Abwertung durch Lehrer wegen zu guter Noten?

vom 21.10.2010, 18:40 Uhr

Ich bin in der 13. Klasse, mache also dieses Jahr mein Abitur. In meinem Jahrgang versucht natürlich jeder, ein gutes Abi zu bekommen und daher lernen alle auch ziemlich viel. Im Unterricht macht man auch viel mehr mit als vor der Kollegstufe und ich habe allgemein das Gefühl, dass sich die Leistungen bei fast allen verbessert haben - einfach dadurch, dass man mehr lernt. Jetzt hat unser Kollegstufenbetreuer einige Lehrer angesprochen und gemeint, dass die Noten zu gut ausfallen würden und dass sie doch bitte seltener Einser verteilen sollen!

Dazu muss ich sagen, dass 15 Punkte extrem schwer zu bekommen sind und dass ich auch erst einmal 15 Punkte hatte. Auch 14 Punkte werden selten verteilt (hatte ich bis jetzt fünfmal). Der Anlass für das Gespräch war, dass eine Schülerin, die wirklich sehr talentiert ist, im Kunst-LK des Öfteren 15 Punkte auf ihre Arbeiten bekommen hatte. Jetzt bekommt sie auf ihre tollen Arbeiten nur noch 12 oder höchstens mal 13 Punkte.

Auch meine Erdkundelehrerin meinte, die letzte Ex sei viel zu gut ausgefallen und sie müsse die nächste Schulaufgabe wohl schwerer machen. Dabei ist es wirklich so: Wir lernen eben alle sehr viel und bereiten uns auch immer auf die nächsten Stunden vor. Selbst die, die früher nichts getan haben und schlechte Noten geschrieben haben, haben sich verbessert. Und das hat nichts damit zu tun, dass der Stoff leichter ist - im Gegenteil, er wurde schwerer.

Was haltet ihr davon? Kann man nicht einfach akzeptieren, dass es mal einen guten Jahrgang gibt? So wie es aussieht, wird die Latte erhöht, sobald sich die Schüler verbessert haben. Es wird einem fast unmöglich gemacht, eine 1, geschweige denn 15 Punkte zu bekommen. Und das nur, weil der Durchschnitt sonst zu gut wird? Ich finde das total ungerecht! :(

Benutzeravatar

» microonde » Beiträge: 231 » Talkpoints: 0,30 » Auszeichnung für 100 Beiträge



SolcheEine solche Vogehensweisen ist vollkommen ungerecht, nur leider ein Einzelfall. Oftmals wird es Schülern unnötig schwer gemacht, denn gerade die guten Noten sind es, die ihr für später braucht. Wenn ihr euch für eine Ausbildung oder ein Studium bewerbt, schaut man lediglich auf den Notenspiegel. Kein Mensch wird danach fragen, ob die Noten auf leichten oder schweren Tests beruhen, hauptsache es stehen lauter Einser auf dem Zeugnis. Versuche mal eine schlechte Note mit einem schweren Test zu begründen und warte darauf, wer dir glaubn wird. :wink:

Bei mir an der Uni geht es leider ähnlich zu. Gibt es zu viele gute Noten, dann wird halt der Anspruch hochgeschraubt. Bei einigen Professoren ist es schon so weit, dass für eine 1 vor dem Komma in einer ganz normalen Hausarbeit eine eigene Forschungsleistung enthalten sein muss. Das ist einfach in den meisten Fällen schon alleine vom Thema her nicht machbar.

Du siehst also, dass mit dem Theater wahrscheinlich auch nach der Schule nicht Schlus sein wird. Wird eine gute Leistung gebracht, geht man davon aus, das der Anspruch nicht hoch genug war, statt einfach zu akzeptieren, dass derjenige vielleicht einfach super Arbeit geleistet hat. Umso mehr geht es dann aber runter wie Öl, wenn man für eine erbrachte Leistung ehrlich gelobt und die Arbeit, die dahinter steckt anerkannt wird.

Ihr könntet versuchen euch beim Direktor eurer Schule darüber zu beschweren, allerdings befürchte ich, dass ihr damit kaum Erfolg haben werdet.

» fireez » Beiträge: 258 » Talkpoints: 12,73 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich bin im Moment in der Jahrgangsstufe 12 und ich habe auch bemerkt, dass der Stoff bei uns etwas schwieriger geworden ist und dass man nun etwas mehr lernen muss. Tatsache ist aber doch, dass die meisten Lehrer den aktuellen Durchschnitt der Klasse immer mit dem, der vorigen Jahrgangsstufe vergleichen, um uns eine Rückmeldung zu geben und der Stoff an sich ja kaum verändert wird. So meinten unsere Lehrer, es sei normal, wenn die erste Arbeit noch etwas schlechter ausfallen würde, weil man sich an die Anforderungen gewöhnen müsste. Fakt ist jedoch, dass es in jeder der bereits geschriebenen Klausuren (wir haben jetzt sieben Stück hinter uns) sowohl ganz schlechte, wie auch ganz gute Schüler gab. Es wäre daher unlogisch, die Latte höher zu setzten.

Die meisten behaupten immer, es sei normal, dass man in der Oberstufe zunächst etwas absackt. Aber wenn das nicht der Fall ist, wird doch auch kein Theater drum gemacht und ich habe es bislang noch nie erlebt, dass sich jemand wegen einem zu guten Durchschnitt beschwert hätte. In einigen Fächern, wie Mathematik oder Musik haben sich meine Noten nicht verändert, obwohl jetzt im Leistungskurs mehr verlangt wird, ich habe trotzdem nach wie vor meine 15 Punkte. Würden jetzt ständig irgendwelche Schüler 15 Punkte haben, wäre das sicher auffällig, aber im Grunde ist es immer gut verteilt, es gibt schlechte und gute Schüler, wobei man von einem Leistungskurs doch schon erwarten muss, dass der Großteil sich im 10- 15 Punkte Bereich ansiedelt.

Ich wundere mich daher, wie man in deiner Schule die Anforderungen einfach so von einem Tag auf den anderen hoch setzen konnte, denn irgendwie ist es doch sehr unwahrscheinlich, dass in allen Kursen, bei allen Lehrern der Durchschnitt höher gewesen ist, als in den Vorjahren. Das kann ich mir nicht vorstellen und die Lehrer werden doch sicherlich auch keine Neulinge mehr sein, die zum ersten Mal einen Abiturjahrgang haben und zu niedrige Anforderungen stellen oder etwa doch? Und da die Abiturthemen vorgegeben sind, kann man doch nicht einfach die Anforderungen erhöhen. Wenn die gestellten Klausuren einen ähnlichen Schwierigkeitsgrad haben, wie die in den vorigen Jahrgängen und nun aber schwieriger sind, ist das nicht gerechtfertigt., aber ich denke da wirst du kaum was gegen tun können.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Man kann es den Lehrern heute scheinbar nicht mehr recht machen. Da lernt eine Klasse mal fleißig, tut genau das, was immer von ihr verlangt wird, und dann wird sie auch noch dafür bestraft.

Wenn ein Mensch talentiert ist, oder sich viel Mühe im Kunstunterricht gibt, dann hat er meiner Meinung nach auch 15 Punkte verdient. Mein früherer Kunstlehrer hätte das auch weiterhin durchgezogen. Wir haben bei ihm öfter 15 Punkte bekommen - nicht jeder, aber die Leute, die entweder geniale Ideen hatten oder einen wunderschönen Stil.

Die Lehrer sollten doch wissen, was im Abitur von den Schülern verlangt wird, und daran müssen sie ihre Klausuren anpassen, um für die richtige Vorbereitung zu sorgen. Es bringt ihnen doch nichts das Niveau höher zu setzen bis irgendwann die Hälfte der Klasse überfordert ist oder jegliche Motivation verliert.

Benutzeravatar

» VanaVanille » Beiträge: 408 » Talkpoints: 0,12 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich bin selber Lehrerin für Gymnasiasten. Ich komme zwar aus Österreich, aber ich kann mir gut vorstellen, dass es in Deutschland zumindest ähnlich ist. Ich unterrichte derzeit zwar nicht, aber ich weiß, dass von Lehrern tatsächlich eine Art Durchschnittsnote bei Schularbeiten und dergleichen erwartet wird. Auch Lehrer werden mehr oder weniger kontrolliert. Meistens zwar nicht direkt der Unterricht, aber die Durchschnittsnoten von Prüfungen, Tests und dergleichen werden vom Direktor in der Regel schon überprüft.

Der Grund für diese Kontrolle soll eigentlich ein Schutz für die Schüler sein. Wenn es zuviele negative Noten gibt, muss die Schularbeit wiederholt werden, weil sie offensichtlich zu schwer für das Klassenniveau war. Es gibt jedoch nur eine Wiederholung, wenn dann also wieder ein sehr schlechter Durchschnitt sein sollte, wird sie nicht mehr wiederholt. Der Lehrer kann jedoch schon davon ausgehen, dass diese Schularbeit vom Direktor genauer angeschaut werden wird.

Umgekehrt ist es dann genauso. Wenn der Notendurchschnitt zu gut ist, wird davon ausgegangen, dass das Niveau der Schularbeit zu einfach und zu nieder war. Auch hier will man genau genommen die Schüler vor zu wenig Lehrinhalt schützen, auch wenn ich dich natürlich verstehen kann, dass es mehr als nur ärgerlich ist, trotz intensiven Bemühungen immer schwerer eine gute Note zu erreichen.

Es gibt einen bestimmten Lehrplan, den der Lehrer einhalten muss. Die Spannbreite ist jedoch variabel, damit man das Niveau auch ein wenig an die allgemeine Klassenleistung anpassen kann. Wenn ihr momentan alle mehr lernt, werden die Lehrer nun wohl versuchen, so viel wie möglich aus euch herauszuholen und so haben sie das Niveau scheinbar ein wenig erhöht.

Benutzeravatar

» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Crispin hat geschrieben:Ich wundere mich daher, wie man in deiner Schule die Anforderungen einfach so von einem Tag auf den anderen hoch setzen konnte, denn irgendwie ist es doch sehr unwahrscheinlich, dass in allen Kursen, bei allen Lehrern der Durchschnitt höher gewesen ist, als in den Vorjahren. Das kann ich mir nicht vorstellen und die Lehrer werden doch sicherlich auch keine Neulinge mehr sein, die zum ersten Mal einen Abiturjahrgang haben und zu niedrige Anforderungen stellen oder etwa doch? Und da die Abiturthemen vorgegeben sind, kann man doch nicht einfach die Anforderungen erhöhen. Wenn die gestellten Klausuren einen ähnlichen Schwierigkeitsgrad haben, wie die in den vorigen Jahrgängen und nun aber schwieriger sind, ist das nicht gerechtfertigt., aber ich denke da wirst du kaum was gegen tun können.

Der Durchschnitt muss ja nicht unbedingt höher gewesen sein als in den Vorjahren. Anscheinend ist in den Vorjahren nämlich das Gleiche passiert: Eine Klausur fiel zu gut aus und schon wurde der Lehrer angewiesen, bei der Notenvergabe doch bitte strenger zu sein. Kein Wunder, dass es an unserer Schule kaum ein Einser-Abitur gibt. Zumindest keine 1,0. Ich habe das zwar nie geglaubt, aber es wird hier seit Jahren behauptet, dass meine Schule zu den "schwersten" im Landkreis gehört. Jetzt weiß ich auch, was damit gemeint ist: Vor dem Abi wird streng darauf geachtet, dass die Noten nicht zu gut werden. Von einer unserer Nachbarschulen weiß ich, dass man die Einser sozusagen nachgeschmissen bekommt :(. Es haben Schüler von meiner Schule auf diese Schule gewechselt und sich plötzlich in jedem Fach um 2 Noten verbessert.

Dass die Themen im Lehrplan vorgegeben sind, hilft mir leider nicht besonders viel. Die Lehrer haben in den Klausuren ja immer noch einen großen Spielraum, was den Schwierigkeitsgrad betrifft. Beispielsweise kann man einfach nur bloßes Faktenwissen in Stichpunkten abfragen oder z.B., um es schwieriger zu machen, eine Quelle analysieren und beurteilen lassen und den sprachlichen Ausdruck mit in die Note einfließen lassen (wird bei uns in Geschichte so gemacht) oder man kann die Zeit verkürzen, die die Schüler für die Aufgabe zur Verfügung haben und so weiter.

Dazu kommt, dass man bei den mündlichen Noten als Lehrer noch wesentlich mehr Spielraum hat. Denn die kann keiner so wirklich nachprüfen. Mein Geschichtslehrer meinte am Anfang der 12. Klasse, dass er beim Ausfragen nie etwas Besseres als 12 Punkte vergibt! :?: Und meine Erdkundelehrerin sagte zu mir nach einem Referat: "Ja, das war perfekt, du hast alles richtig erklärt, inhaltlich war auch alles dabei: 12 Punkte". :?: Das macht mich fertig!

Benutzeravatar

» microonde » Beiträge: 231 » Talkpoints: 0,30 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^