Frage nach Typveränderung bei Vorstellungsgespräch

vom 15.10.2010, 11:00 Uhr

A hat neulich ein Vorstellungsgespräch gehabt. Eigentlich empfand A das Gespräch als sehr positiv, bis dann eine Frage auftauchte, auf die A erstmal die zehn Minuten für die schlagfertige Antwort fehlten: Der Personalchef fragte A nämlich, ob sie bereit wäre eine optische Typveränderung zu machen. Als A darauf erstmal nur irritiert schaute und nichts zu sagen wusste, wurde der Herr etwas konkreter: Die Frisur sei unmodisch, die Haarfarbe sowieso, da müsste sich dringend etwas tun. Ob A bereit sei sich äußerlich radikal zu verändern, um den Job zu bekommen.

Gleich mal vorweg: A hat sich nicht auf einen Job beworben, wo es wichtig ist auszusehen, wie ein Modepüppchen, das jeden Trend mitmacht. Es geht um einen Bürojob in dem der Kundenkontakt nur per Telefon stattfindet, außer den Kollegen bekommt A niemand zu Gesicht. Und A ist auch keineswegs ungepflegt, zwar könnte man ihren Stil vermutlich tatsächlich als unspektakulär bezeichnen mit der Naturhaarfarbe, halblangen Haaren und der Hochsteckfrisur, aber das gefällt A eben besser als Strähnchen und modischer Bob mit Pony.

A reagierte irritiert und lehnte eine Typveränderung vehement ab. Sie sei zufrieden mit sich und ihrem Look und auch wenn sie den Job gerne hätte, weil er sie inhaltlich reize, sei sie nicht bereit sich dafür ihr Styling vorschreiben zu lassen. Der Personalchef machte sich eine Notiz und ging kommentarlos zur nächsten Frage über.

Nun ist das Gespräch mittlerweile schon einige Zeit her und die Firma hat sich nicht gemeldet. A fragt sich nun, ob das eventuell mit dieser Frage zusammen hängt und ob sie richtig reagiert hat. Es gibt sicherlich Chefs, die verlangen, dass man sich ihnen in jeder Beziehung unterordnet und sich einschleimt, aber eigentlich dachte A, dass solche Fragen gestellt werden, um die Persönlichkeit zu prüfen, wie etwa wenn man aufgefordert wird sich auf den Stuhl zu stellen oder andere alberne Sachen zu tun. Hier gilt normalerweise, wer das mitmacht wirkt zu unterwürfig und unselbstständig und gilt als ungeeignet. Für eine solche Frage hatte A eigentlich auch die mit der Typveränderung gehalten, ist nun aber verunsichert, ob sie sich richtig verhalten hat.

» Sorcya » Beiträge: 2904 » Talkpoints: 0,01 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



So eine Frage hätte mich auch erst mal geschockt. Ich hätte allerdings genauso reagiert wie A. Ich bin mit mir zufrieden sonst würde ich ja nicht so rumlaufen. Der Arbeitgeber hat auch kein Recht so etwas vorzuschreiben. Natürlich kann er eine Dienstanweisung zu Kleidung machen, allerdings kann er da auch nur vorschreiben welcher Stil, also Business oder leger. Vielleicht wollte der Chef auch nur testen ob man alles mit sich machen lässt. Leider gib es viele junge Frauen die sich von so etwas beeinflussen lassen und sofort zustimmen, weil man alles tut um einen Job zu bekommen.

» nadpat » Beiträge: 1077 » Talkpoints: 2,22 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Hallo Sorcya!
Ich finde, dass A sich grundsätzlich schon richtig verhalten hat. Sicher wollte der Personaler nicht wirklich eine Typveränderung herbeiführen sondern auf eine – zugegebenermaßen – unkonventionelle Art etwas über A herausfinden. Die Methode an sich finde ich auch recht gut und originell, schließlich fällt die Frage vollkommen aus dem Rahmen und ist nicht vom Bewerber vorher zu ahnen. So kann der Personaler dem Bewerber eine Reaktion entlocken, die er mit den herkömmlichen und allseits bekannten Standardfragen nie erreicht hätte. Schließlich hören die Personaler in solchen Gesprächen immer wieder kaum voneinander abweichende und vorab einstudierte Antworten die eigentlich nur noch darauf ausgelegt sind den Job zu bekommen und nichts mehr über die Persönlichkeit des Bewerbers verraten.

Dass A die Typveränderung abgelehnt hat war sicherlich nicht falsch, wenngleich die Antwort wohl recht lange auf sich warten ließ und nicht gerade von Schlagfertigkeit zeugte. Durch diese Frage hat der Personaler gleich zwei Dinge über A erfahren: nämlich dass A mit sich selbst zufrieden ist und sich nicht einfach grundlos verbiegen lässt um zu gefallen und dass A in unerwarteten Situationen etwas länger braucht um sich einzufinden. Ein Pluspunkt und ein Minuspunkt also.

Dass sich die Firma noch nicht bei A gemeldet hat könnte also irgendwie schon mit dieser Frage zusammenhängen, aber sicher nicht ausschließlich. Und ganz gewiss liegt es nicht daran, dass A sich nicht verändern möchte sondern eher an der mangelnden Schlagfertigkeit. So ungewöhnlich diese Frage auch gewesen sein mag, ich würde A raten künftig mit solchen völlig unerwarteten Dingen zu rechnen. Manche Personaler stellen solche Fragen absichtlich um nicht immer nur vorgefertigtes und einstudiertes zu hören zu bekommen sondern den Menschen so kennen zu lernen wie er ist. Manchmal werden sogar Fragen gestellt die so gar nicht erlaubt wären und die mit einer Lüge beantwortet werden dürfen (Frage nach Kinderwunsch etc.). Was zählt ist die passende Antwort. Und damit ist nicht die Wahrheit gemeint sondern eine schlagfertige Retoure.

Hat A schon mal in der Firma angerufen und nach dem Stand der Dinge gefragt? Vielleicht ist das Bewerbungsverfahren noch gar nicht abgeschlossen und A ist noch im Rennen? Grübeln ist jetzt jedenfalls Zwecklos – und die Frage ob die Antwort richtig war, ist hinfällig weil A sich ohnehin nicht verändern möchte. Und hätte der Personaler wirklich darauf abgezielt A umzumodeln weil die Frisur oder das Outfit ihm nicht gefallen haben, dann hätte A an einer Beschäftigung in dem Unternehmen ohnehin keine Große Freude.

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» ichwars » Beiträge: 562 » Talkpoints: 3,76 » Auszeichnung für 500 Beiträge



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