Seriöse Berichte über Bezness gesucht

vom 23.09.2010, 06:56 Uhr

Unter "Bezness", was wohl die Slang-Umschreibung von "business" sein soll, versteht man es, wenn junge ausländische Männer in typischerweise von europäischen und nordamerikanischen Touristinnen überschwämmten Gebieten gegenüber diesen Touristinnen eine Liebesbeziehung vortäuschen, um von ihnen Geld- und Sachspenden zu erhalten.

Das heißt, der Mann, ein einheimischer aus dem Urlaubsland, das finanziell oft auch nicht so gut dran ist, schmeichelt sich bei der Touristin ein und geht mit ihr eine Pseudo-Beziehung ein, die die Frau für eine echte Liebesbeziehung hält. Es folgen Liebesschwüre bis hin zu Verlobungen, so lange es von der Frau Geld und Geschenke gibt, gerne auch für eine angeblich kranke Mutter oder ein kaputtes, dringend benötigtes Elektrogerät. Gerne wird zu den Touristinnen auch nach deren Abreise telefonisch oder per Internet Kontakt gehalten, mit folgenden Forderungen nach Geldspenden.

Die verliebten Touristinnen zahlen natürlich und fallen irgendwann aus allen Wolken, wenn sie bemerken, dass alles nur Schein war und ihr "geliebter Verlobter" kein wenig an ihnen interessiert, sondern nur an ihrem Geld. Übrigens stehen bei diesen Männern zum Teil auch ganze Familien, inklusive einer echten Frau oder Verlobten, mit dahinter und fördern den Betrug. Dass der junge Mann für das Geld durchaus auch Sex mit der Touristin hat, scheint nicht zu stören. Und diesen Mann selbst zumindest bei jungen Touristinnen sowieso nicht, aber auch bei alten Europäerinnen wird gerne mal ein Auge zu gedrückt, wenn das Geld stimmt.

Also gewissermaßen ist es eine Form von Prostitution, nur dass die Freierin eben glaubt, es sei eine Liebesbeziehung. Man kann sich denken, was für psychische Folgen entstehen können, nach so einem Betrug. Wobei einige Touristinnen wohl auch ein wenig naiv sind, aber Blindheit vor Liebe kommt ja bei vielen Menschen vor, auch bei innereuropäischen Beziehungen ohne Bezness.

Nun geisterte dieses Thema schon dann und wann durch mehr oder weniger seriöse Sendungen. Im Internet findet man auch einige Berichte, wobei die meisten irgendwie wahnsinnig reißerisch aufgemacht sind. Den gekränkten Stolz betroffener Touristinnen kann ich ja teilweise nachvollziehen, doch wenn ihre Berichte dann voller Vorurteile sind, bis hin zu ausländerfeindlichen Phrasen, dann ist das doch auch nicht objektiv, sondern sehr emotionsgeladen und mit Sicherheit auch den wahren Sachverhalt verfälschend.

Mich würde eher interessieren, wie so etwas wirklich passiert, ohne Beschönigungen und Schuldzuweisungen. Auch der psychologische Aspekt würde mich interessieren, die Strategien der Betrüger, und verschiedene dahinter steckende Systeme. Praktisch werde ich es nie gebrauchen können, da ich keine typischen Touri-Orte besuche, und auch abzocken möchte ich niemanden. ;) Aber ein spannendes Thema ist es. Daher frage ich euch: Gibt es irgendwo auch seriöse Websites oder Bücher zu diesem Thema (ich bevorzuge hierbei übrigens Websites)? Bitte nicht mit dieser "1001 Nacht"-Website kommen, die ist schon extrem subjektiv und daher nicht hilfreich.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Wawa666 hat geschrieben:die ist schon extrem subjektiv und daher nicht hilfreich.

Da glaube ich, dass Du eine falsche Erwartungshaltung hinsichtlich solcher Berichte hast. Wie könntest Du Dir einen "seriösen" Bericht über so einen Fall vorstellen? Die Betroffene dürfte wie Du geschrieben haben, tief im Stolz verletzt sein, so dass hier kein objektiver Bericht zu erwarten ist. So viel Distanz traue ich jedenfalls kaum einem Menschen zu.

Außenstehende wieder werden auch kaum objektive Berichte geben können, da sie die Details vermutlich auch nur vom Hören kennen (evtl. sogar nur aus der Sicht des Opfers) und eine Aussage wie "ich habe es ja schon von Beginn an gesagt" hilft sicher nicht weiter.

Interessant wäre die Sicht derjenigen, die sich für die Sache hergeben und eben von dem Schwindel leben. Aber da glaube ich kaum, dass man genügend Täter findet, die freimütig von ihren Taten berichten werden.

Was bleibt, sind Berichte wie Du sie eben auch auf der 1001-Webseite findest, wenn hier sicher auch gleich eine unnötige Pauschalisierung durch die Opfer stattfindet und ein wenig mehr Selbstreflektion wünschenswert wäre.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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