Bleibt Airbus deutsch?

vom 20.11.2007, 18:30 Uhr

Das Gezerre um Airbus mit den Franzosen wird ja langsam immer peinlicher und unsere Politiker sind ja irgendwie auch nur ums Nachgeben bemüht, um Sarkozy immer tiefer in den Hintern zu kriechen – doch wenigstens scheint sich für das ehemals deutsch-frnazösische Erfolgsmodell ein Etappensieg auf deutscher Seite anzuzeichnen. Angeblich ist der Verkauf der deutschen Airbus Werke in Varel, Nordenham und Augsburg an die MT Aerospace, eine Tochter der Bremer OHB, fast in trockenen Tüchern.

Bisher ist man noch darum bemüht, die Finanzierung durch die KfW Bank, die NordLB und Privatinvestoren abzusichern um die deutsche MT Aerospace gegenüber dem US Interessenten Spirit zu stärken.

Die Werke wurden im Rahmen des Sparplans Power 8, den Airbus durch die Milliardenverluste einleiten musste, zum Verkauf angeboten worden. Nachdem Voith, ebenfalls eine deutsche Firma, bereits sein Kaufinteresse zurückzog bleiben nur noch die MT Aerospace und Spirit übrig – die Bundesregierung ist sehr daran interessiert, dass die Werke jedoch in deutscher Hand verbleiben.

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Na deutsch wird Airbus an sich dann ja nicht unbedingt bleiben, wenn die Werke von dem Konzern verkauft werden, höchstens die Werke an sich.

Airbus wird viel eher amerikanisch, was mal gegen den französischen Patriotismus spricht, da EADS Chef Gallois Teile von Airbus in die USA verlagern möchte – aufgrund des anhaltend schwachen Dollars, der für den Konzern seiner Ansicht nach eine existenzielle Bedrohung darstellen kann.

Laut verschiedenen Meldung plant Gallois, Airbus Standorte und Fabriken in den USA zu bauen, auch wenn das nur wenige Teile der Produktionskette betreffen soll und hauptsächlich auf Zulieferungen zutrifft. Man gesteht sogar offen ein, dass man mit so einem Verhalten der europäischen Luftfahrtindustrie deutlichen Schaden zufügen würde. Grund hierfür, wie gesagt, der rasche Verfall des Dollars, der angeblich die Existenzen ganzer HighTech Betriebe in Europa stark gefährden würde – Gallois begründet dies noch genauer damit, dass man in Euro produzieren, aber in Dollar verkaufen müsse. Politiker forderten allerdings schon, als Maßnahme dagegen die Preise auf Euro umzustellen.

Das wäre auch ein gewichtiger Grund für Käufer, da z. B. viele Staaten in denen Airbus Kunden sitzen wie etwa in Arabien, ihre Devisen schon von Dollar auf Euro umgestellt haben, zum Ärger der Amerikaner. Außerdem seien laut verschiedenen Politikern die Auftragsbücher bei Airbus gefüllt – Airbus hält dem wiederum entgegen, harten Konkurrenzdruck von Boeing zu spüren und so keine Preisumstellung vornehmen zu können.

Nachdem Debakel um den A380 sieht sich Airbus durch die zu erwartenden Kursverluste wegen des schwachen Dollars wieder in der Kostenbredouille, da diese dem Konzern wieder Milliardenausfälle bescheren sollen – weshalb man auch öffentliche Beihilfen fordert, was wiederum einen komischen Beigeschmack hinterlässt, denn öffentliche Beihilfen, die von Europa bezahlt werden müssen und Produktionsverlagerung in die USA passen schlecht zusammen und müssen den Wählern auch erklärt werden. Airbus begründet diese Forderung beim A350 damit, dass man die Entwicklung aus eigener Tasche zahlte und dafür keine öffentlichen Beihilfen, obwohl möglich, in Anspruch genommen habe. Das basierte jedoch darauf, dass der Dollarkurs nicht stärker als 1 : 1,35 verfallen würde (momentan 1:1,49) – zusätzliche Einsparungen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro, die daraufhin gemacht werden müssten, kann Airbus nicht mehr verkraften ohne die Standorte in Europa deutlich zu schwächen. Dies sei laut Airbus auch aufgrund der Auftragslage, die enorm zugenommen hat, auch nicht möglich.

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Mal wieder etwas neues: Laut Airbus soll der Verkauf der Werke bis Jahresende geregelt sein, laut Airbus sollen diese definitiv in keine Tochtergesellschaft ausgelagert werden.

Für die deutschen Werke sind weiterhin als Bieter der Boeing Zulieferer Spirit (ob das keinen Interessenskonflikt gibt) und die MT Aerospace der Bremer OHB im Gespräch. In Frankreich und Großbritannien sind die Verhandlungen wesentlich einfacher, da in Großbritannien nur GKN und in Frankreich und Latécoère im Gespräch sind. Ein Schnäppchen werden die Werke wohl nicht, da Airbus sich von dem Verkauf Gewinne in Milliardenhöhe erhofft um das bestehende Defizit auszugleichen, auch wenn die IG Metall Airbus vorwirft ohne ein echtes Gesamtkonzept den Verkauf vorantreiben zu wollen – bisher wurden auch alle vorgesehen Etappen der Sanierung von Aribus nicht eingehalten.

Thomas Enders, Chef von Airbus begründete das Verhalten erneut mit der „schwierigen Situation“ von Airbus und das etwas in dieser Richtung getan werden muss, da das jetzige Airbusmodell „nicht mehr tragfähig“ sei. Zudem brachte er wiederum das Argument des starken Euros und schwachen Dollars wieder, was den Wettbewerb verzerren würde, obwohl Analysten einen Abfall des Dollars auf die 1,40 Marke prophezeien und einen weiteren Abstieg des Euros für möglich halten – der Airbus Betriebsrat sieht im derzeit starken Euro keine echte Gefährdung der Existenz von Airbus. Natürlich gab es auch hier noch ein weiteres Argument seitens von Airbus: Airbus mache übrigens ebenfalls die komplette Neukonstruktion des A350XWB und die Entwicklung des A400M Militärtransporters finanziell schwer zu schaffen, neben den Unkosten die die verspätete Auslieferung des A380 verursacht hätten.

Trotz des Verkaufes der Werke in Deutschland werde übrigens am Stellenabbau von 3.800 Personen weiter festgehalten. Der Betriebsrat forderte, diese Maßnahmen zu überdenken und die Preise für die verschiedenen Flugzeuge abzusenken statt über Produktionsverlagerungen in die USA nachzudenken.

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So, wieder etwas neues:

Die EADS möchte nun über den Verkauf der Airbus Werke wahrscheinlich doch erst im nächsten Jahr entscheiden, so die FAZ. Dies wird vor allem auf die momentane Dollarschwäche zurückgeführt, welche weitere Kaufinteressenten abschrecken würde. Jedoch widersprach man möglichen Spekulationen, dass man das Werk in Augsburg nicht verkaufen wolle, dies sei definitiv nicht der Fall. Genausowenig handele es sich um eine angestrebte Kapitalerhöhung: „Wir brauchen keine Kapitalspritze.“, so Louis Gallois, Chef von EADS, da man derzeit über eine Netto Cash Position von knapp 4,5 Milliarden Euro verfüge. Die Werksverkäufe seien nach wie vor ein wichtiger Teil der Sparprogramms Power8, mit dem Airbus wieder in die schwarzen Zahlen rutschen soll.

Was die Verlagerung von Standorten ins Ausland angeht, will sich Frankreich, so Premierminister François Fillon, dafür einsetzen und engagieren, dass keine Verlagerung aus der Eurozone erfolgt. „Frankreich und Deutschland haben in Airbus viel investiert, aber nicht, um das Unternehmen scheibchenweise in den Dollarraum abwandern zu sehen“, so Fillon. Auch der Verwaltungsratschef Rüdiger Grube sprach sich erneut für das Konzept der „Goldenen Aktie“ aus um den Konzern vor etwaigen Eingriffen von Investoren schützen zu können, da ihm auch sensible Bereiche des europäischen Verteidigungssegments und Sicherheitsgeschäftes angehören – jedoch sei dies sowieso nur der Fall, wenn sowohl die Lagardère Gruppe als auch Daimler gemeinsam über weniger als 50 % der Aktienanteile verfügen.

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Nachdem es erst gar nicht so klar war, was jetzt eigentlich los ist, soll jetzt der Verkauf der Werke schnell vorangetrieben werden – Der EADS Verwaltungsrat will laut Handelsblatt noch in dieser Woche über einen Verkauf an Spirit oder den OHB Konzern entscheiden. Bisher hat jedoch Daimler, einer der Großaktionäre, Vorbehalte.

Möglich sei ein Verkauf an Spirit, da sich so die EADS Führung unter Enders einen besseren Zugang zum amerikanischen Markt erhofft – jedoch ist davon der Stuttgarter Daimler Konzern weniger angetan, vor allem da die Bundesregierung und Gewerkschaften auf diesen Druck ausüben, da diese einen Verkauf an die OHB Gruppe präferieren, auch um die Werke in deutscher Hand zu belassen.

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