Drohungen bei Kindern
Ich bin immer wieder verblüfft beziehungsweise oft sogar schockiert darüber, was so manchen Leuten einfällt, Kindern zu erzählen oder zu drohen, was passiert, wenn sie nicht brav sind.
Erst gestern habe ich eine Situation in einem Restaurant beobachtet. Das Kind, geschätzte 2 Jahre, wollte nicht ruhig auf dem Sessel sitzen bleiben und ist halt ein wenig herumgezappelt und immer wieder aufgestanden, hat aber sonst eigentlich nichts gemacht oder angestellt. Die liebe Oma von diesem Kind, zumindest vermute ich, dass es eben die Oma war, hat dann dem Kind beinhart erzählt, dass wenn es nicht brav und ruhig da sitzen bleibt, kommt bestimmt bald ein großer Hund und wird es beissen!
Bitte, wie kommt man auf die Idee einem Kind so einen Blödsinn zu erzählen beziehungsweise damit zu drohen! Das Kind ist auch gleich erschrocken und ist dann wirklich ganz still auf dem Sessel gesessen, aber wohl eher aus Angst vor dem imaginären Hund. Wahrscheinlich wundert sich diese Dame dann auch noch, wenn sie spazierengehen und das Kind Angst vor Hunden oder dergleichen hat.
Eine andere Situation, die beim letzten Babytreffen stattgefunden hat. Das Babytreffen haben wir im Seebad gemacht, da treffe ich mich regelmäßig mit drei weiteren Müttern und ihren Kindern, die so wie mein Sohn etwa 16 Monate alt sind. Die Tochter meiner Nachbarin läuft schon fleißig herum und klar, in so einem Seebad gibt es viel zu entdecken. Wir sind in der Wiese gesessen und meine Nachbarin wollte immer, dass die Kleine in der Wiese bleibt. Die ist aber eben immer über die Wiese hinausgelaufen und daraufhin droht meine Nachbarin ihr doch tatsächlich, dass wenn sie noch einmal über die Wiese hinaus läuft, sie sie dann in den See schmeissen wird.
Natürlich hätte das meine Nachbarin nie in der Realität gemacht, aber ich frage mich immer wieder, wie man auf solche irren Drohungen kommen kann! Zum einen hat es überhaupt keinen Sinn, mit Konsequenzen zu drohen, die man dann auch gar nicht durchführen kann, zum anderen ist das doch unnötige Angstmacherei! Mich regt sowas wirklich auf! Die Kleine soll im nächsten Monat wieder in einen Babyschwimmkurs gehen. Da ist das ins Wasser werfen dann plötzlich keine Strafe mehr oder wie?
Was sagt ihr zu solchen Situationen? Macht ihr auch derartige Drohungen? Was ist der Sinn dahinter? Macht man Kindern dadurch nicht nur noch mehr unnötige Angst? Natürlich soll man einem Kind nicht alles durchgehen lassen und Konsequenzen ankündigen, aber doch bitte nicht solche!
Ich finde solche Drohungen bei einem Kleinkind haben einen sehr fragwürdigen Beigeschmack. Immerhin muss man sich ja da im Klaren sein, dass sich das Kind unterbewusst auf eine Angst einstellt, bzw. über längeren Zeitraum eine nicht vorhandene Gefahrensituation eingebläut wird. Vor allem, wenn das Kind noch nicht alt genug ist, "erzieherische" Maßnahmen von einem realen Verbot (z. B. durch Gesetze etc.) zu unterscheiden, was ich mal in den beiden von dir geschilderten Fällen einfach mal unterstelle. Ich habe keine pädagogische Ausbildung, jedoch versuche ich das einfach mal auf gesunden Menschenverstand zu fundieren.
Eine zweite kritische Sache ist, dass dadurch auch die pädagogische Kompetenz der Eltern unter solchen leeren Drohungen massiv leidet. Wenn dem Kind andauernd (ich unterstelle jetzt mal eine Extremsituation) andauernd etwas angedroht wird, was nicht passieren wird, wird sich bei dem Kind ein Gewohnheitseffekt einstellen, da sich das Kind unterbewusst darauf einstellt, wenn es was falsch macht, kommt eine Drohung ohne Folgen. Das bedeutet, es wird die Eltern in Frage stellen und im Zweifelsfall aufhören, auf sie zu hören. Gerade bei so seltsamen und unrealistischen Drohungen wie dem im Restaurant.
Ich kann nicht verstehen, warum Eltern in diesem Moment zu so drastischen Drohungen greifen wollen oder müssen. Ehrlich gesagt würde ich mein Kind so nicht erziehen wollen, denn eine Erziehung nur durch Furcht und Drohungen bringt heutzutage auch nichts mehr. Natürlich muss ein Kind seine Grenzen kennenlernen, jedoch bin ich der Meinung, dass das auf Grund von Verständnis gegenüber der Welt entstehen sollte, und nicht, wie hier in diesen Beispielen, durch solch böswillige Bemerkungen.
Der Sinn, den Eltern darin sehen, Kinder mit solchen drastischen Methoden zu erziehen ist wohl ein ganz kurzfristiger: das Kind hört nicht und deshalb sollen in dem Kind Ängste geschürt werden, um es zum Gehorsam zu bewegen. Ich halte davon überhaupt nichts. Ich denke, man sollte Kindern immer nur die Konsequenzen androhen, die man dann auch durchführt. Zum Beispiel "wenn Du jetzt nicht hörst, dann bekommst Du kein Eis". Hört das Kind tatsächlich nicht, bekommt es eben das Eis nicht. Es merkt dann direkt, dass sein Handeln Konsequenzen hat.
Wie soll denn der Satz "Wenn Du nicht brav bist kommt ein großer Hund und beißt Dich" etwas bewegen? Hört das Kind trotzdem nicht, und es kommt kein Hund, dann hat es in dem Moment gelernt, dass sein Handeln die angedrohten Konsequenzen nicht hat. Irgendwann wird es gelernt haben, dass all diese Drohungen nichts bewirken und sein Handeln entsprechen anpassen.
Oder, was ich noch viel schlimmer finde, und das bedenken viele Erwachsene nicht: es werden in dem Kind völlig unnötige Ängste geschürt. Ich muss nur an meine eigenen Eltern denken und die Ängste, die sie in mir geschürt haben: Damit ich abends nach dem Schlafen gehen nicht immer wieder aufgestanden bin wurde mir eingetrichtert, dass ein böser Geist kommt, wenn ich nicht liegen bleibe. Natürlich hat das panische Angst vor dem Schlafengehen und der Dunkelheit in mir verursacht, die ich nie so richtig verloren habe.
Wieso einige Eltern, Großeltern oder auch andere mit der Erziehung von Kindern betraute Personen, Kindern so drohen ist doch offensichtlich: egal ob es die Ankündigung einer wirklich eintretenden Konsequenz ist oder aber ob es eben eine leere Drohung ist, das Kind soll dazu bewegt werden ein bestimmtes Verhalten zu unterlassen oder aber an den Tag zu legen. Das ist zumindest in meinen Augen auch erst mal kein Problem, denn irgendwie muss man ja einem Kind auch Grenzen aufzeigen und wenn es sich dabei um sinnvolle und auch nachvollziehbare Konsequenzen handelt, ist das für das Kind durchaus sinnvoll.
Bei so leeren Drohungen aber, habe ich zwei Probleme. Zum einen werden da doch unnötige Ängste geschürt. Dass das sinnvoll ist, kann ich mir nun überhaupt nicht vorstellen. Zum anderen erkennt ein Kind doch irgendwann, dass solche Drohungen ja doch nur hohle Ankündigungen sind, denen keine Taten also Konsequenzen folgen. Und damit hat das ganze Theater seinen Sinn letzten Endes völlig verfehlt. Das Kind lernt dadurch keine Grenzen und die Erziehenden werden sich irgendwann "gezwungen sehen" noch härtere Geschütze aufzufahren.
Ich schließe mich deiner Meinung an und finde ebenfalls, dass man Kindern nicht mit unsinnigen Dingen drohen sollte. Ich denke, dass solche Drohnungen zum Einen natürlich wirklich Ängste bei den Kindern hervorrufen können und zum Anderen, dass ein junges Kind solche Strafen nicht mit seinen Handlungen in Bezug setzen kann.
Ich versuche daher stets unserem Sohn solche "Strafen" anzudrohen, die mit seinem Verhalten zu tun haben. Wenn er also beispielsweise in einem Restaurant nicht sitzen bleiben würde, würde ich nie auf die Idee kommen, zu sagen, dass ein Hund kommt und ihn beißt. Ich würde ihm dann eher sagen, dass er eben nichts mehr zu essen bzw. keinen Nachtisch bekommt.
Zudem denke ich, dass man ein Problem hat, wenn sich das Kind doch nicht daran hält und weiter herumzappelt- denn die Drohung, dass ein Hund kommt, wird wohl wahrscheinlich nicht eintreffen und so lernt das Kind irgendwann mit Sicherheit daraus, dass es doch tun kann, was es möchte. Denn was hätte deine Freundin gemacht, wenn ihr Kind weiter von der Wiese gegangen wäre? Sie hätte ihr Kind wohl nicht in den See geworfen und so hätte das Kind gelernt, dass ohnehin nichts passiert.
Ich kenne solche Drohungen nur zu gut da ich als Kind auch häufiger damit konfrontiert worden bin. Ich denke diese Drohungen entstehen einfach aus der Not der Eltern heraus, den Kindern auf anderen Weise beizubringen, was gut für sie ist. Manchmal wissen die Eltern einfach nicht, wie sie damit umgehen sollen und sie wissen nicht, wie sie ihrem Kind sonst beibringen sollen, dass es bestimmte Dinge nicht tun soll. Das diese Verbote sich auf das spätere Leben auswirken können und Angst oder Paranoia verursachen können, entgeht ihnen dabei vollkommen.
Meine Eltern haben mir, als ich klein war, immer erzählt, dass es ein Monster gibt, welches in der Nacht kleinen Kindern das Blut aufsaugt oder sie sogar ganz auffrisst oder entführt, wenn sie nachts im Haus herumlaufen. Als Kind konnte ich nachts nie besonders gut schlafen, ich wollte immer aufstehen und spielen oder bin mitten in der Nacht wach geworden, weil ich auf die Toilette musste. Und dann hatte ich als Kind schreckliche Angst aufs Klo zu gehen, denn es hätte ja sein können, dass ich von einem Monster gefressen werde. Diese Angst vor der Nacht hat auch noch recht lange angehalten und ich weiß ganz genau, dass ich meinen Kindern so einen Humbug nie erzählen werde.
Eine gute Möglichkeit solche Eltern davon abzubringen und ihnen bessere Methoden beizubringen sind sicherlich Eltern- und Erziehungskurse, wie sie beispielsweise von der VHS angeboten werden. Meine Nachbarin hat einen solchen vor einigen Jahren besucht und meinte, dass unter anderem auch dieses Thema dort thematisiert wird und den Eltern alternative Möglichkeiten aufgezeigt werden. Aber soweit muss man die Eltern erstmal bringen, denn die wenigsten gestehen sich ihre Fehler ein und gehen in einen solchen Kurs.
Manche Drohungen der Eltern sind schon recht primitiv und auch total daneben. Ich vermute einmal dass die Eltern mit denselben Worten drohen mit denen sie auch schon als Kind eingeschüchtert wurden. So etwas wird meistens mit vererbt und gerne immer wieder angebracht, ich kenne das auch so von meiner Mutter.
Natürlich sind solche Einschüchterungen unpassend, aber vielleicht hilft nichts anderes mehr bei dem Kind. Eltern haben ein großes Arsenal an Drohungen und merken ganz schnell welche davon auch wirklich zieht. So richtig blutrünstig wie in dem Eingangs erwähntem Beispiel geht es aber relativ häufig zu. Wer hat noch nicht seinen Kindern erzählt dass der Bauch platzt wenn man Kirschen isst und darauf Wasser trinkt, oder dass die Gedärme sich verschlingen wenn man sich einen Abhang herunterkugelt. Auch mit dem furchterregenden Weihnachtsmann wird garantiert bald wieder gedroht.
Ich würde das nicht so überbewerten. Kinder merken auch ganz schnell was leere Drohungen sind und nehmen sie bald nicht mehr ernst. Für mich sind immer noch die Drohungen am Besten wo die Strafe sofort auf dem Fuße folgt, so ungefähr wie fass das nicht an, dass ist heiß.
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