Alkoholiker, weil man manchmal morgens trinkt?
Ich glaube ganz einfach nicht, dass jemand als Alkoholiker bezeichnet wird, der morgens mal ein Bier trinkt. Es geht auch nicht an, dass auf den mit Abscheu gezeigt wird, der morgens sein Bier trinkt, weil er gerade von der Arbeit kommt, also Nachtschicht hatte. Und ich verstehe auch nicht, wie man als normaler Mensch bezeichnet wird, weil man bis 8.00 Uhr morgens aufsteht und arbeiten geht. Es gibt normale Menschen, die erst später aufstehen und arbeiten oder auch nicht arbeiten, das alles sind normale Menschen.
Alkoholiker wird wahrscheinlich erst der, der den ausgeprägten Wunsch nach Alkohol hat - nicht nur morgens - und diesem Wunsch sofort nachgibt. Irgendwann kann dieser Wunsch nicht mehr so bezeichnet werden, er wird zum Zwang. Dann wird er nicht nur morgens Alkohol konsumieren, sondern zu allen möglichen Zeiten, weil er nicht mehr anders kann. Er hat nicht mehr die Kontrolle über seinen Körper und der Alkohol ist zur Sucht geworden.
Wenn Du nun morgens Dein Glas Alkohol trinkst und das jeden Morgen wiederholst, kann es durchaus sein, dass der Körper es irgendwann verlangt und Du nicht mehr ohne Alkohol leben kannst, das ist dann eine Sucht. Wobei es egal ist, ob Du morgens, mittags oder abends Dein Glas trinkst.
Ich finde diese Betrachtungsweise auch sehr merkwürdig. Normalerweise geht man davon aus, dass Alkoholismus durch eine gewisse Gewohnheit oder gar Suchtdruck geprägt ist. Wenn jemand jeden Tag das Bedürfnis hat, sich zu betrinken, ist Alkoholismus sicher naheliegend. Dabei ist es aber unerheblich, ob jemand schon morgens zur Flasche greift, oder sich jeden Abend betrinkt. Selbst wenn man in einer anderen Regelmäßigkeit trinkt, sollte man sich Gedanken um seinen Alkoholkonsum machen, gerade wenn man schon ein regelrechtes Bedürfnis nach Alkohol entwickelt hat oder sogar der Meinung ist, ohne Alkohol nicht mehr zurechtzukommen.
Ich habe auch schon mal morgens Alkohol getrunken, allerdings nur selten. Wenn ich die ganze Nacht über wach bin und dann etwas trinke, bevor ich morgens oder mittags schlafen gehe, fühle ich mich dabei nicht als Alkoholiker. Ich trinke ohnehin nicht viel Alkohol und könnte auch komplett ohne leben. Zwei- oder dreimal habe ich auch nach dem Aufwachen noch ein abgestandenes Bier vom Vortag ausgetrunken. Das klingt fies, aber ich finde gerade die Mixbiere etwas abgestanden irgendwie milder. Schlimm finde ich das auch nicht und sehe es erst recht nicht als Anzeichen eines Alkoholismus. Ich denke auch nicht, dass man pauschal sagen kann, dass jemand, der morgens ein Bier trinkt, sonst nicht richtig in den Tritt kommt. Wenn man jeden Morgen oder fast jeden Morgen trinkt, ist das sicher richtig. Allerdings geht es doch nicht darum, sich morgens erst mit Alkohol in Stimmung bringen zu müssen. Wenn jemand dreimal pro Jahr morgens Alkohol trinkt (vielleicht sogar noch welchen vom Vortag), ist er kein Alkoholiker.
Übrigens ist nicht nur die Menge entscheidend, Little Sister. Wenn jemand täglich trinkt, und sei es nur ein Feierabendbier, sind auf jeden Fall Anzeichen eines Alkoholismus zu sehen, gerade wenn jemand nicht mehr auf dieses berühmte Feierabendbier verzichten möchte. Allerdings ist es wohl schon ziemlich egal, ob ein Nachtarbeiter jeden Morgen trinkt oder jemand mit einem Job bis 17 Uhr dann sein Bier abends zu sich nimmt. Entscheidend ist vor allem die Häufigkeit des Konsums und ganz besonders auch die Einstellung zum Alkohol.
Nein, es kommt nicht auf das Wann an, es kommt nicht auf das Wieviel an, sondern viel mehr auf das warum und am meisten auf das: Muss das sein?
Jemand der jeden Abend eine Flasche Bier trinkt, ist eventuell Alkoholgefährdet, aber noch kein Alkoholiker, solange er darauf für einen gewissen Zeitraum verzichten könnte.
Jeder hat doch schon mal morgens etwas getrunken, sei es beim Frühschoppen oder im Urlaub oder auf der Kegeltour oder bei einem Volksfest.
Wenn man morgens allerdings trinkt, weil man einen gewissen Alkohol-Pegel braucht um den Tag zu überstehen, dann ist man Alkoholiker um genau zu sein, Spiegeltrinker.
Ich würde z.B. auch nicht Leute als Alkoholiker bezeichnen, die während einer Lebenskrise mal z.B. 3 Monate tief ins Glas schauen, sich danach aber wieder fangen, denn sie können dann schließlich drauf verzichten.
Es ist generell NICHT gemeint, dass man in der Früh zu einer bestimmten Uhrzeit keinen Alkohol trinken soll . Die Uhrzeit hat auf die Aufnahmen von Alkohol im Körper keinen Einfluß. Es geht darum, dass man vor Arbeit und Tagesgeschäften keinen Alkohol trinken soll, wenn man dies aber tut ein Alkoholiker sein kann.
Hier äußern sich viele sehr undifferenziert, es kommt auch nicht allein auf die Menge von Alkohol an oder auf den Grund, sondern krankhafter Alkoholismus kann nur in einer ganzheitlichen Betrachtung der Person ermittelt werden.
In anderen Kulturkreisen ist es durchaus normal am Morgen einen Schnaps zu trinken, wer in Ungarn mal im Urlaub war, wird dies bestätigen können.
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