Nachreichen von Unterlagen höhere Priorität als Jobsuche?!
Ich wurde neulich Zeuge eines sehr skurrilen Gesprächs, dass meine nicht sehr positive Meinung von der Agentur für Arbeit mal wieder bestätigt hat und würde in dem Zusammenhang gern von Euren Erfahrungen hören. Kunde K der ARGE bezieht seit gut einem Jahr Leistungen zur Grundsicherung also ALG II. Da K keinen festen Job im ersten Arbeitsmarkt findet, hat K immer wieder kleinere Aushilfsjobs gesucht und gefunden. Das bedeutete, dass nicht nur das Einkommen angerechnet wurde, sondern K immer wieder diverse Unterlagen nachreichen muss, da entsprechende Bescheide nur vorläufig waren.
Ende Dezember 2009 bekommt K wieder einen Bewilligungsbescheid, Anfang Januar 2010 findet er ein interessantes Jobangebot, auf das er sich bewirbt und auch genommen wird. Da Ks zukünftiger Arbeitgeber dringend sucht und K in seiner Situation auch schnell anfangen kann, fragt er bei seiner Betreuerin nach, welche Unterlagen er denn einreichen muss, damit er nicht länger ALG II bezieht als ihm zusteht. Die Bearbeiterin fragt also nach Namen und Nummer und erklärt K nach Akteneinsicht, dass er ja noch Unterlagen nachreichen muss. K ist irritiert und meint, dass die Frist doch Ende zum Ende Januar gesetzt wurde (es ist gerade mal der 12. Januar) und er sich doch lieber erst mal um den Job gekümmert hätte und die geforderten Unterlagen in den nächsten Tagen nachreichen würde; sie möge aber erst mal sagen, was K denn nun einreichen müsste.
Nachdem das kurz geklärt ist, hält die Betreuerin noch einen längeren Vortrag wegen der fehlenden Unterlagen. K wird das ganze zu bunt und fragt nach, ob er das Jobangebot lieber hätte ignorieren sollen und sich um die Unterlagen kümmern? Darauf kam dann ein langes Zögern, na ja und keine Antwort ist auch eine Antwort...
Das liebe Arbeitsamt, Arge oder Zentrum für Arbeit mal wieder. Heisst ja je nach Region anders. Auch wir hatten schon die ein oder andere Geschichte auf deisem Amt. Eine Story z.b. war: A hat einen 400 Euro Job in einer Gärtnerei, bekommt vom Amt einen Bewerbungskurs aufgedrückt. Da aber nicht arbeiten und Kurs gleichzeitig geht, wurde darum gebeten, bzw. Antrag gestellt, den Kurs nicht besuchen zu müssen. Kein Erfolg gehabt, Job musste gekündigt werden um am Kurs teilzunehmen. Nun gut.
Im Rahmen dieses Bewerbungskurses sollte ein 4-wöchiges Praktikum gemacht werden. Also wurde vor der Jobkündigung mit dem Arbeitgeber abgesprochen, dass man dieses dann bei ihm machen könnte, anschließend an den Kurs wieder als Minijobber bei ihm weiterarbeiten könnte. Dann kam die Zeit des Praktikums heran und was musste A feststellen? Der Arbeitgeber hatte den Job anderweitig vergeben, Praktikum konnte dort ebenfalls nicht gemacht werden. So hatte A nun also Job verloren, einen sinnlosen Bewerbungskurs gemacht, und war komplett wieder vom Amt abhängig.
Dem Amt ist seine Paragraphenrennerei wichtiger, als die Leute in Arbeit zu bringen. Ach halt stopp, nicht in Arbeit zu bringen, sondern das muss der "Kunde" ja auch selbtständig machen.
Geschichten gibt es viele zur ARGE, da kann ich auch was beisteuern, denn ich habe auch mal ein knappes Jahr lang Arbeitslosengeld bezogen. Nach etwa sechs Monaten habe ich einen 400-Euro-Job gefunden mit der Aussicht auf eine spätere sozialversicherungspflichtige Tätigkeit - und habe das meiner Sachbearbeiterin schriftlich mitgeteilt, damit alles entsprechend verrechnet werden kann und ich nicht zu viel Leistungen beziehe.
Daraufhin bekam ich ein Schreiben mit Formularen, die mein Arbeitgeber jeden Monat unterschreiben muss, damit die ARGE weiß wie viel Euro genau ich dort jeweils verdient habe. Ich habe dann den 400-Euro-Job angefangen und zwei Wochen nach Arbeitsbeginn bekam ich eine Ladung zu meiner Sachbearbeiterin im Arbeitsamt. Der Termin sollte schon am übernächsten Tag sein, aber da hätte ich arbeiten müssen. Ich also im Amt angerufen und um Terminverschiebung gebeten, aber mir wurde gesagt das sei nicht möglich, ich solle halt Urlaub nehmen. Nach 2 Wochen Arbeit, das soll ja wohl ein Witz sein. Als ich das meinem Arbeitgeber sagte meinte der nur, er wisse schon warum er so ungern arbeitslose Leute einstellen würde - na toll!
Der nächste Knüller kam dann beim Arbeitsamt-Termin. Die Dame wollte mich in einen Kurs stecken, damit ich einen geregelten Tagesablauf habe. Ich habe sie dann ernsthaft gefragt, ob das ihr Ernst ist. Ich war ja erst seit einem halben Jahr arbeitslos, hatte vorher mehrere Jahre lang regelmäßig gearbeitet. Zudem habe ich ein Kind UND einen 400-Euro-Job, ich brauche niemanden der mich früh aus dem Bett wirft, weil ich freiwillig aufstehe. Sie fragte mich dann, ob ich denn zu diesem Job regelmäßig hingehen würde. Da musste ich mich echt beherrschen, sie nicht anzubrüllen und sagte relativ ruhig: "Ich würde sicherlich regelmäßig hingehen können, wenn ich einen Termin bei Ihnen verschieben könnte der in meine Arbeitszeit fällt."
Nun wurde ich belehrt wie ein kleines Kind, dass es nichts wichtigeres für mich zu geben hätte als die Termine beim Arbeitsamt, die mich ja schließlich wieder in Arbeit bringen sollen. Ich habe es der nicht geschafft der Dame begreiflich zu machen, dass sie mich mit ihren starren Terminen um meinen 400-Euro-Job bringen würde, den ich mit der Aussicht auf einen späteren Halbtags-Arbeitsvertrag erhalten habe.
Nun traf es sich so wunderbar, dass mein Exmann mit dem Leiter des Arbeitsamtes befreundet war und ich diesem die ganze Geschichte erzählen konnte. Er war ziemlich verwundert, weil die Sachbearbeiter noch kurz vorher Weisungen von ihm bekommen hatten, sich auf die offensichtlich unwilligen "Kandidaten" zu konzentrieren und den willigen Kunden Unterstützung anzubieten, WENN sie welche brauchen würden. Ich habe ihm dann schon gesagt, dass ich diese Art von "Unterstützung" nicht brauche, die mich meinen potentiellen Arbeitsplatz kosten kann, nur weil eine Sachbearbeiterin stur und uneinsichtig ist.
Seitdem hatte ich Ruhe vor der Dame, aber verstehen kann ich es bis heute nicht!
Solche Beispiele verärgern mich, weil sie zeigen, dass es in diesen Agenturen Sachbearbeiter gibt, die ihre eigentliche Aufgabe verkennen und stattdessen der Abarbeitung der Folgeprobleme einen höheren Stellenwert einräumen als der Lösung des Hauptproblems. Mit Sicherheit sind nicht alle so, aber ich finde es schlimm genug, dass es welche gibt, die eben nicht wirklich nachdenken, sondern stur irgendwelche starren Vorgaben durchpressen und nicht nachdenken, was das Beste wäre. Dabei kommt es ja nicht einmal nur auf die Bedürfnisse des einzelnen "Kunden" dieser Arbeitsagentur an, sondern auch auf mögliche Einsparungen, die sicher im Sinne der Agentur und ihres Auftraggebers wären.
Das Wichtigste sollte sein, dass der einzelne Leistungsempfänger so schnell wie möglich wieder unabhängig wird von staatlichen Leistungen. Selbst wenn das vorerst nicht konsequent erfolgt, so sollte wenigstens eine Anstellung auf 400-Euro-Basis oder eine halbe Stelle erreicht werden. Das ist das wichtigste Ziel, da jeder Monat mehr, in dem für den Arbeitslosen Geld bezahlt wird, Kosten verursacht. Es ist wichtig, dass die Leute so schnell wie möglich wieder auf eigenen Beinen stehen und sich ihren Lebensunterhalt selbst verdienen können.
Dass die Betreuerin nicht einmal eine richtige Aussage abgeben konnte, spricht klar für fehlende Sozialkompetenzen. Der Job ist sicher nicht toll, aber man sollte zumindest in der Lage sein, vernünftig auf Fragen einzugehen (auch ruhig mehrmals) und bereit sein, berechtigte Kritik anzuerkennen. Wirklich schlimm, was mancherorts üblich ist - und ich denke nicht, dass es sich bei deinem Beispiel um einen Ausnahmefall handelt. Ich habe nichts mit diesen Agenturen zu tun und weiß daher weder aus Angestellten- noch aus der Kunden-Sicht, was dort regelmäßig abläuft. Allerdings ist das auch für mich nicht der erste Fall, von dem ich höre, in dem es offensichtlich nicht die höchste Priorität darstellt, dass der Leistungsempfänger wieder selbst für seinen Lebensunterhalt sorgt. Das ist wirklich schade und den Kunden dieser Agenturen wird dadurch meiner Meinung nach ein falsches Bild vermittelt.
JotJot, Deine Geschichte ist wirklich kaum zu fassen. Da hat jemand ganz klar den Beruf verfehlt, will ich meinen.
Ich habe mit meinem Arbeitsvermittler wohl einen (seltenen) Glücksgriff getan, denn mein Herr B. ist genau das was ich brauche: eine echte Hilfe.
Natürlich sieht auch er es nicht gerne wenn Termine verschoben werden. Wenn ich aber zu einem Vorstellungsgespräch geladen bin und die Termine kollidieren weiß er wohl die richtigen Prioritäten zu setzen. Er unterstützt mich tatsächlich, mit Worten und mit Taten. Er hat ein offenes Ohr, gibt mir Tipps und Denkanstöße - meiner Meinung nach ein vorbildlicher Mitarbeiter und wohl höchst selten.
Ich hätte auch nicht wirklich erwartet so viele Vermittlungsvorschläge zu erhalten, habe ich doch von Freunden und Bekannten, die mal in ähnlicher Situation fest steckten gehört, dass die Agentur keinerlei Hilfe bei der Jobsuche sei. Ich habe wohl wirklich Glück - wenngleich bislang auch kein Arbeitsvertrag zustande gekommen ist.
Allerdings durfte ich auch schon weitaus unerfreulichere Erfahrungen mit Mitarbeitern der Agentur für Arbeit machen. Die Damen und Herren im Eingangsbereich meiner Arbeitsagentur sind nicht gerade angenehme Zeitgenossen. Gerne darf man im Gang warten bis die Herrschaften sich den Wochenendklatsch berichtet und dabei ein Tässchen Kaffee geschlürft haben ehe man "bedient" wird. In der freien Wirtschaft hätte so manche(r) sicher schon die Papiere bekommen.
Zudem schein so mancher Mitarbeiter seine Tätigkeit misszuverstehen und die "Macht" über den "Kunden" schamlos auszunutzen. Da genügt es nicht, dass der "Kunde" schon mit einem flauen Gefühl zur Agentur kommt und lieber überall sonst auf der Welt wäre, nein, als Angestellter der Agentur muss man dem "Kunden" wohl beständig zeigen wo sein Platz ist. Die Mittel der Wahl sind vielseitig. Unsinniges Warten lassen, schiefe Blicke... Als ob die Arbeitslosigkeit an sich nicht schon schlimm genug wäre!
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