Theater zu verkaufen

vom 28.09.2010, 19:01 Uhr

So lautet die neue Werbung des Stadttheaters. Es war nicht leicht, das herauszufinden, wie dem nachfolgenden Bericht zu entnehmen ist: Ich fuhr heute mit dem Bus in die City. Der Bus war voll und die Fahrgäste drängelten sich in den Gängen. Sie unterhielten sich lebhaft. Kurz nach der Vorbeifahrt an der Haltestelle Theater wurde die Unterhaltung plötzlich sehr laut. Satzteile wie: "Das kann nicht wahr sein...", "Das gibt es nicht!", "Ist ja unerhört", usw. drangen an mein Ohr. Mehrmals hörte ich die Worte: "Theater" und "Stadt".

Nun wurde ich neugierig und wandte mich an den mir gegenübersitzenden Fahrgast. Dieser erklärte mir, dass am Theater ein grosses Plakat angebracht wäre, auf dem zu lesen sei: "Theater zu verkaufen". Ich äußerte meine Bedenken und meinte, dass ich mir einen Theaterverkauf nicht vorstellen könne, und die Stadt nicht über ein Plakat irgendwelche Immobilien verkaufen würde. Dann kam die Meinung auf, dass irgendein Witzbold das Plakat hingehängt haben könnte. Dieser hätte jedoch eine ziemlich lange Leiter haben müssen, denn es war sehr hoch angebracht.

Auf der Rückfahrt setzte ich mich so hin, dass ich im Vorbeifahren dieses unglaubliche Plakat sehen konnte. Tatsächlich, da hing ein Plakat auf dem mit grosser Schrift stand ."Theater zu verkaufen". Zu Hause angekommen setzte ich mich hin und rief bei der Stadt an, da sie ja Eigentümerin des Theaters ist. Ich trug mein Anliegen vor und bat um Weiterverbindung mit der entsprechenden Stelle. Die Telefonistin lachte herzlich und erklärte mir, dass es sich um ein Theaterstück handle, das so hieß. Mich wunderte nur, das ich noch niemals von diesem Theaterstück gehört hatte und auch keiner der Fahrgäste das Stück kannte.

Diese falsche Interpretation konnte nur deshalb entstehen, weil die Programmankündigungen üblicherweise an der rechten Seite der Wand neben dem Eingang des Theaters angebracht waren, dieses Plakat aber zusätzlich auf der linken Seite hing. Die Fahrgäste konnten in dem Moment des Vorbeifahrens nur die Überschrift lesen und nicht das Kleingedruckte. So können vermeintliche Irrtümer entstehen.

Aber das Beste kommt jetzt: Als mein Neffe nach Hause kam, erzählte ich ihm die Story. Er grinste und sagte mir, dass er ein ebensolches Plakat am Bahnhof gesehen habe. Auf dem Plakat stand auch: "Theater zu verkaufen". Allerdings hatte er das Kleingedruckte gelesen. Daraus ging eindeutig hervor, dass es sich um Werbung für ein Theaterabonement handelte. Um ganz sicher zu sein, rief ich noch an der Theaterkasse an. Der Mitarbeiter dort bestätigte mir, dass es tarsächlich Werbung sei? Wie findet Ihr das? Ist das nun zum Lachen oder Weinen, dass selbst die Telefonistin der Stadt solch falsche Auskünfte erteilt, anstatt rückzufragen?

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Das ist mal wieder viel Brimborium um eigentlich nichts – und damit hat die Stadt ihr Ziel erreicht. Himmel und Menschen sprechen über das Plakat und sind damit auf das Theater aufmerksam geworden. Was an einem Verkauf des Theaters jetzt aber so „unerhört“ sein soll geht mir aber grad nicht so ganz ein.

Peinlich wird’s an der Stelle, bei der nicht mal die Telefonistin Bescheid weiß und die (zugegebenermaßen gut inszenierte) Werbeaktion als neues Theaterstück verkauft. Ich glaube, ich entscheide mich trotz ihrer absoluten Ahnungslosigkeit (die eigentlich viel eher unerhört ist als ein Verkauf) fürs Lachen.

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» ichwars » Beiträge: 562 » Talkpoints: 3,76 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Erstens ist es ein guter Werbegag, da sich dann plötzlich wesentlich mehr Menschen für das städtische Theater interessieren als sonst. Und ob dann nun die Dame in der Telefonzentrale sagt, das es ein Theaterstück ist oder ein Abo ist dann am Ende nicht mehr so relevant, da die Kernaussage stimmte. Es ist schlicht und einfach eine Werbeaktion gewesen.

Wobei es eben auch sein kann, das die Stadt ein Theater verkaufen muß. Ob nun als reine Immobilie oder eben als Kulturobjekt ist eine andere Frage. Und ich kann da auch nur für mich sprechen. Die modernen Inszenierungen interessieren mich absolut nicht. Wenn man mehr auf die klassischen Varianten zurückgreifen würde, täte das manchen eher ins Theater locken.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



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