Für was Aktien kaufen?

vom 04.04.2010, 22:35 Uhr

Seit der 8. Klasse, wo ich das erste Mal Betriebswirtschaftslehre hatte fragte ich mich, für was man sich überhaupt Aktien kauft. Wo kauft man so etwas überhaupt? Welchen Sinn hat es? Angenommen, man hätte sich welche gekauft, was wäre dann? Hätte man dann einen Teil des Betriebes?

Ich würde mich wirklich sehr freuen, wenn sich ein User dazu bereit erklären würde, mir dieses ganze "System" nochmal hier zu erklären, so dass ich es auch einigermaßen verstanden habe.

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» Naviia » Beiträge: 821 » Talkpoints: 27,64 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Im Grunde ist das recht simpel, allerdings wird es unverständlicherweise nur selten in der Schule erklärt und kann zudem geradezu grotesk kompliziert werden, wenn man sich genauer damit beschäftigt. Das ist im Grunde wie beim Pokern - die Regeln sind verblüffend einfach, aber wenn man wirklich gut werden will, braucht man Jahre. Aber da ich mit den Feinheiten des Aktienhandels eh nicht so vertraut bin, glaube ich, dass ich das ganz kurz mal umreißen kann, ohne mich in Details zu verlieren. Verbesserungen von erfahreneren Usern möchte ich hiermit trotzdem nochmal explizit willkommen heißen.

Wenn ein Unternehmen an eine Börse - in der Regel zunächst die Börse des Landes, in dem es seinen Hauptsitz hat, oft aber gleichzeitig auch noch andere, bedeutende Börsen - geht, dann verkauft es damit Besitzanteile. Das bedeutet, dass ein Unternehmen, das hundert Aktien anbietet, mit diesen jeweils 1% des selbigen verkauft. Dieses Prozent beschränkt sich allerdings auf das sogenannte Grundkapital, was bedeutet, dass man nicht zwingend 1% des gesamten Vermögens des Unternehmens besitzt (aber durchaus immer 1% des Großteils.).

Das machen Unternehmen deshalb, weil sie damit nicht nur relativ schnell sehr große Summen an flüssigem Kapital erzeugen können (da die Aktionäre ja erst einmal für die Aktien zahlen müssen, ohne einen direkten Gegenwert zu erhalten), sondern auch, um sich die Chance zu sicher, über diesen Weg den Wert des Unternehmens zu steigern. Sobald man an der Börse notiert ist, ist der eigene Unternehmenswert neben der tatsächlich erbrachten Leistung auch von dem der Mitbewerber abhängig (oder zumindest in Abhängigkeit zu diesen durch intelligente Gestaltung der Aktienverteilung beeinflussbar), sodass theoretisch mehr Gewinn ohne Mehraufwand möglich ist.

Dafür gibt das Unternehmen allerdings Teile seiner Entscheidungsfreiheit auf. Die Aktionäre haben nicht nur das Recht, auf mindestens jährlichen Versammlungen über die Zukunft des Unternehmens mitzubestimmen, sondern auch das Recht auf Auskunft über die wirtschaftliche Lage des jeweiligen Anbieters. Das bedeutet, dass dieser seine Bilanzen regelmäßig veröffentlichen muss - was es unter Umständen schwieriger macht, eventuelle Fehler (oder gar Ungereimtheiten) zu verstecken. Das Mitspracherecht bedeutet aber auch, dass du, sofern du eine einzelne Aktie der Telekom, zum Beispiel, kaufst, automatisch das Recht hast, auf der Jahreshauptversammlung mit dem Vorstandsvorsitzenden zu sprechen. Der muss dir zwar nicht unbedingt auch zuhören, aber die Vorstellung finde ich trotzdem spannend.

Da die meisten Privatpersonen davon aber keinen Gebrauch machen oder - meist wegen fehlender Sachkunde - recht einfach zu überstimmen sind, sind Privatanleger in diesem Zusammenhang selten ein Problem. Theoretisch kann es aber auch vorkommen, dass ein Konkurrent oder ein sehr wohlhabender Privatmann einen Großteil der Aktien aufkauft, was diesen dann tatsächlich erlaubt, das Unternehmen de facto zu kontrollieren. Es gibt sogar Unternehmen, die sich auf diese Form der Übernahme von anderen Unternehmen konzentriert haben und allein durch Aufkaufen und Weiterverkauf von Aktien ihr Geld verdienen.

Während das Unternehmen durch das Anbieten von Aktien vorrangig Bargeld gewinnt, kauft sich der Aktionär - neben dem Mitspracherecht - die Aussicht auf Dividenden. Er hat damit, grob gesagt, Anspruch auf einen Teil des Unternehmensgewinns proportional zu der Menge der Anteile, die er besitzt. Das kann, wenn das Unternehmen sehr erfolgreich ist, alle anderen Anlageformen blass aussehen lassen, aber natürlich auch völlig in die Hose gehen. Gewinnt das Unternehmen, gewinnt der Aktionär; verliert das Unternehmen, verliert er auch.

» ka mau » Beiträge: 203 » Talkpoints: 13,21 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Als Aktionär ist man quasi Miteigentümer einer Aktiengesellschaft. Eine Aktie ist eine Urkunde, diese gibt es im Computerzeitalter nur noch selten in Papierform, die ihrem Inhaber einen Anteil am Grundkapital (Eigenkapital) in prozentueller Höhe des Nennwerts der Aktie verbrieft.

Wird nun eine Aktiengesellschaft gegründet oder braucht diese neues Kapital verkauft sie Aktien. Diese Aktien können einen festen Nennwert haben oder als Stückaktien verbrieft sein. Bei Stückaktien bestizt der Aktionär einen prozentuell festen Teil am Grundkapital, somit hat die Aktie keinen festen Nennwert, da das Grundkapital auf den Anteil der Aktien umgerechnet wird. Hat nun eine Aktiengesellschaft beispielsweise ein Grundkapital von 500.000 Euro und gibt 100.000 Aktien heraus, wäre der theoretische Nennwert 5 Euro oder 0,001%. Aktien mit festem Nennwert verbriefen dagegen einen fixen Anteil am Grundkapital. So kann das Grundkapital beispielsweise in Aktien mit unterschiedlichem Nennwert aufgeteilt sein, wie zum Beispiel in 5 Euro oder 50 Euro.

Der Nennwert der Aktien darf in diesem Zusammenhang allerdings nicht mit dem Kurswert verwechselt werden. Er gibt lediglich den prozentuellen Anteil des Miteigentums des Aktionärs am Grundkapital der Aktiengesellschaft an. Aus diesem Eigentum resultiert letztendlich die Anzahl des Stimmrechts, die der Aktionär in der Hauptversammlung ausüben darf und die Höhe der Haftung. Als Aktionär haftet man letztendlich nur mit seinem eingesetzten Kapital. Man kann also nicht mehr verlieren als man eingesetzt hat.

Mit diesem Wissen ist das Prinzip von Aktien relativ leicht erklärt. Eine Aktiengesellschaft gibt Aktien heraus um damit Eigenkapital zu generieren. Im Gegenwert wird der Aktionär Miteigentümer und hat aus diesem Miteigentum bestimmte Rechte.

Er hat beispielweise ein Recht auf die Teilnahme an der Hauptversammlung und ein dortiges Stimmrecht, das Recht auf einen Anteil vom Bilanzgewinn, die sogenannte Dividende, sowie ein Auskunftsrecht um nur einige zu nennen.

Übrigens müssen Aktien garnicht an der Börse gehandelt werden. Ich glaube sogar mal gelesen zu haben, dass es mehr Aktiengesellschaften in Deutschland gibt, von denen die Aktien garnicht gehandelt werden. Meist ist dies dann der Fall, wenn die Aktien in festem Besitz, also Familienbesitz, Unternehmensbesitz etc.. sind.

An die Börse gehen die Unternehmen nur dann, wenn sie ihre Aktien einem möglichst breitem Publikum verkaufen wollen. Nachdem die Aktien platziert worden sind, beginnt der reguläre Handel damit. Es kann also jeder seine Aktie jederzeit an der Börse kaufen oder verkaufen. Die Börse ist letztendlich nichts anderes als ein großer Markt, auf dem eben Aktien gehandelt werden.
Die Gründe wieso jemand Aktien kauft sind sehr unterschiedlich. Manche wollen die Dividende einstreichen, andere hoffen auf Kursgewinne. Dabei unterscheidet man Spekulanten, die kurzfr. Kursschwankugen ausnutzen und Investoren, die langfr. von bestimmten Kursbewegungen profitieren wollen.

» DerRaucher » Beiträge: 161 » Talkpoints: 9,79 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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