Sexuelle Normalität - Wer bestimmt es?

vom 15.11.2010, 01:07 Uhr

Um im Thread zum Verkauf getragener Wäsche nicht Offtopic zu werden, eröffne ich hier mal die Diskussion dazu, was Normal ist und was nicht. Zu beachten sei, das es hier nur um Fetische oder sexuelle Spielarten gehen soll, welche nicht strafbar sind und eben auf beiderseitigem Einverständnis beruhen.

Doch wer bestimmt, was an Sexualität als Normal angesehen wird? Meiner Meinung nach, wird dies durch die Gesellschaft bestimmt. Alles über was man nur mit vorgehaltener Hand redet, wird als unnormal oder gar pervers hingestellt. Nur ist doch immer Ansichtssache. Für den einen ist halt die Missionarsstellung normal und das man besten noch im dunkeln und alles andere ist schon pervers.

Ja, solche Menschen gibt es auch heute noch und die gehören nicht zur Generation meiner Großeltern oder Eltern, sondern sind wesentlich jünger. Und für manche ist es eben normal, das man halt die ungewaschene und getragene Unterwäsche von anderen Menschen kauft.

Nur was ist daran so schlimm? Wer diese Dinge verkauft, tut das freiwillig und es ist schließlich ein Markt dafür vorhanden, sonst würden sich entsprechende Portale dafür nicht rechnen. Genauso wie eben manche Menschen darauf abfahren, wenn sie von anderen geschlagen werden. Klar redet man kaum in der Öffentlichkeit darüber, aber deswegen ist es doch nicht unnormal, wenn zwei erwachsene Menschen ihre Neigungen in dieser Richtung ausleben.

Oder gehen wir ein paar Jahrhunderte zurück. Da war es normal, das ab einem gewissen gesellschaftlichen Rand, die Herren weitaus jüngere Damen ehelichten. Heute werden solche Paare gerne schief angesehen. Und das allein, weil es in der Gesellschaft zu wenige solcher Partnerschaften gibt.

Und nur weil man persönlich etwas ablehnt, das ganze gleich als unnormal oder pervers hinzustellen, ist doch aus meiner Sicht etwas engstirnig. Oder seht ihr das anders? Verurteilt ihr Menschen nur weil sie in sexueller Hinsicht anders sind als ihr?

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Was andere Leute zuhause in ihren 4 Wänden oder meinetwegen in entsprechenden Etablissements mit Gleichgesinnten veranstalten, geht niemanden was an und interessiert mich nicht die Bohne. "Pervers" ist etwas meist nur in den Augen derer, die sich einfach nicht vorstellen können, etwas anders zu machen, als sie es von jeher gewohnt sind, als sie es in ihrem Umfeld erlebt haben oder was die Gesellschaft akzeptiert. Der eine findet Gummikleider toll, ein anderer steht total auf Schuhe, und Otto Normalverbraucher findet schwarze Spitze heiß. Wem steht es zu, darüber zu richten? Solange niemand zu Schaden kommt, ist doch alles legitim. Einen Markt gibt es offensichtlich, nicht umsonst gibt es in jeder Stadt Sexshops mit Pornokino, und hätten diese Etablissements keine Kundschaft, hätten sie ihre Pforten längst wieder geschlossen.

Wenn wir schon beim Mittelalter sind, können wir ja auch noch weiter zurückgehen, beispielweise in die Zeit des Aristoteles und der anderen griechischen Philosophen. Zu deren Zeit war es ganz normal, sich einen "Lustknaben" zu halten. Das wäre heute strafbar wegen sexueller Unzucht mit Minderjährigen, das ist auch richtig so, außerdem war bis vor wenigen Jahren Homosexualität als solche verpönt und wurde heimlich ausgelebt, aber hier sieht man, daß die Menschheit schon immer ausschweifend gelebt hat und es auch immer tun wird. Der Unterschied zu früher ist nur der, daß die "Szene" es hinter verschlossenen Türen tut.

Um auf den Punkt zu kommen: ein jeder tue was er will, mit wem er will, wann und wo er will, solange ich es nicht unbedingt sehen muß und niemand unfreiwillig mitmachen muß und/dabei zu Schaden kommt, denn das Privateste anderer Menschen möge bitte deren Privatestes bleiben.

» Thaddäus » Beiträge: 1011 » Talkpoints: 22,78 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Sehe ich genauso, wenn jemand getragene Höschen haben möchte und jemand anders sie verkauft, bitte schön. Ich denke auch wenn beide Seiten das gleiche mögen, sollen sie doch machen was sie möchten. Ich muss das alles nicht machen.

Jedem Tierchen sein Plesierchen, oder wie sagt man so schön?
Ich finde rosa Hemden bei Männer völlig daneben, aber es gibt nun mal Männer die tragen es und Frauen die das toll finden, ist doch super :wink:

Es ist doch letztlich auch besser seinen Fetisch ausleben zu können, als das ganze zu unterdrücken und dann eventuell auf grund des Drucks was unmoralisches zu tun. Solange beide bzw. alle daran beteiligten das möchten, bitteschön.

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» aries24 » Beiträge: 1748 » Talkpoints: 9,84 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Als ich gestern einen Blick in den Thread geworfen habe, war ich auch schon ziemlich überrascht über die teilweise sehr extremen Ansichten, die dort verbreitet wurden. Ich finde es schon überraschend, dass ein Mensch im Jahr 2010 noch davon ausgeht, dass manche Fetische pervers sind. Man muss nicht alle Vorlieben teilen, aber ich finde es nicht pervers, einen bestimmten Fetisch zu haben und diesen auch auszuleben. Auf der anderen Seite finde ich es auch nicht pervers oder gar verwerflich, wenn es Menschen gibt, die andere in diesen Dingen unterstützen, zum Beispiel durch den Verkauf von getragener Unterwäsche. Vielleicht haben auch diese noch Spaß dabei.

Für mich ist alles akzeptabel, was den SSC-Regeln des BDSM unterworfen ist. SSC steht für "safe, sane and consensual" und bedeutet soviel wie "sicher, vernünftig und einvernehmlich". Damit schließe ich illegale und wirklich perverse Handlungen wie zum Beispiel Sex mit Kindern oder Tieren aus. Auch Vergewaltigungen (sofern sie nicht gewünscht sind, denn auch diese können ja als Spiel praktiziert werden) fallen in diese Kategorie. Abseits dieser Gewalttaten an Menschen und Tieren sollte man aber doch davon ausgehen, dass jeder, der eine bestimmte Vorliebe hat, diese auch freiwillig auslebt. Erwachsenen Menschen steht es frei, solche Geschichten mitzumachen oder eben in der braven Vanilla-Sexwelt zu bleiben, in der vielleicht die Missionarsstellung schon abenteuerlich genug ist.

Ich persönlich stehe nicht auf getragene Wäsche, habe aber auch schon mal einem anderen Gay ein Paar getragene Socken verkauft. Na und?! Er stand total darauf und ich fand es einfach nur schräg, dass dieser Mensch mir für ziemlich abgenutzte und dann auch noch getragene Sportsocken Geld gibt. Ich finde es weder pervers, dass er die Socken gekauft hat, noch dass ich sie ihm verkauft habe. Auch wenn ich seine Lust daran nicht nachvollziehen kann, finde ich es nicht schlimm, dass es Menschen gibt, die solchen Sachen etwas abgewinnen können. Jeder Fetisch ist normal, solange man niemandem damit schadet.

Es gibt sicher Fälle, in denen ich auch gerne angewidert das Gesicht verziehen möchte, weil mich der entsprechende Fetisch abstößt (zum Beispiel Kaviar-Geschichten oder auch Bukkake). Allerdings muss ich solche Geschichten ja nicht ausleben und so spielt meine Einstellung zu diesen Dingen eigentlich keine wirkliche Rolle. Es wird aber (leider) immer Menschen geben, die solche Dinge nicht rational beurteilen können und auch nicht wollen, sondern aufgrund ihrer eigenen engstirnigen Einstellung alles, was über die schnelle Blümchensex-Nummer und einen kleinen Fetisch für nuttige, rote Spitzenunterwäsche hinausgeht, als krank und pervers verurteilen. Solche Leute sind mir persönlich aber egal und ich mache mir auch keine Gedanken darum, wer was abstoßend finden könnte. Menschen sind unterschiedlich und ich finde es lächerlich, sich über die Fetische und Sexpraktiken anderer Leute aufzuregen, solange diese eben einvernehmlich stattfinden und niemand dabei zu Schaden kommt.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



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