Der Religionsunterricht an den Schulen
Ich besuche seit Schulbeginn schon den katholischen Religionsunterricht an meiner Schule und bin über die Inhalte dieses Unterrichts auch meistens zufrieden. Thematisiert wurden unter anderem schon die unterschiedlichen Glaubensrichtungen, geschichtliche Hintergründe der Bibel (beispielsweise Vergleich der Schöpfungsgeschichten und anderer Texte), die Entstehung des Christentums und anderer Religionen und seit mehreren Jahren werden nun auch ausgiebig Themen zur Gotteskritik diskutiert, im Zusammenhang mit Texten von Feuerbach (''Vater des Atheismus'') und Sigmund Freud. Im großen und ganzen lief der Unterricht darauf hinaus, dass die Schüler darüber nachdachten, wieso Menschen zu welchen bestimmen Situationen an Gott glauben und wieso ihnen das etwas hilft, wobei letzteres wissenschaftlich begründet wurde. Letztendlich ist dies auch nichts anderes als Religionskritik, die Religion wurde auf jeden Fall aus der wissenschaftlichen Sicht gesehen.
Nun habe ich tatsächlich von einer Bekannten gehört, dass in ihrer Schule ganz anders an den Religionsunterricht heran gegangen wird. Tatsächlich muss sie für den Religionsunterricht Psalmen aus der Bibel auswendig lernen und überhaupt wurde das Thema Religionskritik oder Dinge wie geschichtliche Hintergründe der Bibel nicht einmal angeschnitten, obwohl sich meine Bekannten genau wie ich bereits in der Oberstufe befindet. Mich hat das ehrlich gesagt sehr überrascht, weil ich davon ausgegangen bin, dass diese altmodische Unterrichtsweise nach dem Motto ''was in der Bibel steht ist wahr und soll nicht hinterfragt werden'' an Schulen nicht mehr praktiziert wird, sondern höchstens noch beim Konfirmations- oder Firmungsunterricht, an den Kirchen.
Es kann wird vielleicht daran liegen, dass wir in unterschiedlichen Bundesländern wohnen, aber ich finde es trotzdem sehr befremdlich, wie man an einem ganz gewöhnlichen Gymnasium so an den Religionsunterricht herangehen kann. Welche Erfahrungen habt ihr bislang damit gemacht?
Zum Thema Religion muss ich leider sagen, dass dieser Unterricht auch eher trocken anstatt lebhaft ablief. Man sprach über die Evangelien, die wichtigsten Propheten und wie Jesus gekreuzigt wurde.
Die Einstellung zur Vermittlung eines "vernünftigen" Religionsunterrichts ist leider immer vom jeweiligen Lehrer selbst abhängig. Normalerweise sollte man mal einen Blick in den Lehrplan werfen und diesen mit der Gestaltung des Unterrichts vergleichen. Auch die Abhängigkeit des Lehrers, der den Unterricht gestaltet finde ich sehr schwierig, da er auch seine Einstellung zur Religion vermittelt, was nicht wirklich wünschenswert ist. Normalerweise sollte man heutzutage davon ausgehen, dass die Religionslehrer nicht mehr so konservativ, sondern offener und toleranter in Bezug auf Meinungsverschiedenheiten bzw Religionsfreiheiten ist, aber es gibt immer ein paar Ausnahmen.
Die Kinder sollten nicht irgendwelche Einstellungen eingetrichtert bekommen, sondern selbst entscheiden, welchen Glauben sie haben möchten. Alles andere bringt nichts, denn sie müssen aus Überzeugung Glauben und nicht aus Zwang.
Also ich kenne Religionsunterricht auch eher auf die jeweilige Religion begrenzt. Wobei wir durchaus mit dem Lehrer diskutieren durften. Wobei der recht weltoffen war und uns Schüler zum Großteil auch außerhalb der Schule kannte, weil er der Kaplan der Hauptgemeinde war und viele Schüler halt im Einzugsgebiet der Schule aufgewachsen sind und ihn somit schon kannten. Und bei einem Wechsel des Kaplans, hatte man dann halt auch zweifach Kontakt mit ihm. Je nachdem wie nah man der Gemeinde stand.
In der Grundschule lernten wir allgemeine Dinge. Was ich an sich gut fand. Ich wuchs allerdings auch in einem Elternhaus auf, welches wenig mit Kirche zu tun hatte. Da wurden dann halt so grundsätzliche Sachen vermittelt- Die Geburt Jesu, die Arche Noah und so was. Und auch Gebete wurden mit Sicherheit gelernt, da bin ich mir aber nicht mehr sicher.
Das was du beschreibst, fände ich eher im Ethikunterricht passend. Klar sollte auch im katholischen und evangelischen Religionsunterricht nicht einfach nur Daten in die Schüler rein gepresst werden. Aber die grundsätzlich Auseinandersetzung mit Religion allgemein- ich finde den Religionsunterricht dafür nicht unbedingt passend. Da du von der Oberstufe sprichst, gehe ich mal davon aus, dass ihr alle über 14 Jahre alt seid und somit Religionsmündig. Sprich ihr habt euch für eure Religion entschieden. Da braucht man doch nicht noch rum diskutieren ob das nun richtig ist oder nicht oder was andere Kirchen schlechter oder besser machen. Ist aber nur meine Meinung.
Und da ich mal davon ausgehe, dass du nicht im Religionsunterricht deiner Bekannten dabei sitzt. Weißt du ob wirklich nur stur auswendig gelernt wird oder über die Inhalte auch diskutiert wird? Wenn darüber auch gesprochen wird, ist es doch im Endeffekt ähnlich wie bei dir. Allerdings hängt das halt auch vom Lehrer UND auch den Schülern ab. Wenn die Schüler alles nur vorgekaut annehmen, sieht es aus wie nur auswendig lernen.
Ich selber habe ja nur die fachbezogene Fachoberschule besucht. Ist also kein Vergleich zur gymnasialen Oberstufe. Den Religionslehrer kannte ich schon aus meiner Berufsschulzeit. Unter ihm habe ich insgesamt etwa vier Jahre sehr viele Videofilme gesehen. Und nicht unbedingt Videofilme die mit Kirche zu tun hatten. Gelegentlich wurde auch mal darüber gesprochen. Das war es aber auch. Und der Religionslehrer war auch den anderen Lehrern bekannt. Die sagten uns schon am Anfang des Schuljahres, dass wir eh nur Videos schauen werden.
Mein Sohn konnte in der Oberstufe Religion oder Ethik wählen. Religion war so, wie du es geschildert hast, es befasste sich ehr mit Religionsgeschichte und es wurde den Schülern an Hand von Beispielen die Werte und Ethik der verschiedenen Religionen vermittelt. Ich persönlich und auch mein Sohn fand diese Aufarbeitung der eigenen Religion sehr spannend und gerade das Auseinandersetzen mit den verschiedenen Religionen konnte einem helfen den Fokus auf die eigenen Religion zu vertiefen.
Denn leider habe ich die Erfahrung gemacht, dass im Konfirmandenunterricht nicht besonders viel Hintergrundwissen vermittelt wird und die Konfirmanden sich auch ehr weniger dort mit der Religion auseinander setzten. Deshalb denke ich mal, dass selbst wenn ein Schüler mit 14 religionsmündig ist, er sich trotzdem nicht zwangsläufig wirklich mit der Thematik auseinander gesetzt haben muss. 80 % der Konfirmanden bei meinem Sohn im Kurs, ließen sich wegen des Geldes konfirmieren und nicht, weil sie sich mit ihrer Religion auseinandersetzen wollten.
Eine Auseinandersetzung mit den Religionen hilft auch dem Schüler bestimmte Begebenheiten aus der Politik und der Geschichte besser zu verstehen. Denn oft beziehen sich Politiker, ob in der Geschichte oder heute auf irgend welche Werte, die angeblich so durch unsere Religion vermittelt werden, oder wurden. Und diese Werte sollen natürlich gewahrt und geschützt werden. Wenn man sich aber nicht mit diesen Werten auseinandergesetzt hat, dann kann man als mündiger Bürger nicht einschätzen, ob gewisse Maßnahmen gerechtfertigt sind, oder nicht (siehe die gegenwärtige Ausländerdiskussion)
LittleSister hat geschrieben:Aber die grundsätzlich Auseinandersetzung mit Religion allgemein- ich finde den Religionsunterricht dafür nicht unbedingt passend. Da du von der Oberstufe sprichst, gehe ich mal davon aus, dass ihr alle über 14 Jahre alt seid und somit Religionsmündig. Sprich ihr habt euch für eure Religion entschieden. Da braucht man doch nicht noch rum diskutieren ob das nun richtig ist oder nicht oder was andere Kirchen schlechter oder besser machen. Ist aber nur meine Meinung.
Religionskritik ist doch nicht die Auseinandersetzung mit Religion allgemein. Du meinst damit wohl die verschiedenen Religionen und deren Entstehung, das wurde aber nicht in der Oberstufe gemacht, sondern schon viel früher, also vermutlich noch bevor wir 14 Jahre alt wurden. Die Religionskritik die wir momentan machen, befasst sich auch mit Religion allgemein, also nicht mit dem Christentum an sich, aber das geht auch anders gar nicht. Es geht darum wieso Menschen glauben und welche Auswirkungen das auf die Psyche hat, und das bezieht sich nun mal auf den Glauben allgemein. Der Unterrichtsstoff hierbei ist aber wirklich nur für Oberstufe, damit hätten unter 14 jährige auch gar nichts anfangen können, da es sich hier wirklich um Texte von Feuerbach und Freud handelt, für die eben ein gewisses Niveau erreicht werden muss.
Bisher hatte ich was den Religionsunterricht angeht eher Pech gehabt, was aber bestimmt auch an den Lehrern liegt. In der Grundschule war es eigentlich eher Kinderbibel lesen und Geschichten merken, wobei wir manchmal passende Lieder gesungen haben. Über die Religion selber haben wir nicht geredet, mal abgesehen davon, dass wir den Islam und das Judentum kennen lernten.
Auf dem Gymnasium hat sich dann nicht viel geändert. Eigentlich haben wir bloß die Geschichten wiederholt und haben versucht sie auf unser eigenes Leben zu übertragen. Fast alle meiner bisherigen Lehrer waren nur halbherzig zur Diskussion bereit und die meisten anderen Schüler interessierten sich nicht dafür. Allerdings hatten wir einen Lehrer, dem man richtig anmerkte, dass er selbst nicht gläubig war, was ihn aber nicht davon abhielt, uns allerlei Psalme auswendig lernen zu lassen. Das fand ich dann aber eher traurig, weil er den Schülern ja eigentlich den Glauben vermitteln soll.
bijin hat geschrieben:Deshalb denke ich mal, dass selbst wenn ein Schüler mit 14 religionsmündig ist, er sich trotzdem nicht zwangsläufig wirklich mit der Thematik auseinander gesetzt haben muss. 80 % der Konfirmanden bei meinem Sohn im Kurs, ließen sich wegen des Geldes konfirmieren und nicht, weil sie sich mit ihrer Religion auseinandersetzen wollten.
Das kann ich nur bestätigen, auch wenn ich selbst nicht evangelisch, sondern katholisch bin. Alle in meiner Klasse ließen sich firmen oder konfirmieren, auch wenn sie offen zugaben, dass sie nicht daran glauben und den Religionsunterricht langweilig fänden. Über die Thematik selbst wurde im Unterricht schließlich nie gesprochen und wenn jemand begann, beispielsweise die Vorzüge des evangelischen Glaubens zu erwähnen, wurde einfach abgeblockt. Ob die Schüler nun an Gott glaubten oder nicht schien den meisten Lehrern egal zu sein.
Ich selbst bin gläubig und fand den Religionsunterricht bisher nie besonders toll. Bei uns war er sehr trocken und es wurde einfach, wie in jedem anderen Fach auch, alles wie einfache Fakten behandelt. Vielleicht stand das ja so im Lehrplan, aber besonders spannend fand ich es nie. Ich bin der Meinung, dass man zum Beispiel auch mehr auf die Schöpfung eingehen sollte. Bei uns war es nämlich so, dass dieses Thema von den Schülern eher belustigt aufgenommen wurde und man über diese Theorie nur gelacht hatte, nachdem die Evolution viel ernsthafter durchgenommen wurde.
Ich kann nur hoffen, dass der Unterricht in der Oberstufe interessanter wird und wir bessere Themen besprechen. Vielleicht interessieren sich dann auch wieder mehr Leute dafür.
Klar gehen viele wegen dem Geld zur Konfirmation. Ich selbst bin katholisch und da läuft das ja ein wenig anders ab. Wir gehen mit etwa neun Jahren zur Erstkommunion. Gut da ist das nicht ganz der eigene Wille und so. Aber in dem Unterricht dazu, der im Vorfeld stattfindet, wird halt generell über den Glauben und die Abläufe während einer Messe und so weiter gesprochen und auch gelernt. Mit etwa 12 Jahren macht man einen Bußkurs. Auch der ist meistens nicht ganz freiwillig. Auch hier erfolgt Unterricht im katholischen Glauben. Allerdings endet der Kurs halt nicht mit einem Fest. Generell kann ab 14 Jahren zur Firmung gegangen werden. Wobei hier erst frühestens mit 16 Jahren gefirmt wird. Man würde das Alter eher gerne noch raufsetzen, was ich auch nachvollziehen kann. Auch hier findet ein Kurs statt. Der ist allerdings nicht mehr wirklich in Unterrichtsform. Eher lockere Diskussionen. Halt auch zum Glauben und so. Was ich an sich recht gut fand. Und man kann sich halt im Verlauf entscheiden, ob man zur Firmung gehen möchte oder nicht. Die Firmung ist in etwa das, was in der evangelischen Kirche die Konfirmation ist. Die Erneuerung des Taufversprechens.
Aus den Gründen halte ich es halt für sinnvoll, dass halt auch in den jeweiligen Religionsunterrichten mehr auf den speziellen Glauben eingegangen wird. Wie ist der Ablauf der Gottesdienste etc.
Das was du Crispin da beschreibst, klingt für mich trotzdem eher für eine generelle Auseinandersetzung zum Leben und dem Glauben ( muss ja nicht der Glauben an Gott sein). Warum fasst man das dann nicht zu einem Ethikunterricht zusammen? Oder bezieht sich der Unterricht dann auch auf die jeweilige Religion?
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