Kündigen oder doch nicht bzw. noch etwas warten

vom 22.09.2010, 14:32 Uhr

In meinem Kopf gehen momentan so viele Gedanken herum. Ich weiß einfach nicht, wie ich mich entscheiden soll. Soll ich meinen Job aufgeben und auf einen neuen Job "warten"?

Ich bin seit 8 Jahren in einem mittelgroßen Betrieb tätig. 3 Jahre habe ich eine Lehre gemacht und wurde danach in ein unbefristetes Dienstverhältnis übernommen. Wir sind zwar nur wenige Frauen, aber trotzdem gibt es Zickenkrieg. Irgendwie bin ich immer das Opfer, das alles abbekommt.

Vor 3 Jahren war schon einmal eine ziemliche Krise und mir wurden diverse Sachen vorgelegt, die ich gemacht haben soll und die nicht korrekt waren, es gab aber keine Beweise dafür. Ich habe mich natürlich dagegen gewehrt und hatte auch viele Männer hinter mir stehen. Seit diesem Vorfall sind mein Chef und meine Vorgesetzte (der Chef hat sie beauftragt, mich zu "führen" obwohl das offiziell nirgendwo steht) sehr eigenartig zu mir. Keiner von ihnen vertraut mir und meine Vorgesetzte glaubt sie müsste mir nach den ganzen Jahren meine Arbeit immer wieder aufs neue erklären, was wirklich nervt.

Ich war jetzt 2 mal im Krankenstand (insgesamt 4 Wochen) und seit ich so lange nicht da war, ist wieder irgendwas im Anmarsch. Ich merke es an dem Verhalten der ganzen weiblichen Mitarbeiterinnen. Vorher habe ich mich mit allen gut verstanden, einige kamen nicht miteinander klar und die machen jetzt auf beste Freunde. Mich meidet jeder bzw. sind sie sehr voreingenommen zu mir. Manche sind auch so schlimm, dass sie gerade noch "Hallo und Tschüß" sagen.

Mit Zweien hab ich schon versucht zu reden, was aber nichts gebracht hat. Die redeten sich dann raus und meinten, dass nichts sei. Ich merke aber an ihrem Verhalten genau, dass etwas ist. Anscheinend sind sie zu feige mir die Wahrheit zu sagen. Ich probiere jetzt damit zu leben, was mir aber nur nach aussen hin funktioniert.

Privat ist bei mir in den letzten 4 Jahren auch sehr viel passiert. Angefangen von Todesfällen über Kontaktabbrüche mit nahestehenden Familienmitgliedern und Vertrauensbruch innerhalb der Familie. Ich bin ein Mensch, der immer versucht für alle da zu sein und selbst auf der Strecke bleibt. Gott sei Dank habe ich 2 gute Freundinnen, die mich dann mal auf die Seite nehmen und mich wirklich dazu zwingen mal einen Schritt kürzer zu treten.

Ich habe aber momentan das Gefühl, dass meine Freundinnen auch nicht für mich da sind bzw. nie Zeit für mich haben, wenn es mir schlecht geht. Mein Partner arbeitet sehr viel und hat am Abend dann auch nicht immer die Nerven dazu, mal ausgiebig mit mir darüber zu reden was mich belastet. Diese Woche haben wir bis 1 Uhr in der Früh ein Gespräch geführt, was ich denn will und wie es mir geht und was mich alles belastet. Seit diesem Gespräch schwirren noch mehr Gedanken in meinem Kopf herum.

Mein Körper und ich haben einfach nicht mehr die Kraft, das alles wegzustecken. Ich will und kann einfach nicht mehr und brauche mal eine Auszeit für mich. Ich spiele jetzt mit dem Gedanken meinen Job zu kündigen und dann mal ein oder zwei Wochen Zeit für mich zu haben und mich anschließend um einen neuen Job zu bemühen.

Ich habe schon seit längerer Zeit einen Job in Aussicht, allerdings kann es bei dem Job noch ein paar Monate dauern, bis ich da genaueres weiß. Ich denke mal, dass ich vor April nicht dort anfangen könnte, eher sogar noch etwas später. Wenn ich daran denke, einfach noch bis April in meinem jetztigen Job durchzuhalten und zu kämpfen bekomme ich richtig negative Gedanken und denke mir nur, dass ich das nicht mehr schaffe.

Ich weiß, dass man weit mehr schafft, als man sich zutraut. Ich wollte meinen Job eigentlich schon im April diesen Jahres kündigen, habe mir dann aber eben gesagt, dass ich dass noch schaffe, auch wenn ich glaube, dass es eigentlich gar nicht mehr geht. Mir kommen Gedanken in den Kopf vor denen ich selbst erschrecke, die einfach nicht normal sind.

Ich habe auch schon im Internet nachgelesen und die ganzen Gedanken bedeuten einfach nichts gutes. Ich habe verschiedenste Tests im Internet gemacht bezüglich Depressionen und Burn Out und lt. den Auswertungen bin ich teilweise nicht mehr weit entfernt davon.

Ich will mir meinen Körper nicht wegen der Firma kaputt machen, trotzdem beschäftigt mich das Thema Kündigung immer mehr. Ich habe mich jetzt auch schon im Internet erkundigt, was mir bei einer einvernehmlichen Auflösung (normalerweise müsste meine jetztige Firma darauf einsteigen, weil das bei fast allen, die gekündigt haben der Fall war) alles zustehen würde, wie das mit dem arbeitslos melden funkltionert etc. Im April als ich das auch schon mal etwas recherchiert habe, hat mir das Kraft gegeben wieder etwas durchzuhalten, aber jetzt denke ich nur noch, das mache ich.

Mir fällt auch auf, dass mein Körper nicht mehr so kann wie ich will. Ich komme nie aus dem Bett und habe den ganzen Tag ein Müdigkeits- und Erschöpfungsgefühl. Das fängt an sobald ich im Büro bin. Für jede Kleinigkeit muss ich mich richtig aufraffen, weil ich einfach nicht mehr kann.

Was würdet ihr an meiner Stelle tun? Soll ich meinen Job hinschmeißen und dann warten, bis ich in der anderen Firma anfangen kann? Ich glaube nicht, dass ich es noch viel länger hier schaffe. Andererseits möchte ich aber auch nicht arbeitslos sein. Ich will nicht dem Staat auf der Tasche liegen. Ich arbeite seit ich 15 bin und hatte bis auf die letzten 2 Jahre immer Freude daran.

Finanziell müsste ich mir keine Sorgen machen, da mein Partner voll und ganz hinter mir stehen würde. Er meinte, dass er mir alles was ich nicht schaffen würde zu bezahlen übernehmen wird. Er will das es mir besser geht und wenn es nur diesen Weg gibt, dass es mir besser geht, dann geht er ihn mit mir.

» PalmitosPark » Beiträge: 117 » Talkpoints: 34,19 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich kann mich sehr gut in deine Situation versetzen da ich von ca. 3 Jahren in einer ähnlichen Situation war. Das Problem an der ganzen Sache ist, dass eine eigene Kündigung in einem Lebenslauf immer nicht so gut aussieht und man ja nicht weis wie es weiter geht. Auch wenn es hart kling würde ich dir von einer Kündigung abraten. Wenn du 100%ig sicher bist das du den neuen Job bekommst dann nimm dir die Auszeit, aber versuche mit deinem jetzigen Arbeitgeber zu sprechen ob er dich vielleicht kündigen kann. Selbst wenn es mit dem neuen Job klappt ist nie sicher ob das für immer ist und heutzutage werden sich Bewerbungsunterlagen immer ganz genau angeschaut. Eine eigene Kündigung mit anschließender Arbeitslosigkeit kann man schlecht begründen und wenn man sag es lief nicht nach so vielen Jahren klingt das komisch. Eine Kündigung vom Betrieb mit der Begründung wirtschaftliche Probleme ist da schon einfacher.

Ich drücke dir die Daumen das sich alles zum besten wendet. :)

» nadpat » Beiträge: 1077 » Talkpoints: 2,22 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Danke für deine Antwort und deine Wünsche.

Ich nehme stark an, dass mir mein momentaner Arbeitgeber auf eine einvernehmliche Auflösung eingehen würde, da das in dieser Firma fast bei jedem so gemacht wird. Ich habe mal gehört, dass das gemacht wird, weil sie keinem im Weg stehen wollen, wenn er etwas anderen machen will.

Es kommt natürlich auch darauf an, was man als Kündigungsgrund angibt. Ich denke, wenn ich da jetzt hingehe und sage ich will kündigen, weil mich der Zickenkrieg nicht mehr interessiert bzw. ich keine Kraft mehr dazu habe, will aber eine einvernehmliche Auflösung, wird mir keiner darauf einsteigen. Wenn ich allerdings sagen würde, dass ich kündigen will, weil ich einfach etwas neues machen will und mich vielleicht auch weiterbilden will, wird keiner etwas gegen die einvernehmliche Auflösung sagen.

Bei uns in der Firma hat erst vor einigen Monaten eine Frau gekündigt, weil sie einfach etwas neues machen wollte. Sie wurde dann natürlich gefragt was und sie gab als Antwort, dass sie jetzt erstmal eine Auszeit für sich nimmt, eventuell eine längere Reise macht und anschließend entweder studieren geht oder einen ganz anderen Job machen möchte. Bei ihr stimmten alle zu der einvernehmlichen Auflösung zu.

Ich muss ehrlich sagen, dass ich diese Frau bewundere, weil sie den Mut dazu hatte, diesen Schritt zu gehen, auch wenn sie noch nicht genau wusste, wohin es sie treiben wird. Ich zweifel da schon wieder dran, ob ich das wirklich schaffe. Ich glaube auch, dass es gute Chancen dafür gibt, weil bei uns nicht mein Chef alleine entscheidet, sondern der Personalchef da auch noch mitredet und das ist ein sehr netter Herr.

» PalmitosPark » Beiträge: 117 » Talkpoints: 34,19 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich habe mal genau das gleiche Problem in einer mittelgroßen Firma gehabt.
Da wurde man gemobbt bis zum Äußeren. Was schon mehr zum Psychoterror wurde.

Damit mir das nicht noch einmal passiert, bin ich erstmal beigegangen und habe in einem Abendseminar über VHS Kurs gelernt damit, um zu gehen, denn leider gibt es in der heutigen Zeit kaum noch eine Firma, wo nicht gemobbt wird.

Danach habe ich normal weiter gearbeitet und nebenher Bewerbungen an andere Firma geschickt. Bei einer Einladung zu einem Gespräch habe ich denen wahrheitsgemäß erzählt, warum ich meine Stelle kündigen möchte und auch dazu gesagt, dass ich an mir gearbeitet habe damit Mobbing mich nicht mehr so runter ziehen kann.

Es hat sehr gut so geklappt und mir konnte wegen Eigenkündigung kein Leistungsbezug verweigert werden.

» Eumloss » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Oh je, ich fühle mich gerade um ein paar Monate in der Zeit zurück versetzt. Mir ging es ganz genauso! Ich kann mir nur zu gut vorstellen wie Du Dich jetzt fühlen musst.

Ich habe im Januar das Handtuch geworfen. Es war einfach unerträglich auf der Arbeit, ich war ständig an allem Schuld, für jeden Mist verantwortlich. Ich bin morgens mit Bauchweh und Übelkeit zur Arbeit gegangen, habe versucht den Tag durchzustehen und bin abends weinend auf der Couch zusammen gebrochen. Zuguterletzt habe ich in meinem Büro gesessen und mir die Augen aus dem Kopf geweint. Nicht mal dort konnte ich mehr so tun als sei alles ok.

Meine Kollegen und Kolleginnen waren toll zu mir, hatten Verständnis und waren wirklich eine Stütze für mich. Auf Dauer hat es aber einfach nicht gereicht. Mein Freund war es dann der sagte "jetzt ist Schluss". Er hatte bemerkt wie sehr ich mich verändert habe. Ich war nur noch gereizt, gehetzt, konnte gar nicht mehr abschalten und kam nicht mehr zur Ruhe. Als ich nicht mehr schlafen konnte ging es ganz den Bach runter.

Mein Arbeitgeber hat einem Auflösungsvertrag zugestimmt. Da mein Arbeitsvertrag befristet war und im Vertrag keine Kündigungsklausel enthalten war, war dieser Weg die einzige Möglichkeit aus der Sache heraus zu kommen.
Sperrfristen waren mir egal, ich wusste ich muss da raus, sonst hätte ich mir vielleicht noch etwas angetan. Entsprechende Gedanken waren allgegenwärtig.

Beim Arbeitsamt musste ich natürlich erst mal nachweisen dass nicht Faulheit der Grund für die Kündigung war. Mein Arzt musste Formulare ausfüllen und eine Art Gutachten formulieren. Das alles hat noch mehr Kraft gekostet, aber ich hatte endlich Zeit zu mir zu finden und schlussendlich bekam ich auch mein Arbeitslosengeld ohne Sperrfrist.

Heute, 8 Monate später, bin ich noch immer auf Arbeitsuche. Nicht, weil ich nicht qualifiziert wäre; denn das bin ich. Was die potentiellen Arbeitgeber in den zahlreichen Vorstellungsgesprächen zu denen ich eingeladen werde abschreckt ist die Geschichte... Von Mobbing will niemand etwas wissen, jeder scheint zu glauben ich sei nicht belastbar und hätte mich nicht bemüht etwas zu ändern. Hinter die Kulissen kann niemand blicken, und ich habe den Eindruck dass die meisten es auch gar nicht so genau wissen wollen. Das ist ein böses Manko, dass Du unbedingt bedenken solltest.

Toll ist natürlich, dass Du einen Job in Aussicht hast und auch, dass Dein Partner hinter Dir steht. Wenn es nicht mehr geht, gib auf bevor Du noch richtig krank wirst und nicht mehr arbeiten KANNST.

Ich habe Monate gebraucht um wieder ganz auf die Füße zu kommen, und selbst heute habe ich noch schwer mit mir selbst zu kämpfen weil ich mir - dank meines damaligen Chefs - kaum noch etwas zutraue. Kaum zu glauben dass ich mich wochenlang nicht getraut habe rückwärts aus der Garage zu fahren...

Niemand kann Dir sagen was Du nun genau tun sollst, niemand hat das Geheimrezept wie alles gut wird. Eigentlich kannst Du nur eines tun: in Dich hineinhorchen. Stehst Du das noch durch? Wirst Du krank? Sieht ja ganz danach aus... Tu das, was richtig für Dich ist!
Ein erster Schritt wäre vielleicht der Besuch bei einem Arzt. Dass macht das
weitere Procedere wenn Du wirklich kündigst bedeutend einfacher weil Deine Krankheitsgeschichte bekannt ist.

Abschließend sei gesagt: es gibt so viele schlechte Menschen auf der Welt, und es ist KEINE SCHANDE ihnen den Rücken zu zu kehren. Sieh es nicht als Aufgeben, sie es als Selbstschutz. Wenn Du zusammenbrichst fragt nämlich niemand aus der Firma nach Dir...

Kopf hoch!! Was immer Du tust, es wird das Richtige sein!

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» ichwars » Beiträge: 562 » Talkpoints: 3,76 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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