Mülltrennung vom Nachbar abhängig machen?
Vor einiger Zeit habe ich unabhängig voneinander von zwei Personen etwas mitbekommen, was ich ziemlich merkwürdig fand. Beide leben in Mietshäusern mit etwa vier bis sechs Parteien. Dort ist es üblich, dass der Müll nicht getrennt wird. Ich habe dann mal gefragt, warum die Leute ihre Milchtüten, Joghurt-Becher und Co. nicht in den gelben Sack stecken, sondern alles in die normale Tonne packen, in einem Fall übrigens auch Papier! Die Antwort war einfach und unbefriedigend - weil es alle so machen und man selbst nicht einsieht, seinen Müll zu trennen.
Solche Antworten sind wohl reichlich dämlich und ich kann absolut nicht verstehen, warum erwachsene Leute solche Ausreden vorbringen und die eigene Mülltrennung vom Trennverhalten des Nachbars abhängig machen. Gerade wenn keiner trennt, wird sich in solchen Häusern wohl nie etwas ändern, zumindest nicht solange es keine deutlicheren Anweisungen und Konsequenzen vom Vermieter gibt.
Mülltrennung ist doch eigentlich kein Problem. Ich trenne meinen Müll und empfinde das nicht als Belastung. Ist es Faulheit oder einfach Herdentrieb, dass manche Leute ihren Müll nicht trennen, weil es die Nachbarn auch nicht tun?
Faulheit. Zumindest in den meisten Fällen, die ich kenne.
Als Bonus bekommt man dann obendrauf noch die Antwort:" Du kannst mir sogar noch dankbar sein, dass ich alles in den Restmüll werfe. Dadurch werden die Kosten der Deponie auf mehr anfallenden Müll aufgeteilt und die Leerung Deiner Tonne wird günstiger."
Verstehe selber auch nicht, worin die Schwierigkeit liegt, seinen Müll zu trennen. Zumindest bei uns ist es so, dass genügend Säcke, Container und Wertstoffinseln vorgehalten werden. Ich selber bringe Altglas und -papier auch zu Fuß mit Bollerwagen und Kindern zu den Containern, macht einen Riesenspaß. Wer zu faul zum gehen ist, kommt mit dem Auto aber doch bei jeder Fahrt an einem der Sammelplätze vorbei und kann dann "bequem" entsorgen.
Es ist in meinen Augen kein Herdentrieb und auch nicht wirkliche Faulheit, wenn man die eigene Mülltrennung von der der Nachbarn abhängig macht. Vielmehr habe ich die Beobachtung gemacht, dass man einfach dem Bedürfnis nach Belohnung folgt. Wenn man nämlich allein für seinen Müll aufkommen muss und durch Trennung in Form von geringeren Kosten belohnt wird, dann nimmt man die kleinen Unannehmlichkeiten gern in Kauf.
Wenn man aber in einem Mehrfamilienhaus nur ein Müllbehältnis zur Verfügung hat und die Kosten eben nicht nach dem Verursacherprinzip zu zahlen sind, dann fühlt man sich eher bestraft, wenn man sich eben ein bisschen mehr Mühe macht und trotzdem für die Faulheit der Nachbarn mit bezahlen muss. Und dann kommt es eben dazu, dass man selbst den Müll auch nicht mehr trennt, wozu auch.
JotJot hat geschrieben:Wenn man aber in einem Mehrfamilienhaus nur ein Müllbehältnis zur Verfügung hat und die Kosten eben nicht nach dem Verursacherprinzip zu zahlen sind, dann fühlt man sich eher bestraft, wenn man sich eben ein bisschen mehr Mühe macht und trotzdem für die Faulheit der Nachbarn mit bezahlen muss. Und dann kommt es eben dazu, dass man selbst den Müll auch nicht mehr trennt, wozu auch.
Aber dieses Verhalten spricht nicht für die einzelnen Leute. Selbst wenn tausend Leute etwas falsch machen, ist man doch immer noch ein eigenständiger Mensch und als solcher in der Lage, es selbst besser zu machen. Mülltrennung ist ja nun nichts, was keinen Sinn machen würde. Auch wenn es Leute gibt, die diesen verleugnen, käme ich nicht auf die Idee mich denen anzupassen, die sich falsch verhalten. Ich schmeiße ja auch keinen Müll auf die Straße, auch wenn es einige Leute gibt, die das tun.
Ich finde es wirklich ein bisschen armselig, wenn jemand, obwohl er es besser wissen muss, in ein falsches Verhaltensmuster verfällt, nur weil sein Umfeld das eben auch so handhabt.
Ich gehöre auch zu denen, die ihren Müll nicht trennen, weil alle nicht trennen. Allerdings aus anderen Gründen.
Die Mülltonnen stehen hier im Hof. An den Hof schließt sich der Garten an, beziehungsweise ist das quasi eins. Und der Garten ist nur für die Vermieter. Was mir im Endeffekt relativ egal ist. Nur sagen die, sie wollen den Garten halt nicht durch Mülltonnen entstellt haben. Was ich in unserem Fall keineswegs nachvollziehen kann. Hier ist es so, dass im Standardpaket des Müllentsorgers jede Woche eine Restmülltonne geholt wird und alle zwei Wochen beide Restmülltonne. Wenn man nun beide Restmülltonnen jede Woche leeren lässt, kostet das wesentlich mehr. Außerdem gibt es hier die Möglichkeit Papiermüll, Biomüll und die gelbe Tonne kostenlos abholen zu lassen. Was dann insgesamt fünf Tonnen wären.
Meine Vermieter wollen das aber nicht und so haben wir Biomüll ( brauchen vor allem die Vermieter für Gartenabfall), Papiertonne ( brauchen auch vor allem die Vermieter die insgesamt drei oder vier Tageszeitungen haben, plus anderen Zeitungen) und zwei Restmülltonnen, die für viel Geld jede Woche geleert werden und trotzdem immer übervoll sind. Eine gelbe Tonne gibt es nicht, weil die Vermieter halt keine weitere Mülltonne da stehen haben möchte. Das heißt für mich, dass ich alles über den Restmüll entsorge, weil ich schließlich auch dafür viel Geld bezahle. Biomüll habe ich gar keinen oder es würde sich halt nicht lohne, den extra zu sammeln. Und ich hatte da mal schlechte Erfahrungen mit gemacht und lehne das, aufgrund der minimalen Menge ab. Papiermüll habe ich auch so gut wie keinen. Die paar Sachen entsorge ich mit im Restmüll, weil auch hier der Aufwand sinnlos ist. Vor allem da die Papiertonne eh immer voll ist. Wenn ich mal mehr Papier auf einmal entsorgen möchte, dann geschieht das aber über den Papiermüll. Das ist alle paar Monate mal der Fall. Was ich viel hätte, wäre Verpackungen etc. Also Sachen für die gelbe Tonne. Die wir aber nicht haben.
Alle paar Monate gibt es von den Vermietern ein nettes Schreiben, dass wir zu viel Müll hätten. Das bezieht sich dann auf die Restmülltonne. Den meisten Müll würden wohl Windeln sein. Und verweist so, auf eine Familie im Haus die halt zwei Kinder im Windelalter haben. Das aber seine Schwiegereltern auch beide gewickelt werden und damit das Müllaufkommen enorm ist, wird dabei verschwiegen. Und das es hier im Haus auch eine Krabbelgruppe gibt, die ihre Räume ja von ihm gemietet haben, wird auch nicht erwähnt. Diese Krabbelgruppe entsorgt ihre Windeln ebenfalls in unserem Restmüll, ohne zusätzliche Kosten. Da ich die einzige Singlewohnung habe und den gleichen Anteil an Nebenkosten zahle, sehe ich es nicht mehr ein, den Müll zu trennen. Und in dem Zusammenhang droht unser Vermieter immer wieder, dass er eine dritte Restmülltonne, ebenfalls mit wöchentlicher Leerung, aufstellen lassen wird. Natürlich sollen wir das dann zahlen.
Es gibt hier keine offizielle Möglichkeit gelben Müll zu entsorgen. Klar kann man abpassen, wann die gelben Tonnen aus den Nachbarhäusern geholt werden. Und dann hoffen, dass dort noch Platz ist. Aber die sind halt nur am Leertag quasi öffentlich zugänglich. Eine Zeit lang standen in der Nähe die gelben Tonnen vorm Haus. Da wurde von meinen Nachbarn und mir auch durchaus mal gelber Abfall entsorgt. Die gelben Tonnen stehen nun aber auch nicht mehr frei zugänglich.
Im Endeffekt ist es so, mein Vermieter möchte keine gelbe Tonne, weil sie seinen Garten verschandelt. Er würde aber eine dritte Restmülltonne, zu unseren Kosten aufstellen. Er aber entsorgt seinen ganzen Müll quasi ungetrennt und wir sollen zahlen? Sehe ich nicht mehr ein. Den letzten gelben Sack den ich voll gemacht habe, der steht seit Wochen hier, weil ich ihn nicht loswerde. Sind zwar keine Sachen enthalten, die verderben könnten, aber es nervt. Und ich sehe auch nicht mehr ein, meinen Müll zu trennen und mühsam zu entsorgen ( wie gesagt, ich müsste erst eine Tonne suchen) und deshalb landet halt alles wieder in einer Tonne. Größere Papierberge werden getrennt, aber mehr nicht.
Cologneboy2009 hat geschrieben:Selbst wenn tausend Leute etwas falsch machen, ist man doch immer noch ein eigenständiger Mensch und als solcher in der Lage, es selbst besser zu machen.
Stimmt und sicher machen es auch einige Menschen. Aber es gibt mindestens genauso viele, die es eben nicht machen, weil sie für ihr Fehlverhalten eben nicht bestraft werden, für richtiges Verhalten aber nicht belohnt. Und der Vergleich mit dem Müll auf die Straße werfen hinkt irgendwie schon, weil man dafür in den meisten Kommunen zumindest theoretisch bestraft werden kann.
JotJot hat geschrieben:[Und der Vergleich mit dem Müll auf die Straße werfen hinkt irgendwie schon, weil man dafür in den meisten Kommunen zumindest theoretisch bestraft werden kann.
Natürlich. Und für falsch sortierten Müll erwarten einen in manchen Kommunen ebenfalls Geldstrafen. Vielleicht ist das nicht überall üblich, es gibt aber durchaus Städte, die so verfahren. Und in dem Fall passt der Vergleich dann wieder, da das Endergebnis in beiden Fällen gleich sein kann.
Ich glaube, die meisten trennen den Müll und sie haben sich daran gewöhnt, für sie ist es keine zusätzliche Arbeit mehr, es gehört zum Alltag dazu. Daneben gibt es immer noch Menschen, die die Mülltrennung als Unfug und zusätzliche Arbeit ansehen. Vielleicht sehen sie es noch als besonders heldenhaft an, sich gegen das Müllsystem aufzulehnen.
Solange der nicht getrennte Müll noch in die normale Mülltonne hineingeht, werden sie es auch nicht ändern. Auch wird durch die Mülltrennung kein Geld eingespart, man zahlt ja schließlich für die Mülltonne seinen Obolus und da ist es doch egal, ob sie halb voll oder komplett befüllt ist, Mehrkosten entstehen so doch nicht. Wenn solche Mülltrennverweigerer für jeden vollen gelben Sack einen Euro bekämen, dann würde getrennt werden, als wenn es nichts Wichtigeres auf der Welt gäbe.
Ich denke, bei den meisten Leuten ist es einfach nur Faulheit und die Aussage, weil alle den Müll nicht trennen, ist einfach eine Ausrede.
Bei uns im Ort ist es jedenfalls, das bei der Müllabfuhr regelmäßig Stichproben bei den Mülltonnen gemacht werden und sollte dort Abfall drin sein, der dort nicht hinein gehört, dann werden die Tonnen nicht geleert und bleiben stehen.
Ich glaube der Hauptgrund, weshalb diese Leute ihren Müll nicht trennen ist sicherlich ihre Faulheit und Bequemlichkeit. Es ist ja auch zunächst einfacher, wenn man nur einen einzigen Mülleimer herumstehen hat und so auch immer nur einen Beutel hinunter bringen muss. Ein weiterer Grund könnte aber auch sein, dass ihnen einfach nicht der Nutzen der Mülltrennung bekannt ist. Ich glaube, das ist ein viel größeres Problem als man zunächst vermutet. Jeder geht davon aus, dass Mülltrennung bekannt ist und jeder weiß, wie es geht und warum man es machen sollte. Wenn die Leute aber dies nicht von ihren Eltern vermittelt bekommen haben dann wissen sie auch einfach nicht, wie und vor allem warum sie es tun sollen. Und es ist ja Fakt, dass man etwas nur ungern tut, wenn man den Sinn nicht versteht.
Wenn ein Vermieter aber einfach nur Restmülltonnen vor die Häuser stellt dann trägt er auch eine große Mitschuld an dem Problem. Natürlich hält es die Leute noch mehr von der Mülltrennung ab, wenn es ihnen so kompliziert gemacht wird. Wenn man erst einmal zur Stadtverwaltung hin laufen muss und sich dort gelbe Säcke besorgen muss, dann kann ich schon irgendwie nachvollziehen, dass man dazu keine Lust hat und seinen Müll weiterhin komplett in die Restmülltonne wirft. Meiner Meinung nach ist der Vermieter auch in der Pflicht für eine einfache Entsorgung zu sorgen.
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