Neffe sagt zu Onkel plötzlich Papa!

vom 20.09.2010, 15:16 Uhr

Nach langer Zeit habe ich meine Neffen wieder gesehen! Ich sehe sie meistens nur, wenn gerade Weihnachten, Ostern oder einer der beiden Geburtstag hat. Oder wenn wir sagen, dass wir mit ihnen einen Ausflug machen. Ansonsten bekomm ich die beiden nie zu Gesicht. Mit der Mutter von den beiden hab ich keinen Kontakt mehr, weil mir einfach Sachen zu Ohren gekommen sind, die wirklich unterste Schublade sind und meine Familie zutiefst beleidigen.

Wir (mein Partner und ich) waren mit den Kindern und deren Oma (Mutter von meinem Partner) im Tierpark und haben uns einen schönen Tag gemacht. Am Abend wollten die Jungs dann bei der Oma schlafen. Wir sind dann noch etwas geblieben und haben mit ihnen gespielt. Der große hat sich dann an meinen Partner gekuschelt (er stand bei ihm am Sessel und hing auf seinem Rücken) und einige Minuten drauf kam auch der kleinere und steckte seinen Kopf in den Arm von meinem Partner. Das hat so niedlich ausgesehen.

Der große hat sich richtig reingeschmust (fast wie eine Katze) und irgendwann kam dann "Papa". Anfangs dachten wir, dass wir falsch gehört haben und haben eben nichts dazu gesagt. Kurz darauf kam wieder ein "Papa". Mein Partner sagte dann "Du weißt doch genau, dass ich nicht dein Papa bin sondern dein Onkel" Der Junge sah ihn ganz traurig an und sagte dann kurze Zeit später wieder "Papa".

Der Vater der Kinder ist vor ein paar Jahren, als der kleine gerademal knappe 4 war und der zweite noch nicht geboren war ums Leben. Es hat lange gedauert, bis er es verstanden hat, dass sein Papa nicht mehr kommt. Er macht jetzt den Eindruck, dass er es verstanden hat, dass sein Papa im Himmel ist und auf ihn aufpasst, aber eben nicht mehr zu ihm kommt. Er erzählt auch oft etwas von seinem Papa oder wenn wir mal von seinem Papa reden, dann fragt er immer "Mein Papa?". Das sind für mich immer komische Momente, weil ich die Kinder ja nur selten sehe und nicht weiß, wie es ihnen wirklch damit geht.

Seit diesem Tag beschäftigt es mich so, warum er zu seinem Onkel plötzlich Papa sagt. Den ganzen Tag über hat er in Onkel oder mit dem Namen gerufen bzw. angesprochen und am Abend als es ums kuscheln ging kam plötzlich das Papa! Ich dachte ja anfangs, dass es keine Absicht von ihm war, aber daran zweifle ich schon. Als mein Partner ihm mehrmals sagte, dass er nicht sein Vater ist, fand der Junge das noch witzig und redete ihn erst recht mit Papa an und zum Schluss auch mich mit Mama. Ich mein da wussten wir dann, dass er es scherzhalber machte, aber die ersten paar Mal glaub ich nicht, dass es ein Scherz war.

Was geht in meinem Neffen vor? Hat er sich vielleicht durch die Nähe an seinen Papa erinnert? Wünscht er sich vielleicht einen Papa? Ich weiß nicht ob die Mutter der beiden schon wieder einen Freund hat. Ich kann nur sagen, dass der Große eben sehr auf Männer bezogen ist. Wenn ich mal mit ihm unterwegs bin und mein Partner kommt heim, dann ist nur noch er interessant bzw. auch wenn ich Freunde treffe (hauptsächlich männliche) dann sind die sofort interessant und ich kann gleich wieder gehen. Ist das normal, dass er so ist, weil er ja keinen Papa mehr hat? Mich beschäftigt das sehr stark, weil ich mir denke, es muss ja einen Grund dafür geben.

» PalmitosPark » Beiträge: 117 » Talkpoints: 34,19 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Jedes Kind wünscht sich wohl einen Papa. Erst Recht, wenn er den Papa schon seit langer Zeit nicht mehr hat. Und in dem Moment, wo er gekuschelt hat, war er vielleicht auch müde und hat sich an die Zeit erinnert, wo er seinen Papa noch hatte.

Manche Kinder haben aber auch so eine Phase, wo sie zu allen Männern, die ihm vertraut sind, Papa sagen. Ich würde dem nicht so eine große Bedeutung beimessen. Er wird genau wissen, dass dein Partner nicht sein Papa ist und er fand das, wie du ja schon selber schreibst, am Ende auch noch lustig.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Mich hat dieser Beitrag sehr bewegt. Dieser kleine Junge vermisst seinen Vater sehr. Er wünscht sich nichts sehnlicher, als einen Papa und eine liebevolle Familie. Ihr habt einen Ausflug in den Tierpark gemacht. Du, Dein Partner und die Oma, Ihr drei habt Euch sicherlich liebevoll um die Kinder gekümmert. Ihnen nicht nur die Tiere gezeigt, sondern auch viel dabei erzählt und die Fragen der Kinder beantwortet.

Aber Ihr wart nicht alleine im Tierpark. Viele andere Kinder haben sich ebenfalls mit den Eltern oder einem Elternteil, vielleicht mit Onkel oder Tante oder anderen Erwachsenen dort aufgehalten. Kinder sind neugierig, sie beobachten und sehen mehr, als wir annehmen. So wird der Junge oder beide Kinder auch gesehen haben, wie andere Kinder fröhlich mit oder an der Hand Ihrer Eltern rumgetollt sind. Sie haben Vergleiche gezogen und gemerkt, dass Ihnen das glückliche Zusammensein mit den Eltern, besonders dem Vater fehlt.

Da sich Dein Partner besonders viel um die beiden bemüht hat, möchten sie, dass dieser Zustand so bleibt. Kann man aus Sicht der Kinder verstehen. Vielleicht kümmert sich die Mutter wenig um die Kinder. Schmusen und kuscheln kennen sie nicht, vermissen es aber.

So ist das bestimmt nicht scherzhaft gemeint, wenn der Junge Papa zu Deinem Partner sagt. Er wünscht sich ihn zum Vater. Erklärungen, dass diese Wünsche und Sehnsüchte so nicht erfüllt werden können, werden sie nicht zugänglich sein. Sie werden mit großen, traurigen Augen weiter um Liebe und Zuneigung betteln. Schon daran, dass der ältere Junge sich sofort Deinen Freunden bzw. Bekannten zuwendet, siehst Du, dass er den Papa vermisst.

Was haltet Ihr von einem Gespräch zwischen den beteiligten Erwachsenen und der Mutter. Du magst die Mutter zwar nicht besonders, aber wichtig fände ich es schon, wenn mal ein offenes Gespräch stattfinden würde.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Deinem Neffen fehlt natürlich sein Vater. Ich denke nicht, dass er ein Problem hat seinen Onkel von seinem Vater zu unterscheiden. Bei ihm ist das wohl nur der Wunsch nach einem Vater, der ihn zu solchen Falschäusserungen bringt. Glaube aber auch, dass es dem Onkel nicht angenehm ist. Man möchte das Kind ja nicht vor den Kopf stossen und am Ende weint er noch. Aber richtig stellen würde ich es trotzdem. Man kann ja auch sagen, dass der Onkel ihn lieb hat wie ein echter Papa. Vielleicht kann der Onkel sich auch öfter um den Jungen kümmern, denn ihm fehlt eindeutig eine Vaterfigur.

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» MoneFö » Beiträge: 2938 » Talkpoints: -3,73 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Anfangs war es sicher nicht scherzhaft gemeint. Ich glaube, dass sich der Junge er einen Scherz daraus gemacht hat, als der Onkel eben sagte, dass er der Onkel ist und nicht der Papa. Erst da wurde es für ihn witzig. Wir dachten ja anfangs wir hätten uns verhört, weil wir einfach nicht damit gerechnet haben.

So wie du das geschrieben hast mit dem Wunsch nach Liebe und Zuneigung hat es mich zum Nachdenken gebracht. Leider stimmt es, dass die zwei Jungs das bei ihrer Mutter sicher nicht ausreichend bekommen. Ich habe früher oft genug gesehen, wie sie ihre Kinder behandelt. Sie sitzt fast jeden Tag bei ihren Eltern und macht sich einen schönen Tag und jeder der da ist kümmert sich um die Kinder.

Seit der zweite Sohn da ist, ist er meiner Meinung nach der Liebling aller, weil er einfach braver und ruhiger ist. Ich denke mir oft selber, dass ich lieber den kleinen nehmen würde, wenn ich nach ihrem Verhalten gehen würde. Wenn ich dann aber wirklich die Wahl hätte, dann wäre es mir egal, welcher mitkommt bzw. habe auch kein Problem damit, wenn beide mit wollen. Man soll sie ja gleich behandeln, damit keine Eifersucht aufkommt.

Die Mutter sagt selbst immer, dass der Große so schlimm ist und nicht auf sie hört und dass es mit ihm immer so anstrengend ist. Ich meine, dass es sicher mehr Zeit mit ihm braucht als mit dem kleineren, weil er einfach viel mehr hinterfragt, weil er eben schon älter ist.Wenn man sich Zeit für ihn nimmt ist er wirklich ein sehr lieber und auch braver Junge.

Er wollte mir zum Beispiel nicht folgen und da hab ich ihm erklärt, was das für Konsequenzen für ihn hat, wenn ich ihn noch einmal erwische, dass er seinen Ball in den Mund steckt. Beim ersten Mal grinste er mich nur an. Als es dann ernst wurde und ich die Konsequenz gezogen habe (was mir nach ein paar Minuten wieder leid tat, weil er dann so brav und auch Reue zeigte), hat er dass einfach so akzeptiert. Er war selbst sehr perplex, dass ich das durchziehe. Er war den restlichen Tag so brav. Wenn ich was gesagt habe, dann war das auch so.

Ein Gespräch mit der Mutter kommt nicht in Frage. Sie denkt, dass sie alles richtig macht und macht unsere Familie schon überall so schlecht, dass wir gar nichts mehr sagen wollen. Sie wird ja genau das Gegenteil davon machen, was wir ihr sagen und ausserdem wird sie nicht auf mich hören, weil ich erstens mal ein paar Jahre jünger bin und selbst noch keine Kinder habe.

Die Familie der Mutter ist nicht so, dass man da sehr liebevoll miteinander umgeht. Da gibt es keine Umarmungen oder sonstiges. Sie ist schon so aufgewachsen und macht es bei ihren Kindern genau gleich. Bei ihr in der Familie läuft es so ab, dass man den ganzen Tag zusammensitzt und immer wieder neue Leute findet, über die man irgendwas erzählen kann. Aber liebevollen Umgang habe ich da früher schon nie gesehen.

Wenn sie etwas zu den Kindern sagt, dann kommt dass alles so überfordet und lieblos rüber. Allein schon der Ton mit dem sie mit ihren Kindern redet.

Was haltet Ihr von einem Gespräch zwischen den beteiligten Erwachsenen und der Mutter. Du magst die Mutter zwar nicht besonders, aber wichtig fände ich es schon, wenn mal ein offenes Gespräch stattfinden würde.

Da wir die Kinder nur sehr selten sehen - genau gesagt nur dann, wenn ein Anlass ist oder wir eben was mit ihnen unternehmen, was eben Geld kostet - ist es schwer, dass wir sagen wir machen mehr mit ihnen. Wenn man die Mutter dann versucht anzurufen ist sie einfach nicht erreichbar. Wir versuchen einfach für die beiden Kinder da zu sein und etwas mit ihnen zu unternehmen, dass sie einfach mal was anderes sehen. Auch wenn das nur sehr selten der Fall ist.

» PalmitosPark » Beiträge: 117 » Talkpoints: 34,19 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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