Bäckereifachverkäuferin - ein Frauenberuf?
Mir ist bereits selbst oft beim Einkaufen aufgefallen das in Bäckereien und Fleischereien überwiegend Frauen arbeiten. Während meiner Ausbildung bei REWE arbeiteten hinter den Bedienungstheken auch ausschließlich Frauen. Nun arbeite ich in einer SB-Bäckerei und auch dort sind die einzigen Männer die Chefs. Sind Männer in dieser Branche wirklich so unüblich? Ist der Beruf Nahrungsmittel-Fachverkäufer/in zu einem reinen Frauenbereich geworden?
Ich muss auch ehrlich gestehen, dass ich noch nie einen Mann hinter der Theke einer Bäckerei gesehen habe, sondern stets Frauen - dafür aber in allen Altersklassen. Das reichte von der Schülerin bis hin zur älteren Dame, die sich noch ein bisschen zur Rente dazuverdienen möchte. Interessant ist schon, dass auch dieser Job überwiegend von Frauen ausgeübt wird.
Ich erlebe leider immer wieder, dass Frauen sich einfach sehr häufig unter Wert hergeben. Diese Thematik wurde auch hier im Forum schon angerissen. Der Job als Bäckereifachverkäuferin ist nun nicht unbedingt die anspruchsvollste Tätigkeit und auch nicht wirklich gut bezahlt. Die Statistik zeigt, dass Frauen finanziell gesehen oft immer noch nicht so gut dastehen wie Männer - unter anderem, weil sie oft schlechter bezahlte Berufe ausüben. Selbst kleine Mädchen wachsen oft schon in dem Bewusstsein auf, dass sie dann später, wenn sie mal groß sind, die Auswahl zwischen Bäckerei- oder Fleischerei-Fachverkäuferin, Friseurin, Arzthelferin oder Kindergärtnerin haben. Jungs wird oft eine breitere Auswahl unterbreitet. Wenn die Kinder dann erwachsen sind, stellt das Mädchen nicht über Nacht fest, dass es lieber Bauingenieurin werden möchte, sondern es wird ein typischer Frauenberuf gewählt. Ich könnte mir auch vorstellen, dass es genug Familien gibt, die mit Entsetzen darauf reagieren würden, wenn ihre Tochter auch nur den Wunsch nach einem gutbezahlten, aber klassischerweise männlich besetzten Job äußern würde.
Ich denke wirklich, dass man in den oben genannten Jobs fast nur Frauen antrifft (mit Ausnahme des Friseurs), weil schon den Mädchen signalisiert wird, dass das die Berufe sind, aus denen sie wählen können. Wirklich attraktiv ist ein Job hinter der Theke einer Bäckerei sicher für die wenigsten - es ist nicht unbedingt ein emotional besetzter Job, der von vielen als Traumberuf angesehen wird (so wie Feuerwehrmann, Pilot, Arzt oder auch Grafikdesigner). Für viele Männer ist er einfach zu unattraktiv - unter anderem aufgrund der Bezahlung. Da Jungs aber schon von Kindesbeinen an signalisiert wird, dass ihnen beruflich die ganze Welt offensteht (solange sie nicht "Hebamme" werden wollen, denn das wäre vermutlich ähnlich stigmatisiert), fallen solche Jobs recht schnell durchs Raster und werden als uninteressant abgestempelt.
Also in Fleischereien kann ich dir mitteilen, dass dort durchaus auch Männer arbeiten. Nur oftmals dann halt nicht als gelernte Fleischerei- Fachverkäufer, sondern als Metzger. Das hat einige Vorteile zu bieten, zumindest für die Arbeitgeber. Für den Metzger selbst, ist es eher Auslegungssache und persönliche Neigung. Ich habe in meiner Berufslaufbahn als Fleischerei- Fachverkäuferin einige Männer im Verkauf erlebt. Meistens halt gelernte Metzger. Denen lag die Arbeit mit den Kunden aber auch. Und ich persönlich finde ja, dass die zum Teil auch wesentlich besser beraten können. Weil sie während der Ausbildung einen ganz anderen Umgang mit der Ware lernen. Dafür fehlen ihnen meistens die Kenntnisse im Bereich sauber halten des Verkaufsraumes.
Einer meiner ehemaligen Arbeitgeber stelle bevorzugt Männer für den Verkauf ein. Er sagt, das macht sich bei der weiblichen Kundschaft besser. Und da hatte er mit Sicherheit nicht unrecht. Und die meiste Kundschaft in Metzgereien sind nun mal Frauen.
Wobei man speziell bei der Ausbildung zum Fleischer noch zwischen drei Fachrichtungen wählen kann. Einmal halt Schlachten, was aber kaum noch ausgebildet wird, aufgrund der mangelnden Möglichkeiten. Dann Feinkost und Konserven. Das ist dann das, was die meisten Menschen halt als Metzger kennen- also Ausbeinen und Wurst herstellen. Und als dritte Fachrichtung halt Verkauf. Dort lernt der Auszubildende halt auch typische Fertigkeiten und Kenntnisse im Verkauf. Ich halte generell die letzte Variante für am sinnvollsten, statt einfach nur Verkäufer zu lernen.
In Bäckereien hingegen wird an sich nicht gar so viel erwartet. Wenn ein Metzger halt auch im Laden mit seinen Kenntnissen beim Ausbeinen und Zuschneiden gefragt ist, kann ein Bäcker halt im Laden selbst wenig fachspezifisches machen. Und wenn ein Mann halt gerne Verkäufer werden will, dann sucht er sich schon eher was anderes was er verkaufen kann.
Und viele Bäckereien sind ja auch nur reine Verkaufsbetriebe. Da gibt es dann auch Probleme, wenn gemischt geschlechtliches Personal angestellt wird. Denn es müssen für beide Geschlechter getrennte Toiletten vorhanden sein. Da stellen die meisten Betriebsinhaber halt lieber nur Frauen ein, um das Problem zu umgehen.
Ach ja an so Ständen in Bahnhöfen oder Brezelständen habe ich aber schon oft Männer gesehen. Was ja im Endeffekt auch Verkauf von Backwaren ist.
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