Inhalt von Ethikunterricht in Schulen?
In meiner Schulzeit waren noch fast alle Kinder katholisch und so gab es nur vereinzelt Schüler ohne religiose Bekenntnis oder mit einem anderen Glauben. Vereinzelt gab es auch noch evangelische Schüler, die dann eben aus mehreren Klassen zusammengewürfelt wurden und so dann ihren evangelischen Religionsunterricht bekamen. Aber ohne Bekenntnis war fast keiner.
Heutzutage gibt es immer mehr Schüler ohne Bekenntnis. Ob das gut oder schlecht ist, sei dahingestellt und wäre eine eigene Diskussion für sich. Da es nun aber eben immer mehr Schüler ohne Glaubensbekenntnis gibt, wird in vielen Schulen ein Ethikunterricht als Alternative zum Religionsunterricht angeboten. Dies hat man auch eingeführt, weil es natürlich auch ein Betreuungsproblem gab, für Schüler die eben nicht am Religionsunterricht teilgenommen haben.
In einem anderen Thread habe ich von einer Freundin erzählt, die ihren Sohn derzeit nicht taufen lassen möchte, weil sie ihm keine Religion aufzwängen will. Sie würde ihn gerne an unterschiedlichen Religionsunterrichten teilnehmen lassen, damit er dann selber seinen Glauben wählen kann oder eben nicht. Nun habe ich mich gerade gefragt, ob auch dies Inhalt eines Ethikunterrichts ist?
Was sind die Lehrinhalte von einem Ethikunterricht? Lernt man da auch die Grundzüge von verschiedenen Glaubensrichtungen kennen oder geht es dabei allgemein um die Vermittlung ethischer Grundbegriffe? Da ich selber solche Stunden nie hatte, kann ich mir da nur wenig vorstellen.
In den letzten drei Schuljahren auf dem Weg zum Abitur habe ich Religion abgewählt und mich für Ethik entschieden. Die Inhalte sind natürlich von Klassenstufe zu Klassenstufe verschieden und der Schwierigkeitsgrad steigert sich.
In den drei Jahren Ethik haben wir verschiedene philosophische Denkansätze behandelt und dabei unter anderem das Buch „die philosophische Hintertreppe“ von Wilhelm Weischedel zur Hand genommen. Darin werden Theorien verschiedener Philosophen aus unterschiedlichen Epochen besprochen, unter anderem die, dass der Mensch ein Tier ist, dass die Dinge nur existieren weil Gott sie sich vorstellt und ähnliches.
In niedrigeren Klassenstufen werden sicher auch moralische und ethische Grundsätze behandelt, sicher werden die Menschenrechte besprochen und ähnliches. Meiner Meinung nach ist der Ethikunterricht facettenreicher und vielfältiger als der Religionsunterricht – zumindest als der, den ich in meiner Jugend genossen habe. Damals haben wir immer und immer wieder die 10 Gebote besprochen, den Anschlag der Thesen, die Kreuzigung und später wiederholten sich die Vorträge über Drogen und Sexualität (gut, das war in jedem Fall sinnvoll, findet aber sicher auch im Ethikunterricht Berücksichtigung).
Die im Lehrplan vorgesehenen Inhalte für die einzelnen Klassenstufen lassen sich aber auch in der jeweiligen Schule erfragen. Denn sicher gibt es auch von Bundesland zu Bundesland Unterschiede.
Ganz ehrlich: mit dem Begriff religiöses Bekenntnis habe ich gerade bei jüngeren Kindern ein Problem. Meist haben doch die Eltern die Taufe entschieden, aber das nur nebenher.
In den Grundschulen meiner Kinder (wobei ich da nur für die Große aus eigenem Erleben sprechen kann) wird im Ethikunterricht vieles ähnlich zum Religionsunterricht behandelt. Da geht es erst mal darum sich selbst zu entdecken, um den Umgang miteinander, um verschiedene Feste; später sind dann auch die verschiedenen Religionen Thema. Wobei natürlich die genauen Themen von Lehrer zu Lehrer variieren.
An meiner Schule war es so, dass der Ethik Unterricht für alle Schüler offen stand. Egal mit welcher Religion die Kinder von den Eltern ausgestattet worden waren, sie hatten immer selber die Wahl zwischen Ethik und Religionsunterricht.
Bei uns haben sich die Inhalte gar nicht so sehr vom denen des Religionsunterrichtes unterschieden, ich habe für meine mündliche Abiturprüfung teilweise sogar mit Leuten gelernt, die Religion als Prüfungsfach gewählt hatte, weil in beiden Fächern "Theismus und Atheismus" ein Prüfungsthema war.
Der Unterschied liegt wohl vor allem darin, wie die Themen präsentiert werden. Der Religionsunterricht hat ja schon eine gewisse ideologische Ausrichtung, während man die im Ethikunterricht natürlich nicht hat. Dort werden die Religionen mit allen anderen philosophischen Weltanschauungen gleich gestellt und haben keinen besonderen Stellenwert.
Allerdings muss man auch sagen, dass das den Unterricht nicht immer ganz einfach macht. An meiner Schule hatten die Leute, die erst später zum Ethikunterricht gekommen sind, teilweise ziemliche Probleme mit den Aufgabenstellungen. Wenn sie früher im Religionsunterricht in einer Arbeit eine Frage erörtern mussten konnten sie eben das religiöse Programm abspulen und sich auf irgendwelche Gesetze und Gebote berufen und hatten damit die Aufgabe erfüllt - aber die Tatsache, dass sie sich im Ethikunterricht selber Gedanken machen mussten und für sich selber die passende philosophische Auslegung finden mussten, hat einige erst mal ziemlich überfordert.
Lernt man da auch die Grundzüge von verschiedenen Glaubensrichtungen kennen oder geht es dabei allgemein um die Vermittlung ethischer Grundbegriffe?
Das eine schließt das andere doch nicht aus. Die humanistischen Werte findet man zum Beispiel in ähnlicher Form in ganz vielen Religionen in Form von Gesetzen, Geboten und Verboten wieder, da liegt es doch Nahe, dass man diese Parallelen dann auch bespricht. Schließlich bekommen Werte einen viel höheren Stellenwert, wenn man zeigen kann, dass sie so oder in ähnlicher Form von den Anhängern verschiedener philosophischer Richtungen vertreten werden.
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