Zeugnis bei Ebay versteigern?

Ich habe gerade ein wenig bei Ebay gestöbert. Suchbegriff war Metzger, weil ich an sich noch ein Geburtstagsgeschenk für meinen Vater suche. Unter den Angeboten fand ich auch ein Zeugnis, welches dort versteigert wird. Es steht der Name der Person drauf und auch der Betrieb, zumindest so weit man das auf dem Foto erkennen konnte.

Laut dem Artikeltext stammt das Zeugnis aus einer Haushaltsauflösung und wurde in irgendeiner Schublade gefunden. Das Zeugnis- es ist ein Arbeitszeugnis, ist aus dem Jahr 1952. Das Alter der Person, der das Zeugnis gehört, ist nicht wirklich gut auf dem Foto zu erkennen.

Mir geht es nun auch noch nicht mal um den rechtlichen Aspekt. Sondern auch um andere Sachen. Ich persönlich fühle mich mit dem Gedanken nicht gerade wohl, dass irgendjemand Fremdes mal in ein paar Jahren einfach meine Zeugnisse verkaufen würde. Mit welchem Sinn auch? Und da stehen Daten drin, die in meinen Augen niemanden was angehen. Das man Schmuck und Ansichtskarten von fremden Menschen verkauft- von mir aus. Aber Arbeitszeugnisse? Vor allem ohne die Person zu kennen. Wie gesagt das Alter ist nicht wirklich zu erkennen. Also das Alter der Person, der das Zeugnis mal gehört hat. Aber die Chancen das der Mensch noch lebt, sind ja immer noch gegeben.

Als erstes frägt man sich natürlich schon, was eine Person, welche möglicherweise dieses Zeugnis kauft, damit anfangen kann. Normalerweise nichts, außer dass man ein geschichtsträchtiges Zertifikat erwirbt. Man kann also davon ausgehen, dass den Käufer eher nicht die Person interessieren wird, welcher das Zeugnis ausgestellt wurde, sondern eher das Prachtstück selbst als eine Form von Geschichtsquelle.

Eine andere Sache ist natürlich die Frage, ob jeder beliebige Mensch einfach eine Auktion von einer wichtigen Urkunde einer fremden (!) Person erstellen darf und dürfen sollte.

Eine solche Versteigerung habe ich selbst noch nicht gesehen, auch wenn ich schon allerhand kurioses Zeug bei Ebay gesehen habe. Ich habe mir die Auktion angeschaut und fand es auch etwas seltsam, diesen Artikel bei Ebay anzubieten. Es handelt sich nicht gerade um ein Zeugnis, dem man einen gewissen dekorativen Zweck unterstellen könnte, sondern um einen recht schlicht wirkenden weißen Din-A4-Zettel. Um irgendwie interessant zu sein, ist es bei diesen Voraussetzungen sicher auch noch gar nicht alt genug. Ich sehe in dieser Versteigerung keinen echten Sinn und kann mir auch nicht vorstellen, dass in der wenigen verbleibenden Zeit noch jemand für dieses Stück bietet.

Grundsätzlich wäre es mir wohl egal, ob jemand nach meinem Tod (und auch nur dann) meine Zeugnisse verkauft, sie wegwirft oder behält. Allerdings sollte bei solchen Geschichten dann auch feststehen, dass derjenige, dessen Sachen einfach verkauft werden, wirklich tot ist und keinen Nachteil von diesem Verkauf hat. Bei der Auktion steht ja schon dabei, dass das Zeugnis aus einer Wohnungsauflösung/Erbschaft stammt. Da ist für mich auf den ersten Blick schon anzunehmen, dass die Frau, der das Zeugnis mal gehört hat, mittlerweile verstorben ist.

Ich frage mich, wer so etwas kauft. Diese Frage stelle ich mir generell bei vielen Ebay-Auktionen, allerdings ist das hier wieder einer der Fälle, in denen sich mir der Sinn überhaupt nicht erschließt. Gerade wenn man weder mit der Firma, die dieses Zeugnis ausgestellt hat, noch mit der ehemaligen Besitzerin des Zeugnisses in irgendeiner Verbindung steht, kauft man doch nicht einfach so ein solches Zeugnis, das zudem gerade mal 58 Jahre alt ist - und damit nicht so alt, dass es interessant wäre.

Alte Postkarten oder Schmuck von anderen Leuten zu verkaufen, finde ich ebenfalls nicht schlimm. Gerade Postkarten werden ja auch gesammelt und es gibt Menschen, die gerne sehr alte Postkarten kaufen. Dabei finde ich es dann auch nicht schlimm, wenn diese beschrieben sind. Schmuck ist noch unkomplizierter. Ein solches Arbeitszeugnis hingegen ist schon etwas ganz anderes und hierbei finde ich es eben doch komisch, dass jemand so etwas überhaupt zum Verkauf anbietet.

Es ist wirklich sehr merkwürdig, auf welche kuriosen Ideen so manche Menschen kommen. Wenn es sich um eine Wohnungsauflösung handelt dann würde ich davon ausgehen, dass die betreffende Person verstorben ist. Wahrscheinlich möchten die Erben einfach so viel Geld wie möglich aus dem Erbe schlagen. Allerdings kann ich einfach nicht verstehen, wie man solche Dinge anbieten kann. Ich würde so etwas niemals tun und es kommt mir wirklich sehr suspekt vor.

Ich finde es auch dem betreffenden Menschen gegenüber sehr respektlos. Ich würde nicht wollen, dass meine Zeugnisse nach meinem Tod noch verkauft wären. Den Gedanken finde ich ehrlich gesagt sogar sehr abstoßend. Ich finde es generell nicht gut, wenn manche Menschen mit dem Tod von Angehörigen noch einen Gewinn machen wollen. So etwas widerstrebt mir sehr.

Ich denke, dass alte Zeugnisse schon interessant sein können, wenn sie denn ein gewisses Alter erreicht haben und daher von historischem Interesse sind. Beispielsweise habe ich auch schon einen alten Meisterbrief oder - noch interessanter - ein Zeugnis zum Blutschutz(?) entdeckt. Das ist sicherlich schon für einige Personen von Interesse.

Ein Arbeitszeugnis aus vier Zeilen (wenn es denn das Angebot ist, dass ich entdeckt habe) würde mich dagegen weniger interessieren. Ich wüsste auch nicht wirklich, was daran von historischem Interesse sein sollte. Die Entwicklung der Arbeitszeugnisse vielleicht? Die Entwicklung des Firmenlogos? Die Änderung der Firmenlandschaft?

Mich selbst würde es übrigens nicht stören, wenn man von mir einmal ältere Zeugnisse kaufen könnte. Ich habe keines, dass mir unangenehm ist. Zwar bin ich im Umgang mit meinen persönlichen Daten ziemlich penibel, aber nach dem Tode könnte ich es ja eh nicht beeinflussen, außerdem würde mir daraus ja auch nicht mehr so viel Schaden entstehen.

Aus meiner beruflichen Perspektive würde mich so ein Zeugnis schon reizen als Unterrichtsmaterial. Denn man kann Namen auf einer Kopie schwärzen, aber Schulungsteilnehmern damit auch zeigen, wie sich Arbeitszeugnisse im Laufe der Zeit verändert haben. Von daher sehe ich da nicht gerade etwas schlimmes im Kauf solcher Dokumente. Denn man muss nicht jedem gleich eine gewisse kriminelle Energie unterstellen.

Genauso gibt es Menschen, die solche Dinge sammeln. Denen sind dann die Namen darauf auch recht egal, weil diese keine Rolle spielen. Und genau aus diesen Gedankengängen kann der Verkäufer dieses Zeugnis bei Ebay eingestellt haben. Denn die Menschen sammeln die unterschiedlichsten Dinge und ehe man es wegwirft, kann man ja versuchen noch ein paar Euro damit zu machen.

Wenn es um meine Zeugnisse ginge, hätte ich damit auch kein Problem. Die Person die es kauft, hat vermutlich keinen Bezug zu mir und in 38 Jahren, wenn meine letzten DDR-Zeugnisse so alt sind, wie das in der Auktion, sind diese vielleicht schon eine Rarität und bringen sogar richtig viel Geld ein.

Ich glaube, diejenigen die nun gesucht haben und was gefunden haben, haben das selbe Zeugnis wie ich gefunden. Bei einem alten Meisterbrief könnte ich das ja eventuell noch verstehen. Oder bei irgendeiner Urkunde. Aber das Zeugnis ist ja nun wirklich eher nichtssagend und sehr einfach gehalten. Wenn ich mich recht entsinne, ist ja noch nicht mal ein besonderer Briefkopf drauf.

Zu Unterrichtszwecken von mir aus. Muss aber in meinen Augen auch nicht sein. Da fänden sich sicherlich bessere Beispiele. Und dazu braucht man so was auch sicherlich nicht ersteigern. Vielleicht solltest du dir das Zeugnis einfach mal ansehen, dann siehst du was ich meine.

Und ich denke, mit einem alten Meisterbrief kann man eventuell auch was vortäuschen was nicht den Tatsachen entspricht. Zum Beispiel behaupten, der Großvater oder so hat vor Jahrzehnten ja mal den Meister in dem Beruf gemacht und dann damit werben, obwohl man mit dem Menschen gar nicht verwandt ist. Ich kenne alte Meisterbriefe zumindest als Dekorationsartikel in Fleischereien. Nur waren das dann die Meisterbriefe von Leuten die auch in irgendeiner Form zur Familie des Betriebsinhabers gehörten.

Ich habe mir das Zeugnis auch gerade bei Ebay angesehen und ich muss sagen, dass ich doch auch sehr verwundert bin. Ich frage mich auch, wer so ein Zeugnis brauchen kann, weil an deinem Beispiel ist wohl wirklich nichts Besonderes daran.

Gibt man bei Ebay als Suchbegriff "Zeugnis" ein, sieht man, dass sogar mehrere Zeugnisse angeboten werden! Wirklich erstaunlich. Wobei die meisten anderen Zeugnisse zumindest optisch etwas anspruchsvoller sind, indem zum Beispiel noch die alte Schrift und so verwendet wurde. Da könnte man es sich eventuell als Dekoration oder eben auch für Unterrichtszwecke vorstellen. Bei deinem Beispiel ist aber auch die Optik eher einfach und nicht besonders.

Ich glaube nicht, dass jemand ein Zeugnis, von dem er nicht einmal weiß, wem es gehört, kaufen will. Wenn ich gerne sehen will, wie die Zeugnisse früher ausgesehen haben, sehe ich mir das meiner Eltern oder Großeltern an. Da ist es oft schon interessant, welche Noten sie hatten und wie die Fächer früher hießen.

Doch ein Zeugnis von irgendjemanden, dessen Name mir auch nichts sagt, ist uninteressant und ich käme auch nie auf die Idee, ein gefundenes Zeugnis der Berufsschule zu versteigern.

Ich kann das persönlich zwar nicht so ganz nachvollziehen (ich stelle zwar auch für mich wertlose Dinge bei Ebay rein und wundere mich, was man alles los wird, aber so Dinge wie Zeugnisse oder auch Ansichtskarten würde ich niemals verkaufen, da so etwas meiner Meinung nach viel zu persönlich ist), aber die Grundidee ist schon ganz plausibel.

Klingt für mich nämlich einfach danach, als würde jemand noch Kohle aus dem letzten Mist machen wollen. Und wenn man das Zeugnis nicht mehr braucht oder eben die Person, für die das Zeugnis ausgestellt wurde verstorben ist und man es als neuer Besitzer nicht behalten mag, dann stellt man es eben bei Ebay rein und versucht, noch etwas Profit zu machen. Dass so etwas dann aber auch noch Käufer findet, kann ich mir aber nicht vorstellen.