Bundeswehr oder Beziehung?
M. wird momentan vor eine schwierige Entscheidung gestellt. Sein größter Wunsch ist es, Bundeswehrsoldat zu werden. Am liebsten will er zur Luftwaffe. Momentan macht er noch seinen Wehrdienst, doch demnächst wird er unterschreiben, dass er sich für 13 Jahre verpflichten lässt.
Bei seinem Vorhaben wird er von niemandem unterstützt. Seiner Familie ist er ohnehin nicht wichtig, Freunde hat er nicht und seine Freundin C. ist natürlich auch nicht begeistert. Nachdem er C. erzählt hat, dass einer seiner Kollegen bei Schießübungen erblindet und ein anderer bei seinem ersten Afghanistaneinsatz gestorben ist, stellt sie ihn nun vor die Wahl. Wenn er sich endgültig verpflichten lässt, trennt sie sich von ihm. Das würde nämlich bedeuten, dass er für ein halbes Jahr ans andere Ende Deutschlands versetzt wird. Anschließend geht es für ihn noch für drei Monate in ein Krisengebiet, wahrscheinlich wird es Afghanistan sein. Die beiden würden sich also im schlimmsten Fall neun Monate gar nicht oder kaum sehen.
Würden die beiden diese neun Monate überstehen, würde er anschließend in Hamburg Maschinenbau studieren. Das wäre nicht weit von seiner Heimatstadt, sodass die beiden sich regelmäßig sehen könnten. Seine Freundin will es nicht einmal versuchen, weil sie glaubt, er werde in Afghanistan sterben. Die beiden sind übrigens momentan seit 1,5 Jahren zusammen.
Was würdet ihr anstelle von M. machen? Wäre euch eure Karriere oder eure Freundin wichtiger? Findet ihr es gerechtfertigt von C, ihren Freund vor so eine Wahl zu stellen, anstatt ihn zu unterstützen?
Prinzipiell kann ich verstehen dass C. ihrem Freund dieses Ultimatum stellt, trotzdem sollte er sich seinen Traum erfüllen und keine Rücksicht darauf nehmen wie seine "Lebensabschnittsgefährtin" dazu steht. Dies begründe ich rein damit, dass er scheinbar sowieso niemanden hat der zu ihm steht, keine Familie, keine Freunde. Wenn er jetzt auch noch seinen Traum aufgibt, dann steht er völlig alleine da, zudem es ja nicht gesichert ist, dass die beiden dauerhaft zusammenbleiben.
Davon abgesehen: Wer sagt denn, das sie sich wirklich trennt und das nicht nur ein Versuch ist, ihm von seinem Vorhaben abzuhalten? Wenn sie ihn wirklich liebt, dann wird sie das alles akzeptieren. (Und mal so ganz unter uns gesagt: Nur weil er nach Afghanistan versetzt wird stirbt er doch noch lange nicht dran )
Ich denke, dass man das so pauschal nicht sagen kann. Meine Beziehung ist mir sehr wichtig und ich würde sie nicht freiwillig aufgeben, auch nicht wenn mein Freund für 9 Monate weit weg von mir sein würde. Es wäre halt schwierig und man müsste in dieser Zeit gucken, wie es sich entwickelt, aber ich würde nicht von Anfang an aufgeben. M. sollte sich einfach überlegen, ob seine Beziehung diesen Verzicht wert ist. Vielleicht kann er dieses Erlebnis ja auch nach seinem Studium nachholen und seine Freundin sieht es bis dahin anders.
Wenn sie allerdings den Aufenthalt in Afghanistan als problematisch ansieht, dann würde ich ihr einfach vorschlagen, dass nur die 6 Monate in Deutschland mitmacht und nicht nach Afghanistan geht, falls das möglich ist. Ich persönlich hätte nämlich auch keine Lust, dass ich mir monatelang jeden Tag um meinen Freund Sorgen machen muss, weil er in irgendeinem Terrorgebiet ist. Deswegen würde ich diese Möglichkeit schon eher in Betracht ziehen und ich denke, dass es C. da ähnlich gehen könnte.
Fast den gleichen Fall, hatte ich in meiner Familie auch. Mein Bruder wollte schon, seit er klein war, zur Marine gehen. Nach seinen Wehrdienst, hatte er die große Chance bekommen, seinen Traumjob zu bekommen. Die ganze Sache hatte nur einen Hacken, er müsse sich für 8 Jahre verpflichten und wäre fast das ganze erste Jahr nur Unterwegs. Unterstützung für sein Vorhaben, hatte er durch die ganze Familie. Außer seine Freundin, sie wollte sich auch trennen, wenn er sich weiter verpflichtet. Daher weiß ich, wie sich M. fühlt, ich habe es ja, bei meinen Bruder gesehen, wie hin und hergerissen er war. Da ich seine Verzweiflung nicht ertragen konnte, sprach ich mit seiner Freundin, über dieses Thema. Ich sagte nur es ist schon immer sein Traum gewesen und sie liebt ihn doch. Das Ergebnis, dieses Gespräches war, mein Bruder ist immer noch bei der Marine und seine Freundin ( jetzt seine Frau) sind super glücklich mit der Entscheidung.
Ich kann aber auch die Freundin von M. verstehen. Alleine die Vorstellung, das mein Freund in einen Krisengebiet stationiert wird, macht einen Angst. Aber ich sehe dann über die Angst hinaus und sehe meinen Freund mit seinen Wunsch, dies zu tuen. Und weil ich ihn liebe, würde ich mich nicht trennen von meinen Freund und ihn so gut wie möglich unterstützen.
Darum würde ich sagen, M. sollte seinen größten Wunsch wahr machen. Einfach wenn er es jetzt nicht wahr macht, wird er es sich sein ganzes Leben bereuen.
Spinnen wir doch das Szenario mal weiter unter dem Aspekt, das alles so läuft, wie geplant und M dann auch Maschinebau studiert. Danach ist er vielleicht bei einer Firma, die international tätig ist und M muss vielleicht öfter mal für längere Zeit ins Ausland.
Will er sich dann immer von seiner Freundin so unter Druck setzen lassen, das er alles für sie absagen soll? Es ist sein Traum zur Luftwaffe zu gehen, also sollte er die Chance nutzen. Zumal es für seine beruflichen Pläne scheinbar ein super Sprungbrett ist.
Ich wäre als Partnerin sicherlich auch nicht begeistert, wenn ich wüsste, das mein Freund dann in ein Krisengebiet muss. Aber ihm deshalb seine beruflichen Pläne ausreden wäre dann auch nichts für mich. Denn wenn es es aufgibt, dann wird er immer darüber nachdenken, was gewesen wäre wenn. Und das kann eine Beziehung auf eine härtere Probe stellen, als diese 9 Monate.
Auf jeden Fall muss er sich entscheiden. Ist ihm seine Beziehung wichtiger oder seine berufliche Karriere. Man muss aber manchmal auch an sich selbst denken. Denn 1,5 Jahre mag zwar eine lange Zeit sein, jedoch ist eine Beziehung irgendwann meistens aus. Den perfekten Partner findet man nur selten, aber seine Karriere kann er sich aufbauen wie er möchte. Da finde ich sollte er das machen was ihm wichtiger ist.
Das ihn seine Freundin vor die Wahl gestellt hatte, finde ich ihr gutes Recht. Warum soll sie 9 Monate auf ihn verzichten, wenn sie ihm wichtig ist wird er auch bei ihr bleiben. Viele Menschen müssen sich zwischen Karriere oder Beziehung entscheiden, das kommt vor und man muss eben Privilegien setzen. Übereifrig handeln würde ich an seiner Stelle jedoch auch nicht, da er seine Entscheidung später vielleicht, oder sogar wahrscheinlich, bereuen könnte. Es wird beides für ihn nicht leicht sein, doch für eine Variante muss er sich entscheiden.
M soll seinen Traum leben und nicht sein Leben träumen. Er wiürde es bitter bereuen, wenn er den Schritt seines Traumberufes nicht gehen sollte, weil seine Freundin was dagegen hat. Was ist, wenn die Beziehung sowieso irgendwann auseinandergehen sollte. M würde der Freundin nie verzeihen, wenn er wegen ihr seinen Traum aufgeben würde.
Sicher kann in diesem Job auch was passieren. Aber kann das nicht in jedem Beruf? Kann das nicht auch alles im Alltag passieren, worüber sie sich Sorgen macht? M kann die Treppe runterfallen und sich das Genick brechen, wenn man es genauer betrachtet. Für einen schweren Unfall muss man nicht zur Bundeswehr. Es kann überall was passieren.
M darf sich jetzt nicht von seiner Freundin unter Druck setzen lassen. M muss das tun, was er gerne möchte und auch wenn seine Freundin dann gehen will. M muss sie gehen lassen. Entweder wird sie wach und sieht, dass sie M nicht unter Druck setzen kann oder sie hat M nicht genug geliebt um ihm seinen Traum zu ermöglichen. Die Freundin kann doch nicht so egoistisch sein und zusehen, wie M vielleicht einen Beruf erlernt, der ihm keinen Spaß macht und den er nur mit halben Herzen macht. Würde der Freundin gefallen, wenn M jeden Tag unglücklich von der Arbeit kommt?
Ich würde die Entscheidung so fällen, dass man sie eben so trifft, dass es hinterher nichts zu bereuen gibt. Da es für ihn ein Traum ist, eine Karriere bei der Bundeswehr anzustreben, finde ich schon, dass er sich für die Karriere entscheiden sollte. Denn eine Beziehung würde unter dem Aspekt eines geplatzten Traumes unter keinem guten Stern stehen. Er würde das seiner Partnerin insgeheim immer Übel nehmen und ihr das vorwerfen, auch wenn das nicht immer aktuelles Streitthema ist.
Abgesehen davon bin ich der Ansicht, dass es auch davon abhängt, wie es nach der Bundeswehr weitergehen soll. Ein Bekannter von mir hatte sich nach der Ausbildung für 8 Jahre bei der Bundeswehr verpflichten lassen und hat dann auch während der Zeit seine jetzige Ehefrau kennengelernt (sie ist nicht bei der Bundeswehr). Die beiden haben dann die letzten Jahre der Bundeswehrzeit gut überstanden, auch wenn das wegen Kontakt während Auslandseinsätzen ziemlich schwierig war. Sie sind inzwischen verheiratet und haben eine Tochter, wobei mein Bekannter seinen Vertrag bei der Bundeswehr nicht verlängert hat und sich beruflich jetzt zivil orientieren möchte, um mehr Zeit mit der Familie zu haben. Also machbar ist das schon, sofern beide an einem Strang ziehen.
Es kommt drauf an wie stark die Beziehung ist. Die Tätigkeit bei der Bundeswehr ist letztlich meistens begrenzt. Das kann eine Beziehung natürlich auch sein. Was aber wenn die Beziehung nach einigen Monaten auseinander geht? Hat man dann sich vielleicht eine Karriere bei der Bundeswehr verbaut oder kann dann immer noch voll einsteigen? Oder liebt man seine Partnerin so sehr, dass man eine Karriere hinten anstellt und sich um orientiert?
Abzuwägen wäre auch, ob die Partnerin für einen dasselbe tun würde, die Karriere sausen lassen würde wegen ihres Mannes. Man kann nicht das eine vom Partner verlangen, wenn man selbst nicht zu einem ähnlichen Schritt bereit wäre. Ob die Partnerin dann auch wirklich glücklich wäre, wenn der Mann sich gegen seine Karriere entscheidet?
Schließlich kann das auch mal als Vorwurf bei einem Streit wiederum gegen sie verwendet werden. Eine Karriere sausen zu lassen, ist kein Schritt den man in fünf Minuten ausdiskutiert und geplant hat, es ist eher ein Prozess sich von etwas loszusagen, wovon man bisher immer der Meinung war, das dies der richtige Schritt und vielleicht auch ein Traum für sich selbst ist.
Wenn es wirklich sein größer Wunsch ist, dann ist es etwas, dem er auch hinterher trauern wird. Wie hat er sich denn entschieden? Ich hätte mich wohl für die Arbeit entschieden, wenn das mein größer Wunsch gewesen wäre, denn eine Beziehung findet man immer und nach 1,5 Jahren sollte man auch wissen, was der Partner will. Wobei ich auch die andere Seite verstehe, wenn man sich immer nur Sorgen machen muss, dann ist das nicht schön und das ist dann auch nicht gut für das eigene Leben. Es gibt sicherlich Frauen, die für so eine Beziehung gut geeignet sind und sie scheint keine davon zu sein.
Natürlich muss man dann auch klar sagen, dass man das nicht kann und dann auch ein Ultimatum setzen, allerdings sollte man sich auch nie gegen einen Lebenstraum stellen und diesen auch nicht aufgeben, weil man sonst unglücklich wird, egal wie gut am Ende die Beziehung laufen sollte. Immerhin wird man dann sauer auf sie sein, weil sie den eigenen Traum zerstört hat.
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