LRS - Erfahrungen gesucht

vom 30.11.2010, 12:42 Uhr

In Sachsen laufen aktuell in den zweiten Klassen die Tests wegen eventueller Lese-Rechtschreibschwäche, genannt LRS. An unserer Schule sind die Auswertungen dazu schon gemacht worden und eine meiner Töchter hat deutliche Anzeichen für eine LRS. Allerdings werden jetzt erst weitere Tests durchgeführt, welche eine genaue Diagnose zulassen.

Was mir dabei aber auffällt, das sie die Worte richtig schreiben kann, welche im Test falsch sind. Deswegen vermute ich mal, das es teilweise nur die Aufregung war, weil es keinerlei Vorbereitung gab, wie sonst bei Diktaten üblich.

Nun stellt sich mir die Frage, wie sie die anderen Tests dann machen soll. Denn uns wurde gesagt, das wir den Kindern nicht sagen sollen, das weitere Tests anstehen. Die Gefahr, das ihr eine LRS diagnostiziert wird, obwohl die Gründe für die Fehler in der Aufregung liegen, ist also nicht von der hand zu weisen.

Wie also mit dem gesamten Thema umgehen? Einfach abwarten oder vorher nochmal das Gespräch in der Schule suchen, ob eine Aufklärung dem Kind gegenüber nicht doch angebracht wäre? Wenn ich den ersten Weg wähle sehe ich einfach ein zu grosses Risiko das meine Tochter ein Problem mit ihrem Selbstwertgefühl bekommt, da sie sich oftmals schon für dumm erklärt, wenn ihr ein Fehler unterläuft.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich bin Legasthenietherapeutin. Durch einen einzigen Lese-Rechtschreibtest kann man noch keine Legasthenie diagnostizieren! Ich weiß aber, dass solche Tests oft in der Schule gemacht werden. Ich möchte diese Tests nicht ganz schlecht reden, weil sie können durchaus einen ersten Anhaltspunkt geben. Es gibt übrigens unterschiedliche Arten von Lese-Rechtschreibtests. Weißt du vielleicht welche Art bei deiner Tochter gemacht wurde?

So ein Lese-Rechtschreibtest ist für eine richtige Diagnose immer nur ein Teil der Austestung. Der zweite sehr wichtige Teil ist ein Intelligenztest. Bei dem Wort erschrecken dann viele gleich, aber das ist völlig unbegründet! Ein legasthenes Kind hat in der Regel einen normalen IQ und viele haben sogar einen erhöhten IQ! Diese Austestung ist aber wichtig um eine Lese-Rechtschreibschwäche von einer allgemeinen Lernschwäche oder gar Lernstörung zu unterscheiden.

Wenn ein Kind übrigens einen überdurchschnittlichen IQ hat, kann es durchaus sein, dass es eine Legasthenie hat, obwohl es nur normal viele Fehler macht. Diese Kinder würden eben bei diesem Massenscreenings gar nicht auffallen. Das geht dann eben immer erst in Kombination von einem IQ-Test. Diesen dürfen aber nur dafür ausgebildete Psychologen machen. Ansprechpartner wären da sogenannte klinische Gesundheitspsychologen. Ich möchte die Kompetenzen von Schulpsychologen nicht unterschätzen, aber in dem Fall würde ich doch zu einem anderen Psychologen gehen. Diese Austestung ist mit Überweisung in Österreich übrigens kostenlos, oder geht eben auf Krankenkassakosten!

Wenn dann eine Legasthenie festgestellt wird, empfehle ich dir schon eine Therapie zu machen. Je früher, desto besser! Hier solltest du aber gut darauf achten, welche Ausbildung der Therapeut hat. Der Begriff Legasthenietherapeut ist leider noch immer kein geschützter Begriff! So gesehen gibt es zum Beispiel auch viele Volksschullehrer, die einfach ein Wochenendseminar diesbezüglich machen und dann eine Therapie anbieten. Die Qualität kann man dann natürlich in Frage stellen. Meine Ausbildung war zwar auch berufsbegleitend, hat aber 1,5 Jahre gedauert mit mehreren Prüfungen. Darauf würde ich wie gesagt achten.

Ich empfehle dir dann auch keine Gruppentherapie sondern eine Einzeltherapie. Die Probleme eines legasthenen Kindes sind oft sehr individuell. In einer Gruppe werden einfach irgendwelche Übungen gemacht, und so gut der Trainer auch sein mag, er kann dann gar nicht zu 100% auf das einzelne Kind eingehen. Allerdings sind solche Einzeltrainings natürlich auch etwas teurer.

Bei diesen Trainings ist in der Regel übrigens auch immer ein Motivationstraining inkludiert. Zumindest mache ich das so. Es ist sehr wichtig, diese Kinder gut zu unterstützen. Viele lernen oft stundenland für ein Diktat und dann bekommen sie es zurück mit den tollen Worten der Lehrerin, dass sie das nächste Mal doch bitte mehr lernen sollen! :( Das kann dann gründlich in die verkehrte Richtung losgehen!

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Also es wurde ein Diktat gemacht und dann noch eine Bilderliste. Die Fehler wurden dann unterteilt. Einmal halt reine Fehler, weil man es halt noch nicht als geschriebenes Wort kennt oder halt als LRS-Fehler.

Als Beispiel war ein Mund abgebildet. Wer nun das Wort mit t am Ende geschrieben hat, hat zwar einen Fehler, aber dieser wird nicht in die LRS-Bewertung einbezogen. Lässt man aber Buchstaben weg, so wird das als LRS-Fehler gewertet.

Die Grenzzahl hierbei ist wohl 25, wobei ich nicht weiss wie diese erreichnet wird und meine Tochter hat eine 26 als Ergebnis. Als nächstes wird jetzt im Dezember noch ein Test gemacht und ein weiterer soll wohl im März folgen, der dann aber von externen Leuten gemacht wird.

Allerdings haben wir halt das Glück, das unsere Grundschule auch reine LRS-Klassen hat. Das sind dann Kinder aus dem ganzen Stadtgebiet und den umliegenden Orten drin. Heisst also, das meine Tochter die Lehrer bei dem nächsten Test auch kennt und damit ein wenig mehr Sicherheit hat.

Nur ist mir eben aufgefallen, das sie die Wörter richtig schreiben kann, wenn man sie jetzt danach fragt. Im Test hat sie allerdings die tollsten Fehler gemacht. Und ich hab da deswegen meine Zweifel an dem Testergebnis.

Mit dem Thema LRS habe ich selbst keine Probleme, da meine Tochter nicht mal auf eine andere Schule wechseln müsste, sondern in ihrem gewohnten Umfeld bleiben könnte und dazu auch einige der jetzigen Klassenkameraden mit dabei wären. Und die LRS-Klassen laufen hier so, das halt das dritte Schuljahr doppelt solang ist, wie normal. Das ist der einzigste Unterschied zur normalen Grundschulklasse.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Der Test sagt mir so nun nicht viel aus. In der Regel müsste es eigentlich auf dem Testblatt stehen. Möglich wären da zum Beispiel die Hamburger Rechtschreibprobe oder der Salzburger Lese Rechtschreibtest. Es gibt aber auch noch andere. Ist im Prinzip auch relativ egal, welcher genommen wird. Wenn jedoch wahllos irgendein Diktat gemacht wurde, sagt das in der Regel weniger aus. Das dürfte in deinem Fall aber eh nicht so gewesen sein.

Eine reine LRS-Klasse kenne ich nicht. Aber wenn das in deiner Schule angeboten wird, ist das sicher toll und da ist deine Tochter dann sicher gut aufgehoben. Ich nehme auch einmal an, dass dann auch auf eine richtige Austestung geachtet wird, da sie dann hoffentlich ja doch genügend Erfahrung auf diesem Gebiet haben.

Wenn ein Kind einmal ein Wort richtig schreibt und am nächsten Tag dann wieder nicht und dann wieder schon, kann das durchaus ein Anzeichen einer Legasthenie sein. Wenn es aber generell die Wörter richtig schreibt und nur in einer Testsituation ungewöhnliche Fehler macht, spricht das meiner Meinung nach auch eher für die Aufregung oder Nervosität. In der Regel fällt die geringer Leistung eines legasthenen Kindes auch im Schulalltag auf. Ausnahme wären hier wieder die hochbegabten Kinder, die eben durchaus durch normale Leistung dann weniger auffallen.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



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