Aufregung wegen Kindergeschäft
Mächtig Aufregung gab es im französischen Lyon wegen einer scheinbaren Bagatelle. So hatte der Vater eines dreijährigen Mädchens diesem erlaubt sich in einem öffentlichen Park der Stadt zu erleichtern, es handelte sich um das kleine Geschäft. Dies blieb nicht unbemerkt - eine Polizeistreife sah das und stellte sofort einen Strafzettel aus.
Ungerecht fand der Vater, denn er habe sein Kind gegen einen Baum urinieren lassen; auf die Toilette hätte die Kleine es mit dem heftigen Harndrang nicht geschafft da der Vater durch eine Operation mit Gehhilfen unterwegs war. Allerdings war die öffentliche Toilette nur wenige Meter entfernt, so die Polizisten und außerdem habe das Kind nicht gegen den Baum uriniert sondern mitten auf eine Straße, die zu einem Restaurant führt. Dass es zu einem heftigen Wortwechsel zwischen den Beamten und dem Dozenten für öffentliches Recht kam ist wohl nachvollziehbar.
Der Vater, der sich im Recht wähnt und gar nicht verstehen kann, wie es zu solch Aufregung wegen eines bisschens Kinderpipi kommt, wollte gerichtlich gegen diesen Strafzettel vorgehen. Leider ist nicht überliefert, wie der Streit sich weiter entwickelte oder gar endete.
Ich finde so etwas extrem kleinkariert. Jeden Tag urinieren Abermillionen Hunde auf der Straße. So ein bisschen Kinderpipi macht da den Kohl wirklich nicht mehr fetter. Jemand der sich über so eine Aktion aufregt, hat definitiv kein eigenes Kind. Jeder der Kinder kennt weiß, das kleine dreijährige Kinder für gewöhnlich im allerletzten Augenblick den Harndrang bekannt geben und wenn man nicht sofort reagiert, ist die Hose nass. Warum sollte man dem Kind so etwas zumuten? Es ist in der Lernphase extrem wichtig, dass das Kind Erfolgserlebnisse hat, dass es trocken sein kann. Bislang haben es alle gesunden Kinder gelernt, dass man normalerweise nicht auf der Straße Pipi macht.
Alle Eltern hier können ein Lied davon singen, dass es für das Kind auch nicht immer das Beste ist, auf eine öffentliche Toilette zu gehen. Kinder fassen neugierig an alle noch so ekligen Stellen und können sich auf öffentlichen Toiletten sonst was anstecken. Ich habe meine Kinder im Notfall auch schon mal gegen einen Baum urinieren lassen und auch hier haben sich diverse Zeitgenossen bemüßigt gefühlt, dumm daher zu reden. Die Frage, warum ein Hund das darf, ein Kind aber nicht, konnte mir bislang keiner beantworten.
Anders wäre die Sache gelagert, wenn der Vater das Kind ein großen Geschäft hätte verrichten lassen. In dem Fall muss man natürlich das Häufchen in einer Tüte wieder mit nehmen. Bei einem Hund würde man das auch so machen.
Ich finde den Strafzettel beziehungsweise dessen Ausstellung nicht kleinkariert, lediglich das zu zahlende Bußgeld ist in meinen Augen übertrieben. Allerdings spreche ich aus der Sicht der hiesigen Bußgelder, keine Ahnung, wie andere Ordnungswidrigkeiten in Lyon oder aber Frankreich geahndet werden. Aber irgendwo muss man doch Grenzen ziehen.
Klar können kleinere Kinder häufiger nicht so gut Urin halten. Aber welche Altersgrenze will man denn da ansetzen, bis zu der es noch in Ordnung ist oder besser ab welchem Alter so etwas inakzeptabel ist. Zudem steht ja auch hier noch die Frage im Raum, hat das Kind wirklich gegen einen Baum uriniert oder mitten auf einen Weg.
Ich finde es grundsätzlich nicht toll, wenn Menschen einfach irgendwo hinpinkeln müssen. Am schlimmsten finde ich das immer bei erwachsenen Männern, die auf dem Seitenstreifen oder hinter einem Baum im Park stehen und sich nicht mal beherrschen können, bis sie die nächste Toilette erreichen. Bei einem Kind liegt die Sache vielleicht ein bisschen anders, zumindest wenn es noch sehr jung ist. Bevor das Kind dann in die Hose macht, ist es natürlich besser, wenn es sich eben ins Gebüsch hockt und dort sein kleines Geschäft (und auch nur das!) erledigt.
Ich finde es durchaus richtig, dass der Vater des Mädchens einen Strafzettel bekommen hat, allerdings hätte ich es als ausreichend erachtet, wenn er eine Verwarnung bekommen hätte. Eine Geldstrafe finde ich übertrieben, sofern das Kind wirklich gegen einen Baum gepinkelt hat. Falls das Kind allerdings mitten auf den Weg gemacht haben sollte, halte ich auch die Geldstrafe für angemessen. Es wäre wirklich eine große Sauerei, wenn jemand mitten auf den Weg pinkelt. Als Außenstehender kann man sich darüber wohl kein Urteil bilden, da die Einschätzungen des Vaters und der Polizei hier auseinandergehen und man die Situation selbst nicht mit angeschaut hat.
Wenn es so war wie die Polizei das gesehen haben will, dass das Mädchen auf den Weg uriniert hat, ist der Strafzettel völlig zu Recht ausgestellt worden. Da der Vater Dozent für öffentliches Recht ist wußte er genau, dass das Urinieren auf dem Gehweg bzw. der Straße nicht statthaft ist. Warum er sich deshalb über den Strafzettel aufregt, ist unverständlich.
Was wäre, wenn jeder Spaziergänger sein Kind auf öffentlichen Wegen urinieren lassen würde? Was würde der Dozent sagen, wenn er spazieren geht und mitten auf dem Weg sitzt ein kleines Mädchen und macht Pipi. Ich glaube nicht, dass ihm das gefallen würde. So muß er doch einsehen, dass die Polizei ihm den Strafzettel zu Recht ausgestellt hat.
Wenn der Vater Dozent für öffentliches Recht ist und somit über die Rechtslage im Bilde und das Kind tatsächlich mitten auf den Weg gemacht hat, dann finde ich den Strafzettel inklusive Geldstrafe gerechtfertigt. Diese Tatsachen aber wirklich vorausgesetzt. Hat das Kind gegen einen Baum gepinkelt, sehe ich das dann schon wieder etwas entspannter, wobei öffentlich gepinkelt immernoch öffentlich gepinkelt ist. Daß so viele Hundehalter ihre Hunde an jeden Baum, jede Laterne und jedes Tor pinkeln lassen ist sowieso skandalös, da würde sich das Aufpassen und Strafzettel verteilen mal wirklich lohnen. Oft genug hatte ich schon eindeutige Häufchen vor der Haustür. Wenn man dann etwas verträumte Kinder hat, wie ich zum Beispiel, stehen die direkt drin. Sauerei.
Natürlich kann es nicht angehen, daß jeder, dessen Kind mal muß, es an den nächsten Baum schickt, das sollte wirklich die absolute Ausnahme in der Not sein. Ich habe meine Tochter auch schon gegen einen Baum pinkeln lassen, da hat sie den Weg vom Kindergarten heim nicht mehr geschafft, da hätte ich mich auch gefragt, was ich in Gottes Namen hätte machen sollen. Das Kind mit nasser Hose durch's Dorf laufen lassen? Das wäre eine schreckliche Demütigung gewesen.
Daß es wirklich gestraft wird, das wußte ich nicht. Daß man das nicht macht, ist natürlich klar, aber daß man da einen Strafzettel bekommt, war mir neu.
So eine Sache ist natürlich schwierig. Selbstverständlich ist es nicht erlaubt, sein Geschäft überall zu verrichten. Anderseits ist es so, dass es sich hier um ein auch in Frankreich strafunmündiges Kind handelt. Ich wäre gespannt, wie das Gericht dem Vater hier absichtliches Verhalten nachweisen wollen würde. Schließlich wäre - ganz sachlich - das Resultat weit aus schlimmer, wenn der Vater das Kind in Richtung Toilette trägt und die Kleine sich dennoch vor erreichen des Ziels erleichtert.
Grundsätzlich kann man hier als Polizist eine Strafe gegen das Kleinkind verhängen. Warum diese aber der Vater bekommt, ist mir schleierhaft! Hier sollte es dann mit einer Ermahnung getan sein. Aber vielleicht handelte es sich um einen Polizisten, der selbst keine Erfahrung mit Kindern hat.
Leider besteht aber auch die Möglichkeit, dass sich das so abgespielt hat, dass der Vater hier wüst gegen die Beamten geschimpft hat, als diese vielleicht eine Verwarnung aussprechen wollten und sich die Situation schlicht aufgeschaukelt hat. Oder aber es war wirklich nicht gegen einen Baum sondern auf der Straße? Wir werden die Wahrheit wohl nie erfahren.
Sollte es so sein, wie der Vater behauptet, dann ist das Verhalten der Polizisten wirklich kleinkariert, wobei es solche Leute immer und überall geben wird. So nach dem Motto, der eigene Hund darf auf dem Kinderspielplatz seine großen Geschäfte verrichten, aber ein Kind nicht hinterm Baum mal Pipi machen.
Allerdings kann es ja auch durchaus sein, das die Polizisten recht haben und dann sollte man auch einem dreijährigen Kind schon beibringen, das man sowas nicht gleich auf dem Gehweg verrichtet, sondern ein wenig Abseits.
Man kann eigentlich gar nichts über diesen Vorfall sagen wenn man nicht selber dabei gewesen ist oder aber die Örtlichkeiten kennt. Ich persönlich finde es auch nicht in Ordnung, wenn Kinder einfach auf der Straße urinieren. Insbesondere finde ich es blöd wenn eine Toilette in der Nähe ist. Das ist schon eine Belästigung und mir ist es eigentlich egal ob es sich um ein Kind oder einen Erwachsenen handelt. Allerdings weiß man ja nicht ob die Toilette so weit entfernt war und man weiß auch nicht ob es sich nun um eine Straße oder aber um einen Baum handelte. Aus diesem Grund kann man so speziell gar nichts dazu sagen.
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