Die Wirkung der Proteste in Gorleben

vom 11.11.2010, 14:33 Uhr

Die Proteste in Gorleben (und natürlich auch davor) haben entgegen vieler Pessimisten nun scheinbar doch erste Wirkungen erzielt. Wenn man sich hierzu nämlich die Aussagen des Ministers für Umwelt in Niedersachsen anhört, dann dürfte man berechtigt daran Zweifeln, dass diese auch so gekommen wären, wenn die Proteste "geringer" ausgefallen wären.

Der gute Hr. Sander von der FDP hat nämlich auf Grund der hohen Anzahl an Demonstranten und der damit einhergehenden hohen Kosten von ca. 20 Millionen Euro für den Einsatz verlangt, dass tatsächlich auch andere Standorte hinsichtlich der Eignung für ein Endlager geprüft werden sollen. Damit gibt er ja indirekt zu, dass es vorher schon immer darum ging, das angebliche Zwischenlager zum Endlager zu machen, wenn die Fakten "erdrückend genug" sind - also genüg Atommüll "zwischengelagert" ist.

Zusätzlich bringt er selbst ins Spiel, dass der Standort wohl nicht geeignet ist und bezieht sich wohl auf die vergessenen und schon viel früher festgestandenen Untersuchungen, welche nun langsam ans Tageslicht kommen. Die Entscheidung für Gorleben war hier eine politische Entscheidung. Jenseits einer vernünftigen Sachabwägung im Sinne einer sicheren Lagerung!

Was jetzt noch lustig ist, ist die Tatsache, dass er auf die "Südländer" als potentielle Standortträger verweist. Schließlich gehört Baden Württemberg und Bayern fast schon traditionell zu den (glühenden) Atomkraftbefürwortern. Nur zeigt sich leider, dass man in Stuttgart und München mit einem Endlager Gorleben besser umgehen kann, als einen Standort im Schwarzwald oder im Bayrischen Wald. So eine Diskussion in den Ländern könnte u.U. dazu führen, dass die dortige Bevölkerung in ihrer Einschätzung kippt. Der Vorteil aber wäre, dass es in Gorleben weniger entschlossene Gegner gäbe. :lol:

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich finde das schon mal sehr interessant und auch wirklich gut. Es wäre vermutlich nicht so, dass die Bayern dann noch großartig Atomkraft befürworten würde. Das kann durchaus interessant werden, wenn man wirklich näher an die Bayern heran tritt mit dieser Idee. Ich würde mich jedenfalls über diese Entwicklung schon einmal freuen, auch deswegen, weil ich hoffe, dass damit wirklich noch einmal mehr Leute darauf aufmerksam werden, was Atomkraft wirklich für ein Land bedeutet. Man sollte einfach mehr tun, um alternative Energien weiter zu erforschen.

» ygil » Beiträge: 2551 » Talkpoints: 37,52 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


ygil hat geschrieben:Ich finde das schon mal sehr interessant und auch wirklich gut. Es wäre vermutlich nicht so, dass die Bayern dann noch großartig Atomkraft befürworten würde. Das kann durchaus interessant werden, wenn man wirklich näher an die Bayern heran tritt mit dieser Idee. Ich würde mich jedenfalls über diese Entwicklung schon einmal freuen, auch deswegen, weil ich hoffe, dass damit wirklich noch einmal mehr Leute darauf aufmerksam werden, was Atomkraft wirklich für ein Land bedeutet. Man sollte einfach mehr tun, um alternative Energien weiter zu erforschen.


Was sollte sich denn jetzt ändern? Der Müll ist doch schon da und für wenigstens die nächsten 20 Jahre fällt noch genug Müll an. Da kann man jetzt demonstrieren oder umdenken was man will, daran kann man nichts mehr ändern. Und ob wir in 20 oder 30 Jahren wirklich aus der Atomernergie aussteigen, können wir heute eh nicht garantieren.

Selbst wenn nach der nächstens Bundestagswahl wieder Rot-Grün an der Macht wäre und den Rücktritt vom Rücktritt rückgängig macht, dann kippt das eben die übernächste Regierung in der Atomkraftbefürworter oder zumindest Leute die sich von der Lobby ködern lassen ganz schnell wieder. Und spätestens dann wenn der Ökostrom dank Subventionswegfall wieder viel teurer wird als Atomstrom, der dank Subventionen künstlich billig gehalten wird, gibt es auch in der Bevölkerung wieder genug Menschen, die nichts dagegen haben.

Zumal sich an dem Preisunterschied nicht viel ändern wird, solange die alten Vereinbarungen, dass der Staat für die Entsorung des Atommülls zuständig ist, bestehen bleiben. Und das war übrigens ein Beschluss der von staatlicher Seite ausging um die Wirtschaft davon zu überzeugen, auch in Deutschland die Atomernergie kommerziell zu nutzen.

Im Endeffekt bleibt aber dennoch weiter die Suche nach einem Endlager, dass wir nun einmal brauchen. Und egal wo man dieses Endlager nun baut, es wird immer Proteste geben. Es will halt keiner freiwillig so ein Endlager in der Nähe haben. Das wird in Bayern nicht anders sein als in Gorleben. Warum also sollten sich die Proteste in Grenzen halten, wenn das Endlager woanders gebaut wird? Für die Sicherheit eines solchen Lagers kann doch sowieso niemand garantieren, dafür muss der Müll einfach zu lange gelagert werden. Und wenn ein Lager unsicher ist, dann ist es ja prinzipiell eigentlich auch egal wieviel Müll da nun lagert.

Und da ich glaube, dass ein einzelnes Lager sicherer zu überwachen ist als viele kleine, sollte man in meinen Augen an Gorleben als Zwischenlager (aber auch nur als das) solange festhalten bis man einen besseren Standort gefunden hat. Zumal ich auch kaum glaube, dass die steigenden Kosten irgendeinen entscheidenden Faktor für zukünftige Transporte spielen werden. Die Erzeuger müssen sie eh nicht tragen und Bund und Länder können die Kosten auf die Steuerzahler abwälzen. Da wird dann also irgendein Ausgleich geschaffen, damit Niedersachen nicht allein dran hängen bleibt und gut ist.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Gorleben war immer mehr ne politische, als eine wissenschaftlich fundierte Entscheidung. Die Ergebnisse, die schon damals gegen Gorleben sprachen wurden unter einen dicken Teppich gekehrt und Albrecht von seinen Parteifreunden mächtig unter Druck gesetzt, denn begeistert war der damals auch nicht davon. Aber, besonders der Süden sagte "Prima, das ist doch echt der letzte Winckel, Zonenrandgebiet und herrlich weit weg". Und so wurde es Gorleben.
(Hier ein kleiner, eher sarkastischer Seiteneinschub: Was mal wieder zeigt, das die Südler nie was lernen aus der Geschichte. Das hat schon mit der christlichen Missionierung nicht so gut im Norden geklappt und nur gegen vehementen Widerstand, was hatten sie diesmal erwartet? Blumenkränze?)
Nun haben die Niedersachsen nicht nur Gorleben. Wir haben hier Asse. Wir haben Schacht Conrad. Wir haben Gorleben. Wir haben 20 Millionen wegen des Einsatzes an der Landesbacke und wir haben die Nase voll. Sogar diejenigen die FÜR die Atomstromgewinnung sind fragen sich derzeit in Niedersachsen: Wieso sollen wir eigentlich den ganzen Spaß alleine bezahlen? Weil wir mit der Lagerung auch zugleich das ganze Risiko haben? Ist ja nicht so, das wir hier auf Teufel komm raus einen Bahnhof bauen wollen, an der beseitigung des Atommülls sind ja nun wirklich noch zwei, drei Leute außerhalb von Niedersachsen interessiert.
So gesehen hat MacAllister und Co das einzige noch vernünftig getan: Deutlich gemacht das Atommüll nicht alleine die Sache des Landes Niedersachsens sein kann. Denn, mal Butter bei die Fische: Im Augenblick kostet der Protest gegen Castor nicht unsere Steuergelder, sondern die Steuergelder der Niedersachsen - und wir waren schon vorher reichlich knapp bei Kasse.

Benutzeravatar

» Nephele » Beiträge: 1047 » Talkpoints: 2,22 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^