Mann will freiwillig in Haft gehen

vom 03.10.2010, 07:50 Uhr

Mit einem sehr ungewöhnlichen Ansinnen wurde in diesem Jahr die Polizei in Saarbrücken konfrontiert: ein 47-Jähriger wandte sich an sie, weil er wieder ins Gefängnis wollte. Er habe so gute Erinnerungen an seine Haftzeit Anfang der 80er Jahre, dass er gern wieder in die JVA wolle. Auch wenn er anbot, dafür eine kleinere Straftat zu begehen - sein Wunsch blieb unerfüllt.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Das ist doch genau das, worüber wir hier vor kurzem schon mal diskutiert haben. Es gibt tatsächlich Menschen, die es im Knast besser haben als draußen und auch deshalb mal die ein oder andere Straftat begehen. Das sind zwar Ausnahmen, kam aber tatsächlich schon vor. Man kann nur hoffen, dass dieser Mann aus Saarbrücken deshalb nicht wieder straffällig wird.

» SuperGrobi » Beiträge: 3876 » Talkpoints: 3,22 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Wenn dieser Herr seine Haftzeit in so guter Erinnerung hat, kann das doch eigentlich nur bedeuten dass es ihm entweder in Freiheit zu schlecht oder in Haft zu gut ging.

Als Gefängnisinsasse hat man den klaren „Vorteil“, dass man mit 3 Mahlzeiten am Tag, einem Dach über dem Kopf, einem Bett und verschiedenen Beschäftigungsmöglichkeiten wie Arbeiten und Fernsehen eigentlich rundum versorgt ist. Vielleicht sind das Dinge, die dieser Mann in Freiheit nicht hat? Vielleicht ist er auch einfach nur ein bisschen – wie soll ich sagen – beschränkt und romantisiert die Zeit im Gefängnis weil er da „Freunde“ und einen „Platz im Leben“ hatte. Im Gefängnis ist alles geregelt, da kann ich mir irgendwie schon vorstellen, dass jemand der mit dem Leben in Freiheit nicht zurecht komm, auf solche Gedanken kommen kann. Allerdings trifft das wohl auch nur auf den normalen Strafvollzug und weitgehend auch nur auf Deutsche Gefängnisse zu. Hätte der Saarländer in einem anderen Land eingesessen würde er vermutlich nicht wieder zurückwollen.

Ich hoffe auch dass er nicht auf die Idee kommt, sich seinen Platz in der JVA zu „verdienen“ in dem er ein paar Dinger dreht. Es wäre wünschenswert, dass ihm Hilfe an die Seite gestellt wird; denn als Hilferuf würde ich sein Anliegen schon verstehen.

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» ichwars » Beiträge: 562 » Talkpoints: 3,76 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Das finde ich sehr schräg und bei solchen Leuten muss man wohl wirklich davon ausgehen, dass der Knast angenehmer war als der Aufenthalt in Freiheit. Ich könnte mir nicht vorstellen freiwillig ins Gefängnis zu gehen, allerdings gibt es sicher auch Menschen, die absolut keine andere Perspektive haben und dann in einem Gefängnisaufenthalt den angenehmeren Weg sehen.

Im Gefängnis gibt man zwar einen der wichtigsten Eckpfeiler des Daseins auf - die persönliche Freiheit. Allerdings tauscht man diese gegen ein Stück Sicherheit. Man muss sich um keine großartigen Dinge kümmern wie Job, Wohnung, Versicherungen, Rechnungen und viele weitere Dinge, die eine gewisse Verantwortung bedeuten. Im Gefängnis ist man nicht gezwungen, sein Leben alleine in die Hand zu nehmen. Ich persönlich kann mir nicht vorstellen, dass dieses Leben angenehmer ist als der Aufenthalt in Freiheit, aber es sind ja auch nicht alle Menschen gleich. Gerade wenn jemand keine Perspektive hat und nicht weiß, in welche Richtung es überhaupt gehen kann, kann ich schon verstehen, dass sich jemand für dieses Stückchen Struktur und Sicherheit erwärmen kann, auch wenn ein Betreuer bei diesen Leuten wohl eher angeraten wäre als die Inhaftierung.

Es bleibt zu hoffen, dass der Mann nun nicht irgendwelche Verbrechen begeht, nur um wieder ins Gefängnis zu wandern.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



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