also war es im Prinzip fast dasselbe wie eine offene Beziehung. Als ich ihm auch noch erzähle, dass ich mich gerade mit anderen Kerlen "tröstete", wurde er rasend eifersüchtig. Dabei hatte er eigentlich keinen Grund dazu, wir waren beide schließlich single. Jedenfalls lief alles darauf hinaus, dass er mich Anfang Januar um eine zweite Chance bat. Und die habe ich ihm natürlich gegeben.
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