Zweifelhafte Werbung für eine Hitlerausstellung

vom 16.10.2010, 15:46 Uhr

Ich war doch leicht geschockt, als mir am Donnerstag eine Bekannte erzählte, was sie für eine Werbung in der U-Bahn der Berliner Verkehrsbetriebe gesehen hatte. Direkt unter dem Linienplan, wo natürlich sehr viele Leute hingucken stand auf schwarzem Hintergrund in weißen Lettern: "Für den Fall, daß sehr viele Menschen an einer Bushaltestelle stehen, die nicht alle in den Bus passen würden, gilt, daß weiße Menschen bevorzugt werden."

Das ist zwar nicht der genaue Wortlaut, aber im Großen und Ganzen stand es da so. Im Kleingedruckten der Anzeige stand dann, daß dieser "Satz" ein Auszug aus dem Gesetz der nazionalsozialistischen Zeit sei und daß derzeit eine Ausstellung über Hitler in Berlin zu sehen ist. Allerdings war das deutlich kleiner geschrieben.

Ich halte das für eine höchst zweifelhafte Werbung für eine Ausstellung dieser Art. Ich finde die Ausstellung zwar prinzipiell gut, da man sich ja als Deutscher mit der deutschen Vergangenheit auseinander setzen sollte, allerdings könnten viele Menschen aus anderen Ländern - auch Imigranten - und Menschen mit anderen Hautfarben, diese Werbung doch sehr negativ auffassen und möglicherweise falsch verstehen. Vielleicht auch, weil sie der deutschen Sprache nicht so unbedingt gut mächtig sind.

Was haltet ihr von einer derartigen Werbung. Ist diese angebracht oder sollte man in den Vordergrund stellen, daß es sich dabei um eine Ausstellung handelt?

» blueberlin49 » Beiträge: 198 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Du musst uns schon den gesamten Wortlaut mitteilen, denn damit kann man nichts oder besser gesagt relativ wenig anfangen. Der eigentliche Sinn wurde nämlich so durch das reine Sinnverstehen stark verfälscht. Jeder Mensch deutet unter gewissen Bedingungen Sätze oder Thesen verschieden. Das ist aber in der Praxis auch ein ganz normaler Vorgang, denn man nur schwer verändern kann.

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich habe mal ein bisschen gegooglet: Ganz offensichtlich gehört die dir so unverständliche Werbung zur zurzeit im Deutschen Historischen Museum in Berlin stattfindenden Ausstellung "Hitler und die Deutschen".

Und ganz ehrlich gesagt kann ich mich deiner Kritik auch nicht völlig anschließen. Geht es dir prinzipiell darum, mit solchen Zitaten zu werben oder nur darum, dass deutlich gemacht werden muss, dass es sich um ein Zitat handelt? Denn so wie du die Sache beschreibst, hat das Plakat sein Ziel absolut erreicht: Du warst angegriffen und hast begonnen, die Sache kritisch zu hinterfragen.

Ich persönlich bin sowieso der Auffassung, dass es in der Diskussion keine Tabus gibt. Warum zum Beispiel sollte man über Hitler nicht lachen dürfen? Der Typ war absolut lächerlich! Ähnlich sehe ich auch derartige Werbungen. Sie ist offensiv, sie ist plakativ, sie polarisiert - aber genau so ist sie auch gedacht. Dass sie von Ausländern falsch aufgefasst werden könnte ist durchaus richtig und durchaus problematisch, aber darum geht es ja in erster Linie gar nicht. Die Werbung richtet sich an Deutsche, die durch das Zitat aus dem nationalsozialstischen Gesetzbuch brutal mit den eigenen Werten konfrontiert werden sollen.

Und alleine diese Diskussion zeigt ja wohl, dass, so kontrovers die Sache auch sein mag, die Intention der Urheber erreicht wird.

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» Kato » Beiträge: 110 » Talkpoints: 0,52 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Über die Art und Weise dieser Werbung kann man sicher streiten. Aber Fakt ist doch, dass eine langweilige Aussage mit Sicherheit weniger Menschen überhaupt ansprechen wird. Die von Dir zitierte Aussage ist natürlich ganz klar provozierend und fordert eigentlich gerade zu heraus, dass sich der Leser damit beschäftigt. Und ich kann mir gut vorstellen, dass diese Werbung auch noch für mehr Besucher sorgt.

Was ich mich aber auch frage, hast Du (blueberlin49) grundsätzlich ein Problem mit provozierender Werbung oder nur in diesem Zusammenhang. Slogans wie Ich bin doch nicht blöd (aber Du?!) oder aber Geiz ist geil sind doch im Endeffekt ebenso provozierend und werden doch auch akzeptiert.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



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