Stillpuppen pädagogisch völlig sinnlos?

vom 15.09.2010, 11:38 Uhr

Gestern wurde im Fernsehen ein Bericht gezeigt. sort wurden Stillpuppen für Kinder vorgestellt. In Spanien sind diese Puppen der Verkaufsrenner. Die Puppe schreit, wenn sie angeblich hunger hat. Die Puppenmutter schnallt sich dann eine Art Brustgurt um, wo ein elektromagnetischer Mechanismus angenietet ist. Dieser wird mit einem Impuls im Mund der Puppe dann verbunden und die Puppe macht, wenn das Kind sie an die Breust hält schmatzende Geräusche. Die Puppe wird mittlerweile in die gesamte Welt verschickt und man erwartet einen Verkaufsboom zu Weihnachten. Allerdings sind Psychologen und Pädagogen der Meinung, dass ein Kind damit völlig überfordert ist und man davon absehen sollte so eine Puppe zu kaufen.

Ich bin der Meinung, dass sowas die Welt nicht braucht. Wird ein Kind nicht dann wirklich völlig überfordert und wird die Frau dann nicht auch schon im Kindesalter auf die Brust der Frau geprägt, was nicht unbedingt sein muss? Die Puppe wurde in Deutschland auf Fußgängerzonenn vorgestellt und kaum einer fand diese Puppe wirklich pädogogisch sinnvoll. Reicht nicht eine Babypuppe völlig aus, wenn ein Kind ein Geschwisterchen bekommt und auch Mami spielen will?

Was haltet ihr von solchen Puppen? Würdet ihr eurem Kind eine Stillpuppe kaufen? Was findet ihr gut an den Puppen und was findet ihr schlecht an den Puppen? Das sogenannte "Greedy Baby" soll ungefähr 40 Euro kosten.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Vor einigen Wochen war da schon mal ein kurzer Bericht im Fernsehen über diese Puppen. Vor der Werbung wurde der Beitrag angekündigt und ich dachte, dass ich falsch gehört habe. In dem Bericht den ich gesehen habe, haben sie eine stillende Mutter gezeigt und dann eben neben das Kind mit der Puppe, natürlich auch stillend und der Slogan lautete quasi so, dass das Kind das jetzt auch kann. Einfach nur krank.

Ich finde solche Puppen nicht gut für Kinder. Sie werden durch diese Puppe ja total eingespannt. Und noch schlimmer finde ich es, dass sich die Kinder dazu die künstliche Brust umschnallen müssen. Das kann nicht gut sein für Kinder. Ich denke, dass Kinder einen ganz falschen Eindruck von Babys bekommen durch diese Puppen. Ich kenne die Puppe zwar nur aus dem Bericht, aber ich kann mir vorstellen, wenn man die den ganzen Tag eingeschaltet hat, wird sie öfter mal die "Brust" brauchen. Sicher spielen Mädchen gerne mit Puppen, aber wie lange spielen sie damit? Oft spielt man ja mit verschiedenen Sachen gleichzeitig und dann spielt man grade mit was anderem, will die Puppe was?Das wird doch für das Kind Stress pur.

Weiters kommt es mir sehr komisch mit den Brüsten vor. Das ist doch nicht normal, dass sich ein kleines Mädchen Brüste anlegt. Ich denke schon, dass das auch etwas bewirken kann bei Kindern, was nicht unbedingt gut ist. Kinder werden dadurch ja komplett auf die Brust fixiert. Da denk ich mir grade, dass es ja auch genug Buben gibt, die gerne mit Puppen spielen. Wenn der Junge dann die Brüste umschnallt sieht es erstens komisch aus und passt doch gar nicht. Da bekommt er ja auch ein falsches Bild vermittelt.

Ich denke auch, dass die Kinder dann denken, dass ein Baby sehr anstrengend ist. ich will nicht sagen, dass es nicht mit Arbeit verbunden ist bzw. auch mal stressig sein kann mit einem Baby, aber damit sollten Kinder sich nicht befassen müssen. Sie sollen uneingeschränkt spielen können. Ich bin ja wirklich gespannt wie sich die Puppe bei uns machen wird, aber ich hoffe, dass viele Mütter bei uns vorher nachdenken, bevor die Kinder die Puppe bekommen.

Ich habe früher auch gerne mit meinem Puppen gespielt und die waren wie Geschwister für mich. Die Puppe musste überall mit und ich hab sie auch gefüttert, aber eben mit der Flasche. Ich hatte auch eine Puppe die weinte, wenn sie Hunger hatte und sich freute, wenn man sie gefüttert hat, aber ich kann mich noch erinnern, dass ich das anfangs gemacht habe mit dem Ton und irgendwann war das nur noch nervig und wir haben keine Batterien mehr reingetan.

» PalmitosPark » Beiträge: 117 » Talkpoints: 34,19 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Nun gut, es gibt ja Puppen, die man mit dem Fläschchen füttern muss, so gesehen muss ja so eine Stillpuppe nicht verkehrt sein, da die meisten Mütter ja heutzutage stillen.

Allerdings finde ich diese Handhabung mit einem Brustgurt schon eigenartig. Ich finde, eine Puppe, wo man einen Knopf betätigt und die Puppe dann meinetwegen den Mund bewegt und Trinkgeräusche macht, hätte völlig ausgerecht, dann wäre es dem Kind selbst überlassen, ob es die Puppe einfach angezogen "anlegt" oder das T-Shirt hochzieht. Eine künstliche Brust für ein Kleinkind hingegen muss nicht sein. Wie gesagt finde ich dieses Spielzeug im Vergleich zu anderen Babypuppen grundsätzlich nicht so verkehrt, da Stillen ja eigentlich etwas ganz normales ist.

Allerdings frage ich mich auch, ob sich kleine Mädchen wirklich so dafür interessieren. Ich würde meinem Kind so etwas nur dann schenken, wenn es das unbedingt möchte. Ich habe schon den Eindruck, dass manche Mädchen einfach solche Puppen wie Baby Born geschenkt bekommen, und sich dann zwangsläufig damit beschäftigen. So werden sie schon von klein auf in diese Mutterrolle hineingedrängt. Ich hatte beispielsweise nur Stofftiere, weil ich keine Puppen wollte und war damit auch glücklich. Mutter habe ich nie gespielt, das hat mich null interessiert. Ich habe eher mit den Tieren herumgetobt. Vielleicht bin ich eine Ausnahme, aber ich halte von dieser Art Spielzeug nicht so viel.

Ich kann mir gut vorstellen, dass so manche stillende Mutter ihrer Tochter so etwas von sich aus kauft, ohne dass diese unbedingt das Bedürfnis hat, das nachzuspielen. Und das gibt mir dann schon etwas zu denken.

Ich bin ja momentan ständig am Stillen, würde meinem Kind aber keine solche Puppe kaufen. Gut, mein Sohn ist da wohl ohnehin typisch Junge, er interessiert sich eigentlich nur für Bausteine oder dergleichen, nicht einmal sonderlich für Kuscheltiere.

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» netti78 » Beiträge: 3238 » Talkpoints: 18,35 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Stillen ist nach heutigem Forschungsstand das Beste für ein Baby. Ich frage mich da schon, ob es da pädagogisch sinnvoller ist, den Puppeneltern Puppen mit Fläschchen zu schenken und das Flaschenfüttern im Rollenspiel zu trainieren. Meine Kinder haben so ein Spezialpüppchen nie gebraucht. Sie haben ganz normale Puppen an ihre Kinderbrust angelegt und auch so die Babys gestillt. Was die Puppe nicht alleine konnte, hat die kindliche Fantasie beigetragen. Statt dem Püppchen hat eben das spielende Kind die üblichen Geräusche gemacht. Ich fand das toll. Notwendig ist so eine Spezialpuppe meiner Meinung nach nicht.

Meiner Meinung nach kommt es darauf an, wie das im Produkt umgesetzt ist. Ich habe bei Youtube ein Video von so einer Stillpuppe gefunden, die ich schön finde. Wer mag, kann das Video hier ansehen. Die Puppenmama schnallt sich zwar "Brüste" um, die aber so dezent und kindgerecht sind, dass es niedlich wirkt. Es sind keine echten gewölbten Brüste wie bei einer Frau. Es ist ein flaches rosa Top. An der Stelle, wo normalerweise die Brustwarzen sitzen sind bunte Blümchen angebracht, an die man das Kind anlegt. Wenn das Kind wirklich Gummibrüste oder ähnliches umschnallen müsste, hätte ich Bedenken, dass das Kind versehentlich sexualisiert wird, so halte ich es aber für harmlos.

Was mich an dieser Puppe eher nerven würde ist, dass das Babygeheul unglaublich echt klingt und das Püppchen so aufdringlich schreit. Andere Mütter hier werden das wahrscheinlich auch kennen, dass einem so ein Geheul durch Mark und Bein geht. Für die Kinder ist es aber sicher niedlich, aber auf Dauer möglicherweise nervend. Da kann man nur hoffen, dass die Puppe auch einen Ausschalter hat, damit man dem Kind auch Ruhephasen verschaffen kann. Auch wie die Puppe beim Bäuerchen lautstark aufstößt wird Kindern sicher gefallen. Für Kinder mit weniger Fantasie ist das sicherlich eine Weile ein lustiger Spaß. Wenn ich allerdings sehe, wie sich bei dieser Puppe der Mund beim gespielten Stillen bewegt vermute ich, dass man endlos viele Batterien für dieses Spielzeug verbraucht.Umweltfreundlich ist das jedenfalls nicht. Ansonsten sehe ich da keine pädagogischen Einwände.

Ich habe mir mal bei Youtube diverse Videos angesehen, warum man diese Puppe hauptsächlich kritisiert. Was ich zum Beispiel hier gesehen habe ist, dass manche da kritisieren, dass diese Puppe die kleinen Mädchen ermuntern soll, ständig schwanger zu sein und früh Mutter zu werden. Man behauptet dort, dass Teenagerschwangerschaften schon so schlimm sind, dass man nicht auch noch Kinder im Grundschulalter zum Stillen und Muttersein auffordern sollte. Als Pädagoge halte ich diese Sorge für völligen Quatsch. Kinder im Grundschulalter spielen alles Mögliche im Rollenspiel durch. Mal sind sie Feen, mal wilde Tiere, mal der böse König. Sich in andere Rolle hinein zu versetzen ist wichtig für die Entwicklung von Sozialkompetenz. Warum also sollte man Kindern ausgerechnet verbieten, sein Puppenkind zu stillen? Warum fördert eine Stillpuppe angeblich mehr die Lust auf Schwangerschaft, als eine Puppe mit Fläschchen? Ich finde diese Argumentation komplett unlogisch. Ob letzteres wirklich so ist, kann man aber nicht mit einem Video beurteilen. Wenn man da mit geht, müsste man Kinder das Puppenspiel komplett verbieten, das wäre konsequent und genauso grotesk. Wenn man hört, wie dieses Baby schreit, kann ich mir eher vorstellen, dass die Kinder mit dieser Puppe lernen, dass ein Baby ganz schön anstrengend sein kann und dass es deshalb besser ist, als erwachsene Mutter zu werden.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ob diese Puppen pädagogisch oder psychologisch in Ordnung oder nicht in Ordnung sind kann ich nicht beurteilen. Dafür fehlt mir der wissenschaftliche Hintergrund. Ich denke aber, dass sie eigentlich nicht schlecht sein können, denn sie spiegeln ja nur wieder, was die Erwachsenen auch machen und darum geht es beim Spielen mit Puppen doch eigentlich immer. Die Kinder wickeln ihre Puppenbabys ja auch und legen sie schlafen und so weiter. Trotzdem bin ich der Meinung, dass diese Stillpuppen nur Geldmacherei sind, denn eine echte Mama muss sich ja auch nichts umschnallen um ihr Baby zu stillen. Meine größere Tochter hat auch immer ihre Puppe gestillt, wenn ich meine kleinere Tochter gestillt habe. Sie hat einfach ihr T-Shirt hochgeschoben und sich die Puppe an die Brust (manchmal auch an den Bauchnabel) gehalten und hat dann so getanal ob die Puppe trinken würde. Danach hat die die Puppe an die Schulter gelegt, damit sie ihr Bäuerchen machen kann. Ich glaube, dass diese Puppen einfach überflüssig sind, umgekehrt könnte man ja auch behaupten, dass es pädagogisch nicht sinnvoll ist, dass es Babyfläschchen für Puppenkinder gibt, da dann impliziert wird, dass es normal ist ein Baby mit der Flasche zu füttern, aber darüber habe ich noch keine Diskussionen gesehen.

» hasiteddy » Beiträge: 66 » Talkpoints: 9,73 »


Ich denke, dass diese Puppen pädagogisch nicht wirklich sinnvoll sind, da die Kinder in dem Alter, wo sie noch mit Puppen spielen, damit vollkommen überfordert sein dürften. Es erinnert mich gerade ein wenig an die Tamagotchies aus den 90er Jahren, die ja auch immer gefüttert werden mussten. In meinen Augen ist diese Erfindung einfach nur Geldmacherei.

Den einzigen Sinn, den ich dahinter erkennen kann, ist, dass die Kinder zum einen Verantwortung lernen, da sie ja dafür verantwortlich sind, dass das "Kind" ausreichend "gestillt" wird, und zum anderen ist es vielleicht noch sinnvoll für grössere Geschwisterkinder, damit sie am eigenen Leib erfahren, wie anstrengend es für die Mutter sein kann, sich um den Säugling zu kümmern und sie Verständnis dafür aufbringen, wenn die Mutter in den ersten Wochen und Monaten nach der Geburt nicht so viel Zeit wie bisher für sie hat. Das kann man bei einer guten Erziehung mit den richtigen Erklärungen, die jedes Kind versteht, aber auch anders erreichen.

Sinnvoller finde ich da eher die Geschwisterkurse, die von einigen Geburtskliniken mittlerweile angeboten werden, wo die zukünfitgen Geschwisterkinder auf ihre Rolle als älterer Bruder oder ältere Schwester vorbereitet werden, indem sie lernen, wie man mit Babies richtig umgeht, sie wickelt, das Fläschchen gibt etc.

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» diezeuxis » Beiträge: 1207 » Talkpoints: 964,75 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich finde solche Puppen nicht nur überflüssig, sondern sogar schlimm. Ein Kind sollte Kind sein dürfen und sich zudem frei von Geschlechterrollen entwickeln dürfen. Wenn man einem Kind eine Stillpuppe schenkt, imitiert das Kind die Erwachsenenwelt. Das an sich ist nichts schlimmes, aber ein kleines Kind, das sogar eine solche Puppe besitzt, spielt vielleicht nicht nur zwischendurch mal von sich aus Mami, sondern wird dazu animiert, die Erwachsenenwelt zu imitieren - und das sicher über einen längeren Zeitraum. Abgesehen davon wird dem kleinen Kind, meistens sind es Mädchen, denen solche Dinge geschenkt werden, suggeriert, dass das seine spätere Rolle ist - Mutter. Das ist für mich ungefähr so, als wenn man einem Mädchen einen kleinen Ofen, eine Mini-Waschmaschine oder sonstige Haushaltsgeräte im Kleinformat schenkt. Jungs bekommen meistens schönere Geschenke, die wirklich kindgerecht sind. Sie werden nicht in ein absolut überholtes Schema gepresst.

Ich würde einem Kind kindgerechte Bücher und richtige Spielsachen schenken - Legobausteine, Fischer-Technik, ferngesteuerte Autos oder meinetwegen auch mal eine normale Puppe und Plüschtiere. Damit kann ein Kind sicher mehr anfangen als mit einer Puppe, mit der ein Kind doch eigentlich nicht viel anfangen kann. Dass es dann noch einen Brustgurt gibt, den sich das kleine Kind (!) umschnallen kann, finde ich ziemlich abartig. Das ist ein ganz komisches Bild, das ich dazu im Kopf habe, und im schlimmsten Fall wird auch das Körperbewusstsein des Kindes beschädigt, weil es sich dann vielleicht einbildet, unbedingt diese Brüste zu brauchen.

Diesen Tamagotchi-Gedanken hatte ich bei diesem Thema auch. Im Grunde genommen funktioniert die Puppe so, nur dass sie sicher um einiges lästiger sein dürfte. Um ein Kind an Verantwortung zu gewöhnen, gibt es sicher bessere Wege - zum Beispiel indem man ihm kleinere Aufgaben im Haushalt überträgt (Trinken für den Hund hinstellen oder ähnliches).

Falls ein Kind später, wenn es erwachsen ist, unbedingt Nachwuchs haben möchte, wird es dann mit Ende zwanzig oder Anfang dreißig noch früh genug lernen, mit einem kleinen Baby umzugehen. Es muss nicht schon als Kind solche Erfahrungen machen. Das ist wirklich überflüssig und ich halte diese Puppe nur für einen Versuch der Industrie, mit dieser Erfindung Geld zu scheffeln - auf dem Rücken der Kinder und der Eltern, die nicht geradeaus denken können und ihren Kindern so einen Mist kaufen.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



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