Den Kollegen die offene Meinung sagen?
Lügen haben bekanntlich kurze Beine und wenn man erst einmal als Lügner verschrien ist, dann wird es schwer, einen guten Ruf wiederherstellen zu können. Auch den Chef sollte man nicht belügen, allein weil dies empfindliche rechtliche Konsequenzen haben könnte. Und den Kollegen gegenüber sollte man auch bei der Wahrheit bleiben – nur sollte man dies wirklich tun und immer offen die Meinung frei heraus sagen?
Denn Lügen am Arbeitsplatz, auch wenn es meist eher Notlügen sind, bieten sich oft an – denn will man der Kollegin wie einer Freundin wirklich die Wahrheit sagen, wenn sie fragt wie die neue Frisur aussieht. Riskiert man doch mit einer ehrlichen Meinung, gerade wenn die Frisur beispielsweise weniger gelungen ist, vielleicht wirklich dauerhaft Probleme – und so gesehen ist das Lügen einfach sozial verträglicher. Jedoch sollte man aufpassen, denn die Grenzen zwischen echten Lügen und der „akzeptierten Unwahrheit“ sind ziemlich fließend. Und mit dem einen kommt man meist noch ungeschoren davon, dass andere kann ernsthaft ein gutes Verhältnis riskieren.
Generell sollte man natürlich Lügen vermeiden, auch wenn jeder im Grunde jeden belügt und niemand jedem in jeder Situation offen die Meinung sagt. Dazu verletzt die Wahrheit viel zu sehr, was Lügen jedoch genauso können. Wann eine Lüge angebracht ist und wann nicht ist also stark situationsabhängig. Genauso wie Lügen schaden können, wenn sie aus eher negativen Intentionen heraus getroffen werden, genauso können sie auch helfen, um andere Menschen vor unangenehmen Wahrheiten zu schützen – das ganze heißt dann prosoziale Lügen, also Lügen, die das Verhältnis aufwerten.
Beispiele hierfür gibt es in der Arbeitswelt genug: Sei es die eher missratene Frisur, die man eher nett als offen kommentiert, sei es schlechter Mundgeruch, auf den man den Kollegen nicht offen ansprechen mag, seien es schlechte Witze, über die man eher lächelt als frei heraus zu sagen, dass sie einen nerven, der schlechte Kleidungsstil usw. – in der Regel reagiert man hier mit freundlicher Zurückhaltung anstatt mit der Wahrheit und offener Kritik. Das ist zwar nicht ehrlich aber sozial verträglich um mögliche Streitereien oder schlechte Stimmungen nicht aufkommen zu lassen. Denn wenn man immer offen aussprechen würde was man denkt, würde man nicht mehr sehr viele Freunde im Betrieb haben und andere so auch ständig vor den Kopf stoßen und sie sich zu Feinden machen.
Dieses Phänomen der mangelnden Ehrlichkeit zugunsten prosozialer Lügen ist übrigens keine Schande oder ein Grund für ein schlechtes Gewissen, sie sind nachgewiesenermaßen wichtig für den Gruppenzusammenhalt. Hier ist oft in Studien und Experimenten zu beobachten, dass man Kritik sanft verpackt, Komplimente macht, die nicht ganz ehrlich gemeint sind und andere Mitglieder der Gruppe durch Aussagen schützen will, die nicht ganz ehrlich sind. Das ganze stärkt die Kohäsion der Gruppe – „Komplimente sind grundsätzlich nicht wahrheitsgebunden.“, so Alfons Hamm, Psychologe und Professor an der Universität Greifswald.
Das heißt jetzt jedoch nicht, nicht dass man es falsch versteht, dass Lügen grundsätzlich in Ordnung sind. Denn zwischen dem Lügen, also mit voller Absicht die Unwahrheit zu sagen um selber einen Vorteil zu erringen, und dem Verschweigen der Wahrheit bzw. dass man die eigene Meinung nicht immer offen ausspricht, besteht ein empfindlicher Unterschied – wo das letztere die Gruppe schützt, stört das erstere den sozialen Frieden innerhalb der Gruppe. Das Motiv entscheidet über die schwere der Lüge, also ob man betrügen möchte, oder lügt, um Schärfe aus einer Situation zu nehmen.
Und so sind auch Lügen am Arbeitsplatz der dem Gruppenfrieden wenig zuträglich, da Gruppen, vor allem wenn sie dicht miteinander verwoben sind wie bei der Arbeit, grundsätzlich auf die ehrliche Meinung des anderen angewiesen sind.
Und auch gegenüber dem Chef sollte man nicht immer ganz ehrlich sein, man ist es im Grunde nie gewesen. Denn schon beim Bewerbungsgespräch geht es nicht darum, zu zeigen wie ehrlich man ist und alle Fragen so ehrlich wie möglich zu beantworten (Was sind Ihre Schwächen?), sondern darum sich möglichst gut zu verkaufen, was immer noch soziale Lügen wären, die man indirekt sein ganzes Berufsleben mitmacht, um beim Chef durch zu offenes Verhalten nicht in die Kritik zu kommen. Jedoch hört der Spaß auf, wenn man aus betrügerischer Absicht heraus lügt, beispielsweise wenn man Noten, Abschlüsse oder Lebensläufe frisiert – hier liegt ganz klar das Motiv auf der Hand, daraus einen eigenen Vorteil zu ziehen, der den sozialen Frieden der Gruppe erheblich stören kann.
Nicht dass man das nun als Anleitung zum Lügen missversteht, denn der Ehrliche ist nicht immer der Dumme – ist man ehrlich, kann einem das auch viele Sympathien bringen. Jedoch sollte man in gewissen Situationen die ehrliche Meinung vor dem Aussprechen vielleicht doch erst überdenken, geschickter verpacken und mit etwas Bedacht vorgehen, gerade wenn man andere nicht auf Teufel komm raus verärgern möchte.
Früher in meiner ausbildung habe ich mich immer zurck gehalten wobei ich doch schon gerne mal dem ein oder anderen Kollegen gerne mal meine Meinung gesagt hätte. Denn Azubis werden von denen manchmal echt abwertend behandelt.
Irgendwann hat mich das so fertig gemacht das ich mich schon garnicht mehr auf die Arbeit getraut habe und ziemlich oft wirklich krank war. Das macht einen dann ganz schön labil wenn man sich nicht wehrt in diesem Falle äußert und mal kontert.
Das habe ich dann aber als Geselle nicht mehr zugelassen.
Wenn ich heute mit einem Kollegen ein Problem habe, spreche ich nach Feierabend mit ihm in ruhe darüber und sage Ihm dann auch offen meine Meinung. Denn mundtod war ich lange genug während der ausbildungszeit.
Das kommt zwar nicht immer gut, aber es klärt aufjedenfall schon mal den Stand den man hat.
Heute erst gab es wieder so ein "Fall" wo ein kollege meinte er müsste mich behandeln als wäre ich ein "Nichtsnutz"
Da habe ich sofort gekontert und habe Ihm meine Meinung gegeigt.
Dann habe ich den rest des Tages nicht mehr mit ihm gesprochen. Worauf er dann nach Feierabend sofort zu mir kam und sich für sein "dummes" Verhalten bei mir endschuldigt hat. Womit ich übrigens nie gerechnet habe.
Also es kann manchmal hilfreich sein jemanden seine meinung zu sagen, kann aber auch negativ enden.
Man sollte sich immer vorher überlegen, ob man im Notfall auch damit leben kann, dass man - nachdem man eben dieser/m Kollegen/in die Meinung gesagt hat - in dieser Firma unter Umständen noch Jahre mit dieser Person zusammen arbeiten muss. Und das dann vermutlich eher bei nicht allzu gutem Klima. Mit sowas würde ich immer rechenn, wenn ich wem offen und ehrlich die Meinung sage und das tut man im Regelfall ja nur, wenn einen etwas stört.
Ehrlich gesagt, schau ich lieber immer, dass ich mich ruhig verhalte und reiße mich zusammen. Ich denke mir dann immer: Naja, die 8 Stunden hälst du aus und außerdem musst du ja eh nicht mit ihm/ihr reden und kannst der Person aus dem Weg gehen.
Aber mir ist auch schon hin und wieder fast der Kragen geplatzt.
Ich habe nur gute Erfahrungen dabei geamcht den Kollegen die offene Meinung zu sagen. Denn wenn sie die Meinung irgendwann spitz kriegen ist man als Heuchler und Lügner bekannt...und negatives spricht sich bekanntlich schneller herum als positives. Ich wurde einmal mit einem Kollegen in ein team gesteckt der zwar sehr nett und freundlich war, jedoch fing trotzdem jdes 2. Wort mit "sch" an und er arbeitete erst gegen Feierabend richtig los, was meine Tagespläne reichlich durcheinander brachte. Es war wirklich nervig mit ihm. Nach 2 Wochen hatte ich es dann satt und sagte ihm wo der Hammer hängt. Er war völlig perplex, verstand aber meine verzweiflung und erzählte mir bald von seinen familiären Probleme, von welchen seine Kraftausdrücke und die mangelnde Motivation zu kommen schien. Und so hatte auch ich vollstes verständnis für ihn. Und unser Arbeitsklima wurde besser. Ein andermal jedoch stieß ich bei einem sehr launischen Kollegen auf weniger Verständnis. Als ich versuchte ihn darauf hinzuweisen das ich mit ihm nciht arbeiten kann wenn er nicht sagt was er tut und nichts mit mir abspricht, ging er zum vorgestezten und erzählte ihm, dass ich andeuernd meckern würde und viel zu viele Fragen stelle... so kam ich in die Postabteilung...wo es aber sehr viel ruhiger zu ging *g*
Fazit: Es ist sicherlich komplizierter und birgt auch Risiken aber die ehrlichere Variante ist den Kollegen die meinung zu sagen und das kann man ja Freundlich tun, nicht wahr?!
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