Vater von Amokläufer ins Gefängnis?
Auf der T-Online-Seite habe ich gelesen, dass jetzt der Vater des Jungen, der in Winnenden Amok gelaufen ist, angeklagt werden soll, weil er gegen das Waffengesetz verstoßen hat. Ihm droht sogar eine Haftstrafe.
Findet ihr das richtig? Ich denke eigentlich, dass der Junge auch Amok gelaufen wäre, wenn die Waffen seines Vaters nicht offen in der Wohnung gelegen hätten. Es hätten sich doch bestimmt auch andere Sachen finden lassen, mit denen man Amok laufen kann, z.B. ein Messer. Glaubt ihr, dass ein strengeres Waffengesetz die Zahl der Amokläufe senken würde?
<green day> hat geschrieben:Es hätten sich doch bestimmt auch andere Sachen finden lassen, mit denen man Amok laufen kann, z.B. ein Messer.
Niemand weiß, wie sehr die Tatsache eine Waffe im Zugriff zu haben seine Gedankenspiele und Pläne hinsichtlich eines Amoklaufs beeinflusst haben. Aber Du wirst letztlich auch nicht unterstellen können, dass er mit einem Messer bewaffnet die gleiche Spur der Verwüstung hinterlassen hätte, wie er es eben mit der Schusswaffe getan hat!
Ich persönlich sehe da schon einen direkten Zusammenhang zwischen Tat und der einfachen Möglichkeit an die Waffe zu kommen. Wenn auch die Schuldfrage des Vaters hier trotzdem nicht zu hoch gehängt werden darf. Die Eltern haben wohl vorher schon insofern versagt, als das sie dem Jungen zu wenige Perspektiven für dessen eigenes Leben aufgezeigt haben oder anderweitig in der Erziehung soweit Defizite hinterlassen haben, dass überhaupt ein solcher Hass hat entstehen können.
Findest du es richtig, den Eltern zu unterstellen, dass sie ihrem Kind zu wenig Perspektive geboten haben? Es liegt nicht immer nur an den Eltern, was aus Kindern wird. Oftmals ist es der Umgang und auch die Persönlichkeit an sich. Der Umgang kann auch über das Internet stattfinden und manche treffen halt auf die falschen Bekannten.
Der Vater hätte seine Waffen besser sichern müssen, da gebe ich dir recht. Am besten hat man sowas gar nicht im Haus. Ein Amoklauf mit einem Messer wäre sicher nicht so effektiv gewesen. Daher trägt er schon eine gewisse Mitschuld. Auf der anderen Seite hätte sich der Bub die Waffen auch andersweitig besorgt. Wer so etwas plant, weiß auch, wie er anders an Waffen kommt.
Meines Erachtens ist der Gebrauch von Waffen eh für die Katz. Alleine schon wenn ich das Wort Schützenverein höre....
Nimmerlein hat geschrieben:Meines Erachtens ist der Gebrauch von Waffen eh für die Katz. Alleine schon wenn ich das Wort Schützenverein höre....
... zeigt das, dass Du von Tuten und Blasen keine Ahnung hast. Sorry, aber so sehr ich Schützenvereine nur für rechtskonservative bis national(sozial)istische Gebilde halte, so sinnvoll sind sie auf der anderen Seite auch. Denn gerade durch die erzwungene Aufsicht, unter die sich ein Sportschütze begeben muss, wird dessen indirekte Kontrolle ermöglicht.
Oder anders: Hier in den USA kann ich mir ein halbes Arsenal zusammenkaufen, wild im Wald rumballern und keiner merkt es.
Nimmerlein hat geschrieben:Am besten hat man sowas gar nicht im Haus.
Schwachsinn! Siehe Lörrach: Ob ich mir eine Waffe auf dem Küchenbrett, im Waffenschrank oder bei der Polizei aufbewahre ist völlig egal, da in keinem Fall gewährleistet ist, was anschließend damit gemacht wird.
<green day> hat geschrieben:Findet ihr das richtig? Ich denke eigentlich, dass der Junge auch Amok gelaufen wäre, wenn die Waffen seines Vaters nicht offen in der Wohnung gelegen hätten.
Bitte mal kurz nachdenken: Wo ist das denn falsch? Der Vater hat gegen ein Gesetz verstoßen, egal ob sein Junge anschließend mit der Waffe spazieren gegangen oder Amok gelaufen wäre! Bzw. noch nicht einmal das, es reicht schon, die Waffe allein falsch aufzubewahren ohne irgendwelche möglichen Konsequenzen.
<green day> hat geschrieben:Glaubt ihr, dass ein strengeres Waffengesetz die Zahl der Amokläufe senken würde?
Nein, denn ich habe einen Schulabschluss . Wenn man sich mal vor Augen hält, wieviele illegale Schusswaffen in Deutschland im Umlauf sind (zu Spottpreisen) kann man schon fast über "legale Schützen" wie Jäger und Sportschützen lachen, dass diese sich so sehr von bestehenden Waffengesetz gängeln lassen.
Oder deutlicher: Die Waffen, die der Staat kontrolliert und registriert, sowie die Inhaber, stellen nicht einmal die Mehrheit der Waffen in Privatbesitz in Deutschland dar. Das Waffengesetz weiter zu verschärfen wäre simpel gesagt wie ein Klempner, der erst einmal ein kleines Loch zuschweißen möchte, während hinter ihm der Damm bricht.
Und nur zur lustigen Messerthese: Mit einem Messer kann man auch gut loslegen, vor allem mit etwas Übung und da man es lautlos und verdeckt einsetzen kann.
Und abschließend: Der Vater hat fahrlässig gehandelt, aber eher in erzieherischer Hinsicht. Ob nun eine Waffe letztendlich frei verfügbar im Haus war oder nicht, war mit Sicherheit nicht das i-Tüpfelchen, welches hier den Ausschlag gegeben hat.
Ich finde es richtig, dass der Vater des Jungen angeklagt wird und für seine eigenen Fehler geradestehen muss. Waffen dürfen nicht frei zugänglich sein und wenn jemand seine Waffen nicht ordnungsgemäß lagert, muss er damit rechnen, dass ihm das auch angelastet wird. Dabei handelt es sich um den Bruch eines bestehenden Gesetzes. Abgesehen davon kann man sicher auch davon ausgehen, dass bei der Erziehung des Jungen einiges falsch gelaufen ist. Ob man den Vater nun juristisch für sein Versagen als Vater belangen muss oder überhaupt kann, steht auf einem anderen Blatt.
Ich denke allerdings auch nicht, dass man einen Amoklauf durch das bloße Wegschließen der Waffen verhindern kann. Wenn jemand komplett ausrasten und auf andere Menschen losgehen will, kann er auch mit einem Messer oder anderen leicht zu beschaffenden Waffen Amok laufen. Abgesehen davon erscheinen strengere Regeln für bestimmte Personengruppen erst recht reizvoll, da sie diese dann noch lieber brechen. Wenn die Gesetze verschärft werden sollten, werden dadurch einige wenige Menschen vielleicht eingeschränkt, während sich die Zahl derer, die sich Waffen illegal beschaffen und besitzen, wohl vergrößern wird. Damit ist nichts gewonnen, außer neue illegale Waffen.
Auch ich gehe davon aus, dass die ständige Verfügbarkeit von Waffen bei einem Jugendlichen, der mit seiner Situation unzufrieden ist, die Hemmschwelle, Waffen auch einzusetzen, deutlich herabsetzt. Das liegt auch daran, dass Waffen - auch wenn sie eben auch zum Scheibenschießen benutzt werden können - mit der Vorstellung des Verletzens und Tötens eng verbunden sind. Man braucht sich doch nur einen Krimi oder einen Western anzuschauen, wo ständig rumgeballert wird.
Ich könnte mir vorstellen, dass ein ähnlicher Effekt - also dass Waffen ins alltägliche Umfeld integriert werden und die Schwellenangst vermindert wird - auch dann eintreten könnte, wenn Vater oder Mutter eine Stilettsammlung an der Wand hängen hätten.
Hinzu kommt möglicherweise noch, dass ein Junge, der vielleicht grade mit dem Vater Probleme hat, für seine private "Problemlösung" genau das einsetzt, was dem Vater so wichtig ist - nach seinem Gefühl vielleicht viel wichtiger als er selbst -, um damit den Vater zusätzlich zu verletzen.
Es ist jedenfalls absolut unverantwortlich, Waffen und Munition so liegen zu lassen, dass ein Dritter sie an sich nehmen und benutzen kann.
Ich weiß nicht, ob bekannt ist, dass Sportschützen, die ihre Waffen zu Hause aufbewahren, auf dem Weg zum Schießstand die Munition nicht im selben Fahrzeug wie die Waffen transportieren dürfen. Da versucht man, durch alle möglichen Bestimmungen zu verhindern, dass schussbereite Waffen in die Hände Unbefugter gelangen, und ein pubertierender Jugendlicher mit Problemen kann zu Hause bei seinem Vater problemlos alles an sich nehmen, was er für seinen Amoklauf benötigt.
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