Mann muss in kleinere Wohnung ziehen, weil der Sohn starb
An Krebs ist der Mann nicht erkrankt, das war nur wieder mal die Bild-Phantasie, damit es auch richtig tragisch wirkt. Aber der Mann wartet derzeit auf einen Platz in einer Traumaklinik, da er ja direkt mit ansehen mußte, wie sein Sohn von dem Auto überfahren wurde.
Er wird aber noch mindestens zwei Jahre in seiner Wohnung bleiben dürfen, da sich ein Sponsor gefunden hat, der die Differenz zwischen Miete und Zahlung der ARGE übernimmt. Ob er nun diesen Betrag an den Mann überweisen kann ohne das er als Einkommen gerechnet wird oder ob sich beim Mietvertrag der Hauptmieter ändert und der Vater nur noch Untermieter sein wird, das wird aktuell mit der ARGE geklärt.
Bei solchen Geschichten sind die Leute immer ganz schnell dabei, das System und ganz besonders gerne alles, was sich um Hartz IV dreht, als unmenschlichen Moloch darzustellen, der jede Menschlichkeit verschlingt und Menschen schädigt und belastet, wo es nur geht. Auf der anderen Seite wird dann auch gerne gejammert, wenn der Staat zu viel Geld für bestimmte Dinge ausgibt. Gerade solche Zeitungen wie dieses Scharfmacher-Blatt, dem dieser Artikel wohl entstammt, tragen ihren Teil dazu bei, dass solche extremen Haltungen gefördert werden.
Es ist natürlich alles andere als schön wenn ein Vater, der gerade erst sein Kind verloren hat, aufgefordert wird, sich eine kleinere Wohnung zu suchen, da die aktuelle Wohnung nicht komplett vom Amt bezahlt wird. So etwas wirkt unsensibel und ich kann mir auch vorstellen, dass der Mann in seiner Trauer alles Mögliche im Kopf hatte, aber sicher keinen Umzug in eine andere Wohnung. Allerdings muss man eben auch sehen, dass die Regelungen recht eindeutig sind und es daher auch logisch ist, dass das Amt sich bei diesem Mann meldet, wenn die Wohnung für ihn alleine eigentlich zu groß und damit sicher auch zu teuer ist. Dass das nun schon nach drei Tagen erfolgte, hat nichts mit Hass oder irgendwelchen Bösartigkeiten zu tun, sondern einfach damit, dass der Fall auf dem Schreibtisch des entsprechenden Sachbearbeiters gelandet ist und schnell bearbeitet wurde. Für den Mann ist das sicher alles andere als schön, aber ich finde es nicht außergewöhnlich, dass der Mann nun aufgefordert wurde, sich eine andere Wohnung zu suchen.
Wenn beim Amt die Notiz eingeht, dass ein Bewohner einer Bedarfsgemeinschaft verstorben ist, wird das eben vermerkt. Daraus ergeben sich dann die logischen Konsequenzen, unter anderem auch, dass die Auszahlungen der Bezüge, die bislang für diesen Menschen gezahlt wurden, eingestellt werden. Sobald vermerkt wird, dass in der Familie nun ein Mensch weniger wohnt, geht die Sache ihren Gang. Durch die verwendete Computertechnik ist die Änderung der Anzahl der Bewohner dann auch an den Stellen einsehbar, die solche Schreiben verschicken und ich kann mir nicht vorstellen, dass dort jemand jedesmal hinterfragt, warum in einer Wohnung, in der vorher zwei Leute wohnten, nur noch eine Person lebt. Den Prozess dann noch absichtlich zu verzögern, könnte ein Risiko für den Job des jeweiligen Sachbearbeiters darstellen. Ich denke nicht, dass jemand dieses Risiko auf sich nimmt, nur damit jemand, den man nicht einmal kennt, seine Post ein paar Tage später erhält, obwohl dieses Schreiben unausweichlich ist.
Ich denke auch nicht, dass der Mann seine Wohnung von heute auf morgen verlassen soll. Ich kenne mich in diesen Dingen nicht aus, denke aber, dass es eine Übergangszeit geben wird. Es wäre ja nicht zumutbar, dass der Mann innerhalb von wenigen Wochen ausziehen muss. Wenn LittleSister schreibt, dass die Übergangszeit bis zu sechs Monate betragen kann, ist das sicher ein Zeitraum, der akzeptabel ist. Innerhalb dieser Zeit sollte es möglich sein, dass der Mann, trotz seines angeschlagenen Zustandes, eine neue Wohnung findet.
Dass der Mann nun einen Sponsor gefunden hat, der ihm ein Zeitfenster von zwei Jahren verschafft hat, ist Glück. Das bietet dem Mann zumindest die Möglichkeit, sich erst einmal voll und ganz mit seiner Trauerbewältigung zu beschäftigen, bevor er die Formalitäten und den notwendigen Umzug in Angriff nimmt.
Was war nun an den Brief so fatal? Ehrlich gesagt, ich verstehe die gesamte Aufregung überhaupt nicht. Jedes Amt egal welches muss sich in erster Linie an Gesetze halten. Und das wurde hier gemacht. Wie hier schon geschrieben, hat der Mann den Tod seines Sohnes gemeldet, denn das war ja auch seine Pflicht. Und das Amt hat dann den Vorgang zu bearbeiten, denn das ist ihre Pflicht. Was ist daran nun nicht zu verstehen?
Also nochmal. Dem Mann wurde weder von der ARGE mitgeteilt, das er sofort eine neue und vorallem kleinere Wohnung suchen muß, noch das dies jemals von ihm verlangt wird. Einzig die Information, das man die vollen Mietkosten noch weitere sechs Monate zahlt und danach nur noch in der Höhe, wie es für eine einzelne Person angemessen ist, wurde ihm schriftlich mitgeteilt.
Alles andere, was man in den Medien dazu mitgeteilt hat, ist der blanke Nonsens. Das er dann, nach diesen sechs Monaten eventuell eine kleine Wohnung beziehen sollte, ist schon logisch, weil er sich diese Wohnung allein eben nicht mehr leisten kann. Aber es wurde ihm halt nicht auferlegt.
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