Heilen durch Besprechen eine wirkliche Hilfe?
Ich kenne eine solche Art der Heilung eigentlich nur durch Erzählungen von älteren Leuten. Man sagt dann eben, dass die sogenannte Schulmedizin leider nicht alle Krankheiten heilen oder auch lindern kann. Dieser Fakt ist nun einmal nicht von der Hand zu weisen, denn einige Erkrankungen sind in der heutigen Zeit immer noch nicht heilbar.
Aber die Personen die nun gewisse Beschwerden besprechen haben keine medizinische Ausbildung, sodass sie auch keine medizinischen Schlüsse daraus ziehen können. Die betroffene Person mit ihren Leiden muss auch daran glauben. Hat die ganze Sache etwas mit dem Glauben zu tun oder mit Medizin. Ich kann der ganzen Sache einfach keinen Glauben schenken. Habt ihr damit schon Erfahrungen gemacht? Kann das überhaupt so funktionieren? Was denkt ihr darüber?
Ich bin überzeugt davon dass solche Behandlungsmethoden nur erfolgreich sein können wenn der Patient auch fest daran glaubt. Sicherlich kann man auf diese Art nicht jede Krankheit heilen aber manche Sachen versprechen schon gewisse Erfolge.
Vor vielen Jahre bin ich öfters Zeuge solcher Behandlungen geworden und ich habe auch ab und an selber ein paar Sitzungen durchgeführt. Allerdings war das eine große Verarsche, aber es hat meistens funktioniert. Zur Ehrenrettung muss ich sagen dass die Behandlungen bei leichtgläubigen Kindern durchgeführt wurden und die Eltern davon wussten dass es sich um Humbug handelte.
Angefangen hatte es dass der Sohn von eine Arbeitskollegin richtig deftig mit Warzen gesegnet war. Nichts hat geholfen, auch nicht der Arztbesuch oder die unangenehme Säurebehandlung. Die Arbeitskollegin kannte noch aus ihrer Kindheit die Warzenbesprechungen und wollte das auch durchführen, allerdings etwas moderner. So brachte sie ihren Sohn zu uns in die Dienststelle, einem streng aussehenden Kollegen mit Bart wurde ein weißer Kittel übergezogen und zur Behandlung wurde ein Lärmmessgerät verwendet.
Das war ein großer Kasten mit bunten Lämpchen und einer digitalen Anzeige, dieses Gerät konnte auch verschiedene Prüffrequenzen abspielen die hörbar waren. Zur Behandlung wurde dann der Daumen ordentlich mit Äther oder Alkohol gereinigt und das Mikrofon, dass mit dem Gerät verbunden war, ein paar Sekunden sehr dicht darüber gehalten.
Eine Sitzung hat meistens ausgereicht um die Warzen absterben zu lassen, manchmal musste es noch ein- oder zweimal wiederholt werden. Die Erfolgsquote lag bei ungefähr achtzig Prozent. Manche der kleinen Patienten meinten ein Kribbeln zu spüren oder eine Wärmeentwicklung was natürlich Unsinn war.
Mit Medizin hatte das natürlich absolut nichts zu tun, hier hat alleine der Glaube an den Erfolg das Ergebnis bewirkt. Genauso würde ich es auch auf die anderen Besprechungen von Krankheiten beziehen wollen. Ein bisschen geheimnisvoll, unerklärlich und nur per Mundpropaganda empfohlen.
Ich bin der Überzeugung, dass es nicht helfen kann. Wer glaubt, Linderung in den Symptomen durch das Besprechen zu spüren bildet sich das nur ein. Und die Krankheit selber kann durch das Besprechen nicht geheilt werden. Lediglich die Symptome können dadurch eventuell verringert werden, weil derjenige daran glaubt und sich einfach einbildet, dass er keine Schmerzen mehr haben kann, weil die Krankheit ja "besprochen" wurde.
Mit Medizin hat das in meinen Augen nichts zu tun und ich würde das sogar unter dem Begriff Scharlatanerie einordnen. Ein Tumor oder eine Blutkrankheit oder Migräne kann nicht besprochen werden und damit ist man geheilt. Für mich ist das Blödsinn und vielleicht noch der letzte Versuch die Krankheit loszuwerden, was aber garantiert nicht die Krankheit heilen kann.
Diamante hat geschrieben:Ich bin der Überzeugung, dass es nicht helfen kann. Wer glaubt, Linderung in den Symptomen durch das Besprechen zu spüren bildet sich das nur ein. Und die Krankheit selber kann durch das Besprechen nicht geheilt werden. Lediglich die Symptome können dadurch eventuell verringert werden, weil derjenige daran glaubt und sich einfach einbildet, dass er keine Schmerzen mehr haben kann, weil die Krankheit ja "besprochen" wurde.
Das aber setzt ja erstmal voraus, dass die Symptome auch wirklich durch eine organische Erkrankung hervorgerufen werden. Das das aber immer so sei, ist ein sehr großer Irrtum. Die Mehrheit aller Erkrankungen hat zumindest eine psychische Teilkomponente, die keinerlei organisches Korrelat hat und somit Krankheiten auslösen oder aber zumindest verstärken kann.
Die organischen Ursachen kann man freilich nur mit Reden nicht behandeln, da gebe ich dir vollkommen recht. Allerdings kann man gerade die psychischen Komponente oft nur schwer oder gar nicht mit Medikamenten behandeln. Und genau hier können Alternativmediziner oder einfach nur Ärzte mit genug Empathie viel erreichen und zur Heilung beitragen.
Solange es unter diesem Gesichtspunkt betrachtet bleibt, finde ich es durchaus eine sinnvolle Ergänzung zur Schulmedizin. Wenn es aber darüber hinausgeht und man den Leuten irgendwas einreden will oder irgendwas andrehen will, das wirklich in Richtung Hokuspokus geht, dann geht es zuweit und dann bringt es auch kaum noch Nutzen, sondern ist eher Abzocke, statt Hilfe.
Diamante hat geschrieben:Ein Tumor oder eine Blutkrankheit oder Migräne kann nicht besprochen werden und damit ist man geheilt. .
Das ist ja allerdings eine völlig logische Erklärung, die nur jemand geben kann, der von der eigentlichen Sache überhaupt keine Ahnung hat. Natürlich kann man einen Tumor nicht besprechen, denn die Erkrankung ist bekannt und kann auch aus medizinischer Sicht behandelt werden. Auch medizinische Maßnahmen zur Heilung können ergriffen werden.
Bei allen Dingen die man nicht besprechen kann ist man dann geheilt? Was ist das für ein Unsinn? Wenn man beispielsweise eine Sache nicht erledigen kann, bleibt doch in der Regel der Ursprungszustand erhalten. Auch eine Blutkrankheit hat in den meisten Fällen ihre Symptome und kann daher auch medizinisch behandelt werden. Man kann oder sollte Beschwerden nur besprechen für die es keine medizinische Lösung gibt.
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