Lieferengpässe im Todestrakt
In Oklahoma soll demnächst mal wieder ein Gefangener hingerichtet werden. Dort wird zur Zeit an sich mit Gift die Todesstrafe vollzogen. Dazu wird der Todeskandidat allerdings vorher betäubt. Dazu wird zur Zeit das Medikament Thiopental benutzt. Der Pharmakonzern Hospira, der scheinbar der einzige Hersteller von Thiopental in den Vereinigten Staaten ist, kann das Mittel aber erst frühestens Anfang 2011 liefern. Die Hinrichtung soll aber bereits Mitte Dezember stattfinden.
Die Anwälte des Todeskandidaten kämpfen deshalb um einen Aufschub der Hinrichtung. Zur Zeit ist das Ersatzmedikament Pentobarbital ist ein Tierbetäubungsmedikament. Es steht zur Zeit zur Debatte, ob man das einsetzen soll, was aber erst mal geklärt werden muss und auch von den Anwälten abgelehnt wird. Vor allem da es am Menschen, besonders bei Hinrichtungen, halt bisher nicht wirklich ausgetestet ist.
Die Lieferengpässe der Pharmafirma Hospira besteht schon seit längerem und so wurde bereits im Oktober ein Todeskandidat in Arizona mit Thiopental unbekannter Herkunft hingerichtet. Damit man auf einen Import aus einem anderen Land verzichten kann, steht halt nun Pentobarbital zur Diskussion. Allerdings ist unklar, ob das Tierbetäubungsmittel genauso wirken wird.
Ich frage mich ehrlich gesagt, wie viele Hinrichtungen stattfinden, dass ein solcher Lieferengpass entstehen kann. Ich meine Hinrichtungen werden ja nicht heute beschlossen und morgen durchgeführt. Da gehen ja meist Monate für die Vorbereitungen und Widersprüche drauf. Und wenn es nur einen Pharmakonzern gibt, der das benötigte Betäubungsmittel herstellen kann gibt, dann sollte der doch auch in der Lage sein, es passend herzustellen. Immerhin sind es bis zur nächsten Hinrichtung noch fast vier Wochen. In dem Zeitraum sollte doch an sich die Herstellung und Lieferung möglich sein. Und wie gesagt, dass im Dezember jemand hingerichtet wird, ist doch auch nicht erst seit gestern bekannt.
Nunja, das liegt sicherlich nicht an den vielen Hinrichtungen in den vereinigten Staaten. Außerdem muss man ja auch dazu sagen, dass Betäubungsmittel nicht einfach so von jeder Pharmafirma hergestellt werden dürfen. Und wenn eine Firma dies doch machen darf, wie eben Hospira zum Beispiel, dann braucht sie hierfür natürlich erstmal die nötige Ausstattung und zweitens muss sie gewisse Auflagen erfüllen, um diese BTMs herstellen und vertreiben zu dürfen. Das mal dazu.
Nun hast du natürlich recht, dass man ja Hinrichtungen planen kann, bzw. wird dies ja eh schon gemacht. Das heißt in Bezug auf Hinrichtungen steht ja der Bedarf an Thiopental schon Monate im voraus fest. Allerdings hast du hier einen kleinen Denkfehler, der zur entscheidenden Situation beiträgt. Das BTM Thiopental wird nämlich nicht nur bei Hinrichtungen verwendet, sondern dient in erster Linie zur Einleitung vo Narkosen bei Patienten. Ist also ein beliebtes Mittel in der Anästhesie. Außerdem wird es noch als letztes Mittel verwendet um einen Hirndruck zu senken bzw. den Status elepticus zu durchbrechen. (bei ganz gewöhnlichen Patienten, denen man leider nicht mehr helfen kann) Und nun an letzter Stelle kommen eben noch Hinrichtungskandidaten. Hier kannst du den Bedarf planen, wie viele Menschen allerdings plötzlich mit dem Tod kämpfen müssen, oder eben eine Narkose verabreicht bekommen sollen nicht..
Das ist eben das Problem. In erster Linie werden und müssen natürlich die Krankenhäuser mit diesem Mittel versorgt werden, um unschuldigen Patienten zu helfen, erst dann werden Gefängnisse beliefert damit sie ihre Todesstrafen durchführen können! Klingt in meinen Augen nicht nur plausibel, ist auch vollkommen nachvollziehbar und fair. Hier siehst du aber wieso und weshalb dieser Engpass entstanden ist.
Also wenn die Firma das Medikament ja scheinbar regelmäßig herstellt, müsste es in meinen Augen trotzdem möglich sein, dass in vier Wochen liefern zu können. Wobei wenn das jetzt erst an die Presse kommt und das scheinbar ja schon eine Zeit lang bekannt ist, sind das ja schon mehr als vier Wochen. Wenn die Firma das zur Zeit halt nicht in ausreichender Menge herstellen kann, besteht ja nicht nur ein Engpass in der Versorgung der Hinrichtungsorte, sondern auch in den entsprechenden Krankenhäusern oder?
Das nicht jede Firma jedes Medikament herstellen darf, ist mir bekannt und ist auch logisch. Das habe ich ja auch gar nicht bemängelt. Ich erwarte auch nicht, dass es nun halt in einer anderen Firma hergestellt wird. Ich fand es nur ein wenig komisch, dass scheinbar ja so viel von dem Beruhigungsmittel gebraucht wird. Das man es auch in den von dir genannten Bereichen eingesetzt wird, war mir zum Beispiel vorher nicht bekannt. Und das Sterbende Menschen Vorrang haben, verstehe ich auch. Ich bin eh kein Freund der Todesstrafe. Sprich ich würde nun mit Sicherheit nicht sagen, los bringt den schnell um, alles andere ist mir egal.
Nein, ich verstehe dich schon, keine Frage. Nur das Problem ist, weil eben Menschen in Krankenhäusern vorrang haben, diese eben auch mit der Belieferung bevorzugt werden. Natürlich werden in einem Monat so und so viele "Dosen" hergestellt. Nur wenn mehrere Krankenhäuser so und so viel davon bestellen, um ihren voraussichtlichen monatlichen Bedarf zu decken, liefert die Firma natürlich entsprechend auch zuerst an diese Krankenhäuser aus. Das dann Gefängnisse auf der Strecke bleiben, ist schlicht und ergreifend pech.
Dagegen kann man nichts machen. Der Hersteller hat nämlich nur entsprechend begrenzte Kapazitäten. Sind diese erreicht, kann auch nicht einfach mir nichts, dir nichts mehr hergestellt werden. Das liegt aber nicht einmal an zu wenig Personal, sondern einfach an den "Werkbänken", die nur in begrenzter Anzahl vorhanden sind.
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