Irrsinn: Hähnchen kaufen ist günstiger wie der Parkschein

vom 22.09.2010, 14:15 Uhr

Gerade wenn man sich Gedanken um die Qualität der Lebensmittel macht, muss man auch darüber nachdenken, wohin die niedrigen Preise für bestimmte Lebensmittel führen. So hat eine bekannte Sterne-Köchin mal gesagt, dass wir uns nur Tiefkühlhähnchen, die nicht besonders gut schmecken und deren Qualität nicht gut ist, kaufen, weil ein frisches Hähnchen etwas teurer ist. Da geben wir lieber 1,99 Euro für ein gefrorenes Hühnchen aus, als ein frisches, welches wirklich besser schmeckt für 3,50 Euro zu kaufen. Der Irrsinn dabei ist, das wir zwar beim Hühnchen auf den Euro schauen, aber die 5 Euro fürs Parkhaus stecken wir ohne uns aufzuregen in den Parkautomaten.

In anderen Ländern sind die Lebensmittel teurer, dabei denke ich zum Beispiel an Frankreich. Dort wird auch nicht so viel verdient, aber mehr für Lebensmittel gezahlt. Dort ist aber die Qualität besser, gefrorene Hühnchen kauft dort kaum jemand. Wer mal dort Urlaub macht, der sollte mal welche in den Kühltruhen suchen, ich habe noch keine gefunden. Wir sollten wieder dahin übergehen, etwas mehr Geld für Lebensmittel auszugeben und dafür auch bessere Qualität zu bekommen. Für ein paar Cent mehr bekommt man oftmals Sachen, die viel besser schmecken, aber auch gesünder sind. Geiz ist geil, schmeckt aber nicht immer.

» urilemmi » Beiträge: 2263 » Talkpoints: 7,31 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Das mit dem Parkschein ist so gesehen eigentlich ganz logisch, aber man muss die Sache auch noch aus einen anderen Blickwinkel betrachten. Wenn ich einen Parkschein für beispielsweise 5 Euro löse, mache ich dann auch einen größeren Einkauf. So hat sich dann auch der bezahlte Parkschein wieder rentiert.

Kein Mensch kauft ja nur einen Artikel und löst dafür einen Parkschein von 5 Euro. Bei einen Artikel von einen Euro beispielsweise wäre es ein teurer Einkauf. Ich denke diese Mentalität hat sich im Laufe der Zeit einfach so fest eingeschlichen bei vielen Leuten.Manche Menschen registrieren selbst bei sich ein solches Verhalten nicht mehr.

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Grundsätzlich ist die Einschätzung richtig, dass oftmals (ob durch äußere Umstände erzwungen oder aber auf Grund von Gewöhnung) zu sehr auf den Preis geschaut wird und man die Qualität oder Herkunft von Lebensmitteln gar nicht wirklich hinterfragen möchte. So wird dann wirklich allein an Hand des Preises bewertet und man kommt dann zu den industriell gezüchteten Tiefkühlhähnchen, welche dann eben unschlagbare 1,99 Euro kosten. Allein wenn man bedenkt, was die Aufzucht dann maximal gekostet haben kann, damit der Hersteller noch einen Gewinn macht, sollte doch reichen, um zu stutzen.

Jetzt kommt aber gerade in einem Land wie der BRD noch folgender Faktor mit rein: wenn hier alle Menschen sofort umstellen würden und tatsächlich nur noch auf die Qualität beim Fleisch, Obst und Gemüse achten würden, würden die Lebensmittel knapp werden. Die flächendeckende Versorgung ist, so schätze ich unsere Überflussgesellschaft hier ein, eigentlich nur noch durch die industrielle Fertigung in dem Stil aufrecht zu halten! Anders geht es auf Grund der nachgefragten Mengen gar nicht.

Um nun eine Umstellung vorzunehmen, müsste ein langwieriger Prozess gestartet werden. Und grundsätzlich ist der auch schon im Gange, auch wenn er sicher nur eine Bevölkerungsgruppe aus der sog. gesicherten Mittelschicht anspricht. Anders wäre das Wachstum an Bio Supermärkten nicht zu erklären. Schließlich gibt es ja nicht mehr nur das (teure) Reformhaus, sondern auch Bio Discounter. War einst die Zielgruppe eher begrenzt (wohlhabende Ökos), so zielt man nun eben auf breitere Schichten. Und zwar auf die, die immer noch etwas mehr Geld haben, die aber mittlerweile ein Bewusstsein für (qualitative) Lebensmittel haben.

Vielleicht setzt sich der Trend fort so dass auch bei allen konventionellen Discountern das Bio Angebot nicht zum Etikettenschwindel wird und das Angebot wirklich auch noch ausgebaut wird. Wobei sich für gewöhnlich am Mart, sobald wir wieder in eine Krisensituation kommen (und es ist noch nicht mal klar, dass die letzte wirklich überstanden ist), so ist, dass das billigste letztlich seinen Platz behält und an Lebensmitteln wohl eben zuerst gespart wird.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



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